Schnecken und Tierschutz - warum Fulis züchten?

Alles was es sonst noch über Achatschnecken zu sagen gibt, kommt hier rein.

Schnecken und Tierschutz - warum Fulis züchten?

Beitragvon Mey am 29.03.2012, 20:08

Hallo ihr Lieben,
ich hoffe so einen Thread gibt es noch nicht.
Rein aus Interesse wollte ich euch mal zu eurer Meinung befragen, was den Tierschutz in Bezug auf unsere Schneckies angeht.
Dies soll als Diskussionthread dienen, ich hoffe der Ton bleibt freundlich und sachlich. Natürlich darf hier jeder seine Meinung äußern. Das schonmal vorweg. :)

Nun meine Fragen an euch:

1.Warum züchten einige von euch Achatina Fulica, obwohl der Markt hoffnungslos übersättigt ist und es so viele Notschnecken gibt? Ich habe selbst jetzt 3 Nachzuchten (2 gewollt und 1 übersehenes Ei) und fühle mich schon elendig und schaue, dass ich sie auf jeden Fall selbst behalte, weil ich weiß, wie schwierig es ist Fulis zu vermitteln. Aber selbst diese 3 Schnuckels nehmen ja den Nottierchen einen Platz weg. Und dann gibt es ja genug Leute die wissentlich etliche Fulis schlüpfen lassen, um sie abzugeben, obwohl sie wissen, wie übersättigt "der Markt" ist. Was denkt ihr darüber?

2. Einige von euch haben ja Wildfänge. Mir ist durchaus bewusst, dass gerade dieses Züchten von den Schneckies dieses verhindern soll. Ich bin ja selbst total Schneckenverliebt aber trotzdem setze ich mich immer wieder auch mit dem eigenen Wunsch der Haustierhaltung auseinander. Jetzt meine Frage an euch. Wie vertretet ihr es einen Wildfang ewigst weit zu euch transportieren zu lassen um ihn dann in Gefangenschaft alt (oder auch nicht alt) werden zu lassen? Warum denkt ihr, muss es genau das, also etwas "Exotisches" sein?

So ihr Lieben, mir fallen bestimmt noch mehr Dinge ein nach und nach. Und nochmals möchte ich betonen. Ich bin hier nicht festgefahren auf irgendeiner "Seite" oder wie auch immer, ich würde mich nur für eure Stellungnahme zu meinen Fragen freuen.
Ich freue mich natürlich auch über weitere Fragen eurerseits.

Liebe Grüße
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Fienchen am 29.03.2012, 20:18

Danke! Du sprichst mir aus der Seele!
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Drachin am 29.03.2012, 20:47

Fienchen hat geschrieben:Danke! Du sprichst mir aus der Seele!

Mir auch. Ich hab deswegen Nachzuchten, weil ich es toll finde, selbst Tiere nachgezogen zu haben. Die werden aber nicht abgegeben und ich werd auch nichts mehr schlüpfen lassen, weil ich mehr nicht halten kann. Ich weiß, wie es um den FUlica-Markt bestellt ist und dass es eigentlich sinnlos ist, welche anzubieten.

Und das mit den Wildfängen kann ich auch nicht nachvollziehen. Einige argumentieren da vermutlich mit dem Genpool. Ich glaube aber, dass er bei den Tieren in Gefangeschaft bereits ausreichend groß ist, zumal sich ja eh kaum jemand um den Genpool zu scheren scheint, so viel Inzucht wie bei Schnecken zum Teil betrieben wird (zur Info: Meine Tiere stammen von mindestens 2 verschiedenen Schnecken, wahrscheinlich mehr).
Nicht meine Schuld, kann nichts dafür,
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Rennate am 29.03.2012, 21:00

Ich bestehe ebenfalls auf Nachzuchten. Vermehren möchte ich meine Schnecken auch garnicht, es sei denn es wird mal ein Ei übersehen. Dann würde ich so ein Winzling auch nicht frosten. Suche meine Terras einmal die Woche penibel nach Eiern ab und bisher mit Erfolg. Lieber nehme ich zwischendurch mal Notfälle auf und versuche sie gut unterzubringen. :)
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon AnnaK am 30.03.2012, 04:56

Hallo Meike,

hmh, vermutlich verschaffe ich mir mit meinen Überlegungen eine totale Außenseiterposition, aber na, ja. Ich versuche es trotzdem mal :wink:. Ich antworte erstmal dir persönlich, weil du den Thread ja gestartet hast.

Ich finde es super, wenn man sich viel Gedanken über die Tiere macht, die man bekommt und lieber Notis aufnimmt, anstatt immer gleich zum Züchter zu rennen - egal ob Hamster, Katze, Hund etc.
Auf der anderen Seite meine ich, dass man in der Schneckenhaltung prinzipiell gesehen nicht darum herum kommt, einzelne Tiere auch mal zu frosten. Jetzt hast du das erste Ei übersehen und ich bin 100%ig davon überzeugt: Das werden im Laufe der Zeit noch einige mehr, die du dann irgendwann auch nicht mehr alle selbst behalten kannst. Ich glaube, dass es im Bereich der Schneckenhaltung zwei Extreme gibt: Den Standpunkt, dass es ja "nur" Scnecken seien, die dann ausschließlich von Resten ernährt werden und wenn mal eine stirbt, holt man halt eine neu - und auch eine in meinen Augen ein wenig falsch verstandene Tierliebe, bei der jede Schnecke gerettet werden soll. Ich denke da an einzelne User, denen bei der Eiersuche bald 100 Tiere durch die Lappen gegangen sind und die sich dann trotz mehrfachem guten Zuraten nicht dazu durchringen konnten sie zu frosten und alle groß gezogen haben.

Zu sagen "das passiert nicht, da muss man dann besser aufpassen" halte ich auch für prinzipiell falsch. Wer weiß, ob die Urlaubsbetreuung genauso akribisch nach Eiern sucht wie du, wenn du mal 1-2 Wochen weg bist? Und wer weiß, ob nicht eine Schnecke ihre Eier wirklich mal bis zur letzten Minute im Körper hält?

Außerdem ist es noch so, dass ich die Schnecken z.B. für die Fütterung meiner Igel brauche, denn nur so bin ich ursprünglich mal an dieses Hobby herangekommen. Ich habe schon häufig darüber nachgedacht, dass es prinzipiell paradox ist, den Nachwuchs zu verfüttern und die großen Schnecken mit einem Namen zu versehen und nach Leibeskräften zu umhegen und zu pflegen. Natürlich könnte ich die Schnecken auf dem Speiseplan meiner Igel auch durch Würmer, Heuschrecken, Schaben etc. ersetzen, aber ist das nicht auch irgendwie Augenwischerei?

Und da wäre ich dann auch bei meinem eigentlichen Punkt angekommen: Das Schneckenhobby soll ja Freude bereiten und dabei ist es natürlich auch schön, wenn man Tiere aus schlechter Haltung übernimmt und aufpäppelt oder vor dem Tod rettet (von meinen fulica waren vier Stück Todeskandidaten), aber ich denke, man muss in diesem Bereich auch nicht immer zwanghafter Gutmensch sein, sondern sollte sich in kleinem Rahmen die Freude auch mal gönnen dürfen, die eine Aufzucht von Jungtieren mit sich bringt, denn das macht wirklich Spaß und das ist ja der eigentliche Gedanke gewesen, weshalb man angefangen hat die Terrarien schön einzurichten, nicht wahr?


Zu dem Kauf von Wildfängen habe ich wiederum eine etwas andere Meinung:
Ich glaube, wenn man auf Dauer gesunde und stabile Nachzuchten haben möchte, gibt es grundsätzlich nur ein paar Möglichkeiten, über die aber alle (!) in Bezug auf ihre Effektivität gestritten wird: MaPas von verschiedenen Züchtern halten, Kümmerlinge aussortieren und frosten oder Wildfänge einkreuzen. Mit den Wildfängen sehe ich das ähnlich wie du, das liegt aber nicht daran, dass die Tiere aus ihrer Heimat geholt und hierher transportiert werden - es liegt nur daran, dass ich soviel Schlechtes über den Hauptimporteur gelesen und gehört habe, dass ich gezielt diese Person nicht unterstützen möchte. Ich weiß nicht, wie es um den Schutzstatus der importierten Tiere in ihren Heimatländern bestellt ist und welche Konsequenzen das Absammeln ggf. nach sich zieht - und ich zweifle ein wenig daran, dass das wirklich immer geklärt ist, wenn ich mir die häufiger mal vorkommenden Bestimmungsfehler anschaue. Wenn ich wüsste, dass sie in ihrer Heimat ohnehin verspeist oder anderweitig eleminiert werden (weil sie nunmal auch eine furchtbare Plage darstellen können) und dann vernünftig rüber gebracht und hier bis zum Verkauf gut versorgt würden, hätte ich damit keine Probleme.

Ich würde mich freuen, wenn ich für meine Aussagen jetzt nicht sofort gelyncht werde :wink:.

Liebe Grüße
Anna
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon von_Schnegg am 30.03.2012, 05:17

Ich bin jetzt ganz frisch "Schneckenmutti". Seit ein paar Tagen habe ich auch für mich überlegt, ob ich nicht doch 1-2 Eier reifen und Schnecken schlüpfen lasse. Die jedoch dann bei mir bleiben.

Ich habe dann jedoch vom Hamburg-Notfall gelesen.
Und heute ist dieser Thread hier im Forum.

Mein Resumé daraus:
Ich halte nichts von der Vermehrung von Zwergkaninchen und nehme hier ausschließlich Notfellchen auf. Warum in alles in der Welt will ich meine Einstellung was die Vermehrung betrifft bei Schnecken ändern? Was ist jetzt an Schnecken anders? Gut sie sind kleiner. Gut, ich würde beide Schneckis behalten. Aber hier gibt es ja auch schon Tiere wie Sand am Meer. Also warum hier nicht dann auch eher einen Notfall unterstützen und ggf. 1-2 Tiere aufnehmen, als selbst zu vermehren.

Für mich hat sich meine Überlegung mal Schneckennachwuchs in meinem Terra zu erleben erledigt. Ich hoffe das passiert auch nicht durch einen Unfall, wenn die Tiere im Juli eine Urlaubspflege brauchen.
Lieben Gruß
Sonja "von Schnegg"
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Mey am 30.03.2012, 07:29

Hallo ihr lieben fünf,
erstmal vielen Dank für eure Stellungnahme hierzu. Super Interessant eure Meinungen zu lesen!

@Anna:
Also erstmal finde ich es super, dass du das ganze etwas kritisch beleuchtest, genau das wollte ich ja und ich bin mir sicher, du wirst nicht gelyncht, von mir erst recht nicht.
Wo fange ich an?
Ich denke in Bezug auf das Frosten von geschlüpften Schnecken hast du auf jeden Fall Recht, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Früher oder später werde ich an den Punkt kommen und es MÜSSEN. Das war auch eines der Punkte, warum ich mir die Schneckenhaltung sehr lange (mehrere Jahre) gründlich überlegt habe. Eier einzufrieren fällt mir komischer weise einfach leichter, als so eine kleine fertige Schneck in den Himmel zu schicken. Sollte ich irgendwann allerdings mal wirklich ein komplettes Gelege oder mehrere Eier übersehen, werde ich sie schweren Herzens einfrieren und zwar (wie paradox) aus Tierschutzzwecken. Ich fände es unverantwortlich ein Gelege von 100 Schnecken und mehr aufzuziehen und damit Notschnecken wie z.B. vom Hamburger Notfall die Chance auf ein Zuhause zu nehmen. Wie gesagt, ich habe schon bei meinen dreien ein schlechtes Gewissen.
Wobei ich wirklich all meine Kraft drauf verwenden würde, dass sowas nicht passiert. Ein ganzes Gelege zu übersehen ist schon nochmal eine andere Nummer als ein Ei zu übersehen, das geht ja doch ziemlich schnell.

Dazu, dass du deine Schnecken verfütterst. Ich sage mal so, ich könnte es nicht. Das liegt aber daran, dass ich in den Schnecken viel zu sehr die einzelnen Charaktere sehe und sie doch zu sehr Haustiere für mich sind. Ich kann aber durchaus verstehen, wenn jemand das tut. Es gibt ja auch genug Futtermäusezüchter (und zwar seriöse), die auch Liebhabertiere halten. Das könnte ich genauso wenig, aber ich finde es gut, dass bei diesen Züchtern auf Genetik, Gesundheit und vor allem artgerechte Haltung bis zum Tode geachtet wird. Verfütterst du also deine Schneckies an die Igel, hatten sie es vorher wenigstens gut und sie sterben nicht "sinnlos".
Und komischerweise muss ich gestehen, dass selbst ich es bei den Schnecken dann weniger verwerflich finde, sie zu verfüttern, als z.B. bei einem Hamster oder einer Maus. Aber das Verfütterungsthema könnte man noch weiter ausbauen, da habe ich mir auch schon viel Gedanken drüber gemacht. Zumal ich definitiv kein Befürworter von Exoten wie Schlangen, Gifttiere etc. bin. Und dann halte ich selbst Schnecken... mal wieder ein Widerspruch, ich weiß! :roll:

Ich denke auf jeden Fall, dass jemand, der sich Gedanken macht, nicht ein zwanghafter "Gutmensch" sein muss. Ich bin es ja schonmal nicht, denn ich halte Exoten in einem Terrarium und habe bereits 3x Nachwuchs. Spricht das nicht schon dagegen?


@von_Schnegg: Genau das war meine Überlegung. Wenn jetzt jemand Katzen oder Hamster wahllos ohne Kenntnisse vermehren würde, würde ich wohl an die Decke springen vor Wut. (Zumindest Innerlich :wink: ) Bisher habe ich fast ausschließlich Notfälle aufgenommen, wobei mir auch hier schändlicher Weise ein Mitleidskauf im Zooladen passiert ist (Hamster), wo mich ebenfalls mein Gewissen lange bearbeitet hat. Warum ist es bei den Schnecken also anders, warum habe ich da so bedenkenlos mal welche schlüpfen lassen und das wo ich weiß, wie übersättigt der Markt gerade bei Fulis an Nottieren ist? :stupid:

Sehr interessant mit euch darüber zu diskutieren!

Ich :danke: euch!

LG Mey
Liebe Grüße
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Cleo am 30.03.2012, 08:16

Hallo,
ich denke, dass man diese Diskussion gar nicht nur auf fulica beschränken sollte, ich denke bei 90% der gehaltenen Schneckenarten ist es nicht unbedingt "nötig" Babies schlüpfen zu lassen....eben weil es eigentlich schon genügend gibt! Ich sprech jetzt mal für mich (und ich denke anderen geht's ähnlich....wenn man mal ehrlich ist): eigenen Schneckennachwuchs zu haben ist......süß! Auch wenn es sich vielleicht platt anhört, aber ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass überwiegend Frauen/Mädchen Schnecken halten...einem geht einfach das Herz auf, wenn Babies schlüpfen, wenn man ihnen beim Wachsen zusieht und sie so richtig verwöhnt, die lieben Kleinen! Ich glaub, da kommt so ein Ur-Instinkt hoch...und Schnecken sind nun mal Tiere, die man (meistens) ohne viel Aufwand vermehren und großziehen kann, anders als bei vielen anderen Tierarten.
Wenn man sich die Angebote in Foren UND die Angebote im internet ansieht....dann ist eigentlich eindeutig klar, dass es bereits genügend Schnecken gibt, denen man ein Zuhause bieten könnte. Somit ist mein persönliches Fazit (und da muss ich mich ehrlicherweise mit einbeziehen), dass die meisten Schnecken aus egoistischen Gründen vermehrt werden....und die Argumente "Genpool usw." vorgeschoben werden, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Drachin am 30.03.2012, 08:43

Cleo, da bin ich völlig deiner Meinung.
Erschwerend kommt hinzu, und da möchte ich jetzt niemandem persönlich zu nahe treten, dass Schnecken ja auch sehr gern von jungen Mädchen (z.T. 11 Jahre und vllt. sogar jünger) gehalten werden und gerade bei denen siegt dann oft der Niedlichkeitsfaktor über die Vernunft. Und töten kann man die Kleinen ja schon gar nicht. Dann sind Schnecken zu viel und man muss sie irgendwo loskriegen.

Ich hab gestern erst ein übersehenes Muckelchen im Nachwuchsbehälter meiner Freundes gefunden (habe die Erde aus meinem Terra, die vom Eier einsammeln übrig war, seinen Jung-Cornus spendiert und da muss noch ein Ei drin gewesen sein). Rein theoretisch hätte ich in meinem neuen Becken sogar Platz für ein weiteres Tier, aber ich kann ja nicht jedes geschlüpfte Ei, das mir durch die Lappen gegangen ist, aufnehmen und großziehen. Und ich hab mich nicht gut gefühlt, als ich das kleine Wesen ins Gefrierfach gesperrt hab. Aber ich habs getan. Zugegeben, die beiden Kleinen, die ich jetzt gerade aufziehe, waren auch übersehene Eier gewesen, aber ich hab mir Gedanken drüber gemacht und mich entschieden, dass ich für die beiden noch Platz schaffen werde. Jetzt ist aber nix mehr mit Platz schaffen und deswegen gibts auch keine neuen Schnecken.

Das große Problem ist eben, dass Schnecken so unglaublich leicht nachgezogen werden können, dass das selbst bei Kindern problemlos funktioniert. Wie gesagt, ich will nicht alle jungen Schneckenhalter über einen Kamm scheren, ich weiß, dass es hier auch durchaus verantwortungsbewusste Jungs und Mädchen hier gibt, aber ganz häufig ist das nunmal so.
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon AnnaK am 30.03.2012, 09:20

Hallo Meike,

entschuldige bitte, ich habe mir meinen Post zwar mehrfach durchgelesen, aber das mit dem "Gutmensch" klang natürlich unfreundlich, das war nicht so gemeint und schon gar nicht als Kritik an dir oder jemand anderem, der sich hier ernsthafte Gedanken über seine/ihre Schneckenhaltung macht, gemeint. Ich denke nur, dass man sich den ganzen Spaß verdirbt, wenn man sich zu sehr selbst mit Gewissensbissen behaftet. Wenn der vorrangigste Auftrag "Schnecken vor dem Froster retten" lautet, dürfte man auch keine Arten aufnehmen, die weitaus seltener im Umlauf sind, als vor allem die ganzen Achatina-Arten, denn auch die nehmen ja Platz weg.

Natürlich bereite ich auch meinen Futterschnecken ein vernünftiges Leben und bemühe mich, sie erst dann zu verfüttern, wenn der Igel sie gerade noch so fressen kann - sonst müsste ich ja viel mehr Tiere sterben lassen. Ich bin - auch wenn es mir dann doch jedes Mal sehr schwer fällt - mit meinem Gewissen auch einigermaßen im Reinen, wenn ich die Jungtiere verfüttere. Einfach Frosten und in die Biotonne werfen könnte ich hingegen irgendwie nicht, denn es kommt mir respektlos vor, wenn sie sinnlos den Tod finden müssten. Ich weiß nicht, wie ich das besser erklären soll... Ich bin z.B. auch kein Vegetarier, esse aber nicht jeden Tag Fleisch und finde es völlig daneben, wenn Fleischprodukte einfach entsorgt werden :|.

Ich bleibe aber mal provokant: Da du das Verfüttern von Mäusen und Co. mit ins Spiel gebracht hast - Ich persönlich mache einen großen Unterschied zwischen Säugern und Wirbellosen! Ich sehe bei meinen Schnecken natürlich auch einen eigenen Charakter, habe ihnen einen eigenen Namen gegeben und schäle ihnen aus Angst vor Pestiziden und Co. Gurke, Apfel, Zucchini ehe ich es ins Terra lege... Unabhängig von dieser (wie ich persönlich finde nicht wirklich rationalen, sondern rein gefühlsmäßigen) Bindung zu den Tieren, kann ich kleine Schnecken an die Igel geben, bei einer Mäusezucht mit dem Ziel den Nachwuchs zu verfüttern würde sich mir aber der Magen umdrehen. Wenn man das vernünftig - und wie du schriebst verantwortungsbewusst - betreibt, finde ich es überhaupt nicht verwerflich, aber da wäre meine persönliche Schmerzgrenze weit überschritten...

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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Drachin am 30.03.2012, 09:43

@Anna: Naja, das Verfüttern sowohl von Schnecken als auch von Mäusen oder sogar Ratten und Kaninchen hat aber irgendwo was mit Natur zu tun. Echsen und Schlangen fressen sowas nunmal. Und wenn man sich sowas halten will, muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass sie artgerechtes Futter brauchen. Da ist es egal, ob es WBAs sind, die Schnecken fressen, oder große Schlangen, die ein ganzes Kaninchen verdrücken. Ich finde auch, da darf man dann keinen Unterschied machen, ob es Heuschrecken, Schnecken oder Kaninchen sind. Artgerecht halten sollte man sie dennoch alle. Spielt bei dir da evtl. der Kuschelfaktor mit? Sowas verstehe ich persönlich nicht, falls es der Fall sein könnte. Bin auch gegen PETA, weil die sich nur für Tiere einsetzen, die ein Fell und Knopfaugen haben.

Wir können froh sein, dass Hundefutter industriell hergestellt wird, denn müssten wir unsere Hunde auch mit Frischfutter ernähren, gäbe es mit Sicherheit kaum jemanden, der sich Hunde hält. Zum Glück aber fressen Hunde auch Fertigfutter. Viele Echsen tun das nicht, weswegen z.B. unsere Leopardgeckos nur Lebendfutter bekommen - etwas anderes würden sie gar nicht mehmen, weils nicht zappelt.

Wo ich dir Recht gebe ist, dass man sich nicht zu sehr durch sein schlechtes Gewissen leiten lassen sollte, denn dann wird das mit der Tierhaltung nichts. Denn für jedes Tier, das wir in gefangenschaft halten, müssen wir Abstriche machen und wenn man sich darüber den Kopf zerbricht, macht es keinen Sinn, sich Tiere, egal welcher Art, zu halten.
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Natili am 30.03.2012, 10:01

Zuallererst: Interessante Diskussion! Vielleicht hilft es dem ein oder anderen auch, seine Ansichten über die "Zucht" noch einmal zu überdenken. :)

Ich möchte jedoch auf die Wildfänge eingehen, da das nicht nur bei Schnecken, sondern auch bei vielen anderen Tieren ein Thema ist.
Natürlich möchte ich nicht,daß, nur weil ich mir eine große, alte Wildfangschnecke "einbilde", ein Tier aus seiner gewohnten Umgebung gerissen, transportiert, verschifft und in einem anderen Land evtl. auf einer Börse zu Hauf in einer kleinen Box angepriesen wird. Schnecken mögen keine "höheren" Lebewesen sein, haben aber trotzdem ein würdiges Leben verdient.
Soweit zur Theorie, denn: Auch unsere kleine Fulica kommt ursprünglich nicht aus Dortmund oder Hamburg und deren Vorfahren lebten ebenso in der Wildnis.
Damit will ich sagen, daß jedes von uns gehaltene Tier irgendwann einmal "wild" gewesen ist.
Hätte ich nun die Wahl zwischen einer Fulica vom Nachbarn, der seit Jahren züchtet und einem Wildfangtier, würde ich mich natürlich für die Nachzucht entscheiden.
Die große Auswahl, die wir also in unseren Terrarien haben, führt aber auf jemanden zurück, der irgendwann Wildfänge importiert hat.

Schlimm finde ich, daß sich jeder "einfach mal so" irgendwelche Tiere (eben auch Wildfänge) auf Börsen oder im Internet kaufen kann und diese dann, wissentlich oder nicht, im heimischen Wohnzimmer zugrunde gehen. Meiner Meinung nach, wäre eine Sachkundeprüfung für Tierhalter eine tolle Sache - aber jetzt schweife ich zu stark ab... :)

Wenn ich also ein konsequenter Tierliebhaber und Tierschützer wäre, würde ich mir kein Tier in Gefangenschaft halten, sondern sie in ihrem natürlichen Habitat belassen.
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon von_Schnegg am 30.03.2012, 10:02

Drachin hat geschrieben:Ich finde auch, da darf man dann keinen Unterschied machen, ob es Heuschrecken, Schnecken oder Kaninchen sind. Artgerecht halten sollte man sie dennoch alle.


Das unterschreibe ich!
Lieben Gruß
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Mey am 30.03.2012, 11:09

Huhu ihr Lieben,
achja, so hab ich mir das vorgestellt! Danke für eure Sicht der Dinge! :danke:

Ich denke auch, dass teilweise das Alter der Tierhalter eine Rolle spielt, sei es bei Hamstern (da habe ich ein bisschen einen Einblick, weil ich mal Pflegestelle war), Ratten, Kaninchen oder Schnecken. Oftmals sind die Kinder überfordert und die Eltern ebenfalls, weil sie dachten, das Kind kümmert sich "alleine" drum bzw. ist sein "Leben lang" begeistert von dem Tier, auch wenn es mal beißt oder nur Nachts aktiv ist, oder plötzlich langweilig ist oder ständig Eier legt... :roll:
So ist es aber leider nicht. Ich denke ein Kind kann nur ein verantwortungsbewusster Tierhalter sein, wenn es die nötige Unterstützung der Eltern bekommt und die Eltern ein Auge darauf haben. Da kommen mir doch gleich Kinder in den Sinn, die viell. zwei verschiedengeschlechtliche Hamser im Haushalt haben und die gemeinsam "spielen" lassen wollen. :roll: Oder gar Kinder, die wirklich wöchentlich ohne Hilfe die ganzen Gelege aussortieren sollen von den Schneckies. Es mag durchaus Kids geben, die das vielleicht hinbekommen (auch hier will ich nicht alle über einen Kamm scheren), aber es ist doch eine große Aufgabe für so ein Kind. Das ist nicht wie "einfach mal sauber machen" und selbst das überfordert Kids ja schon oft auf Dauer, weil die Lust fehlt.

Dann muss ich sagen. Ich vestehe Anna schon ein wenig. Mir blutet dass Herz auch mehr, wenn jemand Hamster verfüttert, als wenn jemand Schnecken verfüttert (wobei mir beides "Leid" tut). Aber grundsätzlich habt ihr Recht, jedes der Tiere hat verdient, würdevoll behandelt und gehalten zu werden ob Schneck oder Maus. Ich persönlich z.B. habe als einziges Lebendfutter schonmal Mehlwürmer an meine Hamster verfüttert. Das fiel mir am leichtesten, weil ich einen gewissen "ekel" vor ihnen hatte und keine emotionale Bindung zu diesen Tierchen aufbauen könnte. Trotzdem wurden auch diese Tierchen vorher gehegt und gepflegt, nicht nur, dass sie für meine Hamster im Endeffekt gesund sind, sondern auch aus einem gewissen "Respekt" heraus, wenn man das so nennen kann. Finde das auch ehrlich gesagt ein schwieriges Thema.

Ich denke Tierhaltung und Tierschutz/Tierliebe schließen sich nicht aus, soweit es sich um domestizierte Tiere handelt. So bin ich auch nicht komplett gegen das Züchten. Denn wenn es keine Notfellchen mehr gäbe, wäre ich froh, wenn ich trotzdem noch Haustiere halten könnte (ja auch hier der menschliche Egoistmus), während viele Tierschützer sagen, sie würden keine Tiere mehr halten, wenn es keine Notfellchen mehr gäbe, die ja irgendwo hin müssten. Ich frage mich nur (und da ziehe ich mich selbst in Bezug auf die Schnecken mit ein), warum muss es immer exotischer werden? Wie ihr schon sagt, man kann haufenweise exotische Tiere einfach so beziehen, teilweise im Interenet wirklich "bestellen". Es gibt genug die Weißbauchigel daheim haben und ich bin echt fasziniert von den Kleinen. Wo ich jedoch damals gemerkt habe wie wenig über sie bekannt ist und wie schlecht man ihnen ein artgerechtes Leben bieten kann, bin ich davon abgekommen. Jetzt erlebe ich hier in unserer Umgebung einen richtigen WBI-Wahn! Der erste ist sogar schon im Tierheim gelandet und genug werden in den Kleinanzeigen wieder abgegeben. Dann frage ich mich selbst? Wieso willst du gerne einen Weißbauchi haben, es gibt genug Hamster, Ratten und andere bereits lange domestizierte Haustiere, warum müssen es immer mehr werden?

Ja, mein Hirn ist voll von solchen Gedanken... und das lässt mich manchmal wirklich "den Spaß" an der Tierhaltung verlieren. Natürlich nicht auf Dauer, aber so kurzzeitig frage ich mich schon, ob ich nicht einfach nur egoistisch handle und nur so tu, als würde ich im Sinne der Tierchen handeln... :stupid:

LG Mey
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Re: Schnecken und Tierschutz - warum fulica züchten?

Beitragvon Fabian.E am 30.03.2012, 12:35

Die meisten oben genannten Sachen finde ich, dass sie voll zutreffen.

Mich ärgert das auch, wenn man unbedingt etwas exotisches braucht. Ich habe mal eine Sendung gesehen und sie haben dort gesagt, dass manche Haustiere (vor allem Exoten) als Statussymbol gehalten werden. Das finde ich schlimm. Da liegt es nicht einmal unbedingt an den Tieren. Das trifft Gott sei Dank bei den meisten Schneckenhaltern nicht zu, da Schnecken gesellschaftlich gesehen nur selten einen positiven Effekt haben.

Die Tierhaltung bei Kindern kann zwar gut gehen, aber oft leider nicht. Bei mir zum Beispiel geht es gut. Ich habe mit der Haltung von Kaninchen angefangen, als ich in der 3. Klasse war. Ich habe mich seitdem immer alleine um die Kaninchen gekümmert. Meine kleine Cousine hat auch Kaninchen, aber dort kümmern sich hauptsächlich die Eltern um die Kaninchen.Sonst wären es wahrscheinlich schon weniger

Wildfänge sind zur Tierhaltung irgenwann mal nötig. Ich finde aber, dass diese Wildfänge von erfahrenen Züchtern vermehrt werden sollen und dann erst an die Halter verkauft werden sollen. Es gibt genug Wildfänge, die zu Haltern kommen, die nicht züchten, und diese Tiere wurden dann umsonst gefangen wurden.

Das Verfüttern von Tieren aller Art finde ich nicht unbedingt schlimm. Das ist natürlich. Es gibt aber genug Tiere, an die zu viel Tiere verfüttert werden, und, die dann übergewichtig sind. Das finde ich für die Gefressenen und die Fressenden nicht gut. Dazu sterben unnötig Tiere und die Tiere, die zu viel gefressen haben leiden auch. Das gilt nicht nur für Tiere, auch für Menschen.

Unverantwortlich finde ich auch, dass viele "Tierhalter" sich nur unzureichend informieren. So entstehen auch die Notfallschnecken.
Fabian.E
 
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