Die Ambigolimax valentianus

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Die Ambigolimax valentianus

Beitragvon Feodora am 10.05.2023, 00:14

Liebe Forengemeinde,

ich bin völlig neu hier. Ich hoffe, ich habe keinen Post übersehen, der meine Frage schon längst beantwortet hat. Falls doch, bitte ich um Entschuldigung und um einen Link...

Folgendes:

Mit Hilfe von Google Lens habe ich heute Abend gelernt, dass ich seit letztem Jahr (2022) offenbar Gewächshausschnegel im Garten (Bochum, NRW) habe.
Erstmals fielen mir die Tierchen letzten Sommer als winzigkleine Babys auf. Ich hielt sie damals fälschlich für Baby-Tigerschnegel. Die Tierchen befanden sich in meinem "Terrassenbeet" (Holzkiste mit Erde drin). Die Terrasse wiederum besteht aus Eisengitter und liegt an der Stelle mit dem Terrassenbeet fast 1,70 m über dem Boden. Kein Gewächshaus im Radius von mindestens 15 Metern.
Ich vermute, ich habe die Tierchen als Eier zusammen mit einem profanen Topf Schnittlauch aus dem Gartencenter in das besagte Terrassenbeet eingepflanzt.

Mich beunruhigt, dass mein Browser Qwant praktisch keine deutsche Information über den Gewächshausschnegel auswirft. Auch Wikipedia kennt nur "Lehmannia".

Frage: Ist der Gewächshausschnegel nach Eurer Erfahrung irgendwie "schädlich"? Droht eine exponentielle Vermehrung, Verdrängung meiner aktuellen Schneckengemeinde, konkrete Gefahr für meine "Häuschenschnecks" und Tigerschnegel, oder ähnliches?

Für Eure Erwiderungen dankt im Voraus
Feodora

PS: Kennt Ihr das auch, ab Dämmerung nur gebückt und mit Taschenlampe durch den Garten zu laufen, um bloß keine Schnecken zu zertreten? Tagsüber auch bei Regen, dann nur ohne Taschenlampe?
Feodora
 
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Re: Die Ambigolimax valentianus

Beitragvon Skilltronic am 10.05.2023, 11:09

Hallo,

ich habe auch das ein oder andere Exemplar in meinem Garten, konnte aber keine Auswirkungen auf die anderen Arten beobachten.
Letztlich verändern sich Populationen, ohne dass der Mensch Rückschlüsse ziehen kann - vom Klimawandel mal abgesehen.
Vor Jahren gab es z.B. jede Menge Glanzschnecken hier, inzwischen ist mir keine einzige mehr begegnet - große Veränderungen bei der Bepflanzung hat es nicht gegeben und auch meine Totholzecke, wo sie sich sehr gerne aufhielten, existiert noch.

Und ja, selbstverständlich kenne ich diese Wanderungen mit und ohne Taschenlampe durch den Garten ;)

Gruß
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Re: Die Ambigolimax valentianus

Beitragvon Skilltronic am 10.05.2023, 11:20

Nachtrag noch zu Ambigolimax valentianus:

https://www.schnegel.at/index.html?/art ... tiana.html
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Re: Die Ambigolimax valentianus

Beitragvon HanspeterWilli am 10.05.2023, 12:24

Hallo Feodora

Im Internet findet man im deutschen Sprachraum verhältnismässig wenige Informationen zu dieser Schnecke. Dies hat mehrere Gründe:

- Diese Art ist nicht einheimisch, sondern eingeschleppt.
- Sie ist vom Aussehen wie vom Verhalten her nicht so auffällig. Ein Tigerschnegel (Limax maximus) beispielsweise gibt in Sachen Körpergestaltung, Lebensweise oder Paarung einfach viel mehr her.
- Schnecken finden generell wenig Beachtung, nur wenige Menschen beschäftigen sich mit ihnen. Für unauffälligere Arten trifft dies noch mehr zu.
- Auch die Einordnung in die Schneckenfauna ist wechselhaft, die Art findet sich unter mehreren Bezeichnungen wie Lehmannia valentiana oder Ambigolimax valentianus.

Der Gewächshausschnegel steht im Ruf eines Schädlings, primär in heute üblichen, unsäglichen landwirtschaftlichen Monokulturen wie dem Gewächshausanbau. Er kann sich stark vermehren, dominant werden und dadurch entsprechend Schäden hinterlassen.
In einem gesunden, kleinräumigen Umfeld wie einem privaten Garten hingegen sollte eigentlich für alle Schnecken genügend Futter vorhanden sein, so dass es üblicherweise nicht zu einem Verdrängungswettkampf kommen wird. Auch der zur Verfügung stehende Raum dürfte üblicherweise ausreichend sein, so dass sich die verschiedenen Arten falls nötig aus dem Weg gehen, respektive kriechen können.

Schnecken verspeisen nebst Grünzeug und verrottetem Material aber unter anderem gerne auch Eigelege. Für die Schneckenfauna im eigenen Garten besteht hier die aus meiner Sicht einzig wirkliche Gefahr. Nimmt eine Art Überhand und wird dominant, kann sie durch Fressen von Eigelegen weniger reproduzierbare Arten schwächen und im schlimmsten Fall ganz zum Verschwinden bringen.

Auch wenn sich die Natur üblicherweise selber reguliert, lohnt es sich aus diesem Aspekt vielleicht, die Art im Auge zu behalten. Zur Beruhigung kann andererseits angemerkt werden, dass es andere dominant auftretende Arten wie beispielsweise die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) auch nicht schaffen, der restlichen, lokalen Schneckenfauna den Garaus zu machen.

Zum Thema 'Wanderungen mit und ohne Taschenlampe durch den Garten': Die Schnecken finden sich der aktuellen Wetterlage wegen im Schlaraffenland. Meine Morgenübung ist, jeweils gute zwei Dutzend falsch abgebogener Schnirkel- und Weinbergschnecken von den Hauswänden wieder in den Garten zu verfrachten ...

Gruss aus der Schweiz
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