Darkdream hat geschrieben:Selektion findet ständig und überall statt, Tiere mit großen Ausfallraten produzieren i.d.R. in Massen Nachwuchs d.h. in Heimhaltung gibt es keine Natur die es übernimmt und muss vom Halter in irgendeiner Form stattfinden [...]
Das ist einer der Punkte, die ich persönlich nicht richtig finde und deshalb möchte ich das nochmal hervorheben. Damit das bei den Gedankengängen hier nicht vergessen wird.
Ansonsten finde ich deine Gedankengänge übrigens gut und interessant Darkdream In der Heimhaltung fällt die Natur als Faktor der Selektion raus, das stimmt. In der Natur kommen die am besten angepassten Individuen durch, so funktioniert natürliche Auslese - Selektion eben - und das ist eine treibende Kraft für die Evolution und Entwicklung von Populationen und letztendlich auch Arten.
Wenn wir als Mensch nun aber glauben, wir könnten diese natürliche Selektion in irgendeiner Art
ersetzen, liegen wir vollkommen falsch. Falscher kann man gar nicht liegen. Die Schnecken in unseren Terrarien haben vollkommen andere Bedingungen, als die Schnecken in ihrem natürlichen Habitat. Wir haben sie aus der Natur entnommen -
damit ist die Verbindung zu allem, was an ihnen natürlich geregelt ist - Nachwuchszahlen, Alter, Größe, Farbe, Überleben - dauerhaft unterbrochen. Das ist nicht mehr "natürlich", in keiner Art und Weise.
Ich finde daher nicht, das für die Privathaltung irgendeine aktive Form von Selektion stattfinden muss. Wenn man 5 Schnecken haben/weitergeben/verkaufen möchte, soll man meines Erachtens auch 5 Eier nehmen, aus ihnen Schnecken schlüpfen lassen und den "Zufall" regeln lassen, was aus diesen Schnecken wird. Und wenn "Kleinchen" dabei sind ... dann sind das eben Kleinchen. Wo ist das große Problem? Ist es etwa, dass man für solche Tiere dann keine Zeit, keinen Raum oder schlichtweg keine Verantwortung übernehmen möchte? Das ist eben die Crux an der Tierhaltung, das wird jeder hier nachvollziehen können. In dem wir sie aus der Natur genommen haben, haben wir uns dafür entschieden uns fortan um sie zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen.
Beispiel: Wenn wir ein Gelege übersehen und Schnecken schlüpfen ist das alleine unsere Schuld - weil es unsere Aufgabe gewesen wäre eben genau das zu verhindern - weil wir es so gewollt haben, weil wir wollten, dass sie in unserem Terrarium leben. Und genau deshalb müssen wir Verantwortung übernehmen. Genau das gleiche gilt für jede Art von Nachwuchs, die wir schlüpfen lassen.Alle Schnecken schlüpfen zu lassen und dann so zu tun, als würde man hier nach Maßstäben der Natur "aussuchen" welches die Besten sind ... das ist schlicht und ergreifend nicht richtig. Kein Mensch hat direkten Einblick in die tausend Vorgänge die bei der Rekombination von Genen vorgehen, keiner von uns kann wissen, was aus den Schneckenbabies wird - das sieht man erst im Nachhinein. Wer schnell und gut wächst kann auch plötzlich wieder aufhören damit, oder Gendefekte mit sich rumtragen, die erst Generationen später zum Vorschein kommen. Und wer von uns kann garantieren, dass phänotypisch gesunde Schnecken nicht vielleicht "krüppligen" Nachwuchs zeugen? Wer kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass die aussortierten Schnecken genetisch oder in irgendeiner anderen Weise "besser" sind als die gefrosteten? Wer kann ernsthaft behaupten, den "Genpool sauberzuhalten", wenn er nach menschlichen Maßstäben aussortiert?
Richtig, das kann
keiner von uns sagen oder wissen und deshalb sollten wir unsere Finger meines Erachtens auch von Begriffen wie "Selektion" oder "natürlich" lassen. Weil das, was da gemacht wird weder das eine, noch das andere ist.
Nochmal zum "Gedankenanschubsen" - nicht um irgendwen anzugreifen
Liebe Grüße,
Rionagh