Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Hier geht es um wissenschaftliche Aspekte des Schneckenlebens.

Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon super-mum am 14.05.2013, 16:37

Immer wieder und von jedem Schneckenhalter höre ich, man soll Schnecken nicht alleine lassen, sondern mit ihren Artgenossen vergesellschaften! Und ich frage mich mittlerweile: WARUM???

Ich habe mir jetzt zwei Wochen lang "den Spass gegönnt" und meine Schnecks (Achatina Fulicas) intensiv bei ihrem Verhalten bezüglich des "Verlangens nach Gesellschaft" beobachtet.

Sie kriechen nicht miteinander und sie pennen nicht mit- bzw. unmittelbar beieinander. Sie haben nicht mal einen festen Schlafplatz (manchmal pennt auch eine in der Futterschale ein)! Dann habe ich mir gedacht: "Vielleicht haben sie ja beim Fressen gerne Gesellschaft!" Aber nein! ... ich habe schon über mehrere Tage hintereinander mehrere Futterschalen mit verschiedenem Fressen (in einer war Löwenzahn, in einem anderen Gurken, in wieder einer anderen war Spitz- und Breitwegerich und in der letzten nur Blüten [Gänseblümchen und gelbe Taubnesseln]) an immer wieder verschiedene Stellen im Terrarium verteilt! Sie "treffen sich" auch nicht unbedingt an ihrem "gewöhnlichen" Futterplatz, sondern nehmen die Futterschale, die am nächsten kommt.

Für was brauchen die Schnecks also Gesellschaft (ausser zum Paaren)?


Lg Ela
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Cleo am 14.05.2013, 16:47

Hallo,
also ich mache seit Jahren gänzlich gegensätzliche Beobachtungen, hab mal eben spontan in mein fulica-Becken geschaut, so wird hier z.B. geschlafen:



Mein Schnecken -unabhängig von der Art- haben schon immer gegenseitige Gesellschaft gesucht, bei mir sitzt ganz selten eine Schnecke allein. Wenn ich mal für kurze Zeit vorübergehend nur 2 Schnecken einer Art hatte waren diese deutlich inaktiver als in einer größeren Gruppe, ich plädiere daher auch für Gruppenhaltung.
Grüße von Cleo Image
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon super-mum am 14.05.2013, 17:01

Erst mal: :danke: Cleo für die schnelle Antwort!

Mit einer langjährigen Erfahrung wie bei Dir, kann ich natürlich nicht dienen; ich habe ja erst seit November letzten Jahres die Schnecken! Es sind vier Fulicas (drei davon sind Geschwister) und wenn ich JETZT zum Terra rüberblicke, sehe ich alle vier an vier verschiedenen Stellen und so ist das eigentlich immer ... !

LG Ela
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Birte am 14.05.2013, 17:12

Grade heute Vormittag bin ich über einen Artikel zu dem Thema gestoßen: http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/259/1355/131.short
Leider ist nur das Abstract kostenlos, aber das gibt auch schon einen Hinweis
[...]suggesting that the low reproductive output of snails in isolation was not simply due to inbreeding depression with self-fertilization. I suggest that an absence of social facilitation, caused by deprivation of social communication as a result of isolation, may play a role in reducing reproductive output of isolated B. glabrata[...]

Dabei geht es zwar nicht um Achatschnecken, sondern um eine Süßwasserschnecke, aber schon auf den Verdacht hin, dass es für die Schnecken besser ist in Gruppen, würde ich sie vorsichtshalber in Gruppen halten.

Und hier auch noch eines zu A. fulica: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0091677378923660
Demnach sind nicht nur Berührungen (die du versucht hast zu beobachten), sondern vor allem Gerüche wichtig, die wir ja nun mal nicht sehen können.


Und dann noch eine persönliche Erfahrung: Bei meinen A. immaculata schlafen einige immer zusammen, andere immer alleine. Vielleicht spielt auch der persönliche Charakter einer Schnecke eine Rolle. Oder zusätzlich das Alter.

super-mum hat geschrieben:Für was brauchen die Schnecks also Gesellschaft (ausser zum Paaren)?

Würde das denn nicht auch schon als Grund ausreichen ;) ?
LG, Birte
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Arianna am 15.05.2013, 18:14

Ich habe auch Fulicas und ich kann beides beobachten. Beim Rumschleimen sind sie meist alleine und beim Schlafen manchmal auch. Teilweise kuscheln sie aber auch alle zusamnen im Kokoshaus. Beim Fressen schmiegen die sich aneinander an und knabbern sich ab (liebevoll). Meine Fulicafamilie besteht aus 5 grösseren Windfarbenen und 2 kleinen white Jade. Die kleinen beiden kuscheln nicht zusammen und suchen auch noch (?) nicht die Nähe zu den Grossen. Nur beim Fressen schleimen sie sich über die drüber.
Ich denke, es gibt den Schnecken auch Sicherheit wenn sie merken dass andere noch da sind, sprich noch leben. In einer ganzen Population ist man besser vor Fressfeinden geschützt als mausbeinallein.
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Trochoidea am 15.05.2013, 19:03

Ich persönlich glaube nicht, dass Schnecken soziale Kontakte brauchen und pflegen. Ich sehe auch in meinen und euren Beobachtungen keinen Hiweis darauf. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ein Versuchsaufbau, der solziale Kontakte nachweisen könnte, extrem schwer ist.
Ich stelle aber keineswegs in Abrede, dass Schnecken die zufällig aufeinandertreffen, miteinander interagieren. Aber nicht weil sie sozial Kontakte brauchen, sondern weil sie einen persönlichen Vorteil davon haben.

Hier ein paar Gedanken zu euren Beobachtungen. Ich will nicht behaupten, dass ich recht habe, aber es erfordert eine ziemlich groß angelegtes Experiment zu entscheiden wer Recht hat.

1) Schnecken kuscheln zusammen. --> Schnecken reagieren sehr empfindlich auf winzige mikroklimatische Bedingungen. Vielleicht ist die Stelle gerade die feuchteste, dunkelste oder anderweitig beste. Sie kuscheln also vielleicht nicht, sondern drängen sich zusammen

2) Schnecken beknappern sich liebevoll. --> Schleim zu produzieren ist für eine Schnecke kostenaufwändig. Möglicherweise schlabbert sie einfach ein paar tierische Proteine ab. Nix mit Liebe

3) In einer ganzen Population ist man besser vor Fressfeinden geschützt --> Wie soll das gehen? Gemeinsam kämpfen gegen den großen Schneckenfresser? Neben größerer Wehrhaftigkeit haben Tiergruppen auch andere Funtionen, die aber bei Schnecken irgendwie nicht zutreffen. Fischschwärme arbeiten als Superorganismus, d.h. ein Fischschwarm agiert wie ein großer Fisch und der Räuber kann kein Einzelindividuum erwischen. Dafür Sind schnecken etwas zu langsam. Andere Tierherden funktionieren nach dem Prinzip, dass ein Räuber nur ein Individuum erwischen kann und die anderen bringen sich in der Zwischenzeit in Sicherheit. Auch dafür sind Schnecken zu langsam.
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Arianna am 15.05.2013, 19:09

Meine Überlegung zu den Fressfeinden war folgende:
"Schneckenfresser" findet eine Schnecke: Todeschance 99.9999%
"Schneckenfresser" findet 15 Schnecken: Todeschance 6%

So in etwa :-D
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Fienchen am 15.05.2013, 19:14

@ Trochoidea: Meinst Du damit, daß man Schnecken, da sie augenscheinlich keinen sozialen Bedarf an Artgenossen haben, auch einzeln halten kann, ohne ihnen zu schaden?
Das wäre natürlich eine gute Verhütungsmethode.
Mir stellen sich hier allerdings die Fragen, ob man ihnen wirklich das Vergnügen an ihrem liebsten, einzigen und ausgiebig betriebenen Hobby, dem Schnex, vorenthalten darf.
Und ob es wirklich nur Zufall ist, bzw. andere Gründe hat, daß die Schnecken in Gesellschaft aktiver sind.
Und wer sagt uns, daß sie sich nicht doch deswegen zusammen rotten weil sie meinen, "Da wo andere schon sind, wird´s wohl sicher sein, da kann ich mich entspannen..."?
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Trochoidea am 16.05.2013, 18:16

Fienchen hat geschrieben:@ Trochoidea: Meinst Du damit, daß man Schnecken, da sie augenscheinlich keinen sozialen Bedarf an Artgenossen haben, auch einzeln halten kann, ohne ihnen zu schaden?

Ja!
Eigentlich will ich sagen, dass genausoviel dafür, wie dagegen spricht. Und dass wir nicht soviel von unseren menschlischen Wertvorstellungen auf die Schnecken übertragen sollten.

Fienchen hat geschrieben: Mir stellen sich hier allerdings die Fragen, ob man ihnen wirklich das Vergnügen an ihrem liebsten, einzigen und ausgiebig betriebenen Hobby, dem Schnex, vorenthalten darf.

Ich hätte auch gern 20 Frauen um mich rum und muss mich mit weniger begnügen. Und bin eigentlich trotzdem glücklich. Wäre wohl auch nicht gesund für mich. Es soll ja sogar Leute geben, die jahrelang nicht zum Schnexen kommen und trotzdem glücklich und zufrieden sind. Die Argumentation klappt also nicht mal beim Menschen.

Fienchen hat geschrieben:Und wer sagt uns, daß sie sich nicht doch deswegen zusammen rotten weil sie meinen, "Da wo andere schon sind, wird´s wohl sicher sein, da kann ich mich entspannen..."?

Das ist jetzt ein sehr gutes Argument. Da kann ich kaum was drauf erwidern. Außer vielleicht die Tatsache, dass viele Tiere zusammen immer mehr Stress bedeutet als wenige. Womit wir wieder bei den 20 Mädels wären :wink:
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Fusselnase am 16.05.2013, 19:48

Trochoidea hat geschrieben:Und dass wir nicht soviel von unseren menschlischen Wertvorstellungen auf die Schnecken übertragen sollten.

Da bin ich absolut deiner Meinung.

Andererseits - die meisten Schnecken kommen in der Natur in lockeren Anhäufungen vor. Warum sie so leben, ob aus Zufall oder aus Bedürfnis, vermögen wir nicht zu unterscheiden, eben weil uns nur menschliche Maßstäbe zur Verfügung stehen und unsere Möglichkeit, Empathie für andere Wesen zu empfinden, mit dem zunehmenden Grad der Fremdartigkeit abnimmt. Bei einem Menschen können wir recht zuverlässig Freude und anderes erkennen und einschätzen, bei einem Hund wird es für viele schon schwieriger. Bei einer Schlange? Einer Stabschrecke?

Viele Schnecken auf kleinem Raum könnten sich unter Streß setzen. Durch den häufigen Kontakt mit Ausscheidungen anderer Tiere, generell durch den häufigen Kontakt, könnte die innerartliche Konkurrenz zu groß werden. Aber das ist ebenso spekulativ wie der umgekehrte Fall, dass Einzelhaltung der Schnecke nicht gefallen könnte.

Ich bin für lockere Grüppchenhaltung.
Im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher :D
Ich finds auch einfacher, mehrere Schnecken zu halten. Man muss nicht so viel Futter ungefressen entfernen, weil man mal wieder den Futterbedarf der Einzelschnecke überschätzt hat. Außerdem hat man bei mehreren Schnecken eher die Chance, etwas interessantes beobachten zu können - bei dreien macht es nix aus, wenn eine schläft. Bei einer ist, wenn eine schläft, nix zu beobachten. :mrgreen:
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Fienchen am 17.05.2013, 07:09

Trochoidea hat geschrieben:Ich hätte auch gern 20 Frauen um mich rum und muss mich mit weniger begnügen.
Trochoidea, ich bin grundsätzlich dafür, daß der Mensch tun sollte, wonach sein Inneres ruft... :wink:

Trochoidea hat geschrieben:Und dass wir nicht soviel von unseren menschlischen Wertvorstellungen auf die Schnecken übertragen sollten.

Ganz genau: Seit dem die Menschen das Feuer entdeckt haben, haben sie zugunsten gewinnbringender Sozialstrukturen gelernt, ihre Triebe zu unterdrücken.
Schnecken sind aber noch nicht so weit....

Fusselnase hat geschrieben:Ich bin für lockere Grüppchenhaltung.
Ich halte es da wie Paula: lockere Grüppchen sorgen für Lebendigkeit, sollten aber nicht allzu sehr stressen.
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon dodo am 17.05.2013, 09:02

Alle Schnecken freuen sich über Gesellschaft. Und selbst wenn sie nur mit anderen in einer Behausung sind, wissen sie um die Anwesenheit der anderen. Ich denke, Super-Mum, Du bist auch nicht immer gleich gelaunt und willst immer mit Partner zusammenkleben , man braucht auch seinen Freiraum :shock: , aber man weiß, man ist nicht allein auf der Welt und das genügt oft schon.

Bei Längerer Beobachtung kann man sogar soziale Bindungen und Vorlieben zu bestimmten Schnecken feststellen.
In vielen jahrelangen Beobachtungen habe ich das immer wieder beobachtet. Ganz zu Beginn hatte ich eine Häuschenschnecke und wunderte mich warum sie einging. Sie wurde immer dünner , färbte sich dunkel ein und verstarb. Als ich nach Jahren per Zufall mal wieder zu einer Schnecke gekommen bin, habe ich wieder diesen körperlichen Abbau festgestellt und eine zweite Schnecke dazugesucht. Es bestätigte sich mein Verdacht und die Schnecke blühte förmlich neu auf. Man kann schon fast sagen : sie freute sich wieder des Lebens, wurde munterer und fraß wieder und die beiden schleimten dann weiter munter durchs Leben, suchten immer die Nähe zum anderen bis ich sie damals wieder zusammen aussetzte, wo ich sie gefunden hatte.
Damals gab es das Weinbergschnecken-Gesetze noch nicht....

Bei meinen Apfelschnecken stelle ich sogar fest, daß sie sich nur an einen bestimmten Partner binden. Apfelschnecken sind ja nicht, wie irrtümlich oft geglaubt wird, zweigeschlechtlich wie die Landschnecken, sie sind aber sehr schwer auseinanderzuhalten und man sieht es nur bei größeren an der Häuschenform.
Ich hatte 3 Schnecks gekauft. Es bildete sich ein Päärchen daraus. Die andere verkümmerte immer mehr, bis auch sie verstarb. Wäre sie ein Weibchen gewesen, hätte es die Probleme nicht gegeben ,aber anscheinend, aus welchen Gründen auch immer, darf das 2. Männchen nicht an das Weibchen des anderen...
Es gab Nachwuchs. 3sind davon übrig. auch hier hat sich ein Paar gebildet und die dritte(leider wieder ein männl. Tier) Kleine schleimt immer allein durchs Becken. Das Paar sucht häufig die Nähe zuseinander und das nicht nur zum Paaren , grenzt das übriggebliebene Männchen wieder aus!!!

Mit etwas Feingefühl und Einfühlungsvermögen kann man eigentlich immmer wieder bei verschiedenen Kreaturen feststellen, wie clever diese sind, intelligenter als der Mensch vermutet. Wissenschaftlich gibt es auch immer mehr Hinweise für die Intelligenz sogar von niederern Tieren. Aber der Mensch stellt alle die er auch sprachlich nicht versteht als dumm und unwissend dar, was sehr schade ist und bestätigt mir, wie dumm der Mensch wirklich ist... :stupid:
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Miesmuschel am 17.05.2013, 11:09

Letztens haben sich alle von meinen A. fulica an derselben Stelle vergraben, sich dabei sogar weggedrückt oder ausgehoben (weniger bewusst, eher durch die dicken Häuser). Den Tag davor lagen sie gleichmäßig nebeneinander an ganz anderer Stelle. Ob das nun aus sozialen oder klimatischen Gründen geschah, weiß ich nicht. Ebenso oft beobachte ich, dass sie auch getrennt voneinander schlafen.
Ein Treffen am Futterplatz kann ich nicht beobachten und an „liebevolles“ Knabbern glaube ich nicht. Knabbern beobachte ich nur im Rahmen der Paarung, evtl. als Vorspiel (oder wie man es nennen mag), was wohl also eher der Stimulation dient.

Allgemein würde ich schon vermuten, dass Schnecken interagieren, auch wenn ich selbst davon nicht viel mit bekomme, außer beim Beobachten von Paarungen. Vielleicht findet die Kommunikation auf einer für den Menschen nicht wahrnehmbaren Ebene statt.

Mir ist schon ein paar Tage vor dem Lesen dieses Threads ein anderer Beitrag mit einem Bild eingefallen. Auf dem Bild sah man Schnirkelschnecken(?) an der Terrarienscheibe, aufgeteilt in 2er- & 3er-Gruppen, in denen sie sich im Kreis gegenüber „saßen“. Lt. dem Halter wäre das wohl regelmäßig der Fall und erst nach einer bestimmten Zeit (45 min.?) würden sich die Tiere dem Herumkriechen und Fressen widmen. Leider finde ich den Beitrag nicht mehr und weiß auch nicht, von wem er war. Jedenfalls sah das beeindruckend und ziemlich nach Kommunikation aus.

Ob Schnecken nun soziale Kontakte benötigen und ob sich soziale Isolation negativ auf sie auswirkt, weiß ich nicht. Ich finde aber, jedes Tier sollte die Möglichkeit haben, Kontakt zu einem Artgenossen aufnehmen zu können. Wie man das bei eindeutig einzelgängerisch lebenden Tieren als Haustier handhabt, weiß ich nicht ... aber zumindest in der Natur kreuzen sich auch deren Wege, sei es nur zur Paarung. (Bzw. wie dodo schrieb, sie bekommen die anderen mit und wissen, sie sind nicht allein.)
Ich denke, bei Schnecken als Haustieren lässt sich dies am besten umsetzen, indem man sie als Gruppe in einem entsprechend großem Terrarium hält, so dass sie sich auch aus dem Weg gehen können.
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Trochoidea am 18.05.2013, 19:10

Kennt ihr diese küssenden Fische? Guaramis. Die knutschen ganz niedlich im Aquarium rum. In Wirklichkeit ist das Küssen aber ein knallharter Kampf zwischen zwei rivalisierenden Männchen.
Ähnlich kann es mit unseren Schnecken sein. Wir denken die Kuscheln, aber in Wirklichkeit rivalisieren sie um den besten Platz. Wir denken zwei Schnecken gehen eine feste Liebesbeziehung ein. Aber in Wirklichkeit dominiert ein Tier die anderen und setzt sich aggressiv durch. Bei Schnecken ist ja selbst aggressives Verhalten langsam.
Wie weiße ich nach, dass zwei Schnecken tatsächlich im gegenseitigen Einvernehmen miteinander fressen, kuscheln und Schnex haben. Vielleicht ist eine der Schnecken eine aggressive, aufdringliche Schnecke und die andere nur zu langsam um abzuhauen. Es gibt ne Menge Tierarten bei denen die Vermehrung hauptsächlich über die Vergewaltigungen abläuft.

Wir denken, wenn sie sich vermehren, geht's ihnen gut, aber vielleicht wäre die Schnecke ganz froh, wenn sie mal nicht die ganze zeit von den lästigen Mitschnecken belästigt würde und nicht zur ununterbrochenen Eierlegmaschine degradiert werden würde.

Wir wissen nichts. Und bei jedem Argument für Sozialverhalten, könnte das Gegenteil genauso richtig sein.
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Fusselnase am 18.05.2013, 19:47

Genau, all das ist rein spekulativ. Genau wie das Gegenteil ;)

Deshalb bin ich für lockere Grüppchenhaltung. Weil wir Menschen weder das eine noch das andere wirklich wissen (können). Und die Schnecken uns die lockere Gruppe in der Natur vorleben.

Übrigens ist das "Küssen" der Guramis nur ein kleiner Teil ihres Kampfverhaltens. Wer sich mit Fischen ein bisschen auskennt, wird schon am Fortgang des Duells erkennen, dass es sich nicht um einen zärtlichen Körperkontakt handelt. Schnecken gönnen uns diese Erkenntnis leider nicht...
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