Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Hier geht es um wissenschaftliche Aspekte des Schneckenlebens.

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 16.07.2016, 12:48

Rasplutin hat geschrieben:
Dirk67 hat geschrieben:Sollte er aber weiterhin nächtlich durch das Becken donnern um ganze Blätter zu vertilgen
Na, hoffentlich ist er kein "Frustfresser" und futtert aus Einsamkeit oder weil ihm langweilig ist.


Hallo Rasplutin.
Genau betrachtet, implizierst Du mit dieser Aussage wieder menschliches Verhalten, auf eine Schnecke.
Du hast Recht, das Menschen auf Grund von psychischen Dysbalancen, oft dazu neigen, ungesunde Nahrung oder zuviele Kalorien aufzunehmen.
Du nennst es " Frust fressen ".
Hast Du schon mal eine Schnecke gesehen , die an Fettleibigkeit leidet ?
Vielmehr nehmen diese Tiere genügend Nahrung auf, um ihr Überleben zu sichern.
Aber Du kannst natürlich Recht haben, in dem Du mal ein Foto sendest, auf dem man eine Schnecke sieht, die ein T-Shirt mit der Aufschrift trägt " Bier formte diesen wunderschönen Körper " ( kleiner Scherz ).
Ich denke, das Schnecken viel mehr Trieb / Instinkt gesteuert leben.
Trauer, Kuscheln oder Frustfressen ist meiner Meinung nach eher ein Verhalten von Säugetieren.
Übrigends ist Frustfressen bei Hunden nachgewiesen worden.
Liegt aber wirklich an einer nicht artgerechten Haltung.
Gruss Dirk
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 16.07.2016, 13:32

Hallo Barbara.
Sehr informativer Beitrag.
Das Problem in der Haltung von solchen Tieren , ist eben, das man nie ( zur Zeit ), 100 % ' ge Ergebnisse erhalten kann.
Vielmehr ist man auf eigene Erfahrungen, Erfahrungen anderer und Literatur angewiesen.
Das Problem mit Erfahrungen Anderer, liegt darin, das Halter , nie ausprobiert haben, ob auch
differenzierte Haltungen möglich sind ( Einzelhaltung ).
Stichwort Lesen von Schleimspuren.
Schnecken müssen Schleimen , um sich zu bewegen. Das verschwendet sehr viel Energie.
Und Du hast Recht, wenn Du schreibst, das die Schleimspur zum Lesen von Informationen genutzt wird.
Aber nur um geeignete Partner für die Fortpflanzung zu finden.
Oder um Energie zu sparen, da die fremde Schleimspur, eigene Ressourcen schont.
Letztendlich bleibt dann, logisch betrachtet, nur eine Frage übrig.
Leiden Schnecken, wenn sie sich nicht fortpflanzen können ?
Alle anderen Fragen basieren auf Vermenschlichungen und sture Akzeptanz von Erfahrungen Anderer.
Und ich respektiere die Meinungen aller Halter, ihren Erfahrungen und ihren Meinungen.
Pragmatisch beurteilt, kann ich auch auf dem falschen Dampfer fahren.
Im Moment, sieht es aber für Werner gut aus.
Liebe Grüsse Dirk


I
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Rasplutin am 16.07.2016, 14:23

Dirk67 hat geschrieben:Genau betrachtet, implizierst Du mit dieser Aussage wieder menschliches Verhalten, auf eine Schnecke.

Ursprünglich hatte ich in meinem Post noch Bedenken geäussert, dass er sich ohne Gleichgesinnte intellektuell unterfordert fühlen könnte. Diesen Zusatz habe ich wieder gestrichen, weil er mir zu plump erschien - möglicherweise ist die Ironie in der Kurzform dann aber doch nicht deutlich genug geworden.

Ich wollte deinen Thread nicht zuschwafeln, die Problemstellung ist überaus interessant.
Bin auf die weiteren Entwicklungen gespannt!

Hast du diesen Thread schon entdeckt?
Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Nicht 100%, aber etwas zum Thema passt dieser (englischsprachige) Artikel über die "Zahnlose Schliessmundschnecke" Balea perversa:
Social facilitation affects longevity and lifetime reproductive success in a self-fertilizing land snail
Bruno Baur, Anette Baur, 1999
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 18.07.2016, 16:20

Danke Rasplutin.
Den deutschen Thread hatte ich aber schon komplett gelesen und bin dann auch auf Stichworte wie " zusammen Kuscheln " gekommen.
Der englische Link ist sehr interessant. Danke dafür.
Ich finde es sehr wichtig, sich mit Haltern auseinanderzusetzen, die schon lange Achatschnecken halten. Daran kommt man gar nicht vorbei. :)
Die Forenbetreiberin " Geli " hat mir schon sehr wichtige Tipps gegeben, da ich in diesem Bereich wirklich neu arbeite.
Ergebnisse kann man aber nur definieren, wenn man diese Tiere länger beobachtet.
Ich schrieb es schon. Wenn sich das Verhalten meiner Testschnecke " Werner " ( mittlerweile sehe ich ihn/sie schon als Kumpel ), dann werde ich sofort wieder alle drei Schnecken zusammen führen.
Wobei ich diese Schnecken dann nicht mehr halten werde, da mir diese Geburtenkontrolle moralisch gegen den Strich geht.
Dabei kritisiere ich Niemanden, der das durchführt.
Genau genommen ist es aber immer eine Entscheidung , auf Grund eines vermenschlichtem Parameter.
Frisst die Schnecke in der Einzelhaltung zu wenig und wird inaktiver, leidet sie unter der Einzelhaltung.
Wird sie aktiver und frisst gut, ist es auch Trauer, weil Partner fehlen.
Man kann also jedes Verhalten so interpretieren, das am Ende immer das gleiche Ergebnis heraus kommt.
Im Moment sieht es so aus, das Werner sich in der Einzelhaltung genau so verhält, wie in der Gruppenhaltung mit drei Tieren.
Mein Wecker klingelt das erste mal um 2 Uhr und dann schaue ich nach, was er macht.
Wie schon geschrieben, donnert er durch das Becken.
Er frisst gut und scheidet auch aus.
Die Sepiaschale sieht wie nach einem Bombenangriff aus und die Nahrung ( Minigurkenblätter, Löwenzahn und Brenesselblätter ) ist ordentlich bearbeitet worden.
Mein Wecker klingelt das nächste mal um 5 Uhr ( muss zur Arbeit ) , die Zeitschaltuhr geht erst um 8 uhr an, und dann macht er Heia.
Im Moment sehe ich also absolut keinen Unterschied im Verhalten in der Einzelhaltung, oder wenn 2 oder 3 Schnecken in einem Terrarium leben.
Ich denke wirklich, das der Unterschied in der Haltung messbar sein muss.
Um die Gruppenhaltung zu legitimieren, muss es einen messbaren, visuell, pragmatischen erkennbaren Unterschied geben.
Und nochmal: Ich wäre sehr dankbar über Beiträge, die eine Einzelhaltung durch persönliche Erfahrungen , negativ dokumtentieren .
Das würde mir sehr helfen.
Liebe Grüsse Dirk
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon jackyberlin am 18.07.2016, 22:25

Ich habe mehrere Beobachtungserfahrungen, die mir zeigen, dass Schnecken.. (zumindestens die 6 Arten, die ich seit einigen Jahren erfolgreich mit Nachwuchs und Langlebigkeit halte).. sich mit Artgenossen wesentlich wohler und aktiver fühlen..
Abgesehen davon..mal zur Theorie: Schnecken haben 2 Grundbedürfnisse: Futtern und Fortpflanzung!! Die meisten Schneckenarten legen keine kilometerlange Strecke los, um Schnecken zur Fortpflanzung zu finden..., was heißt.. sie bewohnen einen relativ enges Terratorium...(klar.. in der Natur wahrscheinlich größer, als im Terra).. wo sie Futter finden.. und ihnen die Fortpflanzung (dazu brauchen sie Schnecken ihrer Art) finden.
Nichts für Ungut für dein Interesse an Beobachtung... und Experimentierfreudigkeit, aber .. wenn ich mich "frisch" mit einer Tierart beschäftige.. und diese in beengten... künstlichen.. Verhältnissen halte.. und das ist Terrahaltung einfach mal.., obwohl man sich dolle Mühe gibt, es den Lebensbedingungen in der Natur.. Freiheit .. anzupassen, dann ist das Experiment genug..!!
Ich würde mich da erstmal auf die Erfahrung vieler Scheckenhalter beziehen (die über viele Jahre verschiedene Arten erfolgreich halten und auch dafür sorgen, dass verschiedene Arten im Terra Einzug halten können).. , und die Schnecken erstmal über ein paar Jahre beobachten.., damit du ein Gefühl für das Befinden bekommst.. an Haltungsparameter.., Futter, Raum... vielleicht auch irgendwann das Befinden so gut beobachten kannst, dass du selten oder keine Messgeräte dazu brauchst... um dann vielleicht neue Experimente zu wagen!!
Und einen lieben Gruß von Jacky!
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 19.07.2016, 15:27

Hallo Jacky.
Danke für deine Antwort. Ich habe schon darauf gewartet, das mal ein Hardliner antwortet.
Grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Leider hast Du es vermieden, deine Erfahrungen mit Argumenten zu untermauern, Beispiele aus der Praxis zu benennen.
" Sie fühlen sich wohler " ist nicht messbar oder nachweisbar und nur auf Grund emotionaler Einschaetzung des Halters zu verstehen.
Lebewesen haben aber nach Charles Darwin nur ein Grundbedürfnis.
" Überleben ".
Zum Überleben ist nur Nahrung und ein für das Lebewesen geeignetes Habitat nötig.
Versteht man die " Maslowsche Bedürfnishierarchie " sind soziale Kontakte eher drittrangig ( dritte Ebene ). Wie ich schon schrieb, ist die physiologische Ebene , die, die das Überleben sichert.
Und das gilt für Menschen. Ich glaube wirklich nicht, das Schnecken höher als Säugetiere entwickelt sind.
Die individuellen Lebewesen (Phänotyp) einer Population (Art) sind immer unterschiedlich gut an die Umwelt angepasst.
Es ist richtig, das Evolution nur durch Weitergabe der Gene statt finden kann.
Was passiert aber, wenn Phänotypen ihre Gene nicht weitergeben können ?
Sind sie dann unglücklich ?
Sind Schnecken unglücklich, wenn sie alleine gehalten werden ?
Das ist doch die Kernfrage .
Wenn sich ihr Verhalten in der Einzelhaltung nicht verändert, wie kann man dann " Zufriedenheit " oder " artgerechte Haltung " definieren ?
Welche Parameter können beweisen, das eine Einzelhaltung Schnecken in ihren Bedürfnissen beschneidet ?
Das einzige Argument, das ich bisher hier gelesen habe ist, das sie sich wohler fühlen.
Und das Schnecken, die aus dem Terrarium heraus genommen werden, sich zusammen rotten.
Ich konnte dieses Verhalten noch nie beobachten.
Weder in der Natur noch im Terrarium.
Ziemlich schwieriges Thema.
Und ich bin kein Neuling in der Schneckenhaltung.
Nur Reticulata ist eine neue Erfahrung für mich.
Danke für deinen Beitrag ( leider ohne zielorientierte Argumente )
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. :mrgreen:
Liebe Grüsse Dirk
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Nina 99 am 19.07.2016, 16:16

Wieso brennst du denn so drauf, eine Schnecke alleine zu halten?
Das Leben ist wie ein Gummiboot
sehr schaukelig und nicht ganz dicht... Unbekannt

LG Nina
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Wassn am 19.07.2016, 16:28

Ich glaube wegen der nicht vorhandenen Verhütungsmethoden.
Eine Schnecke wird immer einen Weg
zu deinem Salatbeet finden.
megalobulimus oblongus 8D
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 19.07.2016, 16:54

Mal ein paar Antworten aus dem Internet :

"Einzelhaltung Ja oder Nein?
Ganz klar nur immer in gruppen also mindst 2tiere da sie sich einfach wohler fühlen als allein. Ist ja bei den Menschen auch so=)."
Quelle : http://www.tropenschnecken.ch/haltung.html

" Hält man also mehrere Schnecken zusammen (was immer zu empfehlen ist!), so wird es früher oder später zu einer Paarung kommen. "
Quelle : http://www.ueber-die-schneck.de/allgemeines.html

" Wenn ich mal für kurze Zeit vorübergehend nur 2 Schnecken einer Art hatte waren diese deutlich inaktiver als in einer größeren Gruppe, ich plädiere daher auch für Gruppenhaltung."
Quelle :http://schnecken-forum.de/phpBB3/viewtopic.php?f=32&t=19448

"Teilweise kuscheln sie aber auch alle zusamnen im Kokoshaus. Beim Fressen schmiegen die sich aneinander an und knabbern sich ab (liebevoll)."
Quelle : viewtopic.php?f=32&t=19448

" Ich bin für lockere Grüppchenhaltung.
Im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher :D
Ich finds auch einfacher, mehrere Schnecken zu halten. Man muss nicht so viel Futter ungefressen entfernen, weil man mal wieder den Futterbedarf der Einzelschnecke überschätzt hat ".
Quelle :http://schnecken-forum.de/phpBB3/viewtopic.php?f=32&t=19448

" Bei der Haltung mehrerer Schnecken haben auch die Halter einen Gewinn: Die Schnecken bei ihrem Sozialleben zu beobachten, ist ungemein interessant. Außerdem ist die Chance, dass im Terra etwas interessantes Vonstatten geht, bei drei Schnecken logischerweise dreimal so hoch wie bei einer Schnecke."
Quelle : https://achatinidae.wordpress.com/2013/ ... lten-soll/

" Schnecken brauchen einen Partner. Da ist nicht dran zu rütteln! Habe selbst die Erfahrung mehrmals gemacht, daß eine Einzelschnecke, warum auch immer, unansehlicher, dünner, farbverändert und passiver wurde, die in Einzelhaltung stand. Als ein Partner hinzukam, blühte sie förmlich auf, wurde wieder dicker eil sie wieder futterte, unternahm mehr usw. "
Quelle : http://www.achatschneckenvomwienerwald. ... =20&t=2680

" Das kann ich nur bestätigen!
Meine fulicas und reticulatas hängen auch zum Schlafen immer nebeneinander - Haus an Haus!
Deshalb bin ich der Meinung, Einzelschnecken sind "unzufrieden" - kenne das nämlich auch von fulicas, die ich aufgrund eines Gehäuseschadens in Quarantäne halten musste. Erst nachdem sie sich erholt hatte und wieder zu den Anderen durfte, fühlte sie sich wieder wohl und schneckte munter herum!"
Quelle : Das kann ich nur bestätigen!
Meine fulicas und reticulatas hängen auch zum Schlafen immer nebeneinander - Haus an Haus!
Quelle : http://www.achatschneckenvomwienerwald. ... =20&t=2680

und so weiter und sofort....

:? :? :?

Es existieren immer grundsätzlich zwei unterschiedliche Arten von Tierfreunden. Egal welche Tiere sie halten.
1. Die Halter, die keine abweichenden Haltungsmethoden akzeptieren können oder wollen..und
2. die Halter, die , zum Wohle der Tiere , ihre alten Verhaltensparameter verändern können.

Mein Werner zeigt in keinster Weise irgend welche auffälligen Verhaltensweisen.
Warum auch ? Er ist eine Schnecke. Die Haltungsparameter stimmen, er hat genug zu fressen. Tagsüber schläft er und nachts rockt er die Hütte ab.
Aber die Kritiker haben Recht. So eine kurze Zeit reicht nicht aus, um definitive Veränderungen zu definieren.
Deshalb werde ich nur noch in regelmäßigen Abständen berichten, ob Werner das Kuscheln mit anderen Schnecken vermisst.
Liebe Grüsse Dirk und Werner :-D
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Rasplutin am 19.07.2016, 19:22

Dirk67 hat geschrieben:Deshalb werde ich [...] in regelmäßigen Abständen berichten, ob Werner das Kuscheln mit anderen Schnecken vermisst.

Da ist sie wieder, die zentrale Frage in deinem Beobachtungsprojekt: Wie willst du das beurteilen?

Hier sind zwei Ereignisse, die ich als Indizien für soziale Interaktion bei Schnecken werten würde:
Einmal konnte ich sehen, wie eine Weinbergschnecke von einer anderen über längere Zeit bekrochen wurde; sie ist aber immer ausgewichen. Die andere verfolgte sie regelrecht. Dann konnte ich beobachten, wie die bedrängte Schnecke ihr Haus mehrere Sekunden lang von links nach rechts und wieder zurück schwenkte - wie eine Abrissbirne. Und erst dann mit Höchstgeschwindigkeit davonkroch. Das war eine eindeutige Abwehrreaktion, sowas habe ich danach nicht wieder beobachten können.

Und als Positiv-Beispiel das hier:
Re: Helix Pomatia verschwunden
"zwei Weinberg-Babyschnecken, die aus ihrer Box ausgebüxt sind... Die habe ich dann 3 Meter entfernt zusammen an einer Stelle gefunden."
Das war wirklich absolut erstaunlich: Die beiden waren in einer Box oben auf meinem Kühlschrank, sind ausgebrochen und auf den Boden gekrochen, dort über diverse Küchenutensilien geschleimt und haben sich dann auf einem Schwamm niedergelassen - zusammen!

Leider sind wohl alle Beobachtungen als einzelnes Ereignis frei interpretierbar: Wenn Schnecken zusammen in einem Terrarium abhängen, dann ist es sehr gut möglich, dass jede von ihnen sich auch ohne die anderen genau diesen Platz ausgesucht hätte - vielleicht weil er die optimale Temperatur oder die besten Lichtverhältnisse hat.
Ausserdem ruhen Schnecken bevorzugt an Vorsprüngen. Wenn also EINE Schnecke irgendwo hängt, dann ist es wahrscheinlicher, dass sich eine weitere auch an diese Stelle hängt, eben weil dort schon etwas ist. Das "etwas" könnte aber auch genauso gut ein Klumpen Ton sein - hm... oder vielleicht doch nicht?

Oops, viel Text und wieder keine richtige Antwort.
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Sandy am 19.07.2016, 20:36

Hallo Dirk,

ich stimme Jacky und Rasplutin zu.

Aus aktuellem Anlass mal ein Beispiel:
Ich halte seit einigen Jahren eine Gruppe Archachatina spec. Congo (Wildfänge). Es waren sehr aktive Schnecken, die sich toll entwickelt haben. Mit den Jahren wurde die Gruppe dann nach und nach kleiner und da ich (abgesehen von dem ersten) alle Gelege gefrostet habe, blieben am Ende nur noch 2 von ihnen übrig. Schon zu dritt waren sie deutlich inaktiver, als es jedoch nur noch 2 waren, fand in dem Becken so gut wie gar keine Aktivität mehr statt. Sie lagen immer nur neben der Futterschale, oder zurückgezogen im Laub. Gefressen wurde kaum, Eier gelegt ebenfalls nicht mehr. Irgendwann starb auch die zweitletzte. Also vergesellschaftete ich die verbliebene Schnecke mit anderen Archachatinas und siehe da - sie ist wie ausgewechselt. Sie frisst, sie badet, schleimt auf den anderen herum und wirkt einfach total fit.

Wenn es Dir so große Probleme bereitet, Eier einzufrieren, dann versuch es doch vielleicht einfach mal mit einer Schneckenart, die Dir keine Hunderte von Eiern präsentiert und bei der Du keine Gelege frosten musst, weil sie schwerer nachzuziehen ist und man immer Abnehmer für den eventuellen Nachwuchs findest.
Liebe Grüße
Sandra
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Dirk67 am 20.07.2016, 16:11

Oh man, eigentlich habe ich gar nicht soviel Zeit um jeden Tag zu antworten.
Aber die letzten beiden Beiträge von Rasplutin und vor allen Dingen von Sandy, sind wirklich sehr interessant. Das sind Argumente, die wirklich aufhorchen lassen. Weg von der " Ich glaube Theorie " .
Danke für diese nachweisbaren, pragmatischen Beobachtungen.
Aber ich habe es schon geschrieben, das auch bei Werner eine Verhaltensänderung eintreten muss, um meine Theorie zu überdenken.
Und ich werde nicht abwarten, bis es ihm schlecht geht.
Die Basis eurer Argumentation ist, berechtigter Weise, das die Schnecke physiologische und psychologische Dysbalancen zeigt.
Und ihr habt, durch eigene Erfahrungen, für mich glaubhaft dokumentiert, das das passieren kann.
Pragmatisch beurteilt vegetieren Schnecken in der freien Natur, aber am Ende der Nahrungskette.
Bedeutet, sie müssen permanent viel Nachwuchs produzieren um ihre Art zu erhalten, da ein Großteil des Nachwuchses, von Tieren oberhalb der Nahrungskette ( z.B. Warane, Kröten und diverse Vogelarten ) gefressen wird.
Jetzt greift der Mensch in diesen natürlichen Kreislauf ein.
Die Schnecke im Terrarium steht plötzlich am Anfang der Nahrungskette, ohne natürliche Fressfeinde.
Oder hält hier jemand einen Waran in seinem Schneckenbecken ?
Optional beurteilt, stellt sich jetzt eine neue Frage.
Muss sich eine Schnecke dann weiterhin so stark reproduzieren ?
Ist es nicht völlig idiotisch, wenn der Mensch den biologischen Kreislauf verändert, alle Überlebensparameter ignoriert, um dann in einem Terrarium ein Leben in der Natur zu simulieren ?
Und die wichtigste Frage ist : Sind Schnecken unglücklich, werden sie krank oder nehmen sie ab , wenn sie einzeln gehalten werden und sie sich nicht fortpflanzen dürfen.
Das ist doch der Punkt.
Werner hat heute Nacht 10 gr. Gurke vernichtet ??? Auch nach der Trennung ist er voll aktiv und donnert nächtlich durch das Terrarium. Er verdaut super und sieht gut aus.
Warum sollte ich jetzt davon ausgehen, das Schnecken in der Einzelhaltung leiden ?
Solange sich sein Verhalten nicht negativ verändert, ist Einzelhaltung von Achatschnecken legitim.
Sollte sich sein Verhalten negativ verändern, ist Einzelhaltung nicht legitim.
Eigentlich ganz einfach.
Möchte mich aber noch mal ganz herzlich bei Rasplutin und Sandy für ihre wirklich guten Beiträge bedanken.
Liebe Grüsse Dirk
Dirk67
 

Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon die_clauz am 20.07.2016, 17:31

Hallo Dirk,
jetzt gebe ich doch auch mal meinen Senf dazu. Wenn auch vermutlich wieder unerwünscht unpragmatisch und ohne Belege. Einfach nur ganz subjektiv gesehen.
Vermutlich ist es tatsächlich so, nicht jede Schnecke braucht Artgenossen, um "glücklich" zu sein, bzw was wir als solches interpretieren, also um zu fressen und sich zu bewegen. Und obwohl es so ist, dass Schnecken keine hoch entwickelten Lebewesen sind, also nur das Nötigste auf dem Plan steht, a la fressen-scheißen-fortpflanzen ;) und auch nicht "bewiesen" ist, dass eine Schnecke "unglücklich" ist, wenn sie sich nicht fortpflanzen kann, mangels Artgenossen.
Wie langweilig ist das denn, für den Schneckenhalter, sich vor ein Terrarium mit nur einer Schnecke zu stellen und der beim Fressen zuzuschauen?? Mehr passiert ja dann irgendwie nicht. Das kann ich mir so garnicht vorstellen. Wo ist denn da der Anreiz, irgendwas zu beobachten und zu entdecken?
Ich finde es schon gut, dass die Frage mal gestellt wird, ob Einzelhaltung in irgendeinder Art und Weise schädlich für die Schnecke ist. Und auch gegen das Ausprobieren spricht nichts, ganz im Gegenteil, könnte ja interessante Erkenntnisse bringen, irgendwie. Aber gibt es denn andersherum irgendeinen "Beweis" dafür, dass Gruppenhaltung den Schnecken schadet? Klar, viel zu dichter Besatz ist nicht so gut, das Zeigt sich am Häuschenknabbern zum Beispiel. Aber das kommt ja eher bei den unkonntrollierten "Vermehrern" vor, die sich darüber sowieso keine Gedanken machen. Daraus weden dann wohl auch eher weniger Erkenntnisse gezogen. Das wird hier im Forum bei den Interessierten wohl eher nicht so oft vorkommen ;)
So wie ich das sehe, ist bei gleichem Verhalten der Schnecke in Einzelhaltung für die Schnecke kein Vorteil zu erkennen. Ihr ist es dann zumindest schlichtweg gleich, ob noch Artgenossen da sind. Insofern wäre der einzige Punkt, der für die Einzelhaltung spricht tatsächlich die Tatsache, keine Gelege suchen und frosten zu müssen. Lediglich ein Vorteil für den Menschen. Ob das jetzt als DER Fortschritt gewertet werden kann, muss jeder für sich wissen. Aber solange die Einzelhaltung der Schnecke keine Vorteile bringt, sehe ich beide Haltungsformen höchstens als gleichwertig (aus Schneckensicht) und nachteilig aus Menschensicht. Eben wegen der verlorenen Möglichkeit, das Sozialverhalten zu beobachten.
Eier zu suchen und zu frosten, sowie Babyschnecken und eventuell auch schon mal etwas größere Babys (Auslese!) finde ich nicht schlimm. Allein durch die Haltung im Terrarium greifen wir ja, wie du ja bereits geschrieben hast, in die Biologie der Art ein, es gibt nunmal keine natürlichen Feinde. Auch das gehört absolut dazu. Und dieser Punkt lässt sich auf absolut alle in gefangenschaft gehaltenen Tiere übertragen.
Es ist biologisch nachgewiesen, dass Schnecken nichtmal Schmerz empfinden. Da kann man einen Fühler abschneiden, und der wächst einfach wieder nach. Die haben uns einiges voraus ;) Also was soll diese Moralische schiene? Vor allem, Leben zu "töten" bevor es entsteht (noch im Ei zb) ist doch legitim.
Ich will damit nicht sagen, dass ein Lebewesen weniger wert ist als ein anderes, weil es "niederer" ist oder egal aus welchen Gründen auch immer. Ich achte alle Lebewesen gleich, quäle sie nicht, esse sie nicht, benutze sie nicht, trage nicht ihre Haut als Schuhe, ihre Wolle als Pullower oder sonstiges. Dennoch trifft man ja mit der Tierhaltung eine Entscheidung. Meinen Hund kann ich zwar problemfrei vegan ernähren, aber versuch das mal mit einer Europäischen Sumpfschildkröte :D die fressen zum Beispiel gerne Schneckenbabys :twisted: Das ist nunmal der Lauf. Der Direktor vom Zoo hier in Neunkirchen hat einmal gesagt:"Wer Tiere hält, muss Tiere töten können."
In diesem Sinne... viele liebe Grüße, Claudia
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon jackyberlin am 20.07.2016, 22:20

Jetzt meldet sich der "Hardliner" nochmal.. :wink: obwohl ich ja eigentlich keiner bin..., wer mich kennt... weiß, dass ich sehr offen für Neues bin.. und sehr hoffe, dass in der Schneckenhaltung noch viele Geheimnisse gelüftet werden!!
Allerdings habe ich auch einige Jahre praktische Erfahrung und daher reicht es mir natürlich nicht, wenn ich mich theoretisch über ein Experiment austausche, auch wenn du es "rhetorisch" sehr gut rüberbringst!! Selbst wenn deine einzel gehaltende Schnecke weiter gut futtert und einige Jahre überlebt, überzeugt mich das noch lange nicht!!!
Es geht mir auch nicht darum, dich zu überzeugen..., du wirst dein Experiment machen... aber ich lasse mich mal auf den Schlagabtausch ein. .., da ich dich rethorisch echt gut finde.. :mrgreen:
Experimente kann jeder machen..., aber um das wissenschaftlich wirklich dauerhaft mit Erkenntnissen zu untermauern und um diese in der Forschung fest zuschreiben, weißt du ja, dass dein Experiment auf sehr dünnem Boden gebaut ist..
Keine Frage.., du kannst mich gern mit wissenschaftlich fundierten Beobachtungen, Erfahrungen... überzeugen..,meine Gruppenhaltung zu überdenken.
Allerdings kann ich dir aus meiner persönlichen praktischen Erfahrung (auch nicht wissenschaftlich fundiert, aber meine praktische Erfahrung hat mich überzeugt!! einige Erfahrungen erzählen.:
Ich hatte 3 Archachatina marginata suturalis ... aus nicht nachvollziehenden Gründen sind 2 gestorben... die Überlebendene war dann ganz allein im Terra.. hat sich zurückgezogen.. viel geschlafen .. kaum gefuttert.. dachte echt, sie wäre krank.. Gefährten zu besorgen war nicht möglich.., weil Winter.. und Versand von Artgenossen nicht möglich war... hatte mich dann entschlossen die Schnecke zu meinen Achatina achatina zu setzen..(gleiche Haltungsparameter und eigentlich können sich die Arten auch nicht paaren , da ich auch nicht das Gefühl hatte, dass sie ne ansteckende Krankheit hat.. oder Parasiten... Ich konnte zusehen, wie sie aufblühte.. sie futterte.. schneckte herum.. badete.., war nach wenigen Tagen nicht mehr zurück gezogen.., der Mantel war schnell wieder am Haus... hat sogar noch am Haus angebaut.., dass ist jetzt gut ein Jahr her.. und sie hat jetzt auch wieder Gefährten ihrer Art... lebt jetzt mit Schnecken ihrer Art wieder zusammen.. und ist noch viel aktiver..., hat richtig gut angebaut... und ich habe jetzt sogar Nachwuchs...
Und noch eine Geschichte.. Nachwuchs von A. m. suturalis... : hatte erst ein Baby entdeckt..., hatte mich entschlossen, dass in einem extra Babyterra umzusiedeln.., damit es nicht allein ist.. die kleinste halbstarke (nicht adult) hin zu gesetzt... (gleiche Erde und auch Haltungsparameter).. die Halbstarke hat sich sofort verbuddelt... kaum gefuttert... , habe sie dann nach 1 Woche wieder ins große Terra gesetzt... sie futtert.. badet und schneckt herum... Das Baby ist jetzt aber auch nicht mehr allein, da ich noch ein Baby gefunden habe...
Keine Frage.. ist wissenschaftlich nicht fundiert..., aber diese praktischen Erfahrungen sprechen für mich "für Gruppenhaltung"... Hätte auch noch ne Geschichte... :wink:
Und einen lieben Gruß von Jacky!
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Re: Sind Schnecken Einzelgänger reloaded

Beitragvon Nina 99 am 21.07.2016, 04:42

Hallo,

ich bin auch gegen die Einzelhaltung, zumindest teilweise.
Schnecken begegnen sich in der Natur, je nach Besatz, auch nicht jeden Tag. Wir versuchen den Tieren im Terrarium möglichst optimale Bedingungen zu bieten, also Luftfeuchtigkeit, Temperatur, abwechslungsreiches Futter, Erde, Pflanzen, Verstecke, Kalk in rauen Mengen...
Wieso sollte man dann nicht darauf achten, dass die Schnecken auch in Gruppen leben?! Ich selbst musste schon Achatina fulica Babys frosten und das ist garnicht schön. Manchmal behält die Art die Eier aber auch so lange, dass man sie erst lebendig findet.

Hier mal zwei Erfahrungswerte von mir:

Ich hatte zwei Archachatina marginata eduardi. Sie waren echt inaktiv und nicht gut im Futter. Seit sie Gesellschaft von anderen Tieren haben, schnecken sie jeden Abend durch die Gegend.

Meine einsame Helicophanta magnifica zeigt die selben Auffälligkeiten.
Das Leben ist wie ein Gummiboot
sehr schaukelig und nicht ganz dicht... Unbekannt

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