Schnecke benötigt Zuneigung

[achafulica]

Guten Abend alle zusammen.
Ich habe seit ungefähr zwei Monaten Achatschnecken (Lissachatina Fulica) und mir ist in dieser Zeit aufgefallen, dass sich meine älteste, er heißt Macciato, irgendwie anders verhält als die anderen. Ich frage mich, ob es möglich ist, dass manche Schnecken wie bspw. Hunde oder Katzen Zuneigung brauchen. Ich würde auch zweifeln, wenn ich es nicht selbst mitbekommen würde. Denn ich habe in letzter Zeit beobachtet, dass Macciato wie alle anderen Abends wach wird, aber immer öfter irgendwie "depressiv" im Loch hocken bleibt während die anderen fröhlich zum Futter kriechen. Und dabei ist mir auch aufgefallen, dass es so aussieht, als wenn er es genießen würde auf die Hand genommen und "gestreichelt" zu werden. Ich weiß nicht ob ich da zu viel rein interpretiere, aber er kommt dann auch sofort richtig rausgekrochen und schleimt fröhlich auf der Hand umher. Wenn ich ihn dann ins Terrarium zurücksetze beginnt er wieder seine depressive Haltung einzunehmen. Vielleicht hat jemand schon mal etwas ähnliches beobachtet? Was ist eure Meinung dazu?

[Fusselnase]

Hi,

für Schnecken ist das Gestreicheltwerden nicht gut, weil dadurch ihr Schleimmantel ausgedünnt wird, worauf Umgebungskeime die Schnecke infizieren könnten. Das gilt für alle Tiere mit einer schleimigen Haut, also auch Fische und Amphibien. Aufliegende Keime können dabei auch tiefer in die Haut gedrückt werden.

Deshalb würde ich die Beobachtung eher so interpretieren: das Tier benötigt aus irgendeinem Grund mehr Ruhe als die anderen. Vielleicht produziert es gerade Eier, vielleicht benötigt es individuell etwas mehr Wärme oder Feuchtigkeit, vielleicht ist es krank.
Dass es auf der Hand munterer erscheint liegt mMn daran, dass es sich gestört fühlt und wieder ein Versteck sucht, das nicht so komisch riecht wie unsere menschliche Haut.

Würden Schnecken aktiv menschlichen Kontakt suchen, würden sie uns entgegenkriechen, wenn wir ans Terrarium gehen.

[HelenZer]

Eine Schnecke will definitiv nicht wie eine Katze oder ein Hund oder eine Ratte gestreichelt werden. Eine Schnecke kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht depressiv werden. Für Depressionen braucht man ein sehr hoch entwickeltes Gehirn, das Schnecken nachweislich nicht besitzen.
Es GIBT also KEINE depressive Haltung bei einer Schnecke. Vielleicht hat die Schnecke lediglich keinen Hunger oder hat irgendein anders Problem, genau wie Fusselnase es beschrieben hat.

Natürlich kommt die Schnecke aus dem Haus und kriecht umher, wenn du sie auf die Hand nimmst. Das kann zwar ein 'sich neugierig umsehen' sein, ist aber sehr wahrscheinlich eher ein 'wie komme ich hier wieder weg'. Die Schnecke kann dir nicht anders mitteilen, dass sie die Flucht ergreifen will. Wenn du die Schnecke aus dem Terrarium herausnimmst, weiß sie auch nicht, wo das Terrarium ist. Sie hat eventuell Stress und möchte halt einfach nur weg. Da Schnecken keinerlei erkennbare Mimik haben, ist es unmöglich festzustellen, ob die Schnecke da 'fröhlich herumkriecht' oder 'panisch den Ausweg sucht'.

Ich würde ehrlich gesagt Schnecken nicht herausholen und auf die Hand setzen. Du kannst die Hand vor die Schnecke legen und abwarten ob die Schnecke von selbst draufkriecht.

Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die Schnecke die Wärme der Hand vielleicht als angenehm empfindet, aber 'depressiv darauf warten, hochgenommen zu werden' ist kein Schneckenverhalten, das ist definitiv Einbildung und eine Fehlinterpretation seitens des Halters.

[Gelbhalsmaus]

Würde sich die Schnecke nicht zurückziehen, wenn sie Angst bzw. Stress hat? Ich dachte die Schnecke versteckt sich einfach.

[HelenZer]

Verstecken hilft der Schnecke aber nicht immer, und das, was von uns als 'Neugierig Umherklettern' interpretiert wird, ist oft einfach nur 'nach einem Ausweg aus der Situation suchen'. Schnecken haben nun mal lediglich zwei Möglichkeiten, sich zu schützen - entweder sich zurückziehen, was aber wirklich in Notsituationen passiert - oder die Situation verlassen. Wenn die Schnecke zB auf einem sauren Boden hockt (menschliche Hand zB), bringt ihr das Zurückziehen herzlich wenig, weil dann müsste sie ja dort ewig sitzen bleiben und würde verhungern. Also muss sie eben weg. Und Schnecken sind nicht für ihre Schnelligkeit bekannt. Sie orientieren sich zudem vorrangig über den Geruchs/Geschmackssinn, das heißt, wenn die Schnecke auf der Hand sitzt, hat sie keine Möglichkeit, wieder zurück in ihr Terrarium zu kommen. Sie hat keine Kontrolle über die Situation und hat sehr wahrscheinlich Stress bzw weiß schlichtweg nicht wo sie ist und hat die Orientierung verloren. Das 2 Meter entfernte Terrarium sieht sie ja nicht mehr und hat auch keine realistische Möglichkeit, es von allein zu finden.

Wenn man aber stattdessen die Hand ins Terrarium legen würde, könnte die Schnecke selber entscheiden, ob sie auf die Hand draufkommt oder nicht. Ich nehme meine Schnecken nur hoch wenn ich die Erde umgraben muss und setze sie gleich wieder ab. Wenn sie aktiv unterwegs sind, und man die Hand in die Nähe legt, kommt das schon mal vor, dass sie die Hand berühren / ablecken / oder sogar draufklettern. Aber dann machen sie das von selbst und nicht weil sie keine andere Wahl haben.
Und da sind Schnecken natürlich je nach Art und eigener Persönlichkeit unterschiedlich.

Meine Fulicas gehen tatsächlich hin und wieder selbst auf die Hand hoch und bleiben da liegen, ich schätze, ihnen gefällt die Wärme. Die Weinbergschnecken suchen direkt das Weite, wenn ich den Finger davorhalte. Eine von meinen aktuell 3 Bänderschnecken geht auch hoch und leckt alles ab, da bezweifle ich aber, dass es gut für sie ist...

[Gelbhalsmaus]

Ok, ich verstehe.

[Thamara]

Wenn man Schnecken streichelt "stimuliert" man sie. Es dient quasi als Vorspiel. Vielleicht ist er ja paarungsbereit und die anderen eben nicht?