Inzucht

Alles was es sonst noch über Achatschnecken zu sagen gibt, kommt hier rein.

Re: Inzucht

Beitragvon Fusselnase am 25.05.2013, 05:15

Ich will hier nicht die Meinung vertreten, dass Inzucht gut sei. Aber es ist in meinen Augen auch nicht angebracht, allzu heftig davor zu warnen. Ich würde z.B. eher Gefahr darin sehen, dass die Schnecken nicht selektiert werden - in der Natur werden Schnecken in rauen Massen in die Welt geschmissen, Mutationen können daher vermehrt auftreten. Doch die meisten davon werden ausselektiert und können sich nicht manifestieren. Lässt man im Terra jetzt nur fünf Eier zum Schlupf kommen, zieht diese Tiere dann auf und lässt sie sich weiter vermehren, dann hat man die natürliche Schranke, die zu möglichst gut in ihren Lebensraum passenden Nachkommen führen soll, wirksam ausgehebelt.
Mutationen sind etwas völlig normales. Wir alle sind in dem einen oder anderen Gen nicht so, wie unsere Eltern es uns einst vorgegeben haben. Mutationen machen die Evolution erst möglich. Aber sie passieren nicht zielgerichtet, sie funktionieren nach dem Try-and-Error-Prinzip: es verändert sich etwas und ob es für das Lebewesen gut oder schlecht ist, zeigt sich erst später, nämlich dann, wenn es Nachwuchs bekommt, der sich ebenfalls gegen andere innerartlichen Konkurrenten durchsetzen kann (dann war die M. gut), oder dann, wenn es ohne Nachkommen auf der Strecke bleibt (dann war die M. schlecht).

Interessante Idee, bei Menschen ist es z.B. so, dass sich Leute mit einem sehr ähnlichen Immunsystem weniger gut riechen können. Je unterschiedlicher das Immunsystem ist, desto sympathischer sind sie sich dagegen.
Ich habe mit zehn Fulica angefangen, die aus drei Quellen stammten. Sie haben ihre Geschwister bei den Paarungen weder vorgezogen noch gemieden. Lediglich die beiden VAs (verwandt) haben sich nie untereinander gepaart. Sie haben es aber auch vermieden, sich mit den unverwandten WJ zu paaren, sie waren immer bestrebt, wildfarbene Füße als Partner zu bekommen (drei Rodatzi und zwei wildfarbene, eine Rodatzi davon als Geschwistertier der VA).
Fusselnase
 

Re: Inzucht

Beitragvon Fine am 25.05.2013, 07:51

Fusselnase hat geschrieben:Ich will hier nicht die Meinung vertreten, dass Inzucht gut sei. Aber es ist in meinen Augen auch nicht angebracht, allzu heftig davor zu warnen. Ich würde z.B. eher Gefahr darin sehen, dass die Schnecken nicht selektiert werden

Das würde ich auch so sehen :)
Meiner Meinung nach sind Inzuchtgruppen in der Zucht (wobei das ja schon in der Schneckenhaltung vom Begriff her fragwürdig ist) nicht nur gut oder nur schlecht. Das Wort "Inzucht" hat ja schon einen negativen Beigeschmack, früher hab ich auch angenommen, dass jede Inzucht schlecht ist, nach dem ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe, ohne jetzt wirklich "wissenschaftlich versiert" zu sein, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass das nicht unbedingt so sein muss.

Mal nicht nur auf Schnecken bezogen, können Inzuchtverpaarungen auch Sinn machen. Wenn man z.B. annimmt, dass irgendein "Schaden" genetisch bedingt ist, könnte man durch gezielte Verpaarungen herausfinden, welche Tiere Träger dieses "Schadens" sind und diese, sowie deren Nachkommen, von der Zucht ausschließen.
Verpaart man nur blutsfremde Tiere und gibt deren Nachkommen wiederum in andere blutsfremde Gruppen, gibt man möglicherweise auch die Anlage für einen Defekt weiter, ohne es überhaupt zu merken, weil man nie zwei Trägertiere verpaart hat und somit ein Defekt, der rezessiv vererbt wird, garnicht bei den Nachkommen sichtbar wurde. So verbreitet sich dann eine "schlechte Anlage" in viele Zuchtgruppen.
Hätte man zwei Trägertiere verpaart, wäre schon bei deren Nachkommen aufgefallen, dass etwas nicht stimmt, man könnte frühzeitig einschreiten und diese Tiere aus der Zucht nehmen.

Nachteile könnten z.B. Inzuchtdepressionen sein, geringere Fruchtbarkeit, geringere Größe oder auch eine Einschränkung was das Immunsystem betrifft.
Inwieweit das jetzt bei Schnecken zutrifft, weiß ich nicht. Wenn man aber mal so überlegt, wie klein und empfindlich z.B. die ersten hier gehaltenen White Jade waren, könnte man vermuten, dass sowas auch an jahrzehntelanger Inzucht liegen könnte.....oder auch daran, dass sie eben nur als Speiseschnecken, wahrscheinlich unter entsprechenden Bedingungen, gezüchtet wurden, wer weiß?

Ob Inzucht nun tolerabel oder abzulehnen ist, scheint sich zur Glaubensfrage zu entwickeln.
Ich für meinen Teil wäre erst für Inzucht, wenn eindeutig bewiesen wäre, daß sie niemals negative Auswirkungen mit sich bringt.

Ob das nun eine Glaubensfrage ist, kann ich nicht beurteilen. Ich persönlich denke, dass Inzuchtgruppen sowohl Vor- als auch Nachteile haben können. Man kann wohl nicht pauschal sagen, dass sie niemals negative Auswirkungen mit sich bringen (wobei man bedenken muss, dass wirkliche genetische Defekte ja nicht durch Inzucht hervorgerufen, sondern durch sie erst sichtbar werden, weil sie homozygot vorliegen), man kann aber auch nicht sagen, dass blutsfremde Gruppen keine negativen Auswirkungen haben können, weil Anlagen für Defekte weit "verteilt" werden können, ohne dass es auffällt, was dann vielleicht erst sehr viel später Probleme bereitet.


Zu der Frage, wer sich mit wem paart, kann ich nicht viel beisteuern. Meine Schnecken legen zwar dauernd Eier, aber sie ziehen es anscheinend vor, sich zu paaren wenn ich nicht hingucke :wink: Außer die panthera.....aber bei denen geht es querbeet, jeder mit jedem.

Für mich wäre auch eine Haltung, die die Führung eines "Zuchtbuches" o.Ä. möglich machen würde, nicht denkbar. Ich würde meine Schnecken nicht in Kleinstgruppen halten wollen, das wäre nicht das, was ich mir unter Schneckenhaltung vorstelle. Aber ich habe auch nicht vor, ohne Ende nachzuziehen und meinen Nachwuchs in Massen weiterzugeben. :)
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Re: Inzucht

Beitragvon Semira am 27.05.2013, 13:17

Hallo!

Ich habe mich für ein kleines "Zuchtprojekt" entschieden! Und zwar habe ich unter meinem Allisa-Nachwuchs einige wenige Exemplare mit ansatzweise rötlichen Streifen entdeckt (ein Elterntier, meine Lieblings-Allisa, hatte einen deutlich ausgeprägten lila Streifen), und die werde ich gezielt nachzuzüchten versuchen. Ich hoffe, Ihr könnt die zarten Streifen auf dem Bild erkennen:



Nun werdet Ihr zurecht einwenden, dass das kein Beitrag zur Inzuchtvermeidung ist, da die Jungtiere zugegebenermaßen eng verwandt sind. Es ist aber immerhin ein gezielter Zucht- statt bloßer Vermehrungsversuch. Vielleicht kann ich anhand dieses Versuchs eine Art Zuchtbuch entwickeln? Oder sonstige Erkenntnisse gewinnen?
Und erstens: Wie einige erfahrene User in diesem thread ja schon ausführten, ist Inzucht bei Schnecken kein sooooo riesiges Problem und für alle schwer zuvermeiden.
Und zweitens: Vielleicht finde ich ja auf diesem Wege einen weiteren Allisa-Halter mit der Tendenz zur Streifenbildung, der geneigt wäre, ein oder zwei Exemplare mit mir zu tauschen?

Bin gespannt! :-D
Grüße, Semira
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Re: Inzucht

Beitragvon Fine am 28.05.2013, 04:02

Interessant :)
Gibt es nicht auch gestreifte allisa (in der Natur?) ? Irgendwann hab ich mal sowas gelesen, ist aber schon ewig her, ich kann mich nicht mehr erinnern, wo das war.
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Re: Inzucht

Beitragvon Semira am 28.05.2013, 09:38

Hi Fine,

ja genau, aus der Literatur kenne ich auch den Hinweis auf gestreifte Allisa in freier Natur, wobei da nie ein Bild dabei war! Bin mal gespannt, wie weit ich mit meiner Streifen-Zucht komme :-D Erstmal müssen sie ja geschlechtsreif werden :wink:

LG, Semira
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