Ich denke, es ist immer schwer, zu entscheiden, wie ein Wesen sterben soll. In dem Moment, wo wir den Tod einleiten, liegt es in unserer Hand. Wir erheben uns sozusagen über die Natur ... d. h. bei einer verletzten Schnecke, wie der meinen, sie würde, ließe ich sie so zerstört da draußen liegen, entweder gefressen oder würde vertrocken, verbluten, was auch immer ... sicher aber sowieso den Tod finden. Ich fühlte mich verantwortlich und wollte ihr langes Leiden ersparen. Die Frage war nun nur, ob das Frosten nicht noch die Krönung auf die ohnehin schon durch mich verursachte Qual war
...zertreten, eingesammelt und schließlich gefrostet... klingt nicht nach einem schönen Lebensabend - aber egal, der war eh vorbei in dem Moment, in dem ich sie "erwischt" habe.
Normalerweise nimmt uns der TA solche Entscheidungen ab. Natürlich wurde ich bei meinen Katzen auch immer einbezogen, aber letztlich hat der TA die Tötung übernommen. Ich fühlte mich nicht minder schuldig, weil ich es ja zugelassen habe - und wenn die Katze dann in meinen Armen verstarb, war das immer auch ein Teil von mir der starb. Aber ich habe mich da auch immer auf den TA verlassen.
Nun bin ich zum ersten Mal mit einer Spezies konfrontiert, wo ich das selbst übernehmen muss. Ich kann mir hier einen Rat holen, ob sich Hege und Pflege noch lohnt, doch letztlich bin ich diejenige, die entscheiden UND töten muss. Das ist neu. Und die Vorstellung, damit noch mehr Leid zu erzeugen, ist nur schwer zu ertragen. Daher finde ich diese Diskussion gut, denn wir machen uns Gedanken darüber. Wir erheben uns nicht nur einfach über die Natur und entscheiden über Leben und Tod, sondern sind uns darüber bewusst, dass es sein kann, dass wir Fehler machen. Letztlich handeln wir alle im Sinne der Tiere - oder versuchen es zumindest. Ich werde wohl nach der Erfahrung jetzt keine ausgewachsenen Schnecks mehr frosten. Aber wie Cleo schon schrieb: das ist ja Einstellungs- und Ansichtssache und bleibt jedem selbst überlassen.
Ich finde es schlimm, dass der Mensch sich anmaßt, über Leben und Tod zu entscheiden. Gleichzeitig WEIß ich natürlich, dass es in manchen Situationen aber eben für ein verantwortungsvolles Verhalten steht (und damit meine ich DEFINITIV NICHT die Tierproduktion der Fleischindustrie!). Ich habe mal eine Maus, die die Katzen reingebracht hatten, aus Versehen in der Türzarge eingequetscht und ihr den Hinterleib abgequetscht. Sie schrie, aber sie war NICHT tot. Im Gegenteil wollte sie sich immer noch in Sicherheit bringen, hatte Angst. Verantwortungsvolles Verhalten wäre es gewesen, sie ganz zu töten. Das konnte ich nicht. Feige habe ich auf Piranha (meine Katze) gewartet und sie von ihr mitnehmen lassen (was sicher auch noch einmal eine schreckliche Erfahrung für die Maus war).
Es fällt mir schwer, zu töten. Selbst, wenn es "human" ist, wenn es weiteres Leid ersparen soll. Bei den Schnecken habe ich es nun einige Mal bewusst getan, letztlich mit dem Ziel, ihnen Leid zu ersparen. Gewöhnen werde ich mich daran hoffentlich nie. Und ich werde mir nie sicher sein, dass es richtig ... oder die richtige Methode war... woher sollen wir das auch wissen. Denn - wie ja auch schon jemand schrieb - wir wissen ja auch recht wenig über diese Spezies.
Umso froher bin ich, dass es dieses Forum gibt, in dem sich
- über verantwortungsvollen Umgang mit Schnecken ausgetauscht wird (und dazu gehört auch der letzte Weg)
- sich gegenseitig Trost gespendet und Verständnis dafür aufgebracht wird, dass eine Schnecke eben auch ein wertvolles kleines Wesen auf unserer Welt ist
und das immer mehr und immer mehr Wissen über die geliebten Schleimer aufbaut, indem wir es gemeinsam sammeln!!!