Hallo,
dieser Thread ist insbesondere für fischifischi, aber auch für alle anderen, die sich für die Schale der Schnecken, deren Funktion und Aufbau und alles was dazu gehört, interessieren.
Es ist ein Kapitel aus dem Buch über Schnecken das ich gerade schreibe. Ich hoffe es gefällt euch...
Allerdings handelt es sich nur um ein erstes Manuskript... trotzdem... TOP SECRET!
DIE SCHNECKENSCHALE - Aufbau, Funktion und Formen
Wer kennt es nicht? Das altbekannte Schneckenhaus, dessen typische Windungen so häufig Gegenständen in unserem Leben seine Namen veliehen hat. Ob Mohn- oder Nusschnecke, oder auch Ohrschnecke, überall taucht die klassiche Form der Schneckenschale auf. Tatsächlich stellt die Windung des Schneckenhauses eine absolute Besonderheit unter den Schalenformen der Weichtiere dar. bei allen Vertretern der Mollusken treten in mehr oder weniger starker Ausprägung schalenartige Gebilde auf, doch ist vor allem der innere Aufbau der Schneckenschalen einzigartig. Rein äußerlich könnte man beispielsweise Ähnlichkeit im Aufbau der Schale einer Schnecke und der des urtümlichen Kopffüssers Nautilus vermuten. Schneidet man jedoch diese der Läng e nach auf, so offenbart sich ein typisches und optisch attracktives Kammersystem. Gleichzeitig ist erkennbaer, dass die Schale eines Nautilus, wie die Schalen der meisten anderen Weichtiere symmetrisch in einer Ebene gewunden ist. Im Gegensatz dazu liegt beim Schneckengehäuse eine Assymmetrie vor, die dadurch erzeugt wird, dass sie spiralig um die Längsachse gewunden ist. Dadurch entsteht ein "höchster Punkt", der auch Apex genannt wird. Nicht alle Schneckenschalen weisen diese gewundene Form so eindeutig auf, wie beispielsweise unsere einheimischen Schneckenarten. Besonders bei Spitzschlammschnecken sind Windungen und Apex äußerlich sicher gut zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind auch oft Schneckenarten zu finden, die anhand der Schalen leicht für Muscheln gehalten werden könnten, da die Schale ungewöhnlich flach und windungslos, geradezu "schneckenuntypisch" erscheint. Als sochle sind beispielsweise Vertreter der Familie der Napfschnecken zu nennen. Allerdings sind Muscheln zweischalig, während schnecken in der Regel eine einteilige Schale besitzen. Die einzige Ausnahme stellt dabei die erst kürzlich im Pazifik, nahe der Küste, entdeckte "Muschelschnecke", die wie auch die Muscheln ein Schalenpaar besitzt.
Nicht nur die typische Schalenform, sondern auch die gesamte Schale an sich kann bei Schnecken vollkommen unterschiedliche Ausprägungen annehmen.
Die herkömmlich als "Gehäuseschnecken" benannten Arten besitzen eine große, gut ausgeprägte Schale in die sich das gesamte Schneckentier zum Schutz vor Feinden und Trockenheit zurückziehen kann. Anders verhält es sich bei den so genannten "Halbnacktschnecken", die nur noch einen Schalenrest am hinteren Fußende besitzen. Diese Schalen sind meist recht klein und sehr dünn, fast glasartig und die Schnecke kann ihren Körper nicht mehr in diesen Schalenrest zurückziehen. Eine komplette Rückbildung liegt bei den ebenfalls bekannten Nacktschnecken vor. Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch viele Nacktschnecken einen rudimentären inneren Schalenrest besitzen. Dieser kann zwar sehr klein, aber auch recht groß sein. In den wenigsten Fällen fehlt er jedoch komplett, wi es zum Beispiel bei unseren Wegschnecken der Fall ist.
Ursprünglich erfüllt die Schneckenschale mehrere Funktionen. Einersteits stellt sie einen effektiven Schutz gegen mögliche Fressvfeinde dar. Darüber hinaus schützt sie vor allem Landschnecken vor Trockenheit und reguliert die Körpertemperatur des Tieres. Dazu schützt die Schale einige innere Organe die in dem so genannten Eingeweidesack ausgelagert wurden und stellt den Ansatzpunkt zweier Muskeln dar.
Das Schneckenhaus besteht zu einem Großteil aus Kalkverbindungen, genauer gesagt aus Calciumcarbonat. Ein weiterer Baustein der für die Schneckenschale unentbehrlich ist, ist auch das so genannte Conchin, eine organische Verbindung aus Proteiden, die dem Horn sehr ähnelt. Zu welchen Teilen beide Aufbaumaterialien vorkommen, hängt von der jeweiligen Gehäuseschicht ab.
Insgesamt ist das Schneckengehäuse in drei wesentliche Schichten verschiedenen Aufbaus und verschiedener Funktion unterteilt. Die für uns sichtbare, äußerste Schicht, wird Periostrakum genannt und besteht fast ausschließlich aus Conchin. Das Periostrakum beinhaltet Farbpigmente, die für die Erscheinungsform des Schneckenhauses zuständig sind und kann daher auch Stacheln, Hörnchen, Ausbuchtungen oder sogar Härchen ausbilden.
Die nächstinnere Schicht, das Ostrakum ist aus Kalkkristallen aufgebaut, was ihm auch den bilhaften Namen "Prismenschicht" eingebracht hat. Zwischen diesen Kalkkristallen ist das bereits erwähnte Conchin eingelagert. Dieses Aufbauschema wiederholt sich in mehreren Schichten die quer zueinander verlaufen. Durch diesen speziellen Aufbau erlangt das Ostrakum erstaunliche Härte und Festigkeit. Zudem stellt es auch noch die dickste Schalenschicht des Schneckengehäuses dar.
Letztlich stellt das so genannte Hypostrakum die innerste Gehäuseschicht dar. Einzig diese Schicht hat direkten Kontakt zum Weichkörper des Schneckentiers. Wie auch bei Muscheln gibet es manche Schneckenarten, welche die Fähigkeit besitzen sich mit Hilfe dieser innersten Schicht vor Fremdkörpern oder Parasiten zu schützen. Hierzu produzieren sie irisiertes Aragonit, das Perlmutt, mit dem der Fremdkörper umschlossen wird, so dass die begehrten Perlen entstehen. Daher wird bei manchen Meeresschneckenarten, die über dieses Phänomen verfügen, das Hypostrakum auch als "Perlmuttschicht" bezeichnet.
Die Schnecken bauen ihre Schalen mit Hilfe bestimmter Drüsen am Mantelrand, durch die Schnecken Kalk in Form der so genannten Schalensubstanz ausscheiden. Alle Schnecken, die ein und derselben Art angehören, gestalten ihre Gehäuse in der gleichen Farbe und Form, wobei das Muster fest in den Erbanlagen der jeweiligen Art festgelegt ist. Die einzige Ausnahme hierbei stellt die Torsion dar, also die Windungsrichtung, in die das Gehäuse der Schnekce um die Achse gedreht ist. Die grundlegende Form dieser Torsion entsteht bereits in der Embryonalentwickliung. Dabei drehen sich sowohl Mantel als auch Eingeweidesack um 180°. Bei den meisten Schneckenarten findet diese Drehung in der rechten Richtung statt. Vor allem bei Meeresschnecken ist derartige Torsion der Fall. Durch diese Form der Drehung kommt die ursprünglich hinten liegende Mantelhöhle samt Atmungsorganen vor dem Herzen zu liegen. Aus diesem Grund werden die Schnecken, bei denen diese Anordnung vorliegt "Vorderkiemer" oder Prosobranachia genannt. Die Hinterkiemer (Opisthobranchia) stellen sozusagen das Gegenstück zu den Vorderkiemern dar, das heißt die Mantelhöhe befindet sich rechtsseitig hinter dem Herz. Diese Anordnung kommt durch eine gegenläufige Detorsion zustande, welche die eigentliche Torsion sozusagen neutralisiert. Darüber hinaus hat die Torsion starke Auswirkungen auf die Lage der Nervenbahnen, was zu einer weiteren Unterteilung in einzelne Gruppen geführt hat. Ursprünglich liegen die Nervenbahn en parallel zueinander vor. Diese Anordnung ist allerdings nur noch bei sehr alten Schneckengruppen zu fidnen, die sich im Laufe der Jahrmillionen nur wenig under gar nicht verändert haben. Bei den "moderneren" Schnecken, bei denen eine Torsion vorliegt, werden diese Nervenstränge überkreuzt. Demnach werden Vorderkiemer auch als Chiastoneurie also "Gekreuztnervige" bezeichnet. Im Gegensatz dazu tragen Hinterkiemer und Lungenschnecken den Namen Euthyneura also "Geradnervige". Letztere haben, wie auch Lungenschnecken die im Süßwasser leben eine Art Sonderstatus, da ihre Kimen zugunsten der Lunge vollständig zurückgebildet wurden.
Sehr selten kommt es vor dass ein Individdum einer Art bei der normalerweise rechtsgewundene Schneckenhäuser vorliegen mit einer mutationsbedingten linken Windungsrichtung geboren werden. Im Volksmund werden solche "verkehrten" Schnecken oft als "Schneckenkönige" bezeichnet.
Grundsätzlich bauen Schnecken ihre Schalen in drei zeitlichen Abschnitten auf. Zunächst einmal liegt die so genannte Embryonalschicht vor. Bei frisch geschlüpften Schneckenbabies stellt dieser winzige Schalenteil das komplette Gehäuse dar, wober auch der Name rührt. Dieser Teil besteht nur aus 2 bis 3 winzigen Windungen, die später - kaum mehr erkenntlich - die Spitze des eigentlichen Schneckenhauses darstellen.