von HanspeterWilli am 21.01.2022, 16:14
Auf Hinweis von Rasplutin habe ich einmal des Thema 'Grüne Nacktschnecke' durchgeackert, nachfolgend meine Sicht der Dinge hierzu:
Zum Thema grüne Nacktschnecken generell:
Bei den an Land lebenden Nacktschnecken Europas treten fast alle Arten von Farben auf - von weiss über beige, gelb und orange bis hin zu rot und braun, grau, blau oder schwarz. Die Körper können dabei einfarbig sowie mit andersfarbenen Flecken oder Streifen versehen sein.
Grün als Körperfarbe gibt es meiner Kenntnisse nach und auch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hingegen nur ansatzweise, und zwar:
- bei den grossen Wegschnecken-Arten, nachgewiesen bei der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris), eventuell aber auch bei der Roten Wegschnecke (Arion rufus) und der Schwarzen Wegschnecke (Arion ater). Hier tritt mitunter eine Farbkombination gräulich-grünlich als Körperfarbe auf.
- beim Bierschnegel (Limacus flavus), wo bei Jungtieren gerne grünliche Farbformen auftreten. Auch bei adulten Exemplaren sind die Farbtöne gelblichgrün und grünlichgrau bekannt.
- beim Gefleckten Schnegel (Limacus maculatus), wo die Jungtiere grünlich sind. Auch bei adulten Exemplaren treten grünliche Farbformen auf.
Bei allen anderen Nacktschnecken-Arten Mitteleuropas ist die Körperfarbe grün oder grünlich derzeit nicht bekannt.
Aufnahmen, respektive Sichtungen grüner Schnecken können aus meiner Sicht auf sicherlich vier Arten entstehen:
- Bei den obgenannten Arten als natürliches Vorkommen.
- Durch einen natürlichen Effekt, der gewisse Nacktschneckenkörper grün wirken lassen kann, obwohl sie dies nicht sind. Die Körperoberfläche einer Schnecke ist nicht trocken wie beim Menschen, sondern wird durch den Körperschleim feucht gehalten. Bei hoher Luftfeuchtigkeit (vor Gewittern etwa, aber auch bei Regen oder Nebel) neigen gewisse Nacktschneckenkörper dazu, aus dem passenden Blickwinkel betrachtet Farben der Umgebung wiederzugeben. Sehr gut beobachten lässt sich der Effekt bei gräulichen oder schwärzlichen Tieren, beispielsweise beim Schwarzen Schnegel (Limax cinereoniger). Diese nehmen einen bläulichen Schimmer an, wenn sich über ihnen ein wolkenloser, tiefblauer Himmel wölbt. Das Gleiche kann auch passieren, wenn die Schnecke von intensivem Grün umgeben ist. Der Körper scheint dann je nach Blickwinkel partiell grünlich, obwohl er dies in Wirklichkeit gar nicht ist.
- Durch eine schlechte Kamera, kombiniert mit einer schlechten Software - was gerade bei Smartphones bis weit in die 2010er-Jahre hinein genereller Standard war. Ein JPG-Bild, wie es nach der Aufnahme am Bildschirm angezeigt wird, ist kein genaues farbliches Abbild der Natur. Die Abbildungsdaten, die den Kamerachip erreichen, werden durch die integrierte Kamerasoftware modifiziert und 'optimiert'. Was je nach Aufnahme- und Lichtsituation mitunter zu geradezu grotesken Ergebnissen führen kann.
- Durch Spassvögel mittels nachträglicher Bildbearbeitung, was bei den heutigen Möglichkeiten der Fotobearbeitungssoftware ein Kinderspiel ist.
Sag im Schneckenreich niemals nie!
Hier ist noch sehr vieles ungenügend erforscht, man stolpert immer mal wieder über Dinge, die so bisher nicht bekannt waren.
Wenn also jemand wirklich eine aussergewöhnliche, grüne Nacktschnecke findet, empfehle ich folgendes grundsätzliches Vorgehen:
- setzt das Tier erst einmal auf einen neutralen Standort ohne jegliches Grünzeug, beispielsweise auf einen Baumstrunk oder ein grosses Stück Totholz. Damit werden schon einmal ungewünschte Farbwiedergaben aus der unmittelbaren Natur weitgehend eliminiert.
- Fotografiert die Schnecke wenn irgendwie möglich mit Blitz. Dies sorgt nicht nur für wesentlich bessere Ausleuchtung und Bilddetails, sondern eliminiert gleichzeitig auch jegliche Falschfarben.
- Fotografiert sie wenn möglich im RAW-Format und nicht im JPG-Format. Das RAW-Format ist eine unbearbeitete Wiedergabe des Bildes, wie es den Fotochip erreicht. Das Format ist zwar mühsamer im Umgang als JPG, da die Aufnahmen für den Gebrauch mittels Software aufbereitet, respektive nachbearbeitet werden müssen. Dafür liefert es aber nicht nur höher auflösliche und deutlich bessere Bilder, sondern belässt bei der Bildbearbeitung auch das Original unverändert. Damit lässt sich jederzeit der Urzustand der Bildinformationen zurückverfolgen. Und damit eben auch definitiv belegen, ob eine grüne Schnecke wirklich grün war.
- wie weiter?
Wenn die Nacktschnecke unter Einbezug all dieser Punkte immer noch deutlich erkennbar grün wirkt, prüft unbedingt die Variante, sie wenn irgendwie möglich mit nach Hause zu nehmen. Schnecken-Fachstellen, wie man sie in jedem deutschen Bundesland findet, wie auch Malakologen sind immer interessiert an aussergewöhnlichen Exemplaren. Und wenn diese für einmal kein Interesse zeigen sollten, kann man sie immer noch wieder in die Freiheit entlassen.
siehe auch den Beitrag von Kirsten am 20.11.2020, 22:13: Wenn man mal einen zwecks korrekter Bestimmung verhaften könnte. Die Uni in Hamburg würde sich sehr freuen.
Nun zu den einzelnen Beiträgen:
Beitrag von omnium am 17.06.2018, 09:06
Zur Art: Es handelt sich um eine grosse Wegschnecken-Art - wohl um die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), eventuell aber auch um die Rote Wegschnecke (Arion rufus) oder die Schwarze Wegschnecke (Arion ater). Eine exakte Artbestimmung ist bei diesen Tieren nur durch DNA- oder Genitialuntersuchung möglich.
Zum Bild: Das Foto wirkt völlig unnatürlich, insbesondere die Färbung des Grases. Entweder wurde das Bild nachbearbeitet oder mit einem Effekt oder Filter aufgenommen, vielleicht ist aber auch nur eine grottenschlechte Kamera die Ursache. Als Naturfotograf schätze ich einmal, die Schnecke war ursprünglich wohl gar nicht oder sicherlich nicht derart grün.
Beitrag von RRR am 30.10.2018, 20:35
Zur Art: Es handelt sich auch hier um eine Wegschnecke, eine genauere Arteingrenzung lässt sich leider auf Grund des Fotos nicht vornehmen.
Zum Bild: Es ist das einzige Bild, bei dem die Grünfärbung naturgegeben wirkt und nicht wirklich auf eine Wiedergabe der Umgebung schliessen lässt. Dies wäre auf alle Fälle ein wirklich spannendes Exemplar für Forschungszwecke.
Beitrag von AnjaSun am 08.06.2020, 20:23
Zur Art: Das abgebildete Tier ist ein Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger). Diese Tiere gibt es in fast allen Braun- und Grautönen bis hin zu tiefschwarz, einfarbg sowie mit Flecken oder Streifen. Sie können eine Körperlänge von bis zu 20 cm erreichen.
Zum Bild: Die Schnecke ist von normaler, bräunlichgrauer Farbe, eine Grünfärbung lässt sich nicht feststellen. Grünfärbung tritt bei der Gattung Limax der Schnegel (Limacidae) generell nicht auf.
Beitrag von Rolf Gräber am 02.11.2020, 12:49
Zur Art: Es handelt sich um eine grosse Wegschnecken-Art - wohl um die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), eventuell aber auch um die Rote Wegschnecke (Arion rufus) oder die Schwarze Wegschnecke (Arion ater). Eine exakte Artbestimmung ist bei diesen Tieren nur durch DNA- oder Genitialuntersuchung möglich.
Zu den Bildern: Die Grünfärbung im ersten Bild ist nachvollziehbar, man erkennt aber gleichzeitig auch deutlich die ursprüngliche Färbung der Schnecke, nämlich ein Braunton. Die Grünfärbung ist wohl lediglich eine Wiedergabe des intensiven Grüntons aus der oberen linken Ecke auf dem schleimigen Schneckenkörper.
Die Grünfärbung auf den Bildern 2 und 3 wirkt irgendwie unnatürlich und scheint mir eher in Richtung einer Fehlumsetzung bei der Aufnahme, respektive der Generierung des JPGs hinzudeuten als auf eine wirkliche Grünfärbung. Bitte versteht dies nicht als Vorwurf an den Beitragersteller und Fotografen, dies kann gerade bei Smartphone-JPGs bei schwieriger Lichtsituation rasch einmal auftreten. Sollte es definitiv nicht so sein, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
Beitrag von Stelo am 20.11.2020, 18:15
Zur Art: Es handelt sich um eine grosse Wegschnecken-Art - wohl um die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), eventuell aber auch um die Rote Wegschnecke (Arion rufus) oder die Schwarze Wegschnecke (Arion ater). Eine exakte Artbestimmung ist bei diesen Tieren nur durch DNA- oder Genitialuntersuchung möglich.
Zum Bild: Auch hier scheint eine Wiedergabe der Umgebung vorzuliegen. Jedenfalls wurde das Bild an einem feuchten Tag aufgenommen. In den der Schnecke angrenzenden Rindenstücken spiegelt sich der Himmel, was an dieser Stelle zu einer Blauverfärbung führt. Der Grünton dürfte wohl ebenfalls eine Wiedergabe der Umgebung auf dem feuchten Schneckenkörper sein, der ursprüngliche Braunton des Schneckenkörpers ist jedenfalls noch ansatzweise erkennbar.
Beitrag von Leonita am 21.11.2020, 20:59
Zur Art: Es handelt sich um einen Schnegel, was am Kiel erkennbar ist. Es dürfte sich wohl um eine Ackerschnegel-, respektive Kleinschnegel-Art aus der Gattung Deroceras handeln. Eine genauere Bestimmung ist auf Grundlage des Fotos nicht möglich.
Zum Bild: Das Foto wurde an einem feuchten Tag aufgenommen. Die Verfärbung des Hinterleibs der Schnecke st erkennbar eine Wiedergabe des Himmels oder der Umgebung auf dem Schneckenkörper, was sich auch auf dem Stein gut nachverfolgen lässt. Grüntöne an Schneckenkörpern treten bei der Gattung Deroceras nicht auf.
Beitrag von Leonita am 16.12.2020, 22:19
Die abgebildete Schnecke, die auf Grundlage des Fotos nicht bestimmbar ist, kann bei der angegebenen Grösse keine Gelbstreifige Wegschnecke (Arion fasciatus) sein. Diese Tiere werden auch bei bester Fütterung maximal 4 - 5 cm gross. Zudem hat die Nahrung keinen Einfluss auf die Färbung des Schneckenkörpers.
Beitrag von Hilmar am 06.07.2021, 16:28
Zur Art: Das abgebildete Tier ist ein Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger). Diese Tiere gibt es in fast allen Braun- und Grautönen bis hin zu tiefschwarz, einfarbg sowie mit Flecken oder Streifen. Sie können eine Körperlänge von bis zu 20 cm erreichen.
Zum Bild: Die Schnecke ist von normaler, bräunlichgrauer Farbe, eine Grünfärbung lässt sich nicht feststellen. Grünfärbung tritt bei der Gattung Limax der Schnegel generell nicht auf.
Die ganze Thematik kurz und bündig auf einen Satz reduziert:
Das Thema 'grüne Nacktschnecken' wird wohl auch weiterhin für ziemlich Diskussionsstoff sorgen ...