"Ein bisschen Schwund ist immer" - dessen bin ich mir bewusst, und das ist auch der Grund, aus dem ich mich jedes Jahr aufs Neue schwer tue, meinen Helix pomatia die Winterruhe zu gönnen. Dieses Mal habe ich allerdings eine außergewöhnlich hohe Ausfallquote zu beklagen: Von fünf Schnecken hat nur eine den Winter überstanden.
Zum allgemeinen Prozedere: Die Schnecken überwintern in der Gartenhütte. Diese hat ein großes Fenster, so dass die Schnecken sich auch an der Länge der Tage orientieren können, und Temperaturen nur wenig über den Außenwerten. Weil der Winter zu Anfang recht mild war, sind die Schnecken erst Ende November in ihr Winterquartie gezogen. Sie kommen dort in eine große Faunabox mit reichlich feuchter, aber nicht durchnässter Terrarienerde, damit sie sich bei Bedarf eingraben können, eine dicke Schicht fressbares Laub oben drauf, außerdem eine Sepiaschale und etwas Wasser dazu. Unter die Faunabox kommt sicherheitshalber immer noch Styropor. Nachdem die Schnecken anfangs noch ein weig durch die Gegend geschneckt sind und am Laub genascht haben, wurden sie ziemlich schnell inaktiv. Verdeckelt haben sie sich allesamt aber erst Anfang Januar - eine unterirdisch, die anderen vier überirdisch, was aber nach meiner Beobachtung alles andere als ungewöhnlich ist. Den Januar und Februar haben sie dann durchgeschlafen, ohne vorzeitig wach zu werden
Seit Anfang dieses Monats habe ich immer öfters nach den Schnecken geschaut. Am vergangenen Wochenende, das zumindest hier bei uns ziemlich warm und sonnig war, war es dann so weit: Die erste Schnecke war soeben aufgewacht, der Kalkdeckel lag noch direkt neben ihr. Und dann, als ich sie rausholen und nach den anderen vier Tieren schauen wollte, die böse Überraschung: Ein Exemplar stank schon bis zum Himmel, bei zwei weiteren quoll unter dem Kalkdeckel bräunliche Flüssigkeit hervor - eins davon war das Tier, das sich eingegraben hatte -, und bei der Fünften im Bunde wurde der vermeintliche Kalkdeckel, der mehr braun als weiß aussah, im Tagesverlauf ganz matschig, ein Stück Schneckenfuß quoll heraus, und das war es dann.
Nun frage ich mich natürlich, wie das passieren konnte. Habe ich womöglich unwissentlich irgendeinen Kardinalfehler begangen? Die Tiere lagen in ihrer Faunabox durch das Laub auf bzw in leicht feuchter, aber nicht nasser Erde.
Überlebt hat übrigens ausgerechnet die Schnecke, bei der ich am allerwenigsten damit gerechnet hätte. Sie war und ist ein kleines, lethargisches Tier, das wenig frisst, viel ruht, und, soweit ich das im vergangenen Jahr beobachten konnte, kein Interesse an Artgenossen, geschweigen denn an Fortpflanzung zeigt. Die verendeten Tiere hingegen waren verhältnismäßig groß, freß- und paarungsfreudig, und überhaupt allesamt recht aktiv und munter - bis zur "tödlichen" Winterruhe...