Ich habe mal ein paar Informationen zu Weinbergschnecken zusammengetragen und ein kleines FAQ daraus gemacht. Für Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen bin ich natürlich dankbar, also immer her damit.
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Welche Weinbergschnecken-Arten leben in unseren Terrarien:
Helix pomatia: Diese Weinbergschneckenart ist auch in Deutschland an vielen Orten zu finden (Achtung! Steht unter Naturschutz!). Ihr Gehäuse erreicht ca. eine Breite von 50mm und eine Höhe von ca. 40mm. Es ist beige bis braun gefärbt und weist oft deutliche Wachstumsrillen auf.
Cornu aspersum: auch „gefleckte Weinbergschnecke“. Außerdem ist sie unter den Namen Helix aspersa und Cryptomphalus aspersus bekannt. Sie wird mit einer Gehäusegröße von circa 30 mm Breite und 25mm Höhe längst nicht so groß wie Helix pomatia. Die Gehäusefarbe ist recht variabel. Grundfarbe ist aber braun mit dunklen Bändern (=Streifen). Von C. aspersum sind Körperalbinos bekannt.
Cornu aspersum maximum: Die „große Verwandte“ der Cornu auspersum. Sie ist – wie meist vermutet – keine reine Zuchtform, sondern kommt auch in der Natur (in Randgebieten Marrokos und Algeriens) vor. Ihr Gehäuse erreicht in etwa eine Breite von 50mm und eine Höhe von 35mm.
Helix lucorum: auch „türkische Weinbergschnecke“. Diese Art kommt – wie der Name sagt – in der Türkei vor. Vor kurzem wurde sie auch in Norditalien gefunden. Sie ist nur selten in Terrarien zu finden. Größe: Breite bis 55mm, Höhe bis 60mm.
Woher bekomme ich Weinbergschnecken?
ACHTUNG: Helix pomatia stehen unter Naturschutz! Daher ist es verboten sie aus der Natur zu entnehmen!
Cornu aspersum steht in den meisten Ländern nicht unter Naturschutz, man findet sie nur in wenigen Teilen Deutschlands (diese Populationen stehen unter Naturschutz), in Frankreich und Großbritannien sind sie weit verbreitet.
Wer sich dafür Interessiert, kann einen Blick in die Bundesartenschutzverordnung werfen.
Ab und zu werden im Forum Nachzuchten angeboten. Das ist völlig legal und man kann sie ruhigen Gewissens im Terrarium halten.
Wie soll das Weinbergschnecken-Terrarium aussehen?
Im Prinzip unterscheidet sich die Einrichtung des Terrariums nicht sehr von der für Achatschnecken:
Als Behältnis kann man entweder Aquarien (mit geeigneter Abdeckung!), Terrarien, Plastik- oder Faunaboxen verwenden. Wichtig ist, dass die Schnecken nicht entkommen können und ausreichend Luftlöcher vorhanden sind. Achtung: Faunaboxen halten oft die Feuchtigkeit nicht sehr gut. Dadurch ist es entweder nötig häufig zu sprühen oder einen Teil der Lüftungslöcher abzudichten. Dies kann man entweder mit Klebeband machen (Vorsicht! Schnecken dürfen nicht mit der Klebefläche in Kontakt kommen!) oder Frischhaltefolie bzw. feuchte Tücher darüber legen.
Als Bodengrund eignet sich Kokoshumus, den man gut aufkalken sollte. Tipps dazu gibt es in unserem Kalk-Thread.
Walderde oder Erde aus Blumenbeeten ist nur bedingt geeignet, denn sie kann unter Umständen viele Schädlinge bzw. Düngemittel enthalten.
Einrichtung: Kork, Äste, Plastikblumentöpfe, halbierte Kokosnüsse u.s.w. eigenen sich gut als Versteck.
Bepflanzung: Farne, Bambus und Katzengras halten sich in Weinbergschnecken-Terrarien gut. Zweige (mit Blättern) von Obstbäumen, Buche oder Haselnuss werden auch gern genommen.
Ein Futterschälchen sollte nicht fehlen, eventuell kann man auch eine flache (!) Badeschale anbieten.
Ein Stück Sepia (zur Kalkversorgung) sollte ebenfalls zur Verfügung stehen!
Nicht ins Terrarium gehören: harte Gegenstände, z.B: Tontöpfe oder Steine. Die Schnecken könnten bei einem Sturz von der Scheibe darauf fallen und sie schwere Gehäuseverletzungen zuziehen!
Wie hoch sollten Temperatur und Luftfeuchtigkeit sein?
Luftfeuchtigkeit: 50-70%, das Substrat sollte nie austrocknen!!
Temperatur: Zimmertemperatur, eine zusätzliche Beheizung ist nicht nötig.
Mit welchen anderen Arten kann ich Weinbergschnecken zusammen halten?
Eine Vergesellschaftung mit anderen Schnirkelschnecken-Arten (Garten- und Hainbänderschnecken, Baumschnecken) funktionert problemlos.
Abzuraten ist von einer Vergesellschaftung mit Achatschnecken. Auch Achatina fulica benötigt eine höhere Luftfeuchtigkeit als Weinbergschnecken und (je nach Raumtemperatur) eventuell auch eine zusätzliche Beheizung und sollte daher nicht mit diesen zusammen ein Terrarium teilen müssen!
Wann sind Weinbergschnecken geschlechtsreif und woran erkenne ich das?
Helix pomatia: nach der zweiten Überwinterung
Cornu aspersum: mit ca. 6 Monaten
Cornu aspersum maximum: mit ca. 6 Monaten
Das Geschlechtsorgan der Schnecken befindet sich an der rechten Halsseite kurz hinter dem Kopf. Dort ist nach eintreten der Geschlechtsreife ein dunkler oder heller (je nach Art!) Fleck zu erkennen. Oftmals wird das Geschlechtsorgan auch teilweise ausgestülpt. Das ist ein Zeichen dafür, dass es bis zur Paarung nicht mehr lange dauern kann.
Wie groß sind die Gelege?
Helix pomatia: bis 60 Eier
Cornu aspersum: bis 100 Eier (?)
Cornu aspersum maximum: bis 200 Eier
Wie lange dauert es von der Paarung bis zur Eiablage?
Da Schnecken in der Lage sind, Sperma zu speichern um die Eier zu einem späteren Zeitpunkt damit zu befruchten, ist das schwer zu sagen. Bei Helix pomatia geht man davon aus, dass es von der Befruchtung der Eier bis zur Eiablage circa 6-8 Wochen dauert.
Oftmals wird beobachtet, dass schon zwei Wochen nach einer Paarung Eier abgelegt werden. Das erklärt sich vermutlich daraus, dass die Eier schon vor der beobachteten Paarung befruchtet wurden.
Ein Gelege ist da - und nun?
Achtung: Das Aussetzen von in Gefangenschaft geschlüpften Schnecken und Gelegen ist verboten! Daher sollte man nur so viele Eier behalten, wie man selbst behalten. bzw. vermitteln kann. Denkt auch bitte daran, dass jemand von seiner Reservierung zurücktreten könnte und ihr dann mehr Schnecken behalten müsst, als geplant!
Entscheidet man sich dazu, Eier zu behalten, sollte man diese vorsichtig aus dem Terrarium nehmen und in eine separate Box umbetten (z.B: Heimchendose, Margarine-Dose mit Luftlöchern...). Die Dose kann man dann wieder zu den Elterntieren ins Terrarium stellen oder an einen anderen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung und bei Zimmertemperatur.
Dann heißt es gesuldig warten und nicht ständig nach den Eiern graben! Eventuell ab und an die Feuchtigkeit des Substrats kontrollieren.
Wie lange dauert es von der Eiablage bis zum Schlüpfen?
Bei optimalen Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) schlüpfen Helix pomatia meistens nach 2-3 Wochen. Bei Cornu aspersum und Cornu aspersum maximum oft auch schon etwas früher. Neben den Bedingungen im Terrarium ist die Dauer bis zum Schlüpfen auch davon abhängig, wie lange eine Schnecke ( z.B. auf der Suche nach einem guten Ablageplatz) die befruchteten und sich entwickelnden Eier schon in sich getragen hat.
Achtung: Es ist normal, dass sich die Babys nach dem Schlüpfen noch eine gute Woche unter der Erde aufhalten. Sie fressen dort ihre eigene Eischale und man sollte sie nicht ausgraben, bis sie von selbst an die Oberfläche kommen.
Darf ich meinen Nachwuchs oder Gelege in die Wildnis aussetzen?
Nein, das Aussetzen von im Terrarium geschlüpften Schnecken ist verboten! Gleiches gilt auch für Gelege! Die Begründung findest du hier:
Einige grundsätzliche Fragen zu einheimischen Schnecken
Können sich Weinbergschnecken untereinander paaren?
Soweit bekannt können sich Helix pomatia nicht mit Cornu aspersum paaren, denn es handelt sich um zwei verschiedene Arten. (Sollte es zu einer Paarung kommen, wären die Eier nicht befruchtet). Die Möglichkeit der Verpaarung von Cornu aspersum und Cornu aspersum maximum ist nicht vollständig widerlegt. Man vermutet, dass es aufgrund des engen Verwandtschaftsgrades möglich sein könnte. Diese beiden Arten sollte man also besser nicht zusammen halten.
Eine Verpaarung zwischen Weinberg- und Bänderschnecken ist nicht möglich.
Kann ich erkennen, wie alt eine Weinbergschnecke ist?
Die Altersbestimmung bei Schnecken ist generell etwas schwierig. Vor allem bei ausgewachsenen Tieren ist es nur schwer möglich eine genaue Aussage zu treffen.
Am Beispiel von frei lebenden Helix pomatia:
Bis zum ersten Winter haben die Jungschnecken meist eine Größe von 1-1,5cm erreicht. (Paarungszeit ist im Frühjahr, also sind die Schnecken zu diesem Zeitpunkt ca. ein halbes Jahr alt). Innerhalb ihres zweiten Sommer legen sie an Größe zu. Erst nach ihrer zweiten Überwinterung erreichen sie ihre Endgröße.
Eine wachsende Schnecke hat immer einen Wachstumsrand. Dieser ist ganz weich und man sollte ihn möglichst nicht berühren. Solange dieser Wachstumsrand sichtbar ist, ist das Tier also noch nicht ausgewachsen. Bei erwachsenen Tieren verdickt sich mit der Zeit der Gehäuserand und das Wachstum kommt zum Stillstand. Von diesem Zeitpunkt an, ist es sehr schwer das Alter der Schnecke zu bestimmen.
Ein ganz klein wenig kann man sich an der Beschaffenheit der Gehäuse orientieren. Die „Farbschicht“ (Periostrakum genannt), blättert z.B. bei H. pomatia im Laufe der Zeit ab, sodass die braune Farbe durch eine weißliche Färbung ersetzt wird. Wie schnell dieser Vorgang voranschreitet hängt allerdings auch wieder von vielen Umweltfaktoren ab (Sonne, Regen, Kalkangebot u.s.w.)
Wie überwintere ich meine Weinbergschnecken?
Alles zur Überwinterung von Helix pomatia findest du hier:
Überwinterung von Helix pomatia
Überwinterung von Cornu aspersum:
Cornu aspersum kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Auch wenn es dort Gegenden gibt, die im Winter recht kalt werden können, ist Cornu aspersum nicht auf eine Überwinterung angewiesen, sie kann niedrige Temperaturen nur "überstehen".
Ähnliches gilt für Cornu aspersum maximum.
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So, das war's erstmal von meiner Seite. Wenn euch noch etwas einfällt, ihr Fehler entdeckt oder Verbesserungsvorschläge habt, dann postet es doch bitte hier. Dann können wir das FAQ ergänzen/korrigieren.