Fine hat geschrieben:Ich persönlich denke auch, dass Inzucht bei Schnecken eine weniger große Rolle spielt als z.B. bei anderen Tierarten.
Was aber kein Freibrief dafür ist, sie einfach zu ignorieren. Dann geht es eben über 20 Generationen gut, statt über 2, aber irgendwann werden auch wir uns ärgern.
man könnte sich eine Gruppe aus möglichst blutsfremden Tieren zusammenstellen in dem man nur einzelne Tiere kauft, dann könnten sich ja keine Geschwister paaren. Man könnte auch...grade wenn man z.B. die Albinoformen der fulica hält von denen ja nun ständig behauptet wird dass sie genetisch nicht ok. sind, mal eine blutsfremde Wildfarbende zur Auffrischung des Genpools einkreuzen.
Was ich jetzt sage, wird aller Wahrscheinlichkeit erstmal wie ein krasser Widerspruch zu meinen anderen Aussagen aussehen, aber:
Das wäre unter Umständen sogar noch schlechter, als die bisherige Linienzucht.
Bevor ihr mich lyncht, lasst es mich kurz erklären: Unter Linienzucht versteht man im Wesentlichen gezielte Inzucht, das heißt, dass nahe Verwandte verpaart werden und der Genpool so sehr eng gehalten wird. Bei solchen Populationen, die sich genetisch wenig unterscheiden, kommen öfter als sonst rezessive Gene zum Vorschein. Werden also Gendefekte, Erbkrankheiten oder sonstige unschöne Sachen rezessiv vererbt, treten diese in Inzuchtlinien häufig auf - das sind dann die sogenannten Inzuchtschäden (die nicht ursächlich durch Inzucht
entstehen, die man sonst nur (noch) nicht bemerkt hätte.) Auf der anderen Seite ergibt sich damit aber auch der entscheidende Vorteil der Linienzucht: Wenn man das eine Weile und überlegt macht, dann kennt man die Genetik seiner Tiere sehr gut und es gibt kaum "Überraschungen". Erwünschte Merkmale lassen sich so leichter festigen.
Nun, wir haben im Wesentlichen von Schneckengenetik herzlich wenig Ahnung. Deshalb bin ich eher skeptisch, was reine Linienzucht betrifft, aber:
Wenn du jetzt stabile Gruppen ohne Auffälligkeiten über mehrere Generationen hast, dann ist das gutes "Material". An der Stelle wäre es komplett destruktiv, solche Gruppen auseinanderzureißen und mit völlig unbekannten Linien zu mischen. Blutauffrischung ist was Feines, sollte aber auch nicht als das Nonplusultra-Allheilmittel angesehen werden; man bekommt mit fremden "Wundertüten" auch durchaus mal Probleme mitgeliefert, die man sonst nicht gehabt hätte.
In jedem Fall sollte jemand, der ernsthaft was auch immer züchten will, die Eltern sehr genau aussuchen. Über x Generationen Geschwister zu kreuzen, ist nicht das Wahre, völlig wild irgendwas zu verpaaren; hauptsache, nicht verwandt, ist aber auch nicht besser! Und WFs sind eh mit Vorsicht zu genießen; von NZs kann man ja vom Vorbesitzer wenigstens noch ein paar Infos kriegen
Wenn man jetzt, wie in deinem Beispiel Shine, aus einem Gelege nur eine Schnecke hat die gut genug ist, dann stimmt doch etwas mit dem ganzen Gelege nicht und man hätte diese eine Schnecke auch nicht behalten sollen.
Das war ein Missverständnis. Ich wollte nur eine behalten, also habe ich nur eine behalten. Da habe ich also durchaus eine Menge eigentlich toller Schnecken gefrostet. Ich stimme dir zu, wäre das ganze Gelege Mist gewesen, wäre es ziemlich dämlich gewesen, überhaupt ein Tier aufzuziehen.
Und wenn man mal dein Beispiel vom Katzenzüchter nimmt.....ein Züchter von Katzen würde, wenn er professionell züchtet, nicht zwei Katzen aus einem Wurf verpaaren und dann mit dem Nachwuchs weiterzüchten oder die Tiere zur Zucht weitergeben, bei Schnecken wird das aber so gemacht.
Sag das nicht so allgemein... In einigen Fällen werden sicherlich auch bei Katzen Geschwister verpaart (wenn auch wahrscheinlich nicht aus demselben Wurf). So etwas kann notwendig sein, wenn man, wie oben beschrieben, ein bestimmtes Merkmal festigen will. Gerade bei neuen Farbschlägen z.B. ist der Genpool anfangs oft sehr klein. Das ist aber nicht grundsätzlich schlecht! Es muss nur sehr gut überlegt sein.
Vergleichbar ist das aber mMn sowieso nicht, weil bei Schnecken Inzucht eine weit geringere Rolle spielt.
Und ich wüsste zu gern mal, woran eigentlich festgemacht wird, welche "Rolle" Inzucht in Bezug auf Arten spielt. Wie gesagt, Inzucht
verursacht keine genetischen Probleme, sie
zeigt nur bereits vorhandene. Wenn unsere Schnecken mit der Zeit immer kleiner/ kurzlebiger/... werden, dann ist das aus meiner Sicht durchaus ein Problem.
Nur wenn man davon ausgeht dass Schäden bei Schnecken genetisch- inzuchtbedingt sind, dann muss man bei der Vermehrung aus meiner Sicht komplett umdenken und kann nicht sagen "man selektiert und somit hat man alles getan um gesunden Nachwuchs zu haben", das wäre wohl zu einfach.
Ganz genau.
So als ungefähre Denkanstöße würde ich da sehen:
- dass nicht jeder Halter sich für einen Züchter hält, sondern die Zucht Leute machen, die sich wirklich mit dem Thema beschäftigen und nicht "nur mal Junge aufziehen wollen"
- dass Züchter sich Zuchtziele definieren, zB Größe, bestimmte Farben, Langlebigkeit... (Gesundheit sollte selbstverständlich sein)
- dass Zuchttiere nach den Zuchtzielen ausgesucht und in passende Gruppen gesetzt werden
- dass mit Tieren, die nicht zu den Zielen passen, nicht gezüchtet wird und ihre Gelege konsequent vernichtet werden
- dass der Züchter den Käufern Bescheid gibt, falls sich bei den Elterntieren was Problematisches andeutet (wichtig für Ziele wie Endgröße, Lebenslänge)
- dass die Jungtierkäufer umgekehrt dem Züchter Feedback geben, wenn was nicht okay ist, und dass der ggf. die Elterntiere aus der Zucht nimmt
-> sprich: Dass die Entwicklung der Jungtiere gut verfolgt wird und dass man anhand der Daten immer bessere Selektionssysteme für die nächsten Gelege/ Generationen erarbeiten kann
Ich würde sagen... Es gibt viel zu tun~