Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix pomatia

Alles rund um unsere einheimischen und benachbarten Schneckenarten.

Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix pomatia

Beitragvon Billie am 27.03.2018, 20:21

"Ein bisschen Schwund ist immer" - dessen bin ich mir bewusst, und das ist auch der Grund, aus dem ich mich jedes Jahr aufs Neue schwer tue, meinen Helix pomatia die Winterruhe zu gönnen. Dieses Mal habe ich allerdings eine außergewöhnlich hohe Ausfallquote zu beklagen: Von fünf Schnecken hat nur eine den Winter überstanden.

Zum allgemeinen Prozedere: Die Schnecken überwintern in der Gartenhütte. Diese hat ein großes Fenster, so dass die Schnecken sich auch an der Länge der Tage orientieren können, und Temperaturen nur wenig über den Außenwerten. Weil der Winter zu Anfang recht mild war, sind die Schnecken erst Ende November in ihr Winterquartie gezogen. Sie kommen dort in eine große Faunabox mit reichlich feuchter, aber nicht durchnässter Terrarienerde, damit sie sich bei Bedarf eingraben können, eine dicke Schicht fressbares Laub oben drauf, außerdem eine Sepiaschale und etwas Wasser dazu. Unter die Faunabox kommt sicherheitshalber immer noch Styropor. Nachdem die Schnecken anfangs noch ein weig durch die Gegend geschneckt sind und am Laub genascht haben, wurden sie ziemlich schnell inaktiv. Verdeckelt haben sie sich allesamt aber erst Anfang Januar - eine unterirdisch, die anderen vier überirdisch, was aber nach meiner Beobachtung alles andere als ungewöhnlich ist. Den Januar und Februar haben sie dann durchgeschlafen, ohne vorzeitig wach zu werden :sleep:
Seit Anfang dieses Monats habe ich immer öfters nach den Schnecken geschaut. Am vergangenen Wochenende, das zumindest hier bei uns ziemlich warm und sonnig war, war es dann so weit: Die erste Schnecke war soeben aufgewacht, der Kalkdeckel lag noch direkt neben ihr. Und dann, als ich sie rausholen und nach den anderen vier Tieren schauen wollte, die böse Überraschung: Ein Exemplar stank schon bis zum Himmel, bei zwei weiteren quoll unter dem Kalkdeckel bräunliche Flüssigkeit hervor - eins davon war das Tier, das sich eingegraben hatte -, und bei der Fünften im Bunde wurde der vermeintliche Kalkdeckel, der mehr braun als weiß aussah, im Tagesverlauf ganz matschig, ein Stück Schneckenfuß quoll heraus, und das war es dann.

Nun frage ich mich natürlich, wie das passieren konnte. Habe ich womöglich unwissentlich irgendeinen Kardinalfehler begangen? Die Tiere lagen in ihrer Faunabox durch das Laub auf bzw in leicht feuchter, aber nicht nasser Erde. :-?

Überlebt hat übrigens ausgerechnet die Schnecke, bei der ich am allerwenigsten damit gerechnet hätte. Sie war und ist ein kleines, lethargisches Tier, das wenig frisst, viel ruht, und, soweit ich das im vergangenen Jahr beobachten konnte, kein Interesse an Artgenossen, geschweigen denn an Fortpflanzung zeigt. Die verendeten Tiere hingegen waren verhältnismäßig groß, freß- und paarungsfreudig, und überhaupt allesamt recht aktiv und munter - bis zur "tödlichen" Winterruhe... :roll:
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Re: Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix poma

Beitragvon Shina am 27.03.2018, 22:42

Hallo,
ich kann dir leider auch nicht sagen, woran der hohe Ausfall liegt. Hast du die Tiere alle gleichzeitig bekommen, und waren sie schon alt, sodass sie alle mehr oder weniger gleichzeitig an Altersschwäche gestorben sind? Das Winterquartier klingt ansonsten gut, in einem Schuppen hätte ich es genauso gemacht und im Grunde überwintern die Schnecken ja auch in freier Wildbahn so. Zudem sind Helix Pomatia eigentlich ziemlich winterhart...

Eigentlich schreibe ich aber, weil ich auch schon viele Jahre lang Helix Pomatia und Cornu Aspersum in einem Wind-und Wetterterrarium draußen halte und mit der Zeit schon einiges ausprobiert habe. Cornu Aspersum ist schwieriger über den Winter zu bringen als Helix Pomatia, da sie von Natur aus wärmere Temperaturen gewöhnt sind und sich erst langsam an das hiesige Wetter gewöhnen. Vor vielen Jahren habe ich beide Arten im (mit Styropor isolierten) Terrarium in einem halboffenen Schuppen überwintern lassen - die Cornu Aspersum sind mir (ohne Ausnahme!) alle erfrohren, die Helix Pomatia haben alle überlebt. Im Winter darauf habe ich das Terrarium im Winter in unseren Keller gestellt (10-15 Grad), das war aber (wie erwartet) zu warm und hat den Biorhythmus der Schnecken durcheinander gebracht, da sie sich ja draußen bereits an die Herbsttemperaturen gewöhnt haben. Im Sommer darauf hatte ich dann ein etwas erhöhtes Schneckensterben.
Inzwischen lasse ich die beiden Arten schon viele Jahre lang im Kühlschrank überwintern. Dazu befülle ich die Gemüseschublade unten im Kühlschrank mit feuchter Erde und stelle den Kühlschrank auf 6 Grad - das ist der Kompromiss zwischen Schnecke und Kühlschrankinhalt. Je nach Wetterlage kommen sie meistens im November in ihr Winterquartier und wenn der letzte Frost vorbei ist (meistens im März) entlasse ich sie wieder ins Außenterrarium. In all den Jahren ist mir noch nie eine Schnecke im Winter gestorben, auch nicht die kleineren Jungtiere. Aktiv sind sie im Kühlschrank auch nicht, sie verdeckeln sich bei 6 Grad sofort. Das zeigt mir, dass das gut zu funktionieren scheint.

Also - auch wenn du die Ursache des Schneckensterbens nicht findest, kannst du dir ja überlegen, auf den Kühlschrank umzusteigen... ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht und im Grunde ist es auch überhaupt keine Arbeit, sogar das (leere) Terrarium kann im Winter einfach draußen stehen bleiben und im Frühling wieder neu bepflanzt werden ;-)

Liebe Grüße
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Re: Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix poma

Beitragvon Diana am 30.03.2018, 09:13

hallo Billie,

das ist schon seltsam. Ich kann auch keinen "Kardinalsfehler" entdecken. Das hätte eigentlich funktionieren müssen.
War vielleicht etwas Nichtsichtbares auf dem Laub? Nur so ein Gedanke, weil Du schreibst, daß ausgerechnet das Hädderle überlebt hat und die guten Fresser alle auf ähnliche Weise gestorben sind.
So ein Unglück aber auch.

Wünsche der kleinen Überlebenden gutes Gedeihen
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Re: Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix poma

Beitragvon Billie am 09.04.2018, 18:00

Hallo Shina,
Danke für den Tipp. Überwintern im Kühlschrank wäre bei mir ohne Weiteres möglich. Wenn die konstanten Temperaturen bzw das Ausbleiben von Schwankungen die Überlebensrate erhöhen, nehme ich es gerne in Kauf, dass mein Gemüsefach für ein paar Monate besetzt ist ;)
Wie muss ich mir denn das Wind-und Wetterterrarium vorstellen, von dem du schreibst? Finde ich das zufällig in der Galerie? Das interessiert mich allein schon deswegen, weil ich einen Teil der Helix pomatia - nicht meine Nachzucht, aber die, die mir als Unfallopfer von der Pferdekoppel etc zugetragen wurden - in einem umfunktionierten Kleintier-Außengehege im Garten halte.

Diana, interessanter Gedanke mit dem Laub, aber das glaube ich eher nicht. Zum einen, weil ich aus dem Laub ein winziges (mittlerweile fast ausgewachsenes) Bänderschnecken-Baby rausgeklaubt hatte und ihm auch einige der Blätter mit in seine Aufzucht-Box gelegt hatte, zum anderen, weil meine Pferde auch allesamt unbeschadet von diesem Laub gefressen haben.
Allerdings habe ich zum Thema Grunzschnecken gelesen, dass einige Halter ähnlich unerklärliche Verluste während der Sommerruhe hatten - mit vergleichbaren "Symptomen" wie aufgequollener brauner Kalkdeckel etc. Zum Glück habe ich noch ein paar Monate Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen, ob ich meine "Wohnzimmer"-Helix-pomatia zum Jahresende in die Winterruhe schicke oder nicht. Wie sind denn deine Erfahrungen mit Schnecken, die den Winter über wach bleiben?

Schöne Grüße, Billie.
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Re: Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix poma

Beitragvon Shina am 09.04.2018, 21:01

Hallo Billie,

schau mal hier: Shinas Schneckenbande, in den mittleren Posts habe ich Bilder vom Terrarium gezeigt, und unten auf der Seite ist erklärt, wie die Belüftung, Regenwasserableitung und der Deckel funktionieren. Habe super Erfahrungen damit gemacht. Die Einheimischen im gewöhnten Klima (inkl. Regen, etwas Sonnenschein, Kälte,...) zu halten funktioniert einfach prima (außerhalb der tiefen Frostzeiten), vielleicht hast du ja Lust, so etwas ähnliches nachzubauen :)

Liebe Grüße
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Re: Ungewöhnlich hohe Verluste bei Winterruhe von Helix poma

Beitragvon Diana am 10.04.2018, 07:48

Meine Weinbergschnecken sind den ganzen "Winter" wach- ich hätte auch kaum die Möglichkeit sie wirklich in Winterschlaf zu schicken. Kühlschrank habe ich keinen, nur den Froster und so tief möchte ich sie ja nicht in den Schlaf schicken.
Kann da natürlich nicht sagen, wie lange sie ohne regelmäßigem Winterschlaf leben, ob länger oder kürzer. Sie ruhen dennoch in der dunklen Jahreszeit mehr wie sonst und das trotz Lichtquelle ohne Zeitschaltuhr. Ich schalte das Licht ein, bevor ich zur Arbeit fahre und abends wenn ich heimkomme wieder aus. Annähernd bekommen sie also die Tageslichtdauer mit. Und generell ist es im Winter in meiner Wohnung natürlich sehr viel dunkler als im Sommer, so daß sie auch die Veränderung der Lichtintensität im Terrarium spüren können.
Sie vergraben sich nicht und stellen zum Ruhen auch keinen Kalkdeckel her, sondern sitzen eingezogen einfach für ein paar Tage auf der selben Stelle, manchmal pappen sie sich an die Terrarienwand, manchmal bleiben sie einfach auf der Erde sitzen. Anfangs habe ich mir da Sorgen gemacht. Sie schnecken aber immer noch.
Das Terrarium (100x60 Grundfläche) ist reich bepflanzt mit kleinwüchsigem Einblatt- als Krautschicht sozusagen. Terrarienerde, Kokoshumus, Anzuchterde, Kalk...bildet das Substrat. Obenauf etwas Laub, ein paar Seemandelbaum-blätter dabei, und die Blätter die an den Pflanzen abwelken. Einheimische Pflanzen leben in dem Klima nicht lange, auch wenn es nicht beheizt wird. Hab noch nicht rausgefunden, warum das so ist. Äste hatte ich früher drin, da sie von den Schnecken aber nicht benutzt wurden, sondern nur die Scheiben zum Klettern verwendet werden, kamen sie wieder raus. Macht das Reinigen leichter. Asseln sorgen für die Feinreinigung. Dendrobena hat sich eingeschlichen. Wie ich mittlerweile rausgefunden habe, ist es mit 12 großen und x kleinen Schnecken zu hoch besetzt, im Augenblick sind deshalb keine neuen Gelege zu erwarten.
Die Schnecken sitzen einfach unterm Kraut. Zur Kontrolle hebe ich sie manchmal leicht an. Ist die Schnecke schwer genug lebt sie noch und bleibt am Platz, wird sie zu leicht nehme ich sie raus. Dann ist sie meist schon sehr mager/krank und kommt separat zum päppeln. Nicht gerade wissenschaftliche Methode aber so kann ich das am besten.
Ansonsten versuche ich in der Ruhezeit so wenig wie möglich zu stören. Das Substrat wird nicht gewechselt, Pflanzen nicht umgesetzt. Auf die Hand nehmen oder rausholen mache ich nur wenn die Schnecke mal herumkriecht. Gefüttert wird selbstverständlich durchgehend mit allem was nicht schnell rottet, ein Hand voll Heu wird im Terra verteilt als Rauhfutter.
Wegen der Pflanzen kann ich das Licht nicht komplett ausschalten, Temperatur ist Raumtemperatur, also so 20-22°C. richtig munter werden die Schnecken erst jetzt, seit die Tage wieder deutlich länger werden.

Die Braunverfärbung des Kalkdeckels kommt durch die Zersetzung des Tieres im Gehäuse. Hört sich nach Infektion durch Pilz oder Bakterien an. Traurig, aber das kommt auch in der Natur vor. Ich denke nach wie vor, daß es kein Fehler von deiner Seite war, sondern einfach Pech.
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