von HelenZer am 10.11.2021, 09:17
Es ist definitiv so, dass Schnecken langsam abkühlende Temperaturen nicht mitbekommen - aber auch langsam ansteigende nicht. Auf meinem Discord-Server wurde auch ein Fall berichtet, wo Schnecken auf einem Heizpad saßen und dieses überhitzt ist. Sie haben das Heizpad nicht verlassen sondern sind an der Hitze verstorben. Plötzliche Temperaturveränderungen scheinen sie zu bemerken.
Daher stellt sich natürlich die Frage, ob Schnecken aus gemäßigten Klimazonen bei Jahreszeitenwechsel wirklich 'nur' auf Temperatur reagieren oder ob vielleicht ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren notwendig ist, um Prozesse wie Winterschlaf oder Trockenruhe einzuleiten. Ich habe schon in einer Veröffentlichung gelesen dass H. Pomatia auf Veränderungen der Tageslichtdauer reagiert, um sich auf Winterschlaf vorzubereiten.
Da Schnecken auch mit schrecklichsten Verletzungen sich noch 'normal' verhalten, Fressen und Kot absetzen - soweit diese Organe nicht gestört sind - stellt sich natürlich generell die Frage, inwieweit Schnecken 'leiden'. Leiden setzt meiner Meinung nach ein höher entwickeltes Gehirn voraus, da es eher eine Interpretationssache der Schmerzreize ist, und kein körperlicher Prozess an sich.
Verletzte Säugetiere schonen die verletzte Stelle nach Möglichkeit, ziehen sich eventuell zurück, um zu heilen. Schnecken zeigen nur wenig Reaktion auf Wunden oder verletzte Stellen. Am Wichtigsten scheint die Funktionsweise des allgemeine Metabolismus zu sein, ist diese gestört, zieht sich die Schnecke zurück und geht in einen Ruhezustand über.
Gehäuseverletzungen kommen häufig mit Stürzen einher, wobei auch die inneren Organe beschädigt werden können - hier stellt sich die Frage, ob die Schnecke dann nicht eher darauf reagiert. Gehäuseschäden an sich scheinen ihnen kaum etwas auszumachen (wie auch, ist ja ein Gewebe was sich am ehesten mit Haaren oder Fingernägeln beim Menschen vergleichen lässt, ohne sensorische Nerven.)
In der Studie, die hier jetzt diskutiert wird, geht es ja auch darum, dass das Personal, das mit den Schnecken arbeitet, sich gut fühlt. Ich denke, darum geht es allgemein bei der Schneckenhaltung. Den Schnecken ist es weitgehend egal, uns aber eben nicht. Wir leiden, wenn wir eine kaputte Schnecke sehen. Die Schnecke leidet nicht, sie geht einfach im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter ihrem Programm nach. Ich persönlich habe schon sehr viele Begegnungen mit sterbenden Tieren und Menschen gehabt und würde daher auch nie eine Schnecke abtöten, die von sich aus schon kurz vor dem Sterben ist. Soll sie das eben so machen, wie es von Natur vorgesehen ist.
Mir geht es da eher darum, was man mit den unzähligen Jungschnecken macht, die viele Leute in ihren Terrarien haben, alle aufziehen kann man meist nicht, ohne die Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten völlig zu sprengen. Und dafür ist die Methode, sie in Alkohol einzulegen, ohne dass man ablehnende Reaktionen sieht, für mich die Beste.