Cornu aspersum - Fragen zur Überwinterung

Alles rund um unsere einheimischen und benachbarten Schneckenarten.

Cornu aspersum - Fragen zur Überwinterung

Beitragvon Schneckerich am 04.11.2022, 15:24

Hallo an alle!

Wir sind seit kurzem Besitzer einer Schnecke, haben ein Terrarium gekauft und eingerichtet und versuchen, es dem Kleinen so angenehm wie möglich zu machen.
Leider habe ich erst heute (nach etwa zwei Wochen Schneckenbesuch) gelesen, dass es nicht gut für die Tiere ist, wenn diese nicht überwintern. Nun möchte ich herausfinden, um welche Schneckenart es sich genau handelt, um die Konditionen entsprechend anzupassen. Ich vermute (!), dass es sich um eine gefleckte Weinbergschnecke handelt; liege ich da richtig? Ein Foto befindet sich im Anhang.

Viele Grüße
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Re: Welche Schnecke habe ich?

Beitragvon Rasplutin am 04.11.2022, 15:33

Hallo,
du hast Recht, das ist ganz eindeutig eine Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum).
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Re: Welche Schnecke habe ich?

Beitragvon Schneckerich am 04.11.2022, 15:37

Vielen Dank! Ist es zu spät, jetzt noch mit der Überwinterung anzufangen? Bislang genießt der Kleine eine warme Wohnung. Oder braucht er überhaupt keine abgesenkten Temperaturen? Zu dieser Art habe ich im Forum unterschiedliche Informationen hinsichtlich des Winters gefunden.
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Re: Welche Schnecke habe ich?

Beitragvon Rasplutin am 04.11.2022, 15:59

Schneckerich hat geschrieben: 04. Nov 2022 16:37
Ist es zu spät, jetzt noch mit der Überwinterung anzufangen?

Da sprichst du einen Punkt an, der auch innerhalb dieses Forums nicht eindeutig geklärt ist.

Nach MEINER Überzeugung kommt Cornu aspersum ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, und auch wenn es dort Gegenden gibt, die im Winter recht kalt werden können, ist Cornu aspersum nicht auf eine Überwinterung angewiesen, sie kann niedrige Temperaturen nur "überstehen".

Das ist ganz anders bei der einheimischen Weinbergschnecke Helix pomatia, die zwar einzelne Jahre eine Überwinterung mal auslassen kann, aber dennoch auf eine Überwinterung angewiesen ist... Ein Indiz dafür ist, dass Helix pomatia nur dort längerfristig leben kann, wo die Temperatur zumindest alle paar Jahre deutlich unter den Gefrierpunkt sinkt.

Das ist bei der Gefleckten Weinbergschnecke nicht so, die ist auch in Gegenden zu finden, wo die Temperaturen im Winter nie unter den Gefrierpunkt sinken, z.B. in Südfrankreich (dort hat übrigens die Freilandhaltung von Helix pomatia nie langfristig funktioniert, auch wenn das mit grossen Anstrengungen versucht wurde).

Sorry für diese Abschweifung, aber deine Cornu aspersum kann wahrscheinlich im Zimmer bleiben und wird sich dabei wohl fühlen.
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Re: Welche Schnecke habe ich?

Beitragvon Schneckerich am 04.11.2022, 16:06

Super, da bin ich beruhigt! Vielen Dank für die schnelle und fundierte Antwort!
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Re: Welche Schnecke habe ich? [Cornu aspersum]

Beitragvon Slimyfriends am 05.11.2022, 09:28

Moin, du brauchst unbedingt artgleiche Gesellschaft für die kleine :thumb:
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Re: Welche Schnecke habe ich? [Cornu aspersum]

Beitragvon Schneckerich am 08.11.2022, 08:53

Wir suchen gerade eine weitere Schnecke fürs Terrarium, bislang hatten wir leider kein Glück. Aber früher oder später wird sich auch das ändern :-D
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Re: Welche Schnecke habe ich?

Beitragvon Schnecke22 am 03.02.2023, 18:14

Rasplutin hat geschrieben: 04. Nov 2022 16:59
Schneckerich hat geschrieben: 04. Nov 2022 16:37
Ist es zu spät, jetzt noch mit der Überwinterung anzufangen?

Da sprichst du einen Punkt an, der auch innerhalb dieses Forums nicht eindeutig geklärt ist.

Nach MEINER Überzeugung kommt Cornu aspersum ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, und auch wenn es dort Gegenden gibt, die im Winter recht kalt werden können, ist Cornu aspersum nicht auf eine Überwinterung angewiesen, sie kann niedrige Temperaturen nur "überstehen".

Das ist ganz anders bei der einheimischen Weinbergschnecke Helix pomatia, die zwar einzelne Jahre eine Überwinterung mal auslassen kann, aber dennoch auf eine Überwinterung angewiesen ist... Ein Indiz dafür ist, dass Helix pomatia nur dort längerfristig leben kann, wo die Temperatur zumindest alle paar Jahre deutlich unter den Gefrierpunkt sinkt.

Das ist bei der Gefleckten Weinbergschnecke nicht so, die ist auch in Gegenden zu finden, wo die Temperaturen im Winter nie unter den Gefrierpunkt sinken, z.B. in Südfrankreich (dort hat übrigens die Freilandhaltung von Helix pomatia nie langfristig funktioniert, auch wenn das mit grossen Anstrengungen versucht wurde).

Sorry für diese Abschweifung, aber deine Cornu aspersum kann wahrscheinlich im Zimmer bleiben und wird sich dabei wohl fühlen.



Das ist ja goldig, Dein Nickname ist wie der Name einer meiner Schneckchen, Dein Beitrag hat mich auch zum Nachdenken gebracht, da ich auch eine gemischte gefl. Weinbergs habe, nun seit über 2 Monaten, bisher mit sehr gutem Wachstum. Die Geister streiten sich ja darüber, ob Winterpause sein muss oder nicht... Meine Leben bei 15 - 20 Grad ohne Winterschlaf u. kommen ganz gut klar demnächst können sogar Eier im Anmarsch sein. Kann ein Leben ohne Winterpause bei gefl. Weinis die Lebenszeit verkürzen ? In meiner Schneckenbibel stand davon nichts.
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Re: Cornu aspersum - Fragen zur Überwinterung

Beitragvon Rasplutin am 04.02.2023, 23:59

Schnecke22 hat geschrieben: 03. Feb 2023 19:14
Kann ein Leben ohne Winterpause bei gefl. Weinis die Lebenszeit verkürzen ? In meiner Schneckenbibel stand davon nichts.

Hallo Schnecke22,

interressant, dass sich deine "Schneckenbibel" dazu nicht äussert...
Aber wer sich nicht äussert, kann zumindest nichts falsches schreiben. :)

Meine ganz persönliche Ansicht zu dem Thema hast du ja zitert. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, brauchen Cornu aspersum keine Überwinterung. Wie es überhaupt zu der Annahme gekommen ist, sie wären auf Winterschlaf angewiesen, weiss ich nicht. Möglicherweise ist die übliche Bezeichnung "Weinbergschnecke" daran Schuld: eine Verwechslung von Cornu aspersum mit Helix pomatia - letztere braucht ja wirklich eine Überwinterung.

Ganz eindeutig gibt es Cornu aspersum heute in nördlicheren Gegenden als noch vor wenigen Jahren - ob das ausschliesslich auf die Klimaerwärmung zurückzuführen ist, oder ob die Schnecken sich auch angepasst haben? Eine interessante Frage. Wahrscheinlich konnte es in diesem kurzen Zeitraum noch keine nennenswerte Anpassung geben.
Evolutionsmässig wird die Geschichte wohl so weitergehen, dass Cornu aspersum die hiesigen Winter regelmässiger überstehen kann, auch falls diese mal wieder strenger werden solten. Ob sie "lernen" wird, einen richtigen Deckel zu bauen? Vielleicht wird sich eine nördliche Cornu-Variante ausbilden, die kälteresistenter ist als ihre südlichen Kollegen. Und ganz vielleicht wird diese nördliche Variante die Kälte irgendwann nicht nur überstehen können, sondern sogar auf Minustemperaturen angewiesen sein. So wie das bei der einheimischen Helix pomatia gewesen sein KÖNNTE (Das ist natürlich nur eine wilde Vermutung).
Ich glaube, dass es bei der heutigen Cornu aspersum noch längst nicht soweit ist und sie Kälte mit Glück zwar überstehen kann, aber dass sie Kälte (noch) nicht braucht.

Eine ausführlichere Diskussion darüber hat es in diesem Forum noch nicht gegeben, jedenfalls habe ich keine mitbekommen. In anderen Foren konnte ich dazu keine neuen Denkanstösse finden und bin für Hinweise darauf dankbar.

Interessant wäre auch ein Vergleich der Überwinterungsstrategien von hier lebenden Schneckenarten. Wie macht es zum Beispiel die Bänderschnecke (Cepaea sp.)? Welche Schnecken verdeckeln sich, welche graben sich ein?

Wer mag, kann in diesem Thread Meinungen und Ansichten zum Thema "Überwinterung" schreiben, gerne auch mit Begründungen und Links.
Wer hält überhaupt Cornu aspersum und was macht ihr mit ihnen im Winter?
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Re: Cornu aspersum - Fragen zur Überwinterung

Beitragvon Skilltronic am 05.02.2023, 15:59

Rasplutin hat geschrieben: 05. Feb 2023 00:59
Ich glaube, dass es bei der heutigen Cornu aspersum noch längst nicht soweit ist und sie Kälte mit Glück zwar überstehen kann, aber dass sie Kälte (noch) nicht braucht.

Gegenwärtig keinesfalls. Nach meinen Beobachtungen der hier im Garten ansässigen Exemplare, überstehen sie mehrere Tage unter Null Grad nicht.
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Re: Cornu aspersum - Fragen zur Überwinterung

Beitragvon Jastus am 12.05.2023, 18:26

Skilltronic hat geschrieben: 05. Feb 2023 16:59
Rasplutin hat geschrieben: 05. Feb 2023 00:59
Ich glaube, dass es bei der heutigen Cornu aspersum noch längst nicht soweit ist und sie Kälte mit Glück zwar überstehen kann, aber dass sie Kälte (noch) nicht braucht.

Gegenwärtig keinesfalls. Nach meinen Beobachtungen der hier im Garten ansässigen Exemplare, überstehen sie mehrere Tage unter Null Grad nicht.


Aber müssten die dann nicht ganz schön schnell wieder aussterben, zumindest lokal? Mehrere Tage unter null Grad haben wir doch im Winter immer mal wieder.
Ich bin kürzlich nach Düsseldorf gezogen und hier ist es VOLL mit gefleckten Weinbergschnecken. An einer Schule habe ich an so einem etwa 50m langen Bauzaun grob geschätzt 50-80 wilde Weinbergschnecken unterschiedlicher Größe kriechen und sitzen sehen (es war übrigens keine einzige Helix pomatia darunter, nur ein paar Bänderschnecken). Das war beeindruckend, weil ich die zuvor ganz ganz selten überhaupt mal irgendwo gesehen habe.
Auch bei meiner Oma in Norddeutschland, wo es ja vll. noch etwas kälter ist, gibt es ein paar wilde gefleckte Weinbergschnecken im Garten.
Wenn sie so empfindlich auf ein paar Tage unter 0 reagierten, würde ich erwarten, dass sich keine Population in der Größenordnung dauerhaft irgendwo halten kann. ¯\_(ツ)_/¯ Das können ja nicht alles irgendwelche kürzlich ausgesetzten Zuchttiere sein.
Oder habe ich deinen Post falsch verstanden?

Ich halte eine handvoll Weinbergschnecken (gefleckt und ungefleckt) auf meinem Balkon. Zumindest der letzte Winter hat ihnen nichts ausgemacht. Aber gut, auf einem Balkon wird es ja nicht ganz so kalt.
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