Hallo an alle,
kurze Vorbemerkung: wir haben hier offenbar einen alten Irrläufer-thread: die hier diskutierte "Feuerschnecke" (= Platymma tweediei) gehörte ja nie zu den Achatschnecken (= Achatinidae), sondern (heute) in die Familie Chronidae. Vielleicht also doch besser zu den exotischen Schnecken verschieben.
@Gelbhalsmaus: ich habe diverse Exemplare von Caracolus marginella gehalten, sämtliche Altersstufen von Babys bis hin zu urzalten Exemplaren. Die bei Platymma angesprochenen sog. "Tentakel" (s.u.) habe ich dort nie beobachtet. Das ist auch nicht so furchtbar erstaunlich, denn die Gattung Caracolus gehört (heute) in die Familie der Solaropsidae, und die ist nur
sehr weitläufig mit den Familien verwandt, bei denen solche sog. "Tentakel" beobachtet wurden. Damit habe ich jetzt schon verraten, dass diese "Tentakel" nicht nur bei Platymma tweediei beschrieben wurden, sondern z.B. auch bei verschiedenen Gattungen der Familie Ariophantidae (z.B. bei den Gattungen Hemiplecta und Sarika).
Verschiedene Familien neigen dazu, Fortsätze ihres Mantels (bzw. ihrer Mantelkante an der Gehäusemündung) zu bilden. Da gibt es dann einen oder mehrere "Lappen" (artabhängig), der bzw. die sich unterschiedlich weit über die Gehäuseoberfläche erstrecken können und beweglich sind. Manchmal - abhängig von der jeweiligen Art - sind diese Lappen breit und kurz, manchmal auch dünn und langgestreckt
fingerförmig. Letzteres ist besonders häufig bei dem "
right shell lobe" (sinngemäß: dem rechten Gehäuse-Lappen) der Fall. Manchmal sind die Lappen auch sehr groß und breit und können sich über einen weiten Teil der Schalenoberfläche erstrecken. Im Extremfall wird (fast) die gesamte Schalenoberfläche von diesen Mantellappen überzogen (z.B. bei der thailändischen Megaustenia siamensis).
Insgesamt finden wir also ein weites Spektrum von den Gehäuseschnecken (im engsten Sinne) über die "Halbnacktschnecken" (= semi slugs) bis zu den Nacktschnecken (= slugs) mit oder ohne Gehäuse-Reste im Körper (alles natürlich mit fließenden Übergängen). Man vermutet, dass der evolutionäre Trend weg von den Gehäuseschnecken zu den Nacktschnecken verläuft. Fragt mich also noch mal in 600 Millionen Jahren, wie die Geschichte weitergegangen ist. Ich werde es die Zeit über aufmerksam verfolgen.
Ob dieser "Tentakel" ("right shell lobe") gemeinsam mit den anderen Lappen nun ein allererster Ausdruck dieser evolutionären Tendenz ist, darüber kann momentan wohl nur spekuliert werden. Vielleicht.......... .
Letzte Randbemerkung: in einem alten post innerhalb dieses threads wurde ja die Frage gestellt, ob Platymma tweediei möglicherweise getrenntgeschlechtig sein könnte. Nein, eindeutig Zwitter. Getrenntgeschlechtigkeit bei dieser Art wäre genauso abstrus wie die Darmöffnung (Anus) an der Fußspitze (was ja eindeutig widerlegt wurde).
Vgl. z.B.:
PHOLYOTHA, A., SUTCHARIT, Ch., THACH, Ph., CHHUOY, S., NGOR, P.B. & PANHA, S. (2020): Land snail genus Sarika Godwin-Austen, 1907 (Eupulmonata: Ariophantidae) from Cambodia, with description of three new species - European Journal of Taxonomy 674: 1–21 ISSN 2118-9773;
https://doi.org/10.5852/ejt.2020.674 -----------------------------------------------u.a. p. 9, Fig. 3A
Herzliche Grüße: wolf