Hallo ihr Lieben,
seit ich Achatschnecken halte, beschäftigt mich das Thema Trockenruhe.
Bei den einheimischen Schnecken ist das ganz klar, sie halten Winterruhe (eigentlich Kältestarre) sobald es draussen ungemütlich kalt ist, bis zum nächsten Frühjahr, wenn es wieder Schneckenfreundlicher ist. Hält jemand einheimische Arten, ist es selbstverständlich, dass dieser Rhytmus eingehalten wird. Nimmt jemand im Winter Schnecken von draussen mit rein, ist das ein Unding, weil ihr der natürliche Rhytmus verloren geht.
Bei allen in Terrarienhaltung lebenden Exoten ist es das gleiche, die Ruhephasen (falls welche gehalten werden), werden den natürlichen Gegebenheiten im ursprünglichen Lebensraum angepasst.
Wie wir wissen, stammen viele unserer in Haltung befindlichen Arten aus Gegenden, in denen es Regenzeiten und Trockenzeiten gibt. Ausserdem scheinen Schnecken einiger Arten (vor allem Wildfänge, aber nicht nur die) auch eine Art innerer Uhr zu haben, so dass sie sich jährlich um die gleiche Zeit (trotz gleichbleibender Bedingungen) vergraben und einen Kalkdeckel bilden, um nach einer Zeit wieder aufzuwachen.
Es steht also die Vermutung im Raum, dass zumindest einige Arten die in der Natur gegebenen Trockenphasen nicht nur aushalten und überleben, sondern sie vielleicht sogar brauchen. Zumindest aber sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, einer Art jahreszeitlicher Schwankung (bzw Trocken-/Regenzeit) ausgesetzt zu sein.
Manchen Arten sagt man eine geringe Lebenserwartung nach, möglicherweise liegt das ja auch am Mangel einer Ruhezeit? Ich habe z.B. Informationen über Achatina craveni und ihren Lebensraum gefunden, in dem es lange Trockenphasen gibt und in der Literatur wird bei den craveni von bis zu 9 Monaten Trockenruhe pro Jahr geschrieben. Logisch, dass die Lebenserwartung gering erscheint, wenn man die angeblichen zwei Jahre (also 24 Monate) sieht. Auf lediglich drei "wache" Monate pro Jahr verteilt ergeben das dann aber stolze 8 Jahre. Natürlich kann man das nicht so rechnen, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine
Ich habe jedenfalls beschlossen, meinen Schnecken das Leben so naturnah wie möglich zu machen (abgesehen von den Fressfeinden natürlich ) und deshalb entsprechend ihrer Herkunftsgebiete auch Trockenphasen einzulegen. Die genauen Herkunftsgebiete herauszufinden war nicht ganz einfach und in wenigen Fällen, in denen ich kein eindeutiges Ergebnis hatte, habe ich Klimatabellen mehr oder weniger "zusammengeschmissen"... Allzusehr unterscheidet sich das meiste überraschenderweise ohnehin nicht. Da in weiten Teilen Afrikas gerade jetzt (ab Okt/Nov) sowieso Sommer und somit allmählich Trockenzeit ist, passt auch das.
Da für mich die Temperatur im Winter duch Heizung und Matten am kontrollierbarsten und somit konstantesten ist, habe ich nach der Recherche direkt mit der Einleitung der Trockenzeit angefangen.
Vom Ablauf her sah das dann so aus, dass ich aus fast allen Becken (ausser craveni und adelinae) zunächst die ganz jungen Schnecken herausgenommen und umgesetzt habe, um für sie kein Risiko einzugehen.
Jedes Becken bekam eine Badeschale mit Heilerde am Grund (viele haben sowieso dauerhaft welche, manche Arten nutzten sie aber in der Vergangenheit überhaupt nicht, deshalb hab ich sie dort dann herausgenommen).
Ich habe versucht, durchweg angewelktes oder insgesamt wasserarmes Futter anzubieten. In den ersten Tagen gab es zusätzlich Haferflocken, Sojaflakes und Bierhefe. Trockenfutter sozusagen
Ich habe alle Becken einmal umgegraben, um die erde zu lockern und zu kontrollieren, dass sie gleichmäßig feucht ist. Dann habe ich eine Schicht Laub obenauf verteilt, um das Austrocknen des Substrats zu verzögern.
Gesprüht habe ich zum ersten Mal wieder erst nach 5-6 Tagen, je nach Becken (Normalerweise wurde überall täglich, höchstens mal einen Tag nicht, gesprüht). In der Zeit hatten sich die Becken komischerweise kaum verändert, nur bei zwei Becken war die Bodenoberfläche trocken. Bei manchen Becken waren sogar noch die Scheiben beschlagen. Im weiteren Verlauf habe ich je nach Bedarf (komplett austrocknen sollten die Becken ja nicht, allein wegen der Pflanzen und Asseln) alle 3-6 Tage leicht gesprüht. Die Erde ist praktisch durchweg ein wenig feucht und locker krümelig. Ich sprühe überwiegend auf die Pflanzen und Beckenwände. In Afrika in vielen Regionen in Küstennähe ist ja auch ohne Regen durch den Wind die Luftfeuchtigkeit bei über 90%.
Nun kann ich meine bisherigen Beobachtungen schildern (los gings vor ca 4 Wochen):
Achatina achatina und Achatina immaculata haben sich alle direkt nach dem dritten sprühfreien Tag vergraben und verdeckelt.
Ebenso Achatina craveni (wirklich alle bis auf drei Jungtiere!), Achatina fulica und Archachatina marginata eduardi (letzte sind momentan aber schon wieder nach und nach am aufwachen..).
Archachatina adelinae und camerunensis haben ein paar Tage länger gebraucht (bei ihnen war das Substrat aber auch generell feuchter), sind aber nun auch verdeckelt.
Fast alle anderen Arten haben ihr Verhalten bislang nicht merklich verändert.
Überraschenderweise waren bzw sind seit diesem Zeitpunkt manche Archachatina-Arten auch erst richtig aktiv geworden. Das wirft natürlich die Frage auf, ob diese generell eher diese Bedingungen bevorzugen. Archachatina marginata ovum und Archachatina marginata clenchi habe ich in den letzten Tagen so oft gesehen, wie nie zuvor (A.m.ovum habe ich aber auch erst seit mitte September!). Bei den Archachatina ventricosa sind ständig Paarungen zu beobachten.
Ich bin gespannt, wie das ganze sich entwickelt. Bislang bin ich jedenfalls insgesamt zufrieden, wundere mich aber auch ein bisschen. Gerade von den Archachatina-Arten hätte ich eigentlich erwartet, dass sie eher empfindlich auf die Umstellung reagieren und sich direkt verdeckeln. Doch gerade ihnen scheint es nichts auszumachen. Ich werde weiter beobachten und berichten.
Hat sonst irgendwer schonmal so etwas (organisiert und geplant) versucht? Über Berichte würde ich mich freuen!
Viele liebe Grüße, Claudia