Fine hat geschrieben:Jetzt lese ich aber öfter auch davon, dass der Brei regelmäßig gegeben wird, sind denn das jetzt alles schlecht wachsende Schnecken? Und wenn der Brei regelmäßig gegeben wird, bessert sich der Zustand denn überhaupt? Gibt man den Brei nach Besserung weiter? Und was wird da außer Körnern noch reingemischt?
Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir auch schon gestellt habe. Es scheint ja doch öfter so etwas gegeben zu werden. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass "Kalkbrei" jetzt "Körnerbrei" heißt. Denn die meisten Mischungen scheinen einen nicht unerheblichen Anteil Kalk zu enthalten.
Auch dass vielen Mischungen Dinge beigemischt werden, die von Schnecken gerne gefressen werden, wie z.B. Gammarus und Fischfutter, spricht dafür, dass den Schnecken etwas attraktiv gestaltet werden muss, was sie sonst nicht oder nur wenig anrühren (=brauchen?) würden.
Ich denke, dieses Bestreben, den "Schnecken etwas Gutes zu tun", indem man ihnen Futter zubereitet, ist sehr menschlich, sehr fürsorglich. Aber man kann es auch, wie überall, übertreiben. Schon in der menschlichen Ernährung denkt ja ein nicht unerheblich kleiner Teil der Bevölkerung, dass sie Nahrungsergänzungsmittel benötigt. Vor Mangelerscheinungen habe sehr viel Angst, die Gefahr einer möglichen Überversorgung wird hingegen ausgeblendet.
So ganz pauschal kann man sagen, dass die meisten Schnecken in der Natur auch "Getreide" bzw. "Sämereien" zu sich nehmen. Dabei ist das harte trockene Korn weniger von Interesse als die weiche auskeimende Saat und taube aufgequollene Samen. Das ist ähnlich wie beim Obst: Schnecken sitzen eher nie mitten im Apfelbaum, sie sitzen aber häufig im Gras an Fallobst. Manche Schnecken, z.B. meine Schließmundschnecken, scheinen Sämereien für ihre Ernährung zu benötigen, zumindest vermehren sie sich bei mir erst, seit auch sie ab und zu Flocken bekommen.
Zu den Inhaltstoffen kann man nur spekulieren, da es in Bezug auf Schnecken keine Bedarfstabellen gibt.
Zur Besserung kann ich nur in Bezug auf meine Schnecken sagen, dass ich noch immer am Experimentieren bin. Ich gebe inzwischen alle Bestandteile getrennt, wobei Vogelfutter gar nicht mehr gegeben wird. Meine Schnecken wachsen langsam aber gut weiter, wenn sie einmal in der Woche etwas gemahlene 6-Körnermischung (Roggen, Hafer, Dinkel etc. aus dem Reformhaus) bekommen. Zwischenzeitlich biete ich in einer Extraschale nasses Calziumcarbonat an, was mal gemocht und mal links liegen gelassen wird. Die Attraktivität des Kalks hängt stark davon ab, wie lecker sie ihre jeweilige Sepia finden, dort schwankt die Qualität anscheinend stark. Meine vier Nachwuchsfulis bekommen ebenfalls einmal wöchentlich Getreide. Zwei von ihnen (die beiden älteren) knacken gerade die 5cm-Marke. Die Probleme fingen bei den Großen mit dem Eintritt der Geschlechtsreife an, lang kann es also nicht mehr dauern, bis die Kleinen...
Für ein abschließendes Fazit ist es noch zu früh, wie geschrieben, ich experimentiere noch. Zur Zeit sind sie ganz wild auf die Mischung, ich bin mir unsicher, ob ich dem weiter nachgeben oder den Verzehr einschränken sollte. Sollten die Kleinen ohne Probleme geschlechtsreif werden, werde ich die Getreidefütterung auf jeden Fall dauerhaft in den wöchentlichen Futterplan miteinbeziehen.
Ich denke, einfach ein Rezept zu kopieren wäre nicht richtig. Man sollte, wenn man Brei gegen Wachstumsprobleme geben will, selbst ausprobieren, was bei den eigenen Schnecken hilft und was nicht. Anfangs Mischungen zu geben, ist ok, weil man dadurch schneller einen Überblick bekommt, was hilft und was nicht. Auf Dauer sollte man aber Einzelgaben vorziehen, da die Schnecken dann selbst entscheiden können, was sie davon fressen wollen - und nicht durch Leckerlis wie Gammarus dazu verleitet werden, mehr zu fressen als sie brauchen.
Und vom Futter abgesehen kann es für Wachstumsprobleme (und nur auf die beziehe ich mich hier, ohne diese wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen, "Breichen" zu geben. Eigentlich dachte ich, Fulica wären unkompliziert zu halten, wenn man ein paar Basics beachtet...) noch sehr viele andere Ursachen geben. Genetische wie haltungsbedingte.
Meine Schnecken haben alle halbrottes Laub und mit allerlei Zeug bewachsene Äste in ihrem Zuhause. Sie bekommen überwiegend (also mindestens zweimal wöchentlich) Gurke, Salat (auch frische Wildsalatmischungen), Tomate, Süßkartoffel, Möhren, Kohlrabiblätter, Steckrübe, seltener Äpfel, Pflaume, Fenchelknolle, Zucchini, frisches Laub, Gammarus... Bis auf letzteres ist alles aus 100% Bioanbau (richtiger Bioanbau, nicht Discounter- oder EU-Bio).
Vielleicht kommen ja noch mehr Meinungen zu diesem Thema zusammen, das fände ich sehr interessant