Hallo Yvonne
Bei den elfenbein- und schieferfarbenen Schnecken handelt es sich um Exemplare der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris) oder allenfalls der Roten Wegschnecke (Arion ater ruber). Die Tiere sind vom äusseren Erscheinungsbild her nicht zu unterscheiden. Eine zweifelsfreie Abgrenzung ist nur über die DNA möglich. Beide Arten können untereinander hybridisieren, was die Artbestimmung zusätzlich erschwert.
Die Schwarze Wegschnecke (Arion ater ater) als dritte grosse, zentraleuropäische Wegschneckenart wurde bisher in der Schweiz nicht festgestellt und kommt deshalb nicht in Frage.
Wie du selbst festgestellt hast, ist die Körperfarbe der Tiere hoch variabel. Es kommen hellgelbe, orange, rötliche, braune bis fast schwarz gefärbte Individuen vor. In Deutschland wurden sogar schon grün gefärbte Exemplare gesichtet.
Die Entwicklung lässt sich in etwa wie folgt umschreiben:
Eiablage:
Die Rote Wegschnecke legt im Verlauf von etwa 2 Monaten 3 - 8 Gelege mit jeweils durchschnittlich etwa 50 Eiern. Die 3 - 8 mm Durchmesser aufweisenden Eier sind milchig weiss, kugelig oder länglich.
Die Spanische Wegschnecke legt einige Tage bis Wochen nach der Paarung bis zu 225 Eier je Gelege an feuchten Orten auf der Bodenoberfläche, unter Pflanzenstreu oder in Tiefen von bis zu etwa 10 cm eingegraben ab. Die Ablage erfolgt ab Ende Juni mit Höhepunkt im August und September bis (in milden Jahren) in den Dezember. Jede Schnecke produziert so etwa 200 - 400, maximal aber über 500 Eier. Die Entwicklungsdauer der Eier ist temperaturabhängig, sie dauert bei 20 Grad etwa 30 - 37 Tage. Optimal für den Fortpflanzungserfolg sind aber 10 - 15 Grad. Oberhalb von 25 Grad findet keine Entwicklung mehr statt.
Je nach Zeitpunkt der Eiablage und Witterung erfolgt die Überwinterung als Ei oder als Jungtier.
Entwicklung der Schnecke:
Geschlüpfte Jungtiere haben eine Körperlänge von etwa 10 mm.
Juvenile Tiere der Roten Wegschnecke sind meist - aber nicht ausschliesslich - von weisser, hellgelblicher bis helloranger Farbe mit dunklem Kopf.
Juvenile Tiere der Spanischen Wegschnecke sind meist - aber nicht ausschliesslich - gelblich bis bräunlich gefärbt und weisen dunkle Seitenbinden auf.
Sie erreichen nach etwa 90 Tagen das Adultstadium.
Lebenserwartung:
Die Rote Wegschnecke kann ein Alter von 12 - 14 Monate erreichen.
Die Spanische Wegschnecke ist univoltin (eine Generation pro Jahr) und semelpar (nur ein Fortpflanzungszyklus). Die meisten Tiere sterben bald nach der Eiablage. Kommt es nicht zur Fortpflanzung, können unbefruchtete, adulte Schnecken überwintern und so in Ausnahmefällen bis zu 3 Jahre alt werden.
Deine elfenbeinfarbene Schnecke muss deshalb nicht unbedingt ausgebüxt sein. Sie kann auch nach der Eiablage verstorben und gefressen worden sein. Tote Artgenossen gehören auch zum Nahrungsspektrum der Wegschnecken.
Noch ein Tipp zur Suche im Internet:
Veröffentlichungen betreffend Schnecken erfolgen der Verständigung wegen meist in englischer Sprache. Eine Suche mit dem wissenschaftlichen Artnamen (beispielsweise 'Arion vulgaris' anstelle von 'Spanische Wegschnecke') unter Einbezug auch der englischen Sprache birgt daher meist mehr Aussicht auf Treffer.
Zum Thema Tigerschnegel (Limax maximus):
Teilbereiche der Gattung Limax, die in der Schweiz mit aktuell sieben Arten vertreten ist, sind im Vergleich zu den Wegschnecken doch recht gut dokumentiert. Dies liegt in erster Linie daran, dass es eben einfach die viel spannenderen Tiere sind. Insbesondere die jeweils arttypische Paarung ist hoch interessant.
Viel Wissen liegt insbesondere beim Tigerschnegel oder Grossen Schnegel (Limax maximus), wie er in der Schweiz üblicherweise genannt wird, vor. Auch der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger) ist eigentlich recht gut dokumentiert, ebenso der in den 1990er und 2000er Jahren in Folge Neubeschreibung umfassend untersuchte Sarner Schnegel (Limax sarnensis).
Bei den restlichen Arten existiert noch viel Nachholbedarf, nicht einmal die genaue Verbreitung ist hier wirklich bekannt. Dies liegt primär daran, dass sich eben viel zu wenige Menschen mit Schnecken befassen, und dies nicht nur wissenschaftlich.
Zum Thema Helix, Cornu und Cepaea:
Die Stärke der Populationen von Bänderschnecken (Cepaea) dürfte aus meiner Sicht primär witterungs- und temperaturabhängig sein.
Im doch recht feuchten Frühling und Frühsommer dieses Jahres fanden sie beispielsweise ideale Bedingungen vor und sind zumindestens in der Ostschweiz massenhaft aufgetreten. Viele Jungtiere haben aber den nachfolgenden, trockenen und warmen Sommer nicht überlebt oder fielen Fressfeinden, insbesondere Vögeln, zum Opfer.
Vorkommen der Gestreiften Weinbergschnecke (Helix lucorum) sind in der Schweiz bisher nur an wenigen Orten bekannt. Hast du deinen Fundort schon überprüft und allenfalls gemeldet?
Fundorte in der Schweiz:
https://lepus.infofauna.ch/carto/8266Fundorte der Gefleckten Weinbergschnecke (Cornu aspersum) sind in der Schweiz in weiten Teilen des Mittellandes sowie in den Kantonen Wallis, Tessin und Graubünden nachgewiesen.
Die Tiere wurden eingeschleppt und teilweise auch absichtlich ausgesetzt.
Fundorte in der Schweiz:
https://lepus.infofauna.ch/carto/8263Gruss vom Zürichsee