Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Alles was es sonst noch über Achatschnecken zu sagen gibt, kommt hier rein.

Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon DeichpunkZ am 30.12.2023, 20:52

Hey Ihr Lieben,

ich bin derzeit maximal irritiert, enttäuscht und etwas ratlos.

Da ich ja durch einen Zufall Retis und Fulicas habe, beschäftige ich mich derzeit viel mit diesem Thema. A) weil ich natürlich das beste für meine Schneggis möchte und B) weil ich das Thema an sich wahnsinnig interessant finde.

Jetzt lassen wir mal außen vor, das Retis und Fulicas andere Haltungsbedingungen haben und stellen uns kurz mal vor, der/die Halter/in weiß es nicht.
Ich habe nun von "Züchtern" 2 verschiedene Aussagen bekommen bzgl. Verpaarung.

Aussage 1: Omg nicht zusammen halten! Die erzeugen kranke Hybriden!
Aussage 2: Ach das ist gar kein Thema, die können sich gar nicht untereinander verpaaren.

Genausolch widersprüchliche Aussagen bekam ich zum Thema Haltung:

Aussage 1: Die können gefahrlos zusammen gehalten werden, Temperatur und Feuchtigkeit sind bei Beiden gleich
Aussauge 2: Omg bloss nicht, die werden komplett unterschiedlich gehalten.

Ich bin masslos enttäuscht über mache Züchter oder sollte ich Vermehrer sagen, die anscheinend gar keine Ahnung haben und wo Anfänger einfach blindlinks im Vertrauen alles falsch machen was falschzumachen ist. Irritiert über zig verschiedene Aussagen, wie soll man sich da etwas richtiges rausfiltern. Wenn man schon keinen Züchter fragen kann, und dann zb. Dr. Google fragt und auch dort dann vollkommen falsche Angaben findet.

Ratlos, wie man so etwas verhindern könnte, außer natürlich dieses tolle aufklärende Forum.

Ich hatte grade schon bezüglich Hybriden die Suche aktiviert, aber nichts passendes gefunden, falls ich es übersehen habe sorry schonmal.

Ist es denn normal, das so viele "Vermehrer" einfach wild drauf los verpaaren und großziehen und gar nicht wissen, was sie da tun? (Bitte sagt nein) ...

LG aus dem Norden
Deichi
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Re: Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon Diana am 31.12.2023, 02:25

Hallo Deichi,

Es gibt eben auch Züchter, die des Geldes wegen Schnecken mit möglichst geringem Ressourceneinsatzen vermehren. Warum viel Geld in Heizung/ Strom stecken, wenn es möglich ist die Schnecken bei niederer Temperatur zu züchten. Und für einen Profi ist auch Platz Geld. Manchmal ist es natürlich auch einfach fehlendes Wissen.
Die vielen unterschiedlichen Angaben kommen mit daher, daß Lissachatina reticulata und Lissachatina fulica eine recht große Temperaturspanne haben in der sie leben können ohne krank zu werden. Zudem sind sie Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit gegenüber recht tolerant. Um sich wohl zu fühlen, schön zu wachsen und ihr ganzes Verhaltensspektrum zu zeigen- beides sind recht aktive Schnecken- brauchen sie allerdings eine Mindesttemperatur und eine Mindestluftfeuchtigkeit und die ist bei beiden unterschiedlich. Lissachatina reticulata braucht es deutlich wärmer und etwas feuchter als L.fulica. Lissachatina fulica kann man aber mit etwas Eingewöhnung bei 27°C und damit was die Temperatur angeht mit Retis zusammen halten. Das gleiche gilt für die Luftfeuchtigkeit.
Von Hybriden habe ich bisher noch nie gelesen. Manche Schnecken paaren sich wohl auch tatsächlich mit anderen Arten, die Frage ist aber, ob dann auch Nachwuchs schlüpft. Und als Nicht-Züchter frosten die meisten die Eier ohnehin.
Vom Charakter her sind beides friedliche Schneckenarten und könnten gefahrlos im selben Terrarium gehalten werden.
Hält man die beiden Schneckenarten außerhalb ihres Wohlfühlbereichs wachsen sie langsamer, sind anfälliger für bakterielle Infektionen und Verpilzung und bewegen sich weniger. Das braucht allerdings recht lange bis man das erkennen kann, zumal Krankheiten ja auch bei optimaler Haltung auftreten können.
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Re: Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon Slimyfriends am 31.12.2023, 06:49

Moin, zwischen Fulica und Reticulata habe ich noch nie von eine "erfolgreicher" Hybridisierung, zwischen anderen Arten ist das aber ein großes Problem.

...Kommen wir zu weiteren großen Problemen :roll: wie du schon gemerkt hast, gibt es im Internet zig, teils widersprüchige, Informationen. Die basieren halt letztlich alle auf eigenen Erfahrungen und Meinungen.
Nehmen wir als Beispiel mal die simple Aussage "Schneckenart A kann bei Temperatur X gehalten werden"
Irgendwer hat vll gar nicht A sondern B und bezieht sich somit eigentlich darauf und Leute definieren "kann" unterschiedlich. Ein Adultes Tier mag sich unauffällig verhalten, während durch Jungtiere erst sichtbar ist, dass diese nicht wachsen. Zudem gibt es immer etwas robustere und anfälliger Tiere und die Schlupftemperatur spielt ja auch eine Rolle etc

Was "Züchte" angeht muss ich ein bisschen aufpassen was ich sage, da ich einerseits keinen Roman verfassen möchte und andererseits ja seit Jahren mitbekomme was darunter so läuft und was die Konsequenzen sind. Bei der Aussage " Ich habe mit meinen Schnecken gezüchtet" stellen sich bei mi schon die Haare zu berge. Denn meist ist die Realität eher, dass Vermehrung nicht verhindert werden konnte und/oder sehr viel Unwissenheit vorliegt.
Natürlich ist das absolut nicht immer so, aber bei den "typischen Anfängerarten" begegnet man dem online schon enorm häufig.
Meist geht der Text dann mit "400 süße Babys abzugeben" los...na vielen Dank auch. Oft sind die Elterntiere auch Gelegegeschwister (nicht immer gleich Problematisch, aber über mehrere Generationen auch nicht so toll) oder weisen Wachstumssschäden auf (durch schlechte Haltung oder blöde Genetik).

Zoofachhandel haben oft keine Ahnung von Schnecken, auch wenn sie welche verkaufen. Bin letztens einem Infoschild begegnet (im Becken schwerst kleinwüchsige Fulica) :
"Afrikanische Achatschnecke" ,Foto einer Reticulata, Größe: bis zu 30 cm, Ernährung: Salat und Gurke, Platzbedarf: min 30x30x30cm, Temperatur: mindestens 20°C... joa... ganz toll... Im Terra war nur staubtrockener, unaufgekalkter Kokoshummus.
Die Tiere selbst entstammen oft Privatpersonen mit unkontrolliertem Nachwuchs, die diesen dann an einen Zoofachhandel angeben.

Ich habe letztens erst einen Erfahrungsbericht von einen sehr bekannten Onlineshop bekommen. Wollte den bei Gelegenheit hier auch nochmal weitergeben. Kurzgesagt: Die Leute hatten schon extra per Mail rückfragen gestellt und wurden komplett falsch und Profitorientiert Informiert. Ihnen wurden 3 komplett verschiedene Arten (4 Fulica,1 A.achatina und 1Papyaceae) zusammen abgegeben und neben "die Hummusblöcke reichen als Erde" noch diverses an "Spezialfutter" mit verkauft. Getrocknete und gemahlene Beeren sind ja schön und gut, aber frische für 1/6 vom Preis tun es wohl auch... genau so muss 1Esslöffel Fischfutter nicht im extra verpackt und für mehrere Euro verkauft werden. Die Tiere selbst wiesen teilweise Wachstumsfehler auf (schon als sie verschickt wurden) und wer sich ein bisschen umschaut findet auf Verkaufsportalen den Aufruf, sich doch bei Nachwuchs/Abgabetieren an die zu wenden. Ich weiß natürlich nicht wie so deren Standards sind um Tiere abzukaufen und dann weiterzuverkaufen, allerdings lässt der Zustand der gesehenen Tiere mich da wenig optimistisch sein. Will heißen, dass sie teilweise garnicht genau wissen können, was für Tiere sie eigentlich verkaufen (ob die Elterntiere gesund und gut gewachsen sind, ob es Parasitenkontakt gab etc)

Ich denke das reicht erstmal aus...

Um nochmal kurz auf deinen Vergesellschaftungspunkt einzugehen: Das ist hier auch ein sehr verschieden angesehenes Thema.
Meine Meinung: Die beiden Arten können zusammen leben, allerdings ist fraglich wie gut es den Tieren damit geht und sollte nicht angestrebt werden.
Nach Möglichkeit halte ich beide getrennt, allerdings hatte ich auch schonmal eine Gruppe aufgenommen (3x Fulica, 2x Reticulata) die allesamt schon ein paar Jahre alt waren und immer zusammen gelebt hatten. Die habe ich dann in ein ~140x40x40 Terrarium mit Temperaturverlauf gesetzt und beobachtet, sie sind tendenziell unter sich geblieben, schienen aber auch nicht gestört von den anderen. Nach dem Tod der Retis sind die Fulis halt in die Fulica Gruppe gezogen. Eine neu herbeigeführte Vergesellschaftung beider Arten finde ich aber ziemlichen Quatsch.
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Re: Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon DeichpunkZ am 31.12.2023, 14:40

Uffz... da wird einem ja echt ein wenig schlecht.

Hallo Diana,

leider hatte ich mir sowas schon fast gedacht, was auch hier erklären würde warum meine Limmis anfangs gar nicht mit der Temperatur klar kamen.
Ich hatte die nämlich schön warm eingestellt, worauf sie sich nur noch verkrochen und verbuddelt haben. Nun habe ich sie ein paar Grad runtergenommen und sie hüpfen munter umher.
Also kann ich davon ausgehen, das der Züchter sie eh schon kühler gehalten hat, oder?

Aber auch hier mal wieder Profit vor das Wohl der Tiere, daher schrieb ich "Vermehrer" :cry:
Ich finde das frosten der Eier nun nicht problemtisch, da es ja auch erforderlich ist. Wenn ich schon alles umgrabe, hab ich wenigstens die Möglichkeit nochmal minimal umzudekorieren oder zu erneuern, damit die Schneggis es immer kuschelig haben. Sicherlich werde ich irgendwann auch mal eine Nachzucht behalten wollen, da eine dritte pro Art eh geplant ist. Aber das eilt ja nun auch nicht.

Moin Slimy

jaaa das habe ich gemerkt, bezüglich der widersprüchigen Informationen.
Unter anderem auch, das manche Züchter Dir einfach irgendwas verkaufen und selbst keinen blassen Schimmer haben um welche Art es sich eigentlich handelt, ausser Achatina ^^
Was echt große Biberkacke ist, weil man als Anfänger ja vollkommen hilflos dasteht und einfach etwas falsches bekommen hat.

Bezüglich Züchter/Vermehrer stellen sich mir jetzt schon die Nackenhaare auf. Ich komme aus der Hundezucht und da bekommt man ja schon so einiges mit, allerdings ist es bei den Schneggis ja nichts anderes stellenweise sogar noch schlimmer. :cry:

Wie oben schon geschrieben, spreche ich mich nicht davon frei, auch mal ein Gelege groß ziehen zu wollen. Vorrausgesetzt die Elterntiere entwickeln sich prächtig und noch viele andere Fakotren die mir da erstmal wichtig wären, bevor man sich bewusst dazu entscheidet ein paar Eier zu behalten.
Ich denke die kleinen "Übersehen-Upsis" passieren jedem mal und da muss man dann eben schauen, ob man es dann noch töten kann, oder eben anständig mit groß zieht.

Über die Ernährung könnte ich Dir auch einen Roman schreiben, welche Tipps ich von Händlern und Onlineshops bekommen habe ^^ Meine Limmis haben Anfangs NUR Gurke gefressen, die gingen an gaaaar nix dran, bis ich dann mal hart geblieben bin und sie dolle Kohldampf hatten und auch an wertvolles Gemüse dran gingen.
Vor allem die super sonder Futterpäckchen wo man 20 Gramm "Futterperlen für Schnecken" für 3,99 € bekommt, welches einfach nur Koi Karpfen Kugeln waren.
Schneckenfischflocken, die Piefnormale Fischfutterflocken sind zu Preisen, wo man einfach nur den Kopf schütteln kann.

Bei der Vergesellschaftung bin ich ganz Deiner Meinung. Ich denke viele halten Retis und Fulicas zusammen, ohne zu wissen, dass es zwei verschiedene Arten sind und tun dieses dann unbedacht.
Mir fiel es Anfangs auch total schwer, die Beiden überhaupt auseinander halten zu können (außer sie sitzen evtl ausgewachsen nebeneinander)

Da die Beiden sich scheinbar nicht erfolgreich paaren können, entstehen hier wenigestens dann keine evtl. kranken Hybriden immerhin etwas.
Nun hatte ich mich etwas quergelesen, das sich andere Arten aber durchaus verpaaren und als ich dann bei dem Thema ankam, das der Nachwuchs zu groß für sein Schneckenhaus war und die Schnecken dann im Alter von 5 Monten förmlich "geplatzt" sind, musste ich erstmal ausmachen und Luft holen. Wie grausam :cry: :cry:
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Re: Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon Slimyfriends am 31.12.2023, 15:25

Wie oben schon geschrieben, spreche ich mich nicht davon frei, auch mal ein Gelege groß ziehen zu wollen. Vorrausgesetzt die Elterntiere entwickeln sich prächtig und noch viele andere Fakotren die mir da erstmal wichtig wären, bevor man sich bewusst dazu entscheidet ein paar Eier zu behalten.
Ich denke die kleinen "Übersehen-Upsis" passieren jedem mal und da muss man dann eben schauen, ob man es dann noch töten kann, oder eben anständig mit groß zieht.


Ich finde, solange Babys im Falle keines Vorhandenen Abnehmers auch behalten werden können, wird da auch nie jemand was gegen sagen :)
Ich selbst mache es halt sogut wie nie, da ich Platz für Notschneckchen haben möchte :thumb:

Davon ein ganzes Gelege groß zu ziehen würde ich dir aber sehr abraten, wie gesagt, dass sind hunderte... aber das hast du so bestimmt auch nicht gemeint :lol:

Übersehene Gelege können naklar auch immer mal vorkommen, bei Fulica und Reticulata ist es aber fast ausgeschlossen die Tiee vermittelt zu bekommen :| Einzelne übersehende sind da weitaus unproblematischer... also immer schön suchen O:)
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Re: Reticulata und Fulica - Hybriden möglich?

Beitragvon DeichpunkZ am 31.12.2023, 15:52

Aaaah um Gottes willen... ein komplettes Gelege möchte ich nicht großziehen ^^

Auch wenn ich hier wirklich gut Platz habe und zur Not noch beheizte Kellerräume, aaaaaber ... NEIN!

Das mit den Notschneckchen ist natürlich auch eine Idee, die mir sehr gefällt. Ich denke so ein paar Plätzchen könnte ich da auch noch erübrigen.
GSD sieht mein Mann das ganz gelassen und findet sie sogar recht putzig :lol:

Ich denke auch das man Fulicas und Retis eher schlecht vermittelt bekäme, allerdings war der Gedanke eh eher zum behalten und lieb haben 8D
Da kann ich hier vielleicht nochmal die Frage anbringen, warum wollen eigentlich alle (jedenfalls die ich kenne) Albinos?

Meine Limmis sind ja noch wiiinzige Babüüüüs, die werden noch ewig keinen Nachwuchs haben. Dort würde ich allerdings gerne 3-6 behalten um sie im Schwarm halten zu können wo sie sich wohler fühlen. Ob man diese vermitteln kann, hab ich noch nie geschaut... hab immer ganz egoistisch gedacht, ALLES MEINS :mrgreen: :lol: :mrgreen: Ne bloß Spaß!
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