Kalkbrei neuerdings umstritten

Alles was es sonst noch über Achatschnecken zu sagen gibt, kommt hier rein.

Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Pomi am 24.05.2011, 12:20

Lindenbaerchen hat geschrieben:@Pomi: Wie kommst du darauf, dass Tiere dank Sättigungsgefühl nicht zuviel fressen? :mrgreen: Ich würde meinen, dass auch Tiere zum einen Lieblingsfutter haben, dass sie kaum je liegen lassen und zum anderen gibt es in der Natur wohl kaum je ein solches Überangebot wie in unseren Terras.


Ganz einfach: Bartagamen sind Wüstentiere. Wüstentiere haben diesen Instinkt, weil ihnen nicht sehr oft etwas über den Weg hüpft. Und jetzt stell dir mal die Bartagame (Weiß leider nicht, wie groß sie bereits ist, aber gehen wir mal von einer standardmäßig adulten Barti mit 15-20 cm Rumpflänge aus) und im Vergleich dazu 3-4 Grillen vor. Ist nicht wirklich viel, was da die Grillen im Bauch wegnehmen oder? Aber auch Bartagamen oder unsere Skinke hören irgendwann auf. Sollte der Bauch ZU voll sein, stellen auch diese Tiere das Fressen ein. Meine Leopardgeckoweibchen fressen in den letzten Tagen vor der Eiablage nichts mehr, weil einfach bei zwei großen Eiern keine Heuschrecke mehr rein passt. Grillen gehen da bis 1 oder 2 Tage vor der Eiablage noch. Haben die Geckos 2 Heuschrecken bekommen, ist Schicht im Schacht. Kaiserskorpione, Wasserschildkröten, Breitrandschildkröten, Katzen... also es gibt eine Menge Tiere, die irgendwann genug haben. Nicht anders ist es bei den Schnecken. Schnecken kommen nicht in der Wüste vor. Auch unsere Afrikanischen Lieblinge nicht, die leben in Feuchtsavannen nahe der Regenwaldregion. Dort gibt es noch Kalk (Den es im Regenwald weitaus weniger gibt), aber auch feuchtes Klima und ausreichend Pflanzen. Warum also fressen, was mir vor die Fühler kommt, wenn es doch sowieso dauernd da ist? :kin:
Kommen wir zu unseren einheimischen Schnecken. Eine Weinbergschnecke, die den Salat nicht frisst, sondern von diesem wegschneckt... Hmmmm... Mäkelig? Wohl kaum. Wird wohl einfach mal satt sein. Ansonsten würde die Schnecke den ganzen Salat fressen, bis sie platzt.
Im Übrigen reden wir NUR von Gefangenschaft. ich weiß nicht, ob es hier ein Mitglied gibt, welches auch freilebende Schnecken mit Kalkbrei verwöhnt, ich tue es jedenfalls nicht.
Bei Hunden ist das wieder so eine Sache. Was gibst du dem Hund denn? Hast du ihm wirklich schon so lange Dosenfutter hingestellt, bis er sich übergeben hat? Was ist es für ein Hund? Ein Labrador frisst mehr als ein Pekinese. Und Leckerlies sind ja nicht mit dem Reh oder dem Schaf auf der Weide zu vergleichen. Die sind geradezu winzig. Auch ist so ein Reh nicht wirklich viel für ein ganzes Rudel. Also muss man sich da wieder durchsetzen.
Wo wir gerade bei der Menge sind: Diese macht es nämlich aus. Ich würde Kalkbrei den Schnecken nicht absprechen. Wie Drachin bereits geschrieben hat, ist es ja nicht jeden Tag. Aber gerade im Herbst haben Schnecken (vor allem einheimische) einen größeren Bedarf an Kalk. Da kann man vielleicht auch mal ein Schälchen Kalkbrei geben. Auch im Frühjahr, wenn die Paarungszeit und wieder los geht und der Kalkvorrat aufgebraucht ist (Sofern Schnecken überhaupt einen anlegen).

Was den Menschen angeht... Sucht ist eine gefährliche Liebschaft! Mein Bäuchlein kommt zum Beispiel von Schokolade. Sowas wächst in der Natur aber nicht. Die Fastfoodketten sind aufgrund der Herstellungsmethoden und Würzsoßen sehr beliebt. Pommes würden ohne Salz und Frittenfett ziemlich... fade schmecken. Manche rühren die kleinen Stäbchen ja nicht mal an, wenn nicht Ketchup oder Majonaise dabei ist. Glaub mir: Die Verfressenheit des Menschen geht auf Genuß zurück, nicht auf vorhandene Ur-Instinkte. Sonst hätten Grünzeug und Nudelsuppe wesentlich mehr Abnehmer als so ein mickriger Hamburger, der nach einer halben Stunde verdaut ist und Kartoffelchips würden überhaupt keinen Anklang finden. Wobei das bei den tieren auch nicht zu vergessen ist. Hunde fressen Schokolade und Salzstangen (Wehe dem, der sowas füttert!), weil es gut schmeckt. Und wenn ich meinen Kalkbrei mit Bananen tune oder von der Schnecke gerade benötigte Nährstoffe mit in den Kalkbrei mische, ist es doch kein Wunder, dass sie ihn trotz ausreichend Kalk mampfen. Ich hätte euch mal ein Foto machen sollen, als 3 Baumschnecken und 2 Bänderschnecken direkt vom puren Kalkbrei weggeschneckt sind! Soviel zum "Fressen was da ist" :wink:

Ich habe mal in einer namhaften wissenschaftlichen Datenbank (isi web of science) nach Literatur recherchiert. Leider hat das mit der vorhergesagten "Cardiosklerosis" noch niemand untersucht. Hab sämtliche englischen Begriffe von Kalk und Schnecke durchprobiert. Allerdings steht bei Wikipedia zumindest das mit dem erhöhten Kalkbedarf und das kann man wohl kaum absprechen (Bitte auch den Unterschied zwischen deutschen und afrikanischen Schnecken beachten! Helix Pomatia z.B. baut einen dicken fetten Kalkdeckel, Achatinas nicht!). Ich kann jedenfalls ruhigen Gewissens sagen: Ich kenne kein Tier in meiner Umgebung, das sich bisher überfressen hätte. Und ich bin pro Kalkbrei, solange er in verantwortungsvollen Maßen gegeben wird und mir keiner einen Beweis für die Schädlichkeit gibt.

PS: Die meisten Tiere haben erwiesenermaßen weitaus weniger Geschmacksempfinden als der Mensch.

Edit:
Fine hat geschrieben:
Ich erinnere mich auch an die Bilder von Roberta...in der sezierten Schnecke fand sie mehrere Klumpen die anscheinend aus Kalk bestanden, sah irgendwie so ähnlich aus wie Blasen- oder Nierensteine. Ob sowas nun als Todesursache infrage kommt oder ob etwas anderes der Grund war kann man natürlich nicht sagen, mich hat das aber trotzdem nachdenklich gestimmt.

Man sollte die Beiträge vielleicht in Ruhe und zu Ende lesen... Da war ja noch was :-) Verlinke mal bitte zu dem Post. Sowas stimmt natürlich schon nachdenklich.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Veruca am 24.05.2011, 12:32

@Pomi
Edit: Meine Aussage hab ich editiert weil übertrieben... allerdings stimme ich dir nicht zu.

Ich lasse das Thema auch jetzt einmal so stehen, meine Meinung habe ich ja kund getan und enthalte mich ab jetzt. Sonst artet das noch aus.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Lindenbaerchen am 24.05.2011, 14:08

Himmel, Pomi...da hab ich wohl einen empfindlichen Nerv getroffen :mrgreen: Du erzählst mir nichts Neues, mein Gedanke war der, dass in der Natur eben auch kein Kalkbrei herumsteht, und ich meinen würde, dass es meist einen Sinn macht, wenn man die Tiere möglichst naturnah hält.Ihren Bedarf können Schnecken, egal wo und egal welche und egal aus welchem Grund in der Natur im Allgemeinen ohne Kalkbrei decken, allerdings etwas mühseliger. Selbstverständlich ist das bei Bartagamen purer Instinkt, aber würdest du sagen, dass Überfressen nur aus Genuss und nicht aus Instinkt geht? Der Effekt ist der selbe...auch wenn sich nicht übergeben wird(das wäre dann schon enormes Überfressen, was im Übrigen auch bei Menschen nicht so oft anzutreffen ist :wink:)Und "irgendwann genug haben" ist eben nicht immer das Gesündeste.
Fakt ist, dass man bei allen "Haustieren" darauf achten muss, dass sich ihnen nicht immer ein Überangebot an Nahrung/bestimmten Futtersorten bietet, da sie sich ansonsten immer wieder einmal zu viel bedienen, was im Allgemeinen zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führt.Gerade bei Schnecken nicht? Die meisten Tiere haben weniger Geschmacksempfinden als Menschen? Ich erinnere an deinen Kalkbrei mit und ohne Banane :mrgreen: Und wenn ich dann sehe, dass eine Schneck, die am Salat vorbeischleimt, weil sie "satt" ist und ein paar Minuten später aber über den angebotenen Kalkbrei mit Fischfutter herfällt :wink:Und natürlich reden wir nur über Gefangenschaft...in der unsere Schnecken allerdings immer wenige Zentimeter von Ihrer Sepia entfernt sind und da eben nicht so zulangen, wie beim Brei mit leckeren Zusätzen.Ich glaube gar nicht mal, dass eine Schneck von einem puren Kalkbrei zuviel nehmen würde, aber mit Lieblinsfutter vermischt fressen sie ihn vielleicht gerade wegen den enthaltenen Leckerlies ungeachtet dessen, ob sie ihn brauchen würden oder nicht.Was macht eine adulte Schneck, ausgewachsen und nicht eiertragend mit dem vielen Kalk, wenn er-was oft beobachtet wurde- offensichtlich nicht vollständig wieder ausgeschieden wird?

Zusammenfassend-um auf das ürsprüngliche Thema zurückzukommen-kann man also sagen, dass-wenn die Dinge, die Kalk erfordern okay sind(Eier, Häuschen, Kalkdeckel-) Kalkbrei NICHT benötigt wird und es NICHT schädlich ist keinen zu geben.ob ein Zuviel dagegen ebenso nicht schädlich ist, wissen wir nicht.Einen Beweis, gibt es nicht, immerhin aber mögliche Indizien.Den Beitrag von Roberta kenne ich und er hat auch mich nachdenklich gestimmt, deshalb bin ich contra Kalkbrei.

Und: Meine "Dicken" sind zwei Kater,die eingeteiltes Trockenfutter bekommen und immer fressen, solange etwas hineinpasst(wobei die Nachbarn leider kräftig mithelfen).Beide haben einen ordentlichen Hängebauch, von "Fressen bis zum Sättigungsgefühl" kann also keine Rede sein.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Lindenbaerchen am 24.05.2011, 14:13

@Cleo: Deine Tiere sind normalgewichtig und fressen trotzdem nicht alles auf :shock: Wow, das müssten sich meine mal anschauen.Wenn sie allerdings nicht normalgewichtig sind, und etwas liegen lassen, dann hat das nichts mit Sättigungsgefühl zu tun, sondern mit Magen voll, wie Veruca sagt. :mrgreen:
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Escargot am 24.05.2011, 16:18

@Lindenbärchen: Also alle meine Tiere haben eine natürliche Futterbremse, egal ob Hund, Katze oder Kleintier.
Sie haben immer mehr Futter da stehen, als sie fressen und keiner ist übergewichtig. Die verhalten sich zum Beispiel auch an sehr heißen Tagen ähnlich wie ich selber, so dass sie kaum was essen mögen oder erst spät abends.
Die "kein-Platz-mehr-Theorie" greift bei meinen Tieren definitiv nicht, wenn die satt sind, sind die satt. Mein Hund nimmt dann nicht mal mehr Steakfleisch an.
Ich hatte aber vor Jahren mal einen Spaniel, der hat immer weiter gefressen und notfalls gebrochen, um wieder neuen Platz für neues Futter zu haben.
Ich denke mal, das hängt bei Tieren auch ein bisschen davon ab, inwieweit ein individuelles Tier domestiziert ist und die Sorge um regelmäßiges Futter verloren hat bzw. welche Erfahrungen im Leben gesammelt wurden.
Ich kenne „Fresssucht“ häufig bei ehemaligen Straßentieren, die sich das ein Leben lang nicht mehr abgewöhnen, nachdem sie einmal Hunger kennen gelernt haben.

Aber zurück zum Thema:
Meine Schnecken haben immer Sepia und zusätzlich immer kleine Häufchen mit geriebenem Austernkalk zur Verfügung.

Diese Kalkhäufchen sind irgendwo auf dem Boden, aber nicht auf dem normalen Futter. Das heißt, dieser geriebene Kalk wird nicht unfreiwillig aufgenommen, sondern wenn die den fressen, dann weil sie es wollen. (Den geriebenen Kalk fressen einige Schnecken merklich lieber als Sepia, vor allem die älteren Schnecken, vermutlich, weil sie nicht mühsam raspeln müssen.)

Manchmal liegen die Kalk-Häufchen tagelang rum und verklumpen, so dass ich sie letztlich entferne und neue mache. An anderen Tagen sind die Häufchen innerhalb von wenigen Stunden restlos verputzt.
Zusätzlich bekommen sie hier und da mal Kalkbrei in verschiedensten Varianten, und auch der wird manchmal blitzeschnell leer gemacht und manchmal bleiben Reste.
Natürlich verlockt Kalkbrei eher zum Überfressen, vor allem, wenn noch was Feines mit drunter gemischt ist. In Maßen ist das alles kein Problem und, wie oben schon gesagt wurde, kann man ja auch Brei ohne Kalk anbieten, wenn man seine Schneckchen verwöhnen möchte.

An die Bilder und den Beitrag von Roberta kann ich mich auch noch gut erinnern.
Allerdings konnte damals nicht bewiesen werden, dass Kalküberfütterung an diesen komischen Ablagerungen Schuld war. Das war lediglich eine Vermutung. Genauso gut hätte diese spezielle Schnecke auch ein wie-auch-immer geartetes Stoffwechselproblem haben können, so dass sie den Kalk nicht verarbeiten bzw. ausscheiden konnte.
Oder sie könnte „falschen“ Kalk gefressen haben. Ich erinnere an den Fall, als jemand Schulkreide verfüttert hat, die heutzutage aus Gips besteht. Daran ist auch mal eine Schnecke fies gestorben, weil Gips mit Wasser abbindet, und dabei warm und hart wird.

Ich bin davon überzeugt, dass eine gesunde Schnecke, wenn sie selber wählen kann, nicht mehr Kalk frisst als ihr bekommt.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Pomi am 24.05.2011, 16:41

@ Lindenbärchen: Keine Angst, bis bei mir ein Nerv getroffen ist, dauert es laaaange. :D

Mal alle die Ohren zuhalten! ruf: Robeeeeertaaaaaa!!!

Vielleicht kann sie ja auch was dazu sagen. :-)

Also Banane hab ich nie probiert. In dem Jahr, was ich jetzt Schnecken halte, war das wie gesagt einmal Kalkbrei. Ok, Fischflocken waren noch drauf. Ich sagte ja schon: In Maßen! Und es kommt auf den Inhalt an. Immerhin habe ich auf Kleintierbörsen auch schon Leopardgeckos gesehen, die ungesunde Körperproportionen hatten. Kommt dann halt von zu viel Zophoba, wo die Tiere auch mit wenig Futter viele Proteine (gespeichert in Fett) abbekommen.

Also wie Cleo kann ich nur wiedergeben, was ich in meinen 28 Jahren, die ich mit Tieren zu tun hatte, beobachtet hatte. Ich habe es nicht studiert, sondern mich nur als Haustierhalter (bzw. dessen Kind) und hobbymäßig damit beschäftigt. Also wenn hier jemand Hinweise liefern kann, bin ich gern bereit, meine Meinung zu revidieren. Die Sache mit Roberta macht mich schon nachdenklich und Veruca hatte per PN soeben mitgeteilt, dass sie etwas in der Richtung studiert hatte (Leider nicht hier im Thread). Aber in der Wissenschaft beruht halt alles nur auf Beobachtungen oder Quellen :wink:
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Fusselnase am 24.05.2011, 17:17

Hallo,

ich geb auch mal meine Meinung in den Pott :D

Ich halte erst seit wenigen Monaten Landschnecken, und diese haben noch nie einen Kalkbrei bekommen. Sie haben Sepia zur freien Verfügung und leben auf aufgekaltem Humus. Ihre Häuschen wachsen sehr gleichmäßig und schnell. Aus folgenden Gründen habe ich mich gegen eine Kalkbreigabe entschieden:

1. Bei Wirbeltieren kann es zu einer Überversorgung mit Calzium kommen (es werden nicht alle Vitamine und Mineralien bei einer Überversorgung wieder ausgeschieden, manche werden eingelagert und können deshalb bei chronischer Überversorgung zu gesundheitlichen Problemen führen). Solange nicht erwiesen ist, dass es bei Wirbellosen nicht zu so etwas kommen kann, gehe ich auf Nummer sicher und verzichte auf etwas, das meiner Meinung nach eh keinen Nutzen hat (meine Tiere wachsen ohne Kalkbreigaben ausgesprochen gut).
2. Ein Sättigungsgefühl kann nur dann eintreten, wenn der Organismus nicht überlistet wird: meine beiden Kater hören z.B. bei ihrem normalen Futter mit dem Fressen auf, wenn sie satt sind, bekommen sie aber bestimmte Fertigfutter, würden sie sich auch überfressen. Im Zweifel ist jedes Futter, das gemischt wurde und nicht mehr "rein" vorliegt, in der Lage, das Sättigungsgefühl auszuhebeln. Bei "nicht natürlicher" Nahrung kann es passieren, dass unverträgliches Futter aufgenommen wird, bei Katzen ist das z.B. Milch, deren Laktose bei vielen Tieren zu Erbrechen und Durchfall führt, die aber trotzdem meist geliebt wird.

Wissenschaft ist in meinen Augen nicht alles. Um zu verlässlichen Daten in Bezug auf eine Calziumüberversorgung zu kommen, müsste man viele Tiere erst mehrere Monate lang überversorgen und dann gezielt töten, sezieren und mit einer Kontrollgruppe vergleichen. Man müsste also gezielt Tierversuche durchführen in Bezug auf eine Frage, die man umgehen kann, indem man keinen Kalkbrei gibt. Einzelfälle, die "von selbst" gestorben sind, könnten auch eine individuelle Störung im Calziumhaushalt gehabt haben, ihre Einlagerungen können auch krankheitsbedingt sein und müssen keine direkte Folge einer chronischen Überversorgung sein.

Selbst wenn Kalkbrei nicht gefährlich sein sollte, überflüssig scheint er jedenfalls zu sein...
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Drachin am 24.05.2011, 17:24

Was Robertas Geschichte angeht: Bin ich nicht von überzeugt. Das hätte alles mögliche sein können, wie schon gesagt wurde, auch eine einzigartige Stoffwechselkrankheit oder dergleichen. Von einem einzelnen Fall lasse ich mich auch nicht beunruhigen. Ich will das damit nicht abwerten und auch nicht behaupten, dass da mit Sicherheit nichts dran ist - das sind mir einfach zu wenig Beweise. Ich bin aber bereit, in der nächsten Zeit den Kalkbrei einfach mal rein zu füttern, sprich nur Kalk oder nur Kalk mit Wasser aufgeschlämmt. Das würde ja bedeuten, dass den Schnecken der Brei nicht durch leckere Zusätze wie Fischflocken oder Ähnlichem besonders schmackhaft gemacht würde.
Tatasächlich bin ich davon überzeugt, dass die ihn genauso weghauen würden.

Und ja, auch Schnecken können satt werden! Nachdem sie gestern einen Kalkbrei und Gurke bekommen und beides restlos weggemampft haben (die beiden Tage vorher haben sie fast gar nichts bekommen - Fastentage werden bei mir immer mal wieder eingelegt, immerhin gbit es in der Wildnis ja auch nicht unbedingt immer Hapa* ), hab ich ihnen heute nochmal ein größeres Stück Gurke gegeben. Das wurde nur leicht angeknabbert. Es hat also den Anschein, als seien sie satt.

Ich denke im Übrigen auch, dass die Sache mit dem Sättigungsgefühl sowohl von der Tierart bzw. den Lebensbedingeungen als auch (bei domestizierten Tieren) von Erfahrungen und Erziehung abhängt. Der Hund meiner Tante zum Beispiel hätte absolut kein Problem damit, zu fressen, bis er sich übergeben muss, und bei dem Hund (aus schlechter Haltung übernommen) einer Schulkaneradin ist es ähnlich. Ansonsten aber wissen solche Tiere häufig einfach, wann Schluss ist.

Zu Pomis Theroie bezüglich Überfressen durch Genuss: Stimme ich voll zu. Die Argumente dafür hat er bereits vorgebracht, ich denke, die brauche ich nicht wiederholen.


Ich finde im Übrigen interessant, dass dieses Thema doch so kontrovers ist wie ich geahnt habe. Ich denke, es ist wichtig, sich mal darüber auszudiskutieren und Erfahrungen/Meinungen auszutauschen.

@Veruca: Dass du gleich fast an die Decke gehst, so dass du dich schon raushalten musst, finde ich sehr schade, denn es geht hier um Erfahrungsaustausch und nicht um Streit oder das Aufzwingen von Meinungen. Bisher war das hier alles sehr sachlich formuliert, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo dein Problem liegt.

@ Fusselnase: Einlagerung von Vitaminen kann nur bei fettlöslichen Vitaminen überhaupt passieren. Alles andere wird wieder ausgeschieden, was zu viel ist. Bei Punkt zwei Stimme ich dir zu.
Zu deinem Schlusssatz: Ich bin Naturwissenschaftlerin und meiner Meinung nach sind solche Veruche zwar grausam, aber notwendig, wenn es um eine bestimmte Fragestellung geht.

* Im Übrigen sollten auch Hunde einmal die Woche einen Fastentag haben, eben aus dem gesagten Grund. Die Tiere sind es dank jahrelanger Domestizierung und Züchtung vielleicht nicht mehr unbedingt gewohnt, aber glaubt mir: Die vertragen das. Und es schadet ihnen auch gewiss nicht.
Nicht meine Schuld, kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier...!
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Pomi am 24.05.2011, 17:38

@ Fusselnase: Meinst du mit überlisten sowas wie Appetitanreger, Geschmacksverstärker und sowas, was dem Tierfutter beigefügt wird? Also wer seiner Katze Milch gibt (normale Milch), sollte echt mal eins mit dem Belehrungsbrett übergezogen bekommen. Das ist ja fast genauso schlimm wie Hunde und Schokolade!

Was die Wissenschaft angeht, muss man ja nicht extra die Tiere töten, nur um sowas herauszufinden. Aber die Debattiermethoden sollten ähnlich sein, sprich: Wenn ich eine Meinung abgebe, dann habe ich das entweder beobachtet, oder ich habe es gelesen, oder xy hat es gesagt. Hier hat z.B. Roberta was gefunden und irgendwo hier gepostet (immer noch such). Ich habe etwas beobachtet. Und hoffentlich werden noch viele Leute konstruktive Beiträge zu dem Thema schreiben. :)
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Fusselnase am 24.05.2011, 17:45

@Drachin:

Ich schrieb: "manche Vitamine und Mineralien", ich schrieb nicht "alle Vitamine und Mineralien" ;)

Manchmal mögen solche Versuche wichtig sein, aber in diesem speziellen Fall sehe ich die Notwendigkeit für solche Tests eben nicht: die Schnecken scheinen sehr gut ohne solche Breichen auszukommen.

Der Fastentag bei Hunden ist übrigens umstritten, auch Wölfe halten in der Natur keine Fastentage. Selbst wenn sie sich mal wirklich den Bauch bis zur Oberkante vollgeschlagen haben, knabbern sie an den Folgetagen gerne an den Resten herum. Aber ich denke, eine Diskussion darüber an diesem Ort würde zu weit führen.

@Pomi:

Ja, und z.B. das konzentrierte Trockenfutter, das mit Ölen und Fetten besprüht wird, um die Akzeptanz zu erhöhen. Futter, das mit Zucker versetzt wird... Die Liste ist ziemlich lang und meine Beispiele sind nur als Beispiele zu verstehen. Die Katze+Milch+Geschichte soll nur als Beispiel dafür dienen, dass Tiere bei ihnen "fremder" (fremd im Sinne von gehört nicht zum natürlichen Nahrungsspektrum) Nahrung nicht immer die richtige Entscheidung treffen. Hunde und Schokolade ist auch ein sehr gutes Beispiel.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Feena am 24.05.2011, 17:47

Ich glaube ich werde gleich geschlachtet... :oops:
Ich wäre glatt dafür, dass mal solch eine "Wissenschaftliche Untersuchung" gemacht wird.
(Mit dem Futterkalk liebäugel)
Es ist ja so: Es wurde alles in der Richtung, was schädigend bei Tieren sein könnte an Testobjekte mal versucht. Es müssen sozusagen "Testobjekte" verfeuert werden, um spätere Tiere zu schützen.

Ich hab damals auch gerne mal Kalkbrei gegeben, hab es aber sein gelassen, nachdem ich gelesen habe, dass es nicht gut sein soll aber wirklich Beweise hab ich nie gesehen...

(*hust* würde sogar glatt 4 meiner WJ-Nachwüchsler testen... Hab eh zu viele Schlüpfen lassen und ob die nun zu den Igeln gehen oder noch ein paar Monate mehr haben...)

*schnell abhau*
Schreibfehler? Tastatur verkrümelt! (Ist der Ersatzlappi da der große bei Reperatur ist)
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon vinbergssnäcka am 24.05.2011, 18:22

Pomi hat geschrieben: Hier hat z.B. Roberta was gefunden und irgendwo hier gepostet (immer noch such). Ich habe etwas beobachtet. Und hoffentlich werden noch viele Leute konstruktive Beiträge zu dem Thema schreiben. :)


Der Post war nicht hier im Forum, ich glaube daher kannst Du die Suche hier sparen... :)
liebe Grüße

Heike
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Veruca am 24.05.2011, 21:11

Feena hat geschrieben:Ich glaube ich werde gleich geschlachtet... :oops:
Ich wäre glatt dafür, dass mal solch eine "Wissenschaftliche Untersuchung" gemacht wird.
(Mit dem Futterkalk liebäugel)


Das habe ich mich nur nicht getraut zu schreiben. :wink: Ich schlachte dich jedenfalls nicht.

Also ich hab hier grade ohnehin bald Schlupf und hab auch schon überlegt zu testen. Nicht nur wegen Kalk auch wegen diversen Mittelchen.

Mir stinkt es das es über das Thema keine stichfeste Literatur gibt und alle meine Terrarianer, Tierärzte, Bauern, Dozenten und Tierinteressierte nur hilflos mit den Schultern zucken.

Das Problem ist aber das man sowas größer anlegen müsste, mit wirklich einer großen menge Versuchstiere, verschiedenen Gelegen, optimalen Haltungsbedingungen, perfekt ausselektiert... ect ect... um ein wirklich aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Mal abgesehen davon das ich den Versuch auch nur grenzwertig sinnvoll fände, da wie schon gesagt wurde, eine Vermeidung des Futterbreis keine negativen Auswirkungen zeigt.
Mineralien werden im Tierreich übrigens nie über ein Hungergefühl gesteuert, da es sich um wichtige Zusatzstoffe handelt die meist selten und schwer erreichbar sind. Ich vermute daher das Schnecken so programmiert sind das sie eben erstmal jede neue nicht stationäre Quelle voll auskosten.
Lege ich die Sepiaschale jeden Tag an einen anderen Platz und nutze auch verschiedene Schalen wird deutlich mehr gefressen.


Aber! Es gibt mit Sicherheit auch irgendwo einen verrückten Spezialisten, finden muss man den nur. Es gibt für alles Spezialisten, immer... 8)

Ich schau mal,... ich hab auch letztens einen für Tierkot gefunden, in München... gut der hatte auch keine Ahnung von Schnecken aber hey... ein spezieller Arzt für Tierkaka?... Dann gibts auch einen für Schnecken!


liebe Grüße

Edit: Ich enthalte mich übrigens ansonsten, weil es absolut ausarten würde. Hier geht es ja nun um Schnecken und nicht darum wie ein Hund, eine Katze oder gar der Mensch programmiert sind oder sich in der evolution entwickelt haben.
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Fine am 25.05.2011, 09:23

Also, mich würde einfach noch mal interessieren, aus welchem Grund nun eigentlich Kalkbrei gegeben werden sollte.
Ich selbst habe mich dagegen entschieden weil meine Schnecken mit Kalkbrei nicht besser wachsen als ohne, weil ich es für unnatürlich halte und weil ich nicht weiß ob es nicht doch schaden könnte.

Gründe dagegen wurden ja genug genannt, es wurde auch argumentiert warum die Gründe dagegen nicht stichhaltig sein könnten, aber was wären nun die Gründe pro Kalkbrei?

Hat irgendjemand die Erfahrung gemacht, dass eine gesunde Schnecke Kalkbrei braucht obwohl ihr Sepia zur Verfügung steht? (bei kränkelnden Schnecken könnte ich mir noch vorstellen dass man sie mit irgendetwas besonders Leckerem päppeln möchte, aber das betrifft ja nicht die wöchentliche (?) Gabe von Kalkbrei )
Ist der Grund dass man es immer so gemacht hat und deswegen weitermacht?
Oder gibt man Kalkbrei weil es irgendwie "niedlich" ist wenn die Schnecken sich über den Brei hermachen? Das wäre ja dann eher ein "menschlicher" Grund....mit dem was die Schnecke wirklich braucht hätte das eher wenig zu tun.

Also, was gibt es für Argumente "pro Kalkbrei"?
JegrößerderDachschaden,
destobesserderBlickindieSterne!
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Re: Kalkbrei neuerdings umstritten

Beitragvon Lindenbaerchen am 25.05.2011, 09:50

@Drachin: Ich glaube, du hast da Veruca Missverstanden :wink: Auch sie argumentiert sachlich, von Streit,Aufzwingen von Meinungen, An die Decke gehen oder Problem kann da nicht die Rede sein.Ich habe es so verstanden,dass sie sich zurückhält, weil sie im Prinzip ihre Meinung kundgetan hat, allerdings noch sehr viel dazu sagen könnte, was vielleicht den Rahmen sprengen würde.Nicht vergessen:Wir sind am PC, da kann man manchmal auch etwas falsch verstehen.

@Pomi: Ich beobachte auch schon seit 30 Jahren :mrgreen: Was haben wir daraus gelernt? Tiere sind nicht alle gleich, auch nicht die von einer Art, Umstände sind nicht alle gleich, und die Beobachtungen auch nicht :mrgreen:

Zur Wissenschaft: Wer einen Beweis sucht, kommt nicht um Versuche herum, jedenfalls nicht in diesem Fall.Ich bin nicht gegen Versuche, die Ergebnisse würden Sinn machen, allerdings mag ich sie nicht durchführen.Ich persönlich brauche derzeit auch keinen Beweis, ich gehe einfach auf Nr. Sicher, denn was nicht gebraucht und nicht gegeben wird, kann auch nicht schaden...mit und ohne Beweis :mrgreen:

@Fine: So wie ich es verstanden habe, wurde Kalkbrei bislang halt einfach als alternative Kalkquelle verwendet.Dass die Schnecks den mit Zusätzen in Massen schlabbern hat den positiven Nebeneffekt, dass man eben auch kranke Tiere damit päppeln kann.Ob es schädlich ist ist ja noch nicht soooo lange in der Diskussion und -denke ich-aus der Beobachtung von Roberta und eben einiger User entstanden, dass davon mit Fischflocken eben mehr genommen wird, als von Sepia z.B. Dass etwas definitiv dafür spricht(außer eben bei kranken Tieren) habe ich noch nicht gelesen/gehört.
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