Hallo zusammen !
Dass die Landschnecken, vorab die Weinbergschnecke (Helix pomatia) nicht nur in den Ländern im Mittelmeerraum auf dem Speiseplan stehen, sondern mittlerweilen auch in Mitteleuropa ihre Liebhaber gefunden haben, beweisen beispielswiese auch die Zuchtbetriebe, die inzwischen auch in Deutschland und in der Schweiz entstanden sind. Dass der Verzehr von Schnecken schon in prähistorischer Zeit üblich war, stellte ich ja im Beitrag "Schnecken liefern den Beweis" vor. Schon von verschiedenen Autoren wurde ausgeführt, dass essbare Landschnecken bereits im Neolithikum eine wichtige Rolle gespielt haben mussten, auch wenn die damaligen Menschen wohl kaum schon etwas über den reichen Gehalt an Aminosäure und Proteine der Schnecken gewusst haben dürften. In den älteren Studien (z.B. Lubell et al., 1976) wird jedoch der postulierte Schneckenverzehr allein aus der auffälligen Häufung von Schalenresten begründet. Eindeutige Belege fehlten bisher allerdings.
Wie nun Rainer Hutterer et al. in einer Studie in den ""Beiträgen" (Band VIII, 2011. Gesellschaft für Archäozoologie und Prähistorische Anthropologie e.V.) ausführt, konnten in Marokko neue Entdeckungen zum Thema gemacht werden.
An fünf verschiedenen Grabungsstellen im östlichen Rif in Marokko konnten die vier Forscher dank der "zum Teil aussergewöhnlich guter Schalenerhaltung" dieses Problem näher untersuchen. Auffallend war bei diesen Funden nicht nur, dass es sich vorwiegend um fünf Schneckenarten der Helicidae handelt, die Schneckengehäuse wiesen zudem "Perforationen auf, die nicht auf zufällige auf die Schalen verteilte Beschädigungen (....) zurückzuführen sind". In der Folge fanden die Forscher zudem sogenannte "Flintlamellen", wie sie als Retuscheabfall von Steinklingen und dergl. entstanden sein dürften, aber aufgrund ihrer Masse tatsächlich mit den Gehäuseschlitzen übereinstimmten.
Bei der Suche nach dem Grund dieser "Schlitztechnik", die grundsätzlich auf der zweiten oder dritten Windung ausgeführt wurde, kamen die Forscher zur Feststellung, dass bei gekochten Schecken sich der Körper kaum aus der Schale zu ziehen ist, "weil durch das Kochen in den apikalen (ersten) Umgängen ein Hohlraum entsteht, dessen Unterdruck ein Herausziehen des Scheckenkörpers verunmöglicht."
Aufgrund dieser jüngsten Forschungen wird angenommen, dass diese Technik offenbar auf das frühe und mittlere Neolithikum beschränkt ist. Hutterer vermut zudem auch, dass sie "eine lokale Technik der Bevölkerung des östlichen Rif gewesen" sein dürfte, weil bisher "aus keiner der anderen neolithischen Fundstellen (...) vergleichbare Befunde" vorliegen.
carpe diem
Ryk
PS: Wer die fossilen Schnecken in meinem Avatar betrachtet, wird erkennen, dass mich auch aus beruflichen Gründen nicht nur die rezenten Schnecken interessieren . . .