Funktion des Liebespfeiles

Alles rund um unsere einheimischen und benachbarten Schneckenarten.

Funktion des Liebespfeiles

Beitragvon Katrin-die-Räuberbraut am 08.01.2008, 15:47

Schon gewusst?

über das, was man scherzhaft das "SM-Spiel" der Helicidae nennt, haben sich schon im Mittelalter die Leute Gedanken gemacht.

Ein früher Geistlicher erklärt den Liebespfeil z.B. damit, dass sich die Schnecken strafen, weil sie beim Sex Lust empfinden;

Natürlich ist das vollkommener Unsinn, die eigentliche Funktion des Liebespfeiles ist die egoistische Erhaltung der eigenen Gene. ;)
Beim Eindringen in den Fuß des Geschlechtsparnters injeziert der Liebespfeil Pheromone, die dazu führen dass eventuell bereits vorhandene Fremdspermien in der Schnecke nicht mehr als solche erkannt und verdaut werden.

Faszinierend, oder? ;)
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Beitragvon Thuja am 08.01.2008, 15:55

Das ist allerdings eine interessante Erklärung!
Ich finde es vor allem spannend, dass sich die Leute schon im Mittelalter mit solchen Dingen auseinandergesetzt haben!

Ich kenne zur Funktion des Liebespfeiles noch zwei weitere "Theorien":

:arrow: Der Stich des Liebespfeiles soll angeblich festlegen, welches Tier bei der Paarung Männlein und welches Weiblein ist. Sprich: Wer übernimmt den männlichen Part und führt sein Geschlechtsteil ein, wer ist der weibliche Part und empfängt den Samen.

:arrow: Durch den Liebespfeil werden Pheromone frei, die das andere Tier in Paarungslaune bringen sollen.

Letztere Erklärung finde ich aufgrund eigener Beobachtungen nicht wirklich sinnvoll. Das Liebesspiel war nämlich schon voll im Gange, als der Liebespfeil "abgeschossen" wurde. Da musste kein Tier mehr in Paarunslaune versetzt werden. ;-)

Welche Erklärung ist nun aber richtig? :?
LG Jenny
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Beitragvon Cleo am 08.01.2008, 16:32

Ich hab glaub ich Birte und Thuja mal Unterlagen geschickt (auf Englisch, hab sie selbst noch nicht durchgelesen, keine Zeit), in denen es um den "Love-Dart" (also Liebespfeil) geht. Ich hab nur mal ganz kurz reingeschaut und was ich grob erinnere ist, dass mit diesem Pfeil (der übrigens auch durch den Kopf des Partners geschossen wird, also nicht nur durch den Fuß, davon gibt's auch ein Foto in den Unterlagen) eine Art Gift auf den Partner übertragen wird, der bereits vorhandene befruchtete Eier abtöten soll, damit nur der eigene Samen die noch vorhandenen unbefruchteten Eier befruchten kann. Vielleicht hat ja eine von uns dreien mal Zeit die ganze lange Lektüre zu studieren und hier davon zu berichten :wink: .
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Beitragvon Thuja am 08.01.2008, 17:12

@Cleo: Stimmt, da bin ich aber auch noch nicht zu gekommen, das zu lesen... :oops: Wäre wohl mal an der Zeit, wie?
LG Jenny
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Beitragvon mennemaus am 08.01.2008, 17:45

Man lernt doch immer noch dazu!
Ich hatte zwar schon bei der Vorbereitung des Schneckenprojektes einiges über die Fortpflanzung der Schnecken gelesen,
hatte das mit dem Liebespfeil aber doch vergessen.
Ich habe gerade noch einmal nachgelesen und dazu einige Informationen entdeckt.
Auf Roberts Internetseite Weichtiere.at ist die Fortpflanzung
und auch die Funktion des Liebespfeils ausführlich und anschaulich erklärt.
Ich finde diese Erklärung sehr interessant, obwohl sie die Abtötung der schon befruchteten Eier
nicht explizit erwähnt, weist sie doch auf die besseren Chancen bei der Vererbung der eigenen Gene hin.
Dass die gestochene Schnecke deutlich mehr erregt wird und aktiver ist durch den Stich ist eine weitere Information dort.
Lest es euch selber durch:
http://www.weichtiere.at/Schnecken/land ... nzung.html
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Beitragvon Katrin-die-Räuberbraut am 09.01.2008, 05:38

Die Funktion die ich in meinem Beitrag geschrieben habe, ist übrigens eine relativ neue Erkenntnis. Meine Quelle ist übrigens die gestige Zoologie-Vorlesung. Das schöne - und der Hauptgrund weshalb ich in München studiere - ist nämlich dass mein Zoologiedozent Malakozoologe ist und Schnecken sein Fachgebiet sind. :)
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Beitragvon mennemaus am 09.01.2008, 15:01

Das ist ja wohl klasse, so einen Professor zu haben und
sein Hobby dann auch noch zum Thema des Studiums zu machen! :)
Ich hoffe, wir bekommen noch viele neue, interessante Informationen von dir! :wink:
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Beitragvon Katrin-die-Räuberbraut am 09.01.2008, 20:09

Jo... ich möchte ja selbst Malakozoologin werden und deshalb habe ich mich schon vorher erkundigt, wo eventuell solche Seminare angeboten werden. Durch Zufall ist München auch noch die nächste Universität die Biologie anbietet.
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