Cleo hat geschrieben:Ich hab einen langjährigen Freund, der Biologe ist und in der ganzen Welt beruflich unterwegs ist. Er war und ist immer wieder in Afrika (hat dort u.a. seine Doktorarbeit geschrieben) und schon etliche Schnecken in Afrika bestimmt. Mit ihm ihm war ich vor Jahren hier in Hamburg im Zoologischen Institut (Abt. Mollusken), wo er mit Prof. Dr. Hausdorf zusammen gearbeitet hat. Ich hab ihn einfach mal gefragt in Bezug auf Einzelhaltung unserer Schnecken, er hat mir erlaubt seine Antwort-mail hier zu posten (Ihr könnt ihn gern googeln: torsten wronski biology).
"ich bin in Britanien und arbeite fuer den Zoo in Bristol. Ist aber nur eine Schwangerschaftsvertretung und so bin ich bald wieder in Africa.
Achatschnecken: da es sich um recht niedere Tiere handelt haben sie natuerlich nicht so eine ausgepraegte soziale Organisation wie Wirbeltiere. Dennoch solitaer (alleine) wuerde ich sie nicht halten. Wenn sie sich treffen bilden sie durchaus Cluster und bleiben fuer laengere Zeit zusammen.
Wir hier im Zoo habe auch jede Menge und die sind alle zusammen, graben sich zusammen ein und schleimen sich voll. Ich denke mir das ist die richtige Art und Weise sie zuhalten - wer ist schon gerne alleine, und bumsi machen wolllen sie ja auch manchmal.
Ich habe Dir doch mal Pilsbry (1919) gegeben (Schnecken aus dem Congo) - da wuerde ich mal rein schauen. Das andere was ich Dir gegeben habe war Bequaert (ueber Achatiniden) - da sollte auch was drinne stehen. Ich schaue auch noch mal rein und melde mich dann noch mal.
Anfang September werde ich auch kurz in HH sein.
Liebe Gruesse und viel spass mit Deinen Schnecken!!!!"
Dann hab ich ihn noch gefragt, ob er glaubt, dass Schnecken sozusagen leiden würden, wenn sie allein gehalten werden würden. Hier seine Antwort:
"nein sie wuerde nicht leiden, nicht so wie ein sozial hoch-entwickeltes Saeugetier. Dennoch, sich zusammen einbuddeln und vollschleimen ist doch schoener als alleine zu sein."
Hallo Cleo.
Toll, das Du dir die Mühe gemacht hast, diesen Beitrag zu posten. Ein weiterer , wichtiger Baustein, den ich in meinen Haltungsoptionen berücksichtigen werde.
Aber auch die Aussage deines Freundes beschränkt sich auf , ich zitiere einen Ausschnitt deiner Frage an ihn " ..ob er glaubt, dass.... ".
Primär haben wir also erneut nur eine Vermutung, da die emotionale Ebene von Schnecken eben nur als ein " tantum "definiert werden kann. Es bleibt also eine äußerst schwierige Situation.
Ich besitze seid 12 Jahren auch einen Titel, bin aber eher , in der Tierhaltung, ein begeisterter Befürworter der " bürgerlichen Wissenschaft ".
Sie versteht sich nicht selbst auch als Gegenstand ihrer Untersuchung und verfolgt von daher das Interesse, sich ihren Gegenstand erst durch ihre Untersuchung zu eigen zu machen, sich ihm als "Tatsache" ihrer Forschung wie einem Zufall zu nähern (siehe Phänomenologie), um ihn zu beurteilen und zu bewerten.
Das soll nicht heißen, das die universelle Wissenschaft negativ bewertet werden sollte.
Im Gegenteil, sie ist ein wichtiger Bestandteil in der professionellen Beurteilung von Sachverhalten.
Vielleicht ein kleines Beispiel zum besseren Verständnis.
Ich hatte das Glück Cesar Millan im letzen Jahr in privater Runde, hören zu dürfen.
Ein perfektes Beispiel für die " bürgerliche Wissenschaft ".
Er hat als Hundefrisör angefangen , um dann zu bemerken , das er über den 7. Sinn verfügt ( Hunde ).
Er sagte , das man Hunde , idealer Weise, nicht alleine halten sollte.
Millionen von deutschen Hundebesitzer würden jetzt aufschreien, wenn er das im TV gesagt hätte.
Ich halte seid 30 Jahren Hunde. Den ersten alleine und dann nur noch zu zweit.
Und das ist ein messbares, nachweisbares, unwiederlegbares Faktum.
Hält man mind. 2 Hunde, sind sie entspannter, ausgeglichener und folgsamer.
Jetzt betrachten wir mal keine Säugetiere , sondern Weichtiere.
Schnecken besitzen kein Gehirn im streng genommenen Sinne: Stattdessen sind in wichtigen Regionen des Körpers die Zellkörper (Perikaryen) der Nervenzellen in Nervenknoten, den Ganglien, konzentriert. Die Nervenzellen der Weichtiere besitzen keine Markscheide. Es kann daher keine saltatorische Erregungsleitung stattfinden.
Nüchtern betrachtet, bedeutet keine " saltatorische Erregungsleitung " folgendes.
Schnecken empfinden keine Emotionen .
Emotionen werden bei Säugetieren im limbischen System generiert. Schnecken besitzen kein limbisches System und können deshalb auch keine Emotionen empfinden.
Schnecken handeln rein instinktiv. Am untersten Ende der Nahrungskette müssen sie sich massenhaft fortpflanzen um ihre Art zu erhalten. Sie schleimen in der Spur der anderen Schnecke, um Energie zu sparen oder um geeignete Partner für die Fortpflanzung zu erkennen.
Und ihr habt alle Recht. Um eine Einzelhaltung zu legitimieren, muss man eine einzelne Schnecke über einen längeren Zeitraum beobachten.
Genau das mache ich.
Und ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn ich mit der Einzelhaltung einen Fehler begehe.
Versprochen.
Liebe Grüße Dirk