Na gut, einmal noch.
Bei uns im Garten sitzen die Schnecken während ihrer aktiven Phasen auch sehr gerne auf älteren Ähren, sobald sie am Boden liegen und feucht geworden sind. Ältere Saat, die mangels Keimfähigkeit nicht mehr verwendet wird, wird ebenfalls auf dem Kompost von Schnecken vernichtet. Fängt das Ganze nach ein paar Tagen an zu schimmeln, interessieren die Schnecken sich nicht mehr dafür. Bei Tag ruhen die Schnecken dagegen eher an senkrechten Flächen oder zwischen Rindenstücken, nur bei Kohl und Erbsen machen sie eine Ausnahme und schlafen direkt auf den Futterpflanzen.
Auch Keimlinge werden gerne gefressen, allerdings sollte man nicht vergessen, dass der junge Keim nur das enthält, was auch schon das Korn enthielt. Es ist nur teilweise etwas anders zusammengepuzzelt. Warum sollte die Keimform besser sein?
Das ganze Korn bzw. der ganze Samen besteht nicht nur aus einem Stärkekern, er enthält sehr viele verschiedene Mineralien, Vitamine, Öle, Fette, Fettsäuren und Proteine, die man so nicht in Gemüse finden kann.
In englischsprachigen Foren sind Getreide und sogar Vitamin- und Mineralienmischungen auch in der Schneckenernährung nicht ungewöhnlich. Für manche Schneckenarten wird sogar explizit eine teilweise Fütterung mit Getreide und Aufwuchs empfohlen.
In der Terraristik sind generell Nahrungszusätze häufiger vertreten, da die Tiere selbst bei abwechslungsreicher Ernährung nicht immer zu 100% das bekommen, was sie brauchen. Aus keinem anderen Grund geben "wir" häufig Sepiaschulpe zu unseren Schnecken. Sicherlich ist es schöner, ohne Hilfsmittel auszukommen, aber wenn das nicht möglich ist, sollte man nicht auf Kosten der Tiere auf einem Weg verharren, der sich für die eigene Situation als unpassend herausgestellt hat. Meine Tiere werden sehr abwechslungsreich ernährt und sollte jemand Zweifel an meinen Haltungsbedingungen haben, so ist er gerne eingeladen, in meinen Threads nach möglichen Problemen zu suchen. Gegenüber entsprechenden Lösungsansätzen wäre ich auf jeden Fall aufgeschlossen.
Eine zu dicke Schnecke passt nicht mehr in ihr Haus. Man kann Helix pomatia rein mit Gemüse und einer hohen Luftfeuchte soweit mästen, dass sie aus ihrem Haus quillt. Das gleiche kann man mit Schildkröten machen, ebenfalls mit reiner Gemüsefütterung.
Man muss die Körner nicht mahlen. Es beschleunigt aber den Quellvorgang, wenn die Körner gequetscht als Flocke oder gemahlen als Pulver verwendet werden. Ganze Körner müssen mehrere Stunden quellen, bis nicht mehr die Gefahr besteht, dass sie in der Schnecke nachquellen, Körnerstückchen kann man nach wenigen Minuten Quellzeit schon ins Terra geben. Verwendet man die Körner als Trägersubstanz für z.B. ein Multipräparat für Reptilien, wie ich es teilweise während meiner Tests getan habe, dann lässt sich das Mehl auf jeden Fall besser mit dem Pulver mischen als das ganze Korn.
Meine Schnecken fressen sowohl Schrot als auch Mehl sehr gern, für das ganze gequollene Korn brauchen sie länger, sie interessieren sich aber ebenfalls dafür. Da Quellfutter schnell verdirbt, biete ich es immer nur über Nacht an und entferne die Reste am Morgen. Weizenkeimlinge fressen sie ebenfalls sehr gerne, komplett mit allem, Vogelfutter mochten sie pur nur als Korn, nicht als Keimling. Vogelfutter gibt es hier inzwischen nicht mehr.
Mich wundert die Vehemenz, mit der teilweise gegen Getreide und Sämereien im Futter gewettert wird. Viele Fertigfutter sind sehr viel unnatürlicher als das einfache gequetschte Korn und enthalten sogar selbst in der einen oder anderen Form Getreide. Wie oft kommen Schnecken wohl in der Natur mit Sepia oder Gammarus oder gar Schildkrötensticks in Kontakt? Wieviele Schnecken ernähren sich wohl in der Natur von Gemüse?