Fotos - klassische Ausrichtungen

Hier geht es um wissenschaftliche Aspekte des Schneckenlebens.

Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon Traveller am 01.02.2021, 12:05

Hallo Leute,

hinsichtlich Schnecken Fotos gibt es immer wieder den Hinweis auf klassische Ausrichtung der abgebildete Schnecken (terrestrische Gastropoden). Diese sind soweit ich weiß: apertural, basal, apical, abapertural.
Erste Frage: decken sich die Begriffe dorsal ventral mit apical und basal?
Zweite Frage: gibt es weitere klassische Ausrichtungen?
Dritte Frage: gibt es weitere/andere Ausrichtungen die nur bei bestimmten Gehäuseformen verwendet werden?
Vierte Frage: wie verhält sich dies bei marinen Gastropoden, kommen da dieselbe Ausrichtungen zur Anwendung, bzw. gibt es bestimmte Gehäuseformen die anderes verlangen?

Bei den Abmessungen wird zumeist von Länge und Breite gesprochen. Abhängig von der Gehäuseform könnte man aber anstelle von Breite auch vom Durchmesser und anstelle von Länge auch von der Gehäusehöhe sprechen.
Erste Frage: gibt es weitere Bezeichnungen die (bei bestimmten Gehäuseformen) zum Einsatz kommen?
Zweite Frage: gibt es bestimmte marine/terrestrische Gastropoden die andere/weitere Bezeichnungen erfordern?

Gehäuseformen: gibt es irgendwo eine einfache und gute Übersicht über die unterschiedlichen Gehäuseformen Schneckenhäusern? Internet und Fachliteratur sind für mich etwas verwirrend, da unterschiedliche und teils abweichende Bezeichnungen geführt werden, ganz abgesehen von der Sprache (vieles ja auf Englisch verfügbar). Wer hat eine Empfehlung?

Schönen Dank.

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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon wolf am 01.02.2021, 15:00

Hallo Traveller,

ich versuche es mal ganz kurz. Stimmt, es werden da leider unterschiedliche Begriffe für ein und dieselbe Ansicht verwendet. Bestimmte Bezeichnungen werden auch nur selten verwendet und widersprechen sich zum Teil.
Die in Deutschland (und anderen Ländern) üblichen, gängigen Bezeichnungen bzw. Definitionen sind:

Ventralansicht = Frontalansicht (Gehäusespitze oben, unterer Mündungsrand unten, Gehäuseachse senkrecht, Blick von vorne in die Mündung hinein). Sorry für die schlechte Bildqualität - ich wollte nur nicht auf der Festplatte herumsuchen......... .
Beispiel:

Dorsalansicht (Gehäusespitze oben, unterer Mündungsrand unten, Gehäuseachse senkrecht, aber die Mündung ist auf der entgegengesetzten Seite und somit nicht zu sehen - sozusagen ein "Blick von hinten").
Beispiel: Exemplar wie eben.

Apikalansicht (wie der Name sagt: Blick von oben auf den Apex [also die Gehäusespitze] - hilfreich und oft unverzichtbar bei Gehäusen, die breiter sind als hoch). Bei turm- oder spindelförmigen Gehäusen bringt das in der Regel nicht viel.
Beispiel:
HeliaVariA1Kl.jpg

Basalansicht (Blick von unten, also auf den Nabel [falls vorhanden].
Beispiel: Exemplar wie eben.
HeliaVariB1Kl.jpg


Das reicht in vielen Fällen aus. Verschiedentlich sind aber noch Detailansichten nötig, zum Beispiel eine Vergrößerung des Mündungsbereiches (wenn eine genaue Ansicht von Zähnen/Lamellen gezeigt werden muss) oder manchmal braucht man auch eine Vergrößerung der Schalenskulptur ("Skulptur" ist hier anders definiert als in der Kunst). Dafür gibt es nach meiner bescheidenen Kenntnis keine speziellen Bezeichnungen (man schreibt dann einfach ganz konkret z.B. "Mündungsbereich......"). Die oben beschriebenen Ansichten gelten unabhängig von einer bestimmten Gehäuseform für terrestrische, limnische und maritime Arten.

Üblicherweise sagt man im deutschen Sprachraum "Gehäusehöhe" bzw. "Gehäuse-Breite". "Größe" ist zu diffus....... .

Für die grobe Charakterisierung der Gehäuseform gibt es diverse Ausdrücke. Eine vollständige Auflistung der verwendeten Begriffe habe ich auch nicht hier (vielleicht gibt es ja so etwas). Beispiele: turrid (= turmförmig), walzenförmig, ovoid (= eiförmig), spindelförmig, discoidal (= scheibenförmig), globulär (= kugelförmig), subglobulär (fast kugelig, näherungsweise) usw. usw. usw..

Wie gesagt: es gibt leider auch andere Definitionen. So what........ . So ist es jedenfalls heutzutage in Deutschland üblich, man kann aber bestimmt auch Abweichendes finden.

Das war´s mal so ganz auf die Schnelle.
Herzliche Grüße: wolf
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon wolf am 02.02.2021, 11:47

Huhu,
siehste: da habe ich gestern noch etwas vergessen (kein großes Wunder bei der vielschichtigen Thematik........ ;) ).

In der Frage war ja auch von "apertural" und "abapertural" die Rede. Dabei geht es natürlich um die Apertura, also die Mündung eines Gehäuses.

Der Ausdruck "apertural" meint dann logischerweise einen Blickwinkel, bei dem diese besagte Öffnung/Mündung zu sehen ist. Dabei wird man naheliegenderweise eine Ausrichtung wählen, bei der man direkt von vorne in die Mündung hineinschaut. Das entspricht dann der oben beschriebenen Ventralansicht (= Frontalansicht).

"Abapertural" heißt dann ziemlich diffus und hilflos, dass die Mündung auf der Abbildung/dem Foto nicht zu sehen ist. Grundsätzlich könnte das dann z.B. eine Ansicht von oben (= Apikalansicht) sein, aber offenbar ist mit dem Ausdruck "abapertural" eine Ansicht "von hinten" gemeint (das entspricht dann in meinem gestrigen post der "Dorsalansicht").

Puh, morgen fällt mir bestimmt noch mehr ein :roll: .

Herzliche Grüße: wolf
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon wolf am 16.02.2021, 11:55

Lieber "Traveller",

ich habe Dir soeben eine PN und eine E-Mail geschickt. Ich denke, es ist besser, wenn wir die von mir dort angesprochenen Dinge nicht in der Öffentlichkeit (also offen im Forum) besprechen.
Hochachtungsvoll: Wolfgang "wolf" G.
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon Rasplutin am 27.12.2021, 20:30

Diese wunderbare Beschreibung steht ja schon etwas länger hier und ich habe sie mir bereits einige Male durchgelesen und jedes Mal verstanden - dachte ich.

Jetzt komme ich aber mit den Begriffen GehäuseBREITE und GehäuseHÖHE doch nicht so zurecht, wie ich bisher geglaubt habe...
GehäuseHÖHE scheint noch einfach zu sein - das ist "Apex oben", also Schneckenhaus auf eine flache Unterlage legen, Apex nach oben ausrichten und dann den grössten Abstand zur Unterlage messen. Meistens IST der Apex ja die höchste Erhebung. Bei einer Riemenschnecke misst man eben den Abstand des Drumherums, weil da der Apex tiefer liegen kann.

Ist das soweit korrekt?

GehäuseBREITE ist der grösste Durchmesser senkrecht dazu, also meist von der Gehäuseöffnung gemessen, oder?
Bei vielen Schnecken ist die Windung mit der Gehäuseöffnung ja die grösste, z. B. bei Grunzschnecken.

Ist also die GehäuseBREITE immer die grösste Breite, senkrecht zur Höhe?

Dann wäre ja alles doch nicht so kompliziert. Ich lass das aber so stehen, weil ich nochmal drüber nachdenken muss :)
Grübel... passt das für alle Gehäuseformen?
Vielleicht ist es ja nur eine Schwäche der deutschen Sprache, Terrariengrössen werden auch angegeben in
Breite x Tiefe x Höhe
oder
Länge x Breite x Höhe

wobei "Breite" und "Tiefe" für sich genommen nicht ganz eindeutig sind.
(Länge x Tiefe x Höhe scheint nicht gebräuchlich zu sein)

Keine Sorge, ich bin nicht vor lauter Besinnlichkeit besinnungslos geworden (aber trotzdem gut, dass es durch ist).
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon wolf am 28.12.2021, 13:54

Tja, so lockt man mich aus dem Bau............. ;)

Lieber Rasplutin, Du hast geschrieben: "Bei einer Riemenschnecke misst man eben den Abstand des Drumherums, weil da der Apex tiefer liegen kann. Ist das soweit korrekt?" Jep. So ist es.
Ferner: "Ist also die GehäuseBREITE immer die grösste Breite, senkrecht zur Höhe?" Japs, zumindest heute. Früher (siehe alte Arbeiten) wurde oft noch ganz pingelig zwischen einer maximalen und einer minimalen Breite unterschieden (da stand dann z.B. bei einer Artbeschreibung: "diam. maj. 40, min. 34 mill." In vielen Fällen waren beide Werte (näherungsweise) gleich, manchmal aber eben auch nicht.

Dafür mal flugs ein Beispiel:
CyclExpaBas1FoKlBr.jpg

a = minimale Breite, b = maximale Breite. Die stark erweiterte, nach außen umgeschlagene Mündungslippe bedingt einen erheblichen Unterschied zwischen der maximalen und der minimalen Breite.
Basalansicht von Cyclophorus expansus (Cyclophoridae, Thailand, Prov. Krabi, Amphoe Ao Luek, Than Bok Khorani National Park, 20.12.2005). Wie gesagt, heute wird üblicherweise nur noch die maximale Breite angegeben.

Mir fällt blöderweise (wahrscheinlich auch wegen erschöpfender Besinnlichkeit) keine Gehäuseform ein, bei der man/frau diese Messkonventionen nicht - sinnvoll angepasst - verwenden kann.
Aus der Sache mit den Terrarien-Größen halte ich mich mal ´raus. Das ist eine andere Baustelle.

Herzliche Grüße: wolf
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon Rasplutin am 28.12.2021, 15:20

Lieber wolf,
danke für deine Antwort!
Die hat mir schon meine nächste Frage beantwortet: Wird der umgeschlagene Wachstumsrand bei der Angabe der Breite mit berücksichtigt? -> Ja, wird er.

Ich habe hier meist mit Schnecken zu tun, bei denen es eine deutlich geringere "minimale Breite" gibt.
Bei Grunzschnecken ist die Breite in "Laufrichtung" viel grösser als die minimale Breite.
Auf deinem Bild scheint die senkrecht zur maximalen Breite zu sein. Ich denke, das ist Zufall - aber komme darüber schon wieder ins Grübeln... Ist es vielleicht doch kein Zufall?

Es gibt andere Fragen, die man nur als Administrator ungestraft stellen darf, z. B. :
Haben Schnecken, die eine kleinere lichte Höhe benötigen, kürzere Fühler als andere?
(Sie sollten ja ertasten können, ob ihr Haus durch ein Hindernis durchpasst.)

Bei Schliessmundschnecken scheint das so zu sein, die -wie ich jetzt weiss- nur eine kleine GehäuseBREITE haben, aber umsomehr -HÖHE.

Anderes Fass, andere Baustelle, so wie die Fragen zur Terrariengrösse...

Nochmal danke für deine Antwort - ich vermute, die Breite/Höhe-Problematik war einigen anderen auch nicht klar!
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Re: Fotos - klassische Ausrichtungen

Beitragvon wolf am 28.12.2021, 19:01

Hi Rasplutin,
"die minimale Breite. Auf deinem Bild scheint die senkrecht zur maximalen Breite zu sein. Ich denke, das ist Zufall.......". Puh, mit dem rechten Winkel ist es beim abgebildeten Exemplar sicher o.k. und angemessen. Ein anderer Winkel ist mit (fast) gleichem Ergebnis auch möglich, es sei denn, die letzte Windung ist bauchig aufgetrieben. Wenn man dort misst, nähert man sich langsam der maximalen Breite. Aber ist ja auch völlig wurscht, denn heute wird in fast allen Fällen sowieso nur die maximale Breite angegeben, da spare ich mir persönlich dann weitere komplizierte Überlegungen.
Fühlerlängen hae ich noch nie gemessen - das dürfte methodisch auch nicht ganz einfach sein: Fühler leicht berührt --> Fühler wird eingezogen :-D . Wahrscheinlich gehen Schnecken wohl eher so vor: wenn sie stecken bleiben, war die Öffnung zu klein bzw. das Häuschen zu groß........... :-D . Oder so ähnlich......... .

1 Gehäusespitze = Apex; 2 Windung; 3 Naht = Sutura; 4 (letzte) Windung; 5 Mündung = Apertura; 6 Spindel = Columella; 7 Mündungsrand.
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