Guten Tag liebe Schneckenfreundinnen und -freunde,
im Forum bin ich neu und erhoffe mir Rat für die Versorgung meiner Weinbergschnecke.
Meine Fragen und Bitte um Ratschläge drehen sich um die Überwinterung einer "invaliden" Weinbergschnecke. Allgemeine Infos dazu, auch hier im Forum, habe ich gelesen, bitte jedoch um Verständnis, dass ich mein Anliegen konkret und mit Vorgeschichte darlege. Schließlich möchte ich, dass meine Schnecke überlebt, und ich gräme mich eh bereits, nicht früher Rat gesucht zu haben, vage hoffend, dass ich auch so zurecht kommen würde.
Zunächst die etwas längere persönliche und tierische Vorgeschichte (wer weniger Zeit oder Interesse hat, möge gleich zum Absatz "Bis in den November ..." springen):
Seit je her bin ich tierlieb und naturinteressiert, habe mich jedoch nie näher mit Schnecken befasst.
Wohl habe ich bei Spaziergängen immer wieder Schnecken und andere nicht so flotte Kleintiere von Wegen aufgehoben und im Grünen am Rand abgesetzt, wenn sie mir durch Fußgänger und Verkehr gefährdet erschienen.
So bin ich zu der Weinbergschnecke gekommen, die ich Anfang August vergangenen Jahres abends auf dem Bürgersteig gesehen und am Rand absetzen wollte.
Als ich sie hochheben wollte, habe ich festgestellt, dass das Gehäuse stark beschädigt war.
Daraufhin habe ich beschlossen, sie mit nach Hause zu nehmen, näher zu betrachten und ihr wenn möglich irgendwie zu helfen.
Es war ein großes Stück vom Gehäuse vorne abgebrochen, das so eben noch am Körper hing.
Sie muss, vermutlich erst kurz zuvor, angefahren oder angestoßen worden sein - und dabei doch so viel Glück gehabt zu haben, dass abgesehen von dem Abbrechen des Gehäuseteils keine Verletzung eingetreten ist.
Die Fotos (siehe unten) zeigen die Schnecke im August kurz nach dem Auffinden (das abgebrochene Stück Gehäuse halte ich zwischen den Fingern), einen Monat später und Ende Oktober.
In den nächsten Tagen hatte ich mich im Internet über Weinbergschnecken und deren Haltung informiert. Dabei habe ich erfahren, dass Gehäusebeschädigungen zuwachsen können.
Nun war offensichtlich, dass die Schnecke zwar ansonsten gesund war, jedoch im Hinblick auf Fressfeinde und Austrocknen der Verlust eines großes Stückes Gehäuse einen schweren, womöglich rasch tödlichen, Nachteil bedeutete.
Ich habe ein kleines Terrarium eingerichtet, für Futter (Favorit: Löwenzahn), Kalk usw. gesorgt und abgewartet.
Tatsächlich ist das Gehäuse über dem Körper selbst relativ schnell nachgewachsen, auch wenn die Struktur anders ist, und die Stärke noch längst nicht wie beim Rest ist.
Der Teil der Gehäuses, der - man verzeihe meine laienhaften Beschreibungen - wie der Schirm einer Mütze vorne überragt, und unter den die Schnecke ihren Kopf zurückzieht, fehlt allerdings nach wie vor, und ich kann mir nicht vorstellen, wie der nachwachsen könnte.
Das ist Ausgangspunkt des Problems mit dem Überwintern, dass mich beschäftigt hat.
Ich hatte gelesen, dass Weinbergschnecken Winterschlaf oder Winterstarre halten und sich dazu mich einem Kalkdeckel verschließen.
Einen solchen flachen Kalkdeckel kann meine Schnecke jedoch nicht bilden, weil der vordere Teil des Gehäuses fehlt. Wenn sich die Schnecke zurückzieht, bleibt eben immer noch der Kopf / Vorderteil sichtbar.
Außerdem nahm ich an, dass die Schnecke bereits viel Kalk für die Regeneration verbrauchte, so dass für einen Deckel sozusagen der Baustoff fehlen würde.
Daraufhin hatte ich im Internet recherchiert, ob Weinbergschnecken zwingend Winterschlaf halten bzw. halten müssen. Die Informationen waren uneinheitlich, doch als Fazit habe ich ziehen können, dass der Winterschlaf an sich notwendig ist, jedoch ein (einmaliges) Aussetzen vermutlich möglich ist.
Ich hatte daraufhin überlegt, ob ich die Schnecke in diesem Jahr ohne Winterschlaf über den Winter bringen kann. Im kommenden Jahr würde ich dann beobachten, wie sich das Gehäuse weiter entwickelt und sie je nach dem wieder freisetzen oder als Invaliden behalten und im kommenden Herbst nach einer Winterschlaf-Lösung suchen.
Bis in den November hat die Schnecke im Terrarium (im Zimmer) munter gefressen.
Dann begann sie jedoch, obwohl es in der Wohnung ja mehr oder weniger im gleichbleibend warm ist, sich zurückzuziehen und weniger zu fressen.
Eine Art innere Uhr oder andere Auslöser scheinen also den Winterschlaf zu fordern.
Eine Weile habe ich noch unschlüssig und etwas ängstlich abgewartet.
Nun ist es so, dass die Schnecke immer wieder im Terrarium den Platz wechselt, jedoch dort längere Zeit verharrt und sich mit dieser durchsichtigen Substanz an- und verklebt. Außerdem frisst sie vermutlich gar nicht mehr.
Tiere, die Winterschlaf oder Winterstarre halten, überstehen dies ja im Wesentlichen deshalb, weil sie den Stoffwechsel stark herunterfahren, wozu niedrige Temperaturen notwendig sind.
Ich befürchte nun, dass die Weinbergschnecke eigentlich Winterschlaf halten will / muss, deshalb auch nicht mehr frisst, jedoch beim Zimmertemperatur nicht ausreichend runterfährt und daher unterm Strich verhungert.
Lange Herleitung …
Was kann ich nun tun?
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass wir keinen kühlen doch frostfreien Platz haben. Unser Keller ist wegen Rohrleitungen beinahe wärmer als die Wohnung. Terrasse ist aber zu kalt, wenn es, wie in den letzten Tagen, deutlich friert.
Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, wäre ein Plätzchen im Kühlschrank. Da wäre es zumindest gleichbleibend kühl, frostfrei - und ich könnte ein Auge auf sie haben.
Nur: Kann ich die Schnecke einfach so aus der Wärme der Zimmertemperatur ins Kühle setzen? So übergangslos erscheint mir das riskant.
Wird sie sich dann "einkleistern" (wenn schon kein Kalkdeckel mehr möglich sein wird) und ruhen?
Viele Menschen - wenn auch wohl nicht hier - würden wohl denken, was ich für ein Aufhebens um eine einzelne Schnecke mache. Na ja, ich habe die Aufgabe übernommen, und ich möchte alles Sinnvolle tun, um sie am Leben zu erhalten.
Insofern hoffe ich auf praktische Ratschläge, wie ich jetzt vorgehen kann.
Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
Harald
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