Wildfänge kaufen/importieren - bedenklich oder nicht?

Alles was es sonst noch über Achatschnecken zu sagen gibt, kommt hier rein.

Wildfänge kaufen/importieren - bedenklich oder nicht?

Beitragvon Cleo am 05.01.2008, 09:36

Hallo Leute,

mich beschäftigt schon seit einiger Zeit die Frage, ob es bedenklich ist Wildfänge zu kaufen/importieren oder nicht. Ich bin für mich noch zu keinem Ergebnis gekommen, und daher interessiert mich Eure Meinung.
Diese Fragen tun sich für mich auf, da ich das Gefühl hab, dass immer mehr Wildfänge ins Land geholt werden. Als ich vor 1,5 Jahren hier ins Forum kam, da war es überwiegend Gang und Gäbe, dass man Nachzuchten von anderen Haltern gekauft hat. Mittlerweile werden aber auch immer mehr Wildfänge gekauft, ich hab ja auch so einige hier bei mir. Ist es aber nicht eigentlich auch ein Hauptanliegen der Terraristik möglichst erfolgreich nachzuzüchten, damit man irgendwann möglichst gar keine Tiere mehr der Natur entnehmen muss..? Oder kann man das bei Schnecken anders sehen, weil die sich eh so stark vermehren, dass man keine Sorge haben muss, dass gewisse Arten irgendwann aussterben? Ist es zu verantworten, dass wir als Schnecken-Liebhaber und -halter immer wieder Wildfänge importieren, damit wir frisches Blut bekommen? Eigentlich müßten wir doch alle mittlerweile (da viele von uns bereits Wildfänge haben) so unterschiedliche Blutlinien der einzelnen Arten haben, dass es gar nicht mehr nötig sein müßte immer neue Schnecken zu importieren, sprich der Natur entnehmen (vor allem dort, wo sie als Nahrungsmittel dienen). Oder sind wir alle einfach "zu heiß" drauf möglichst abgefahrene u. seltene Arten in unsere heimischen Becken zu holen? Eure Meinungen dazu interessieren mich sehr, ich bin da hin- und hergerissen.
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Re: Wildfänge kaufen/importieren - bedenklich oder nicht?

Beitragvon Vingaza am 05.01.2008, 10:03

Huhu,

ich bin zwar noch nicht so lange dabei, aber meine Gedanken zu dieser Thematik - etwas durcheinander beantwortet:

Oder sind wir alle einfach "zu heiß" drauf möglichst abgefahrene u. seltene Arten in unsere heimischen Becken zu holen?

Bei einigen trifft das sicher zu :roll: - bei mir war es so, dass ich eher durch Zufall an eine Gruppe Achatina immaculata panthera kam, eine doch schon etwas häufiger gehaltene Art. Später bin ich auf petsnails auf wunderschöne Archachatina- und Achatina-Arten gestoßen (egregiella Image), die ich nur allzugerne in meinen Becken gehabt hätte... umso größer war meine Freude, als sie nach England importiert wurden und ich habe das Risiko auf mich genommen, mir welche schicken zu lassen. Ähnlich war es bei den albopicta, die - gottseidank - nach Deutschland importiert wurden und ich hatte nicht ganz so große Bedenken wg. Versand ;)
Im Allgemeinen würde ich sagen, dass man mit der Zeit - und wenn man sich intensiv mit der Thematik auseinanderfasst - weiterentwickeln möchte und sein Repertoire (und Wissen) erweitern möchte.
Und da zu "seltenen" Arten nun einmal über ein geringerer Erfahrungsschatz (eben auch Nachzuchten, die in gewisser Weise ein Zeichen von Erfahrung darstellen können) vorhanden ist, auf den man zurückgreifen könnte - auch bei anderen Haltern - erscheint es eben so, dass diese Arten verstärkt gehalten und damit importiert werden. Wie gesagt, ich denke, in den meisten Fällen wird es von solchen Enthusiasten vorangetrieben oder gewieften Händlern ;)


Eigentlich müßten wir doch alle mittlerweile (da viele von uns bereits Wildfänge haben) so unterschiedliche Blutlinien der einzelnen Arten haben, dass es gar nicht mehr nötig sein müßte immer neue Schnecken zu importieren, sprich der Natur entnehmen (vor allem dort, wo sie als Nahrungsmittel dienen).

Bei dieser Thematik - zu der ja auch die Inzucht gehört - gibt es mittlerweile so viele unterschiedliche Meinungen, von wegen Inzuchtdepression nicht vorhanden oder "Inzucht" sollte vermieden werden, keine Geschwisterverpaarungen... ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich denken soll.
Um da ein wahrheitsgemäßes Bild von einer möglichen Verwandtschaftsproblematik zu bekommen, müsste man jahrelang jedes Gelege wohl analysieren, in gleichen Umgebungsbedingungen, jedes Tier beobachten... manche neigen ja auch dazu, an einem einzigen Gelege einen Defekt festzumachen.
Von daher: Nötig ist ein dehnbarer Begriff, bei manchen Arten wäre es sicherlich nicht mehr von Nöten, außer es ließe sich ein Defekt wirklich nachweisen... und daran würde es meiner Meinung nach scheitern. Außerdem ist es sicherlich eine moralische Frage, manchmal neigt der Mensch dazu, Tiere zu vermenschlichen... ist bei Meerschweinchen bsp. ganz besonders auffällig.

Ist es zu verantworten, dass wir als Schnecken-Liebhaber und -halter immer wieder Wildfänge importieren, damit wir frisches Blut bekommen?


Siehe oben.

Ist es aber nicht eigentlich auch ein Hauptanliegen der Terraristik möglichst erfolgreich nachzuzüchten, damit man irgendwann möglichst gar keine Tiere mehr der Natur entnehmen muss..? Oder kann man das bei Schnecken anders sehen, weil die sich eh so stark vermehren, dass man keine Sorge haben muss, dass gewisse Arten irgendwann aussterben?


Zu 1.:
Für mich ist es ein Hauptanliegen, sowohl bei den Schnecken als auch bei den Tausendfüssern. Allerdings bedeutet eine möglichst erfolgreiche Nachzüchtung auch, dass eine gute Basis vorliegt und an dieser Stelle greifen wohl die Importe neuer Tiere.

Zu 2.: Das ist schneckenabhängig, würde ich sagen ;) - eine erfolgreiche Schneckenzucht benötigt auch Erfahrungswerte und die müssen erst einmal gesammelt werden. Wie manche Arten ja schon zeigten... die Ausfälle sprechen für sich und wenn die Basis verloren gegangen ist, kann eine erfolgreiche Nachzucht in den wenigsten Fällen noch gegeben sein.

Diese Fragen tun sich für mich auf, da ich das Gefühl hab, dass immer mehr Wildfänge ins Land geholt werden. Als ich vor 1,5 Jahren hier ins Forum kam, da war es überwiegend Gang und Gäbe, dass man Nachzuchten von anderen Haltern gekauft hat. Mittlerweile werden aber auch immer mehr Wildfänge gekauft, ich hab ja auch so einige hier bei mir.

Wie bereits gesagt - ich denke, es hängt mit der persönlichen Entwicklung zusammen und dem Interesse an der Schnecke als Tier an sich. Wenn man sich mit der Thematik mehr auseinanderfasst, werden einem weitere Arten bekannt, man will seinen eigenen Horizont erweitern und dementsprechend versucht man sich weiterzuentwickeln... d.h. man achtet auch mehr auf "Neue" Arten. Und diese Entwicklung gibt es nicht nur bei einem selbst, sondern bei der gesamten "Schneckenhalterschaft".

Ähm ja - ich hoffe, ich konnte alles so ausdrücken, wie ich es wollte. Im Grunde bin ich auch noch zu keinen wirklichen Ergebnis gekommen, wie Wildfänge bei Schnecken (!) zu betrachten sind, einerseits bin ich stolz auf meine egregiella und albopicta und fühle mich jetzt in der Verantwortung eine möglichst erfolgreiche Nachzucht betreiben zu können, andererseits bedauere ich, dass ich so wenig über das Schneckenvorkommen in Africa weiß und habe ein etwas schlechtes Gewissen, weil drei egregiella bei mir sitzen müssen, weil ich sie so hübsch finde :oops: ... ähm ja, ich vermenschliche gerade Schnecken ;)

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Re: Wildfänge kaufen/importieren - bedenklich oder nicht?

Beitragvon Cayenn am 05.01.2008, 10:05

Hey;
Die meisten Leute, so denke ich kommen eher urplötzlich zu ihrer ersten Schnecke. Da sieht man so eine tolle große Marginata in der Plastikbox des Verkäufers und kosten tut sie doch auch nur 12 Euro. Also wird sie mitgenommen. Die Schnecke lebt entweder weiter weil der neue Halter sich informiert hat oder sie stirbt weil er es nicht getan hat. Und ich denke das das so wirklich sehr oft abläuft...
Die Tiere sind für die Leute auf den Tierfarmen reinste Wegwerfware. Das viele Großhändler/Importöre sich mit der Bestimmung nicht auskennen hängt auch oftmals damit zusammen das die Leute einfach Schnecken als Gratisbeilage schicken. Die Schnecken , wenn man sie kauft, kosten etwa 0,20$ - 1,00$ sind also wesentlich billiger als Nachzuchttiere zu kaufen. Ausserdem sind die Tiere groß und große Tiere verkaufen sich in der Regel besser. Leider ist das für mich sehr erschreckend. Ich habe vor kurzer Zeit zwei emails von Händlern erhalten die sich direkt 500 !!!! adulte Marginatas importiert hatten. Man kann da schon nicht mehr sagen, dass dies ohne ökologische Folgen bleibt ... Aber man kann das doch gut beobachten mit dem "seltenheitswahn" . Auf einmal wollen alle Achatina achatina halten. Was machen die Händler? Sie importieren zu Hauf Tiere und verkaufen sie als Tiger. Genauso einige private Halter. Sie verkaufen einfach ihre Nachzuchten zu solch utopischen Preisen, dass man sich echt schon 2 mal überlegt NZ den WF vorzuziehen.
Was ich z.B lustig finde ist das mit den Albopictas. Wie viele Tiere wurden dort eingeführt? ich würde mal auf etwa 50 Tiere schätzen und wie vielegibt es jetzt?? 10000? Dies ist doch ein gutes Zeichen, das die Schneckenhalter es wiedermal geschafft haben, eine Art vor dem Aussterben zu bewahren.

Meine persönlich Meinung geht da jedoch auch in 2 Richtungen.
Zum einen denke ich, dass man auf jedenfall darauf bestrebt sein sollte, nachzuzüchten. Andererseits tätige ich auch mal einen Kauf von einem WF wenn ich dort schon eine Gruppe habe. Jedoch hoffe ich und ich glaube das ist auch sehr wichtig, dass der Bestand an Tieren der Eingeführt wird nicht den Übersteigen sollte der Nachgezüchtet wird.
Ich denke, dass wenn man sich mit der Absicht nachzuzüchten Tiere kauft. Dann können es auch durchaus WF sein. Jedoch hängt es auch da von der Art ab. Z.B keine Fulica WF kaufen :wink:
Zuletzt geändert von Cayenn am 05.01.2008, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.
Cayenn
 

Beitragvon Auratum am 05.01.2008, 10:05

Das ist doch das Ziel der Terraristik:
Wildfaenge unnoetig zu machen und den Markt durch Nachzuchten abzudecken.
Ich finde alles was im Moment an Wildfaengen und Farmzuchten kommt,unnoetig,traurig und sinnlos.
Bei Tieren,welche durch inzucht schon so "geschaedigt" sind (Bartagamen),dass sie schon 10 cm kleiner bleiben als in der Natur,bin ich dafuer nochmal 50-100 Tiere als WF zu entnehmen.
Diese sollten dann kontrolliert von Zoos vermehrt werden und auf den Markt gebracht werden.
Bei Tieren wie P.regius halte ich nix von WF,da diese vermehrt von Anfaengern gekauft werden und dann auch deffinitiv sterben,da sie sich zu Tode hungern,und der Anfaenger nich weiss wie er damit umgehen soll.
Ausserdem kann man mit denen bestimmt noch 40 Jahre zuechten bevor man die Inzucht merkt.
Bei Schnecken sehe ich das nicht so eng,da sie ja teilweise Richtige Plagen werden in ihren Heimatlaendern.
Soll aber nicht heissen das ich hier weniger dagegen bin.
Generell sollte das Ziel sein nur mit NZ auszukommen und nicht unkontrolliert WF einzufuehren.
Aber dazu haette man von Anfang an die einzelnen Blutlinien verfolgen muessen.
Auratum
 

Beitragvon Liv am 05.01.2008, 10:16

Hallo Claudia!

Ich bin auch Terrarianer und da stehe ich den WFs ebenfalls gespalten gegenüber. Ich denke manche Arten müssen nicht mehr importiert werden, weil sie häufig und in großer Anzahl zu Hause nachgezogen werden können, aber ich will hier nicht einmal die Fulis aus der Liste der Importe streichen, denn wer von uns kann mit aboluter Sicherheit noch sagen, dass seine Tiere artrein sind?

Da wird nach Körper- oder Häuschenfarbe ausgesucht und nicht nach Fundgebieten und dann einfach bunt im Terra zusammengewürfelt. Schau doch mal wie groß eine reine rodatzi wird und dann wie groß so manche schon sind. Das hat nichts mit sprunghafter Evolution zu tun sondern mit Unwissenheit eines Halters weiter vorne in der Reihe der gemixt hat.

Auch mache ich es abhängig davon wo man wohnt. Ich würde mir wohl als Wiener keine Albos mehr kaufen, denn da kann ich mich sicherlich an Eli wenden. Aber wieviele Schneckenhalter wissen davon? Kaum einer, da sie vermutlich gar nicht nach einem Forum gesucht haben.

Auch gibt es in Wien wenige andere Halter mit verschiedenen Arten. Ein Versand ist auch nicht immer möglich oder anzuraten. Ich will das Tier, das ich erwerbe lieber selbst sehen, bevor ich es kaufe und mich nicht auf die korrekten Angaben des Verkäufers verlassen und hoffen, dass ich wirklich das bekomme, was mir versprochen wurde.

Ich fände es mehr als interessant, wenn endlich mal wieder iredalei importiert würden. Jeder von uns kennt sie zumindest vom sehen, aber doch nur wieder die Gehäusealbinos, die alle von einer Schnecke abstammen, die Georg in den 80ern importiert hat. Ich hätte gerne mal eine A. iredalei in nominat gesehen oder auch gehalten um da mal wieder frisches Blut reinzubekommen, denn all unsere iredaleis stammen von diesem einzigen Tier ab!

Ich denke, man muss nicht jede Schnecke aus dem Urlaub mit einschleppen, aber manche Arten sollten weiterhin importiert werden um sie zu etablieren und nachzuzüchten.

Bei den Reptilien habe ich da teils ganz andere Ansichten, denn es gibt Arten, die immer mehr in den roten Bereich rutschen und trotzdem fröhlich importiert werden (z.B. Anolis carolinensis) oder die in ihrer Heimat gefangen, zusammengepfercht, nie gefüttert und dann auf Börsen um den Bruchteil dessen verkauft werden, was die heimischen Nachzuchten kostendeckend kosten würden, nur um anschließend verfüttert zu werden (z.B. Hemidactylus frenatus).

Liebe Grüße
Liv
Liv
 

Beitragvon Elvira157 am 05.01.2008, 11:39

ich sehe s wie LIV , aber manches mal ist es nötig zu WF zurück zu greifen , besonders dann wenn die Art nicht jeder hat ,

Ich bin auf meine C.sagemon sehr stolz , die ich umgewöhnen konnte , auch mit ausfällen verbunden ..

Das man selten gehaltene Schnecken dann nicht verschenkt , ist ja wohl jeden klar .

Ausserdem habe ich die Erfahrung machen können , das sich gewisse arten erst ab 10 stk ( Gruppe) wohl fühlen ...
Das ist ja auch für viel Terrianer wichtig , so gibt man nicht viel Geld aus , und kauft nur 4-5 Tiere , die dann wegsterben , weil sie sich nicht wohlfühlen ....

, gerade deshalb greife ich dann mal zu WF , um sie erfolgreich Nach zu züchten , das sie in der Anschaffung sehr viel teurer sind , ist auch mal klar , denn allein das Porto ist manches mal gigantisch ...

Wenn ich Erfolg habe , gebe ich diesen weiter , so hat der Käufer viel mehr Freude , als Halter ...

Ich habe meine Liebe zu den Cubanern , entdeckt , obwohl schwer zu halten , aber auch gerade deshalb ..
aber halte weiterhin meine Lieblings Achatschnecken ... wo ich mich sehr über Nachwuchs freue ... und ich mich auch weiterhin mit NZ begnüge ..,die ich mittlerweile fast Problemlos bekomme .
Mit lieben Grüssen aus Wien
Elvira

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Beitragvon Tanja am 05.01.2008, 13:12

Das ist eine sehr gute Frage Cleo, die ich mir selbst schon oft gestellt habe.

Ich bin mir auch nicht sicher, was in diesem Fall richtig ist.

Einerseits finde ich es erschreckend, wie palettenweise Schnecken aus Afrika importiert werden, zusammengepfercht in enge Kisten. Viele von ihnen kommen bereits tot an, andere sterben kurz nach dem Eintreffen bei ihren neuen Besitzern.

Andererseits hätten wir eine so große Vielfalt von Arten in Europa nie erreichen können, wenn es nicht engagierte Züchter gegeben hätte, die sich der Pflege der Wildfänge gewidmet haben. Nur durch solche Halter, deren Ziel es ist, stabile Nachzuchten zu erhalten, können die Schneckenfans heute bei vielen Arten auf Wildfänge verzichten.

Ich habe selber einige Wildfänge gehabt (überwiegend marginatas und puylaertis) und mit einigen habe ich erfolgreich nahcgezüchtet, andere sind nach wenigen Wochen gestorben. Ich vermute, dass viele Halter diese Erfahrung bereits gemacht haben.

Verantwortungsvoll wäre es, eine vertretbare Zahl von Schnecken durch einen erfahrenen Halter aus Afrika importieren zu lassen, der dann diese Tiere gezielt nachzüchtet und durch seine Nachzuchten dafür sorgt, dass die Tiere nicht mehr importiert werden müssen.
Schöne Träumerei, was? :wink:

Ein Punkt ist auch, dass man auf Börsen sehr leicht an Wildfänge seltenerer Arten herankommt. Da kann man mit etwas Glück eine ausgewachsene margi oder sogar eine Tiger bekommen. Ein verantwortungsvoller Halter würde einem Anfänger so ein Tier vermutlich nicht geben wollen - und wenn dann nur eines, dass erst halb ausgewachsen oder kleiner ist. Das verführt natürlich dazu, sich auf so einer Börse ein solches Tier mitzunehmen. In diesem Fall geht derjenige das Risiko, dass das Tier innerhalb weniger Wochen stirbt, einfach ein.

Ich muss zugeben, ich habe selber mal fulica-Wildfänge gekauft. Die Tiere waren deutlich größer und schwerer als alle fulicas, die ich bis dahin gesehen hatte - stolze 14 cm Gehäuselänge! Da ulicas allgemeinhin als Schädlinge gelten und besonders in Mittel- und Südamerika als Plage vernichtet werden, sehe ich bei diesen Wildfängen den natürlichen Bestand nicht bedroht - obwohl es für die Tiere natürlich trotzdem sehr unangenehm ist, nach Deutschland verfrachtet zu werden.

Ich denke, ich würde mich bestimmt wieder dazu hinreißen lassen, Wildfänge zu kaufen, obwohl ich um all diese Dinge weiß.

lg
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Beitragvon Cleo am 05.01.2008, 13:27

...ja, ein gezieltes Kaufen und Züchten...das wäre wirklich ein Traum! Natürlich verführt es, wenn man auf Börsen adulte und (augenscheinlich) gesunde Wildfänge sieht und u.U. durch diese dann selbst bald Nachzuchten hat (wer hat nicht gern Baby-Schnecks in seinem Becken rumwuseln?) als darauf zu warten, dass andere Halter, die Nachzuchten aus verschiedenen Blutslinien haben, diese wiederum so groß haben, dass sie Nachzuchten produzieren. Aber vielleicht sollte man mehr Geduld aufbringen und auf diese Nachzuchten dann warten...?
Den Aspekt mit den fulicas kann ich nachvollziehen, wenn sie sowieso in anderen Ländern massenhaft umbringen, dann können diese Länder die Schnecken auch ins Ausland verschicken (ich will den Aspekt des Transportes hier gar nicht großartig aufgreifen, das wäre nochmal ein ganz anderes Thema, aber dann müßten wir auch über Viehtransporte reden und dann würde das hier ausufern). Die Frage ist für mich nur, ob wir alle wirklich immer so vernünftig an die Sache mit dem Kauf von WF rangehen oder ob's nicht auch manchmal mit uns durchgeht, weil man vielleicht unbedingt eine Art haben will, die kein anderer hat usw. Aber da muss natürlich jeder selbstkritisch mit sich umgehen.
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Beitragvon Tanja am 05.01.2008, 13:35

Hallo Cleo,

also ich kann von mir sagen, dass es mit Sicherheit schon mal mit mir durchgegangen ist (da waren es puylaerti) und ich habe Wildfänge gekauft. Die haben sich in dem Fall gut entwickelt und sich auch vermehrt.

Bei den Amphidromus in Recklinghausen habe ich mich zurückgehalten und bin im Nachhinein froh darüber. Ich weiß allerdings nicht, wie es beim nächsten Mal aussieht, wenn ich eine solche oder eine andere Art sehe, die ich einfach gerne hätte.

Ich glaube jeder kennt dieses Gefühl der Aufregung, wenn man eine seltene oder bisher unbekannte Art entdeckt und diese unbedingt mitnehmen will. Ich denke, an dieser Stelle kann jeder nur für sich selbst entscheiden, ob er die Verantwortung übernehmen will.

lg
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Beitragvon Thuja am 05.01.2008, 13:55

Ich kann eure Meinungen, Kritik- und Standpunkte gut nachvollziehen. Es gibt immer ein paar Pros und ein paar Kontras, da habt ihr schon recht. Ich finde aber, man muss sich generell die Frage stellen, warum wir überhaupt Tiere in Glaskästen sperren. Ist ja eigentlich schon sehr egoistisch... Aber wie gesagt: Das würde ausufern.

Ich kenne dieses Hin- und Hergerissensein was WF angeht sehr gut. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich noch zu keinem Schluss gekommen bin... Aufgrund der Argumente, die ja auch von euch schon kamen, kann man den Import von WF sowohl bejahen als auch verneinen...

Tanja hat geschrieben:Bei den Amphidromus in Recklinghausen habe ich mich zurückgehalten und bin im Nachhinein froh darüber. Ich weiß allerdings nicht, wie es beim nächsten Mal aussieht, wenn ich eine solche oder eine andere Art sehe, die ich einfach gerne hätte.


Jap, das kommt mir bekannt vor. Wir haben uns auch dagegen entschieden, weil uns die Flechten-Fresser zu heikel waren. Wieso etwas halten, von dem man nicht sicher ist, dass man es gut versorgen kann? Und da war ich mir halt nicht sicher.

Tanja hat geschrieben:Ich glaube jeder kennt dieses Gefühl der Aufregung, wenn man eine seltene oder bisher unbekannte Art entdeckt und diese unbedingt mitnehmen will. Ich denke, an dieser Stelle kann jeder nur für sich selbst entscheiden, ob er die Verantwortung übernehmen will.


Das Gefühl kennen ganz bestimmt viele. Mir ist das (siehe oben) zuletzt mit den Amphidromus so gegangen. Zum Punkto "Verantwortung" siehe ebenfalls oben. Ich (wir) haben uns dagegen entschieden.

Schade, dass nicht jeder so vernünftig ist. Wir haben ja auf der Börse als Aussteller selbst die Erfahrung gemacht, dass die Leute kaufen wollen wie blöde, aber gar keine Ahnung von der Haltung und von den Ansprüchen der Tiere haben. Und generell gilt auch: Je größer, desto besser. Wir, die nur zum Spaß den Schnecken-Stand hatten, können "nein" sagen und bestimmten Leuten die Tiere einfach nicht verkaufen. Aber welcher Händler tut das schon? Es sind ja "nur" Schnecken und er verdient damit sein täglich Brot.

Um auf Tanja's Träumerei zurückzukommen: Schön wär's, wenn WF nur in erfahrene Hände kämen und so nach und nach erfolgreich nachgezüchtet werden könnten, sodass ein übermäßiger Import von WF nicht mehr nötig wäre.....
LG Jenny
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Beitragvon Escargot am 06.01.2008, 08:48

Hallo,

ökölogisch betrachtet ist gegen Wildfänge von Arten, die in ihrem Lebensraum reichlich vorkommen sicher nichts zu sagen.

Wildfänge bedrohten Arten gehören meiner Meinung nach in Zuchtprojekte von professionellen und kontrollierten Züchtern mit dem Ziel der Wiederansiedlung im tatsächlichen Lebensraum. Für die Hobbytierhalter fällt aus diesen Projekten sowieso Nachwuchs an.

Generell aber finde ich noch einen anderen Aspekt zum Thema wichtig, nämlich die Lebensweise des Tieres.
Gerade manche Amphibien, Reptilien oder Wirbellose haben in der Natur wirklich kleine Reviere - der verantwortungsvolle Halter kann solchen Tieren in Gefangenschaft ein recht erträgliches und naturnahes Leben ermöglichen, und das ohne Freßfeinde.

Aber für Tiere, die in der Natur große Reviere haben, täglich große Strecken laufen, schwimmen oder fliegen muss plötzliche Gefangenschaft in noch so guter Haltung die totale Hölle sein. Die kannten die Weiten ihres Lebensraums und sitzen nun in Käfig oder Gehege. Man denke nur mal an Vögel oder Affen...nur um Exoten-Haltungswünsche zu befriedigen, finde ich das schon ziemlich schlimm.

Nachzuchten kennen wenigstens die große Freiheit gar nicht erst, was jedoch nicht unbedingt heißen muss, dass diese Tiere sie nicht dennoch instinktiv vermissen. Ab einer bestimmten Generation fühlen die sich aber (hoffentlich) wohler in Menschenhand.

Ich denke, die meisten von uns bemühen sich nach Kräften den Schnecken eine optimale Umgebung zu bieten.
Nach allem, was ich über die Lebensweise der Achatis in Afrika gelesen habe, hängt die Strecke des Gebietes, dass die Schnecken bei Nacht zwecks Nahrungssuche durchlaufen stark vom Standort ab. Ist am Standort reichlich Feuchtigkeit, Nahrung und Kalk vorhanden, verlassen sie ihn nicht.
Einheimische bauen zum Beispiel extra kleine nur ein oder zwei Quadratmeter große Schattenflächen für Tigerschnecks, die sie extra feucht halten, um die Tiere darin gezielt als Nahrung und die Gehäuse für den Wassertransport sowie als Musikgeräte für Rituale zu halten. Obwohl solche Flächen nicht eingezäunt sind, bleiben die Schnecken, weil diese Stellen absichtlich so angelegt werden, dass drum herum trockenes Land ist und die Schnecks einfach keinen Drive haben auszuprobieren, ob es nach dem trockenen Land doch noch anderes, besseres Land gibt - solange dort alles gut ist.

Kurzum, bei Schnecken habe ich keine großen Hemmungen Wildfänge zu kaufen - außer natürlich das Elend der bereits mehrfach genannten Leidens-Transportwege.
Da Schnecken aber, wie auch schon erwähnt, häufig "Abfall-Beigaben" für Tier-Importeure sind, bin ich mir nicht mal sicher, ob man durch absichtliches Nicht-Kaufen von schlechtgehaltenen Wildfängen bei dieser Tiergruppe insgesamt die Importzahlen senken kann. Die kosten den Importeur oftmals nichts, und wenn sie keiner kauft, dann sterben sie und werden eben weggeschmissen.... so brutal läuft das.
Grüße aus dem Rheinland von Gabi
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