Gedanken zur artgerechten/richtigen Haltung

Alles über die Haltung der Achatschnecken (Terrarien, Ernährung,...)

Gedanken zur artgerechten/richtigen Haltung

Beitragvon Geli am 29.07.2009, 19:25

Wir (eine Gruppe erfahrener Schneckenhalter) möchten gerne unsere Erfahrungen und unsere Ansichten zu artgerechter Schneckenhaltung an Neueinsteiger, aber auch an andere erfahrende Schneckenhalter weitergeben.
Anlass dafür ist, dass wir leider feststellen müssen, dass sich das Bewusstsein zum Thema Schneckenhaltung teilweise zum Negativen verschoben hat und das "Gefühl" für artgerechte Haltung in einigen Fällen schleichend verlorenzugehen scheint. Es ist uns aufgefallen, dass zur Zeit viele falsche Haltungsinformationen weitergegeben werden und die "Sammel-Mentalität" teilweise ein wenig überhand nimmt.
Wir haben unseren festen Standpunkt zum Thema "artgerechte Haltung" und möchten hier noch einmal verdeutlichen, was wir darunter verstehen und was nach unserer Meinung für die Schnecken nicht artgerecht ist und daher möglichst vermieden werden sollte.
Wir appellieren daher an jeden, diesen Thread zu lesen, sich aber nicht persönlich angegriffen zu fühlen, da wir die Allgemeinheit ansprechen und niemanden bloßstellen oder indirekt angreifen wollen.
Unser Ziel ist, die Halter wachzurütteln und ihnen noch einmal deutlich zu machen, was es bedeutet, für ein Lebewesen in angemessener Weise zu sorgen.
Zusätzlich bitten wir jeden, der sich Schnecken neu anschafft, sich vor der Anschaffung genau über die Haltungsbedingungen der konkreten Schneckenart zu informieren. Viele erste Fragen werden z.B. in unserem Achatschnecken-FAQ beantwortet.

Hinter „Wir“ verstecken sich:
Cleo, Elvira157, Escargot, Fine, Geli, mennemaus, oddness, smilla, Thuja


Die richtige Ausstattung/Zubehör
Bei der Ausstattung darf nicht maßgeblich sein, was für den Halter vielleicht praktisch ist, sondern das was für die Schnecken artgerecht ist.

Zur Ausstattung gehören ein entsprechend großes Terrarium oder Aquarium:die in den Haltungsbedingungen angegebenen Beckengrößen sind Mindestmaße die zur dauerhaften Haltung weder in der Besatzdichte überschritten noch in der Größe unterschritten werden sollten.

- Substrat (Terrarienhumus, Kokos-Faser-Briketts zum Aufquellen)
- 95%iger kohlensaurer Kalk (zum Aufkalken des Bodens)
- Wärmequelle (Heizmatte, -lampe)
- Versteck- und Klettermöglichkeiten (Rebenwurzeln, Korkröhren)
- Badeschale aus Plastik
- Futternapf aus Plastik
- Sepiaschale
- evtl. Pflanzen (echt oder aus Plastik)
- Thermo-/Hygrometer zur Kontrolle der Temperatur und Luftfeuchte

-kein Blähton, (unnatürlich, Geruchsbelästigung nach gewisser Zeit, Gehäuseschäden v.a. bei Jungschnecken)




Das richtige Heim

Wir möchten unseren Schnecken ein möglichst artgerechtes Heim bieten, das ist unserer Meinung nach ein entsprechend ausgestattetes Terrarium oder Aquarium. Die Größe desselben sollte der Art angemessen sein. Der Standort sollte schneckengerecht sein und ein problemloses Händeln im Becken ermöglichen, da ja regelmäßig sauber gemacht werden muss.

Zu den Plastikboxen:
Auch wir halten teilweise unsere Nachzuchten, bis sie eine gewisse Größe erreicht haben, in Plastikboxen oder nutzen solche als Quarantänebecken.

Zur Haltung nur in Boxen möchten wir folgende Denkanstöße geben:
- Diese Boxen sind zwar günstiger, sie müssen aber genauso beheizt, belüftet und eingerichtet werden – eben wie ein Terrarium / Aquarium
- Gerade das Beheizen erscheint uns als sehr heikel/gefährlich und sollte gut überlegt sein
- Wir befürchten, dass es mit diesen Boxen leichter zu einer Massenhaltung von Schnecken kommen könnte, da sie sich praktisch (bis unter die Decke) stapeln lassen
- Auch wenn es Geschmackssache ist, möchten wir erwähnen, dass die Tiere in solchen Boxen schlecht zu sehen sind

Wir möchten einfach verhindern, dass das Schneckenhobby zu einem „billig, praktisch, stapelbar“-Hobby wird.



"Geburtenkontrolle"
Als Schneckenhalter MUSS man bereit sein, Gelege und evtl. auch Babyschnecken einzufrieren. Um Letzterem vorzubeugen, muss regelmäßig (1x in der Woche) nach Eiern gesucht werden.
Gefundene Gelege müssen vor dem Wegwerfen abgetötet werden! Einfrieren wird hier von Vielen bevorzugt.

Wir haben Bedenken bei der Abgabe von Babyschnecken zu Dumpingpreisen („Im Dutzend billiger“), denn dies kann dazu führen, dass unüberlegt und in Mengen gekauft wird. Kostet eine Schnecke „mehr“ denkt der eventuell neue Halter doch 2x darüber nach, ob er sich das Tier anschafft oder nicht. Je billiger, umso geringer die Hemmschwelle.



Vergesellschaftung
Über dieses Thema haben wir uns Gedanken gemacht, da wir öfters darauf angesprochen werden (z.B. auf Börsen), aber auch in den Galerien sehen, dass z.B. Füßer und Schnecken zusammen gehalten werden. Dass es praktikabel ist und man so weniger Terrarien/Aquarien braucht, ist für uns kein gutes Argument. Möchte man unterschiedliche Tiere halten, muss man dafür auch die entsprechenden Voraussetzungen bieten können.

Grundsätzlich sollten keine Tiere vergesellschaftet werden, deren Haltungsbedingungen nicht übereinstimmen.

Warum passen Tausendfüßer und Achatschnecken nicht zusammen?
In der Natur sind zwar sowohl Tausendfüßer als auch Schnecken zusammen in einem Habitat; beide haben aber viel mehr Platz, um sich gegenseitig auszuweichen.
Einige Füßer-Arten umgeben sich permanent mit einer "Duftwolke", und dieses Wehrsekret könnte für Schnecken unangenehm/gefährlich sein.
Außerdem graben Tausendfüßer Höhlen und Gänge, welche durch die Suche nach Schneckengelegen immer wieder zerstört werden würden.
Füßer brauchen Ruhe zum Häuten, wenn man sie stört (z.B. bei der Gelegesuche; Schnecken, die sich vergraben wollen), kann schnell etwas schief gehen. Umgekehrt wollen ebenso die Schnecken ihre Ruhe beim Eierlegen. Da stören die Tausendfüßer, die vergraben wollen.
Nur weil die Tiere friedlich aus einem Napf fressen, heißt es nicht, dass sie nicht "innerlich" einem permanenten Stress ausgesetzt sind. Sie haben ja keine andere Möglichkeit, als sich zu arrangieren, wenn sie fressen (und damit überleben) wollen. Beispiel: Kaninchen und Meerschweinchen. Sieht auf den ersten Blick auch harmonisch aus, ist aber purer Stress für die Tiere, ohne dass "Mensch" das mitbekommt.

Als Saubermacher setzen viele von uns Regenwürmer oder Asseln in die Schneckenbecken. Diese stören die Schnecken nicht. Wichtig ist hierbei, dass man die Anzahl der „Putzer“ beobachtet – es dürfen nicht zu viele werden, da sie ansonsten durchaus als störend von den Schnecken empfunden werden könnten.



Hier findet ihr den Diskussionsthread zu diesem Thema.
LG Geli
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