Große Unterschiede bei Gefleckter Weinbergschnecke

[terraformer]

Hallo!
Meine Tochter hat letzten Sommer eine Gefleckte Weinbergschnecke aus einem Stadtpark in Slowenien mit nach Hause genommen. (Wir wohnen in Kärnten im Süden Österreichs.) Zumindest war das meine damalige Artenbestimmung anhand des wild gezackten Musters am Gehäuse.

Wenige Wochen später war das Terrarium voll mit Jungschnecken (drei Gelege in 3 Wochen).
Wir haben daraufhin die Mutterschnecke und den Großteil ihrer Kinder wieder an den Fundort zurückgebracht.
Zwei Jungschnecken hat meine Tochter behalten.

Im Foto sieht man nun diese beiden Geschwister heute, im Alter von 8 Monaten.
Ich bin erstaunt, wie unterschiedlich sie aussehen. Sowohl Körperfarbe als auch Gehäusemuster sind grundverschieden. Wie ist das möglich? Die linke Schnecke gleicht ihrer Mutter eher, mit Zackenmuster. Die rechte Schnecke hat viel klarere Bänder, fast wie eine Gestreifte Weinbergschnecke.

Sind solche Unterschiede bei Gefleckten Weinbergschnecken normal? Und falls ja – wie können dann überhaupt Biologen eine „Normal-Form“ dieser Art festlegen, wenn es so große Unterschiede gibt schon allein innerhalb eines Geleges.

Danke für die Antworten!
Milena

PS: Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, dass es sich hier gar nicht um Gefleckte Weinbergschnecken handelt, das war ja nur meine Laien-Bestimmung…

[wolf]

Hi Milena,

ich denke, dass es wahrscheinlich Cornu aspersum sind (ohne das Gehäuse jetzt genau untersuchen zu können - daher mit leichtem Vorbehalt).

Zu Deiner anderen Frage: na ja, es gibt halt Arten, die sehr konstant sind und andere Arten, die enorm variieren können (siehe z.B. Cepaea). Bei letzteren spricht man dann etwas geschwollen von "Polymorphismus". Mit ein paar wenigen Genen (mit jeweils mehreren Allelen) kann man da schon die unterschiedlichsten Formen bekommen.

Und grundsätzlich hast Du völlig Recht: der Zufall spielt da schon eine gewisse Rolle. Wenn eine neue Art entdeckt wird, dann hat man in der Regel erst mal nur wenige Exemplare. Gerade im 19. Jahrhundert hatte man manchmal nur ein einziges Exemplar. Das wurde dann mit seinen Merkmalen willkürlich als sog. "Nominatform" zur Grundlage der Artbeschreibung gemacht (dabei handelt es sich dann um den "Holotypus", der sozusagen stellvertretend und exemplarisch für alle Exemplare der neuen Art steht). Bei polymorphen Arten stellt man dann erst später fest (nämlich erst dann, wenn man viele Exemplare dieser Art hat), wie variabel die Art ist. Da ist es dann also reiner Zufall, welche Färbungs-Variante man zuerst in die Finger bekam (die dann zur Nominat-Form erklärt wurde). Macht ja nix.
Wenn ich mich recht entsinne, ist das ja auch in ähnlicher Form gerade bei Cornu aspersum geschehen: das erste Exemplar, das O.F. Müller 1774 in die Hände geriet, war zufälligerweise skalarid (daher "Cornu" = [gewundenes] Horn). Erst später wurde klar, dass man da eine sehr seltene Variante erwischt hatte und Cornu aspersum normalerweise ganz anders aussieht. Es klärt sich aber bei genaueren Untersuchungen (z.B. durch die Genital-Morphologie, heute auch zunehmend durch molekulargenetische Verfahren), wer nun zu welcher Art gehört und wie variabel die Arten sind.

Herzliche Grüße: wolf

[Schnexi]

Hallo Milena!

Cornu Aspersum können wirklich sehr unterschiedlich aussehen. Ich besitze selbst 4 Geschwister und kann sie immer sehr leicht unterscheiden. Sie haben sowohl verschieden Häuschen, als auch Körperfärbungen.

Eure Kleinen haben aber, noch nicht ihr endgültiges Aussehen. Sie werden sicher noch etwas dunkler werden und das Muster gefleckter.

Scheint bei diesen Schnecken wohl ganz normal zu sein. Mit zunehmendem Alter werden die Zeichungen jedoch undeutlicher und verwaschener.

Liebe Grüße Schnexi

[wolf]

Huhu,
dass der Nachwuchs unterschiedlich aussehen kann, gibt es ja nicht nur bei Schnecken. Ich kenne keine Eltern, die zwei Mal hintereinander das gleiche Kind bekommen haben..........
Nur eineiige Zwillinge sind da eine Ausnahme......... .
Liebe Grüße: wolf