Selektieren

Hier dreht sich alles um den Nachwuchs.

Selektieren

Beitragvon Cleo am 05.06.2011, 08:50

Guten Morgen,
ich als "alter Schneckenhase" muss jetzt doch direkt mal nachfragen, weil ich es in letzter Zeit immer wieder lese: was meint Ihr genau mit "Selektieren", wenn Ihr von Eurem Nachwuchs redet? Hab ich das richtig verstanden, dass möglichst viele Schnecken schlüpfen sollen und später (wann auch immer das sein mag...) wird dann aussortiert, wer weiterlebt und wer gefrostet oder verfüttert wird? In den ersten Jahren hier im Forum wurde nämlich irgendwie nie gesprochen, da hat man soviel schlüpfen lassen, wie man entweder selbst behalten wollte/konnte oder die man verkaufen wollte. Also wurde ein Großteil der Eier gefrostet, und das was geschlüpft ist wurde dann großgezogen. Wie funktioniert nun das "Selektieren" genau (mittlerweile scheint das hier ein gängiger Vorgang zu sein, an mir ist das anscheinend irgendwie vorbeigegangen...), woran erkennt Ihr, ob eine Schnecke für die Zucht geeignet ist und welche nicht? Ich hab ja nu schon viele viele Schneckenbabies gehabt und gesehen, ich könnte ja nie im Leben sehen, welche nun "besser" ist als die andere.....ich handhabe es aber sowieso weiterhin so wie all die Jahre, mich interessiert es aber trotzdem, wie Ihr das so macht.
Grüße von Cleo Image
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Re: Selektieren

Beitragvon oflittlediamonds am 05.06.2011, 09:41

Guten Morgen!
Ich handhabe es folgendermaßen: Ich lasse komplette Gelege schlüpfen. Nach einiger Zeit sieht man ja schon, ob welche schlecht wachsen und die werden dann "aussortiert". Da ich spalterbige rodatziis habe, wo auch WJs und VAs schlüpfen, fange ich auch an, sobald ich erkennen kann, was für Farben es sind, die dunklen (also, fulicas) auszusortieren.
Da ich aus den letzten Gelegen eine Menge gutwachsende rodatziis habe, werde ich diesmal wohl auch die rodatziis aussortieren. D.h. ich werde alle weißfüßigen erstmal behalten und dann sehen, welche gut und schlecht wachsen. Die, die schlecht wachsen, werden immer wieder "aussortiert".

Wenn ich hinterher zu viele gut wachsende habe, werde ich die abgeben.

Andere können das vielleicht noch besser erklären. :wink:
Viele Grüße
Marion
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Re: Selektieren

Beitragvon Veruca am 05.06.2011, 11:22

Huhu,

genau so habe ich das auch vor, alles was krank/missgebildet/kleinwüchsig/schwach ist wird aussortiert und verfüttert oder gefrostet.
Alles andere verunreinigt m.M. nach den Genpool und führt irgendwann dazu das wir mehr kranke als gesunde Tiere haben. Die Gefahr das bei 6 Eiern nur kranke dabei sind, die ich wegen dem fehlenden Vergleich nicht erkenne, wäre mir zu hoch.

Ich persönlich finde das man es der Natur "schuldig" ist, auch den Part der natürlichen Auslese zu übernehmen wenn man Tiere hält bzw züchtet. Wenn man das nicht macht schraubt man die Evolution quasi zurück... sehr sehr langsam... aber man schraubt. So sehe ich das.

Grüße
Veru
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Re: Selektieren

Beitragvon oflittlediamonds am 05.06.2011, 11:52

Veruca hat geschrieben:Huhu,

genau so habe ich das auch vor, alles was krank/missgebildet/kleinwüchsig/schwach ist wird aussortiert und verfüttert oder gefrostet.
...


Genau das ist es, was ich meinte. Sorry, für meine schlechte Erklärung. (Bin momentan krank und da kann man ja manchmal nicht richtig denken. :lol: )
Viele Grüße
Marion
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Re: Selektieren

Beitragvon Fine am 05.06.2011, 12:24

Also, ich muss sagen, ich sehe diese ganze Selektionsgeschichte mit etwas gemischten Gefühlen.

Vorweg gesagt, Schnecken zu vermehren ist nunmal recht einfach, grade bei Arten wie fulica oder immaculata......es geht wie von selbst, man braucht nicht viel Platz und es macht natürlich auch Spaß ein paar Babys großzuziehen. Man ist irgendwie ziemlich schnell und einfach "Züchter".
Unser Wissen ist aber beschränkt, so würde ich z.B. infrage stellen ob Wachstumsschäden wirklich immer genetisch bedingt sind. Das mag in manchen Fällen so sein, aber sicher auch in vielen Fällen nicht.

Damit ich nicht falsch verstanden werde, auch ich froste Schnecken um sie an meine Schildkröten zu verfüttern, trotzdem würde ich gerne zur Diskussion stellen ob es wirklich richtig ist, hunderte von Schnecken zu frosten...und das meist in einem Alter in dem man mMn noch garnicht sagen kann, ob diese Schnecke eines Tages gut oder schlecht gewachsen sein wird...dazu kommt dann noch dass WJ und Vollalbinos z.B. ja auch nicht mehr sooo selten sind, ist es wirklich nötig dass jeder diese Farbform züchtet?

Die Fragen die sich mir stellen wären z.B.:
- kann man wirklich bei so kleinen Schnecken schon sehen welche mal gut wachsen wird? Nach meiner Erfahrung ist das nämlich nicht so.
Missgebildete Schnecken sind eher äußerst selten.

- soll man davon ausgehen dass sozusagen 90% "Ausschuss" sind?
Ich würde mal davon ausgehen dass, wenn ich ein ganzes immaculata-Gelege aufziehe mindestens 90% gut gewachsene Schnecken sind

- müsste man nicht, wenn man wirklich so "professionell" an die Sache rangehen will und davon ausgeht dass Wachstumsfehler genetisch bedingt sind, ganz anders anfangen?
Sollte man da nicht schon bei den Elterntieren beginnen? Sich also erstmal eine Gruppe aus fehlerfrei gewachsenen Tieren zusammenstellen die dann möglichst auch noch blutsfremd sind?

- und müsste man nicht, sofern man Babys mit Wachstumsstörungen im Gelege hat, alle frosten und die Elterntiere aus der Zucht rausnehmen.......denn die genetischen Voraussetzungen stammen ja von den Elterntieren und werden vielleicht auch an die augenscheinlich schön gewachsenen Babys vererbt.

- müsste man nicht vielleicht sogar soweit gehen, dass man nicht Gruppen aus einem Gelege zusammen weitergibt, allein schon wegen der genetischen Vielfalt?

Das sind alles Fragen die sich mir stellen würden wenn ich davon ausgehen würde, dass fast jeder "Fehler" genetisch bedingt ist...

Ob man das nun der Natur "schuldig" ist......ich denke die Natur hat eine ganz andere Art der natürlichen Auslese, unser "schön gewachsen" hat nichts damit zu tun ob eine Schnecke in der Natur lebensfähig wäre, da spielen ganz andere Faktoren eine Rolle, Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Bedingungen z.B., sowas ist im Terrarium ja nun garnicht gegeben.
Unsere Achatschnecken werden außerdem mit dem Leben in der Natur vermutlich garnichts mehr zu tun haben.
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Re: Selektieren

Beitragvon Shine am 05.06.2011, 20:34

Genau wegen dieser Punkte, Fine, finde ich die Selektion von Jungschnecken ziemlich sinnvoll. Die Haltungs- und "Züchtungs"-Form tendiert heute eben sehr stark zu sehr, sehr, sehr enger Linienzucht - über wieviele Generationen sind die Vorfahren unserer Schnecken schon Geschwister? :wink: Ich persönlich mag da gar nicht so genau drüber nachdenken, ehrlich gesagt, und bei Schnecken halten sich ja Inzuchtschäden scheinbar (zum Glück...) in Grenzen, aber wenn man da weiterhin völlig blauäugig an die Vermehrung geht, aus Mitleid wirklich alles mitpäppelt und sich dann womöglich auch noch vermehren lässt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder auf Wildfänge angewiesen sind. Auch bei den Arten, die sich eigentlich schon etabliert haben.
Züchter, egal welcher Haustierart, tragen auch immer Verantwortung für die jeweilige Art. Bei Schnecken ist es nun nicht so ganz einfach, zu kontrollieren, wer sich mit wem paart (die meisten halten ja nicht nur Zweiergruppen), deshalb halte ich einen möglichst kritischen Umgang mit den Jungtieren wirklich für sinnvoll. Es ist definitiv nicht einfach, niedliche Jungschnecken zu töten - zumal man sie auch durchaus eine Weile wachsen lassen und beobachten muss; da wachsen einem die Tiere schon ans Herz. Und trotzdem finde ich das besser, als nur soviele Eier schlüpfen zu lassen, wie man aufziehen will.

Ich persönlich habe das einmal gemacht: Ein Fuli-Gelege komplett schlüpfen lassen und über Wochen immer mal wieder aussortiert. Bei der letzten Selektion hatten die Größten etwas über 1 cm Häuschenlänge, also das, was so als früheste Versandgröße gilt. Ich habe von dem Gelege dann genau eine Schnecke behalten. Das war nicht die größte, aber sie war etwas besser gewachsen. Übrigens entwickelt sie sich immer noch gut, sie ist jetzt etwa ein dreiviertel Jahr alt.

Richtig klasse wäre es natürlich, wenn man so eine Denkweise, wie du sie ansprichst, weiter durchsetzen könnte. Das ist dann nämlich allmählich das, was ich auch unter "Zucht" verstehen würde und nicht mehr nur "Vermehrung" - sprich, Elterntiere konsequent auswählen und auch von der Zucht ausschließen, zu enge Inzucht vermeiden, Rückschlüsse von Jungtieren ziehen usw. (Da müssten allerdings bei den Fulis die Leute aufpassen, die die Farbformen erhalten wollen; die brauchen Inzucht.) Aber a) wird das schwierig, das durchzusetzen - wie du schon sagst, Schnecken vermehren sich ja praktisch "von allein", das ist so schön einfach... und b) halte ich selbst dann noch eine Selektion von Jungtieren für notwendig. EIn Katzenzücher sucht sich aus dem Wurf ja auch kritisch das Tier raus, mit dem er weitermachen will, und behält nicht alle Kätzchen für die Zucht. ;)

LG
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Re: Selektieren

Beitragvon Lindenbaerchen am 06.06.2011, 07:30

Bei meinem letzten Gelege, das ursprünglich komplett zum Verfüttern gedacht war konnte ich beobachten, dass wenige Schnecks dabei waren, die von Anfang an nicht richtig wuchsen...damit meine ich nicht zwei oder drei Millimeter Unterschied, sondern Schnecks, die mit Sechs Wochen noch immer gerade mal 5mm hatten.Nachdem die ersten einen Zentimeter Größe hatten, stellte ich fest, dass meine Bartagamen gar keine Schnecken fressen wollten, also habe ich alle, die deutlich kleiner waren als die Größte aussortiert.Das Ganze 2x jeweils zwei Wochen später noch mal...übrig blieben 40 Schnecken, für die notfalls alle meine Terras gereicht hätten...bei der Aufzucht nach Selektion sind alle sehr regelmäßig gewachsen, mit nur wenigen Milimetern Unterschied und es sind schön große Tiere geworden.Ausfälle gabs keine. Nur eine einzige ist etwa 1cm kleiner geblieben, als die anderen, aber immernoch schön groß.Von all meinen Schnecken habe ich Wachstumsdaten...die ersten sind sehr unregelmäßig gewachsen, drei von 5 sind gerade mal 10cm große Fulis...ich habe sie als nicht selektierte Babys gekauft.Die zweiten waren schon von Anfang an schön große und gut gewachsene Babys von Geli, die sich alle super gleichmäßig entwickelt haben.Von Anfang an hatten sie nur wenige Milimeter Unterschied.Alle sind größer geworden, als vier meiner Fulis...obwohl sie WJ sind.Mein eigenes Gelege ist der Nachwuchs dieser Tiere von Geli und bereits als Babys waren diese Tiere dann schon größer, als die Elterntiere im selben Alter.Ich denke, da macht das Selektieren schon Sinn, zumal gerade jetzt wieder etliche minderwüchsige Schnecken in den Umlauf gekommen sind.Ich selber habe auch welche erwischt, weil mir falsche Angaben gemacht worden sind.Es ist schon enttäuschend für zukünftige Halter wenn die versprochene Riesenschnecke nur wenige Zentimeter bekommt und dabei noch Schwierigkeiten hat.Natürlich sollten die Elterntiere gut ausgewählt sein und sicher braucht man auch nicht 500 Eier schlüpen zu lassen, wenn es letztendlich 10 Schnecken für den Verkauf oder die eigene Haltung sein sollen.Und natürlich spielt auch die Haltung eine große Rolle bei der Entwicklung.Auch kann man durch Selektion sicher nicht alle Probleme vermeiden, aber insgesamt halte ich es mitsamt der Auswahl der Elterntiere für notwendig, denn wie vielen hier ist schon aufgefallen, dass unsere Schnecken scheinbar immer kleiner werden?
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Re: Selektieren

Beitragvon Fine am 06.06.2011, 08:17

Ich persönlich denke auch, dass Inzucht bei Schnecken eine weniger große Rolle spielt als z.B. bei anderen Tierarten.
Nur liegt ja der ganzen Selektionsgeschichte (außer bei Selektion nach Farbe) der Gedanke zugrunde, dass beispielsweise Wachstumsschäden genetisch bedingt sind, solche Schäden auch durch Inzucht hervorgerufen werden können und entsprechend aussortiert werden muss damit gesunde Gene und ein guter Genpool weitergegeben werden kann.

Wenn man aber wirklich diesen Gedanken zugrunde legt, dann muss man auch konsequent sein und schon bei den Elterntieren anfangen.
Natürlich kann man bei Schnecken nicht kontrollieren, wer sich mit wem paart, es sei denn man hat nur zwei Tiere.....aber man könnte sich eine Gruppe aus möglichst blutsfremden Tieren zusammenstellen in dem man nur einzelne Tiere kauft, dann könnten sich ja keine Geschwister paaren. Man könnte auch...grade wenn man z.B. die Albinoformen der fulica hält von denen ja nun ständig behauptet wird dass sie genetisch nicht ok. sind, mal eine blutsfremde Wildfarbende zur Auffrischung des Genpools einkreuzen.
Und wenn man seinen Nachwuchs dann abgibt dürfte man eben nur einzelne Tiere weitergeben damit diese dann wiederum mit blutsfremden anderen Schnecken zusammengehalten werden.

Das ist natürlich ein längerer Weg der mehr Geduld und Aufwand erfordert, wäre aber in meinen Augen nur konsequent...nur, wer macht das so? Ich denke das sind eher wenige.
Mal ganz provokant gesagt ist es doch teilweise so, dass die "Züchter" sich bei ein oder zwei Haltern Schnecken kaufen, die Schnecken wachsen heran, legen Eier und dann möchte man einfach gerne ein paar Babys großziehen, ist ja auch völlig legitim, ich ziehe auch gerne Babys auf. Man liest von Selektion und macht es dann so......in dem guten Gewissen nur genetisch perfekte Schnecken großzuziehen und ein guter Züchter zu sein.

Aber ist das wirklich so? Hat man wirklich genetisch "gute" Schnecken wenn 90% des Geleges "schlecht" waren? Oder wäre auch der Rest "gut" gewesen und man hat sie trotzdem gefrostet? Wie erkennt man denn bei so kleinen Babys (mal abgesehen von wirklichen Deformationen oder ganz gravierenden Größenunterschieden) welche in ein paar Monaten schön gewachsen sein wird? Hätte man vielleicht genauso viele gut gewachsene Schnecken wenn man z.B. nur 10 oder 20 schlüpfen lässt weil diese ja dann nicht mit hunderten anderen in einer Box sitzen?
Vielleicht sind meine Schnecken irgendwie anders, aber ich kann bei meinen einfach nicht feststellen, dass es einen so großen Anteil schlecht gewachsener Babys gibt, ich wüsste garnicht welche ich aussortieren sollte weil sie irgendwie alle gut wachsen...und wenn mal ein Wachstumsschaden auftritt, dann viel später und nicht bei so kleinen Schnecken.

Wenn man jetzt, wie in deinem Beispiel Shine, aus einem Gelege nur eine Schnecke hat die gut genug ist, dann stimmt doch etwas mit dem ganzen Gelege nicht und man hätte diese eine Schnecke auch nicht behalten sollen.

Und wenn man mal dein Beispiel vom Katzenzüchter nimmt.....ein Züchter von Katzen würde, wenn er professionell züchtet, nicht zwei Katzen aus einem Wurf verpaaren und dann mit dem Nachwuchs weiterzüchten oder die Tiere zur Zucht weitergeben, bei Schnecken wird das aber so gemacht.
Vergleichbar ist das aber mMn sowieso nicht, weil bei Schnecken Inzucht eine weit geringere Rolle spielt.
Nur wenn man davon ausgeht dass Schäden bei Schnecken genetisch- inzuchtbedingt sind, dann muss man bei der Vermehrung aus meiner Sicht komplett umdenken und kann nicht sagen "man selektiert und somit hat man alles getan um gesunden Nachwuchs zu haben", das wäre wohl zu einfach.
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Re: Selektieren

Beitragvon Veruca am 06.06.2011, 08:56

Fine hat geschrieben:Wenn man aber wirklich diesen Gedanken zugrunde legt, dann muss man auch konsequent sein und schon bei den Elterntieren anfangen.
Natürlich kann man bei Schnecken nicht kontrollieren, wer sich mit wem paart, es sei denn man hat nur zwei Tiere.....aber man könnte sich eine Gruppe aus möglichst blutsfremden Tieren zusammenstellen in dem man nur einzelne Tiere kauft, dann könnten sich ja keine Geschwister paaren. Man könnte auch...grade wenn man z.B. die Albinoformen der fulica hält von denen ja nun ständig behauptet wird dass sie genetisch nicht ok. sind, mal eine blutsfremde Wildfarbende zur Auffrischung des Genpools einkreuzen.
Und wenn man seinen Nachwuchs dann abgibt dürfte man eben nur einzelne Tiere weitergeben damit diese dann wiederum mit blutsfremden anderen Schnecken zusammengehalten werden.

Das ist natürlich ein längerer Weg der mehr Geduld und Aufwand erfordert, wäre aber in meinen Augen nur konsequent...nur, wer macht das so?


Ich versuche das genau so zu machen.. zumindest soweit das möglich ist. Meine Schnecken sind von 3 verschiedenen "Quellen" und die Woche kommt noch eine einzelne adulte VA an, die ich auch noch mit rein "mischen" würde. Für den Fall das ich nochmal irgendwann schlüpfen lasse...

Natürlich muss ich auch zugeben das ich das erste Gelege von meiner dicksten schlüpfen lasse weil es eben eines der ersten Gelege ist und ich da welche von behalten will. Aber wirklich "nachziehen", auch für andere, würde ich in einem anderen Becken mit ausschließlich blutsfremden Tieren.

Selbst wenn Inzucht wirklich kein großes Problem ist, gut ist es allemal wenn man unterschiedliche "Blutslinien" mischt.

Die größten Schnecken würde ich nicht nur wegen der Gesundheit auswählen, sondern auch um die Schnecken langsam wieder größer zu ziehen. Denn wie Lindenbärchen schon sagte, irgendwie scheint es als ob die Schnecks immer kleiner würden. Aber vielleicht bin ich da auch nur gebranntmarkt wegen meiner schlechten Erfahrungen.

Grüße
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Re: Selektieren

Beitragvon Shine am 06.06.2011, 17:21

Fine hat geschrieben:Ich persönlich denke auch, dass Inzucht bei Schnecken eine weniger große Rolle spielt als z.B. bei anderen Tierarten.

Was aber kein Freibrief dafür ist, sie einfach zu ignorieren. Dann geht es eben über 20 Generationen gut, statt über 2, aber irgendwann werden auch wir uns ärgern.

man könnte sich eine Gruppe aus möglichst blutsfremden Tieren zusammenstellen in dem man nur einzelne Tiere kauft, dann könnten sich ja keine Geschwister paaren. Man könnte auch...grade wenn man z.B. die Albinoformen der fulica hält von denen ja nun ständig behauptet wird dass sie genetisch nicht ok. sind, mal eine blutsfremde Wildfarbende zur Auffrischung des Genpools einkreuzen.

Was ich jetzt sage, wird aller Wahrscheinlichkeit erstmal wie ein krasser Widerspruch zu meinen anderen Aussagen aussehen, aber:
Das wäre unter Umständen sogar noch schlechter, als die bisherige Linienzucht.
Bevor ihr mich lyncht, lasst es mich kurz erklären: Unter Linienzucht versteht man im Wesentlichen gezielte Inzucht, das heißt, dass nahe Verwandte verpaart werden und der Genpool so sehr eng gehalten wird. Bei solchen Populationen, die sich genetisch wenig unterscheiden, kommen öfter als sonst rezessive Gene zum Vorschein. Werden also Gendefekte, Erbkrankheiten oder sonstige unschöne Sachen rezessiv vererbt, treten diese in Inzuchtlinien häufig auf - das sind dann die sogenannten Inzuchtschäden (die nicht ursächlich durch Inzucht entstehen, die man sonst nur (noch) nicht bemerkt hätte.) Auf der anderen Seite ergibt sich damit aber auch der entscheidende Vorteil der Linienzucht: Wenn man das eine Weile und überlegt macht, dann kennt man die Genetik seiner Tiere sehr gut und es gibt kaum "Überraschungen". Erwünschte Merkmale lassen sich so leichter festigen.

Nun, wir haben im Wesentlichen von Schneckengenetik herzlich wenig Ahnung. Deshalb bin ich eher skeptisch, was reine Linienzucht betrifft, aber:
Wenn du jetzt stabile Gruppen ohne Auffälligkeiten über mehrere Generationen hast, dann ist das gutes "Material". An der Stelle wäre es komplett destruktiv, solche Gruppen auseinanderzureißen und mit völlig unbekannten Linien zu mischen. Blutauffrischung ist was Feines, sollte aber auch nicht als das Nonplusultra-Allheilmittel angesehen werden; man bekommt mit fremden "Wundertüten" auch durchaus mal Probleme mitgeliefert, die man sonst nicht gehabt hätte.

In jedem Fall sollte jemand, der ernsthaft was auch immer züchten will, die Eltern sehr genau aussuchen. Über x Generationen Geschwister zu kreuzen, ist nicht das Wahre, völlig wild irgendwas zu verpaaren; hauptsache, nicht verwandt, ist aber auch nicht besser! Und WFs sind eh mit Vorsicht zu genießen; von NZs kann man ja vom Vorbesitzer wenigstens noch ein paar Infos kriegen

Wenn man jetzt, wie in deinem Beispiel Shine, aus einem Gelege nur eine Schnecke hat die gut genug ist, dann stimmt doch etwas mit dem ganzen Gelege nicht und man hätte diese eine Schnecke auch nicht behalten sollen.

Das war ein Missverständnis. Ich wollte nur eine behalten, also habe ich nur eine behalten. Da habe ich also durchaus eine Menge eigentlich toller Schnecken gefrostet. Ich stimme dir zu, wäre das ganze Gelege Mist gewesen, wäre es ziemlich dämlich gewesen, überhaupt ein Tier aufzuziehen.

Und wenn man mal dein Beispiel vom Katzenzüchter nimmt.....ein Züchter von Katzen würde, wenn er professionell züchtet, nicht zwei Katzen aus einem Wurf verpaaren und dann mit dem Nachwuchs weiterzüchten oder die Tiere zur Zucht weitergeben, bei Schnecken wird das aber so gemacht.

Sag das nicht so allgemein... In einigen Fällen werden sicherlich auch bei Katzen Geschwister verpaart (wenn auch wahrscheinlich nicht aus demselben Wurf). So etwas kann notwendig sein, wenn man, wie oben beschrieben, ein bestimmtes Merkmal festigen will. Gerade bei neuen Farbschlägen z.B. ist der Genpool anfangs oft sehr klein. Das ist aber nicht grundsätzlich schlecht! Es muss nur sehr gut überlegt sein.

Vergleichbar ist das aber mMn sowieso nicht, weil bei Schnecken Inzucht eine weit geringere Rolle spielt.

Und ich wüsste zu gern mal, woran eigentlich festgemacht wird, welche "Rolle" Inzucht in Bezug auf Arten spielt. Wie gesagt, Inzucht verursacht keine genetischen Probleme, sie zeigt nur bereits vorhandene. Wenn unsere Schnecken mit der Zeit immer kleiner/ kurzlebiger/... werden, dann ist das aus meiner Sicht durchaus ein Problem.

Nur wenn man davon ausgeht dass Schäden bei Schnecken genetisch- inzuchtbedingt sind, dann muss man bei der Vermehrung aus meiner Sicht komplett umdenken und kann nicht sagen "man selektiert und somit hat man alles getan um gesunden Nachwuchs zu haben", das wäre wohl zu einfach.

Ganz genau. :)
So als ungefähre Denkanstöße würde ich da sehen:
- dass nicht jeder Halter sich für einen Züchter hält, sondern die Zucht Leute machen, die sich wirklich mit dem Thema beschäftigen und nicht "nur mal Junge aufziehen wollen"
- dass Züchter sich Zuchtziele definieren, zB Größe, bestimmte Farben, Langlebigkeit... (Gesundheit sollte selbstverständlich sein)
- dass Zuchttiere nach den Zuchtzielen ausgesucht und in passende Gruppen gesetzt werden
- dass mit Tieren, die nicht zu den Zielen passen, nicht gezüchtet wird und ihre Gelege konsequent vernichtet werden
- dass der Züchter den Käufern Bescheid gibt, falls sich bei den Elterntieren was Problematisches andeutet (wichtig für Ziele wie Endgröße, Lebenslänge)
- dass die Jungtierkäufer umgekehrt dem Züchter Feedback geben, wenn was nicht okay ist, und dass der ggf. die Elterntiere aus der Zucht nimmt
-> sprich: Dass die Entwicklung der Jungtiere gut verfolgt wird und dass man anhand der Daten immer bessere Selektionssysteme für die nächsten Gelege/ Generationen erarbeiten kann

Ich würde sagen... Es gibt viel zu tun~ :-D
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Re: Selektieren

Beitragvon Lindenbaerchen am 16.06.2011, 09:14

@Fine: Du hast recht, sicher wären aus ganz vielen der im Zuge der Selektion gefrosteten Babys tolle Schnecks geworden.Bei meinen "Futterbabys" waren auch nur wenige Winzlinge dabei.Von daher macht es Sinn, nicht gleich hunderte von Babys schlüpfen zu lassen, nur um sie anschliessend alle zu frosten (Ausser, man verfolgt wie von Shine beschrieben ganz bestimmte auf lange Sicht ausgelegte Ziele als ZÜCHTER)

Aber bei denen, die eben auch gerne mal ein paar Babys aufziehen wollen macht es Sinn, diese wenigen "Nücker" dann auszusortieren, was immerhin ein Anfang ist...neben der guten Auswahl der Eltern.Wahrscheinlich hatte ich Glück, dass meine Schnecks sich gut entwickeln, aber zum Einen habe ich gute Elterntiere von Geli bekommen, die nicht aus der X-ten Generation stammen und zum Anderen habe ich ganz bewusst ein Gelege dieser Tiere und nicht etwas eines meiner kleineren Fulis ausgewählt, damit meine Bartagame ordentlich was zu futtern hat :oops:

@Shine: Ein ganz wichtiger Gedanke, auch nach der Vergabe der Jungtiere in Kontakt zu bleiben und Daten auszutauschen!!!

Selektion ist nicht die alleinige Lösung unserer kleiner werdenden Schnecks, aber auf jeden Fall ein Aspekt, der dazugehört, mitsamt deiner anderen Denkanstöße.
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Re: Selektieren

Beitragvon Fine am 19.06.2011, 06:48

Lindenbaerchen hat geschrieben:Von daher macht es Sinn, nicht gleich hunderte von Babys schlüpfen zu lassen, nur um sie anschliessend alle zu frosten

Eben, das würde ich auch meinen. Ich denke bei den Arten von denen in Bezug auf Selektion die Rede ist, könnte man davon ausgehen dass mindestens 90% eines Geleges schön wachsen wird.
Nur entsteht eben- vielleicht auch nur bei mir?- der Eindruck, als würde es zur Selektion dazugehören erstmal das ganze Gelege schlüpfen zu lassen.

Manchmal ja schon etwas schizophren....da wird einerseits seitenlang diskutiert wie man eine schlecht gewachsene vor sich hinmickernde Schnecke noch irgendwie am Leben erhalten/zum wachsen bekommen kann, es wird gebadet, Brei gefüttert, auf Zewa gesetzt.....andererseits werden Babys, bei denen man noch garnicht weiß wie sie mal wachsen werden, zu hunderten gefrostet.
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Re: Selektieren

Beitragvon Cleo am 19.06.2011, 06:52

Fine hat geschrieben:Manchmal ja schon etwas schizophren....da wird einerseits seitenlang diskutiert wie man eine schlecht gewachsene vor sich hinmickernde Schnecke noch irgendwie am Leben erhalten/zum wachsen bekommen kann, es wird gebadet, Brei gefüttert, auf Zewa gesetzt.....andererseits werden Babys, bei denen man noch garnicht weiß wie sie mal wachsen werden, zu hunderten gefrostet.


...dem schließe ich mich 100%ig an!
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Re: Selektieren

Beitragvon sumisu76 am 19.06.2011, 10:41

Huhu :)

Diese ganze Selektionsgeschichte wuselt mir auch schon länger im Kopf rum. Selektieren an sich finde ich schon richtig, nur geht es ja nicht nur darum, ob ich ganze Gelege schlüpfen lasse oder nur einen Teil. Sinn macht es ja erst, über einen längeren Zeitraum zu selektieren. Da stellt sich nicht die Frage, ob und wie ich bei Babys schon sehen kann wie sie mal wachsen - da muss ich dann im Grunde genommen auch mal eine richtige Schnecke aus div. Gründen in den Froster packen. (Gibt ja auch Tiere, die größere Schnecken essen). Und, um ehrlich zu sein, da wird es bei mir doch arg problematisch. Hätte ich wirklich nicht gedacht, aber mir fällt das sauschwer. Ich war eig. der Meinung, desbezüglich ein relativ "nüchterer" Mensch zu sein, aber wenn die einen dann angucken und nichts haben was sie in ihrer Lebensfähigkeit einschränkt sondern nur nicht wachsen wie die Wutz...
Wie ich das in Zukunft handhaben werde, weiss ich noch nicht. Ich muss aber dazu sagen, dass ich wenn überhaupt dann nur noch Gelege von meinen größeren (nicht verwandten) Tigern schlüpfen lassen werde. Und das muss ich schnell überlegen, weil hier schon das nächste liegt.

LG, Steffie
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Re: Selektieren

Beitragvon Drachin am 28.06.2011, 17:33

Hab grad in einer Galerie wieder die Selektionsdiskussion aufflammen sehen (zumindest in Anfangszügen).

Ich finde, man sollte schon selektieren, ABER: Es geht doch eher darum, kranke und missgebildete Tiere auszusortieren, die in der Wildnis auch nicht überlebt hätten. (Tatsächlich gibt es Missbildungen, die dem Tier gar nichts ausmachen und mit denen sie wunderbar weiterleben können) Ich finde, dass man nicht das ganze (oder halbe, wie auch immer) Gelege schlüpfen lassen muss, nur um sich die 3 Tierchen rauszusuchen, die nach meiner Meinung nach am schönsten aussehen. Das tun nichtmal Züchter anderer Tiere. Die züchten eben nur mit bestimmten Tieren weiter, die gewisse Attribute haben, töten die anderen Tiere aber nicht ab, sondern nehmen sie einfach nur nicht mit in den Zuchtstall auf. Ich verspreche doch nicht einem Tier das Leben, indem ich es ausschlüpfen lasse, nur um es dann nach kurzer Zeit zu töten. *seufz* Es sind wirklich nur die Menschen, die so denken und sowas tun können... :cry:
Nicht meine Schuld, kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier...!
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