Moin, moin!
Ich war hier längere Zeit nicht mehr aktiv - was hauptsächlich daran lag, dass es länger keine Schneckenreparaturaktion mehr gab, zum Glück...
Vor 3 Tagen ist mir allerdings was passiert... muß ich erzählen, auch wenn ihr es mir vermutlich nicht glauben werdet...
Ich habe an diesem Tag an meiner Arbeitsstelle den Wagen draußen geparkt gehabt, weil die Tiefgarage voll war. Der Parkplatz ist mit Büschen umstanden. Abends regnet es in Strömen, ich fahre los, nach ein paar Kilometern auf die Autobahn, aufgrund des Regens nur 110 km/h. Die Wischer arbeiten volle Pulle. Plötzlich sehe ich im Augenwinkel etwas links oben an meine Windschutzscheibe klatschen, es klang so laut ein Steinchen, dachte schon, ich hätte mal wieder einen Steinschlagschaden. Ich schaue kurz hin, sehe nichts, fahre natürlich weiter. Knapp 20 km weiter bin ich in meinem Wohnort, fahre Tempo 50 km/h, wie es sich gehört. Da sehe ich plötzlich zwischen Windschutzscheibe und Motorhaube, dort, wo der Wischer werkelt, ein Fühlerpaar hervorlugen ... ich dachte, ich . Ich beuge mich vor, tatsächlich, da wurschtelt sich eine Schnirkelschnecke hervor und versucht nach vorne, gegen den nun moderaten Fahrtwind, über die Motorhaube zu flüchten. Ich fahre rechts ran und pule sie von der Motorhaube. Es ist eine kleine Bänderschnecke und dem Gehäusezustand nach war das Schätzchen für den lauten Knall auf der Autobahn verantwortlich. Sie hat ca. 3/4 der ersten Windung, zur Öffnung hin, verloren, einige Scherben hängen noch rum, man sieht ihre aufgeplusterte Atemhöhlenhaut.
Da ich mit Schnirkelschneckenreparaturen eher durchwachsene Erfahrungen gemacht habe (die Viecher sind zu klein, Pflaster halten nicht, Reparaturen stressen die Tiere sehr) habe ich diesmal "minimal handling" versucht. Also direkt nach Ankunft zuhause in eine kleine Plastikbox vom Obi (diese 99 Cent Ordnungsbehälter mit Deckel), die ordentlich mit nassem Kleenex ausgekleidet ist, bissl Löwenzahn fürs Auge rein, über die Schnecke noch ein gefaltetes nasses Kleenex, dann Deckel drauf und dunkel gestellt. Nach meinem Eindruck sind die Tiere nach einer solchen Verletzung immer sehr gestreßt, wenn sie es dunkel und feucht haben, beruhigen sie sich. Ich habe dann nur alle 12 h Feuchtigkeit auf die Kleenex nachgegossen.
Die ersten 24 h dachte ich, sie reist in den Schneckenhimmel, sie hing schlapp und langgezogen an der Wand. Dann sah man, wie die Atemhöhlenhaut milchiger und offensichtlich fest wird, und die Schnecke wurde munterer. Heute sind 72 h rum und ich denke, dieses kleine Wunderwerk hats überstanden. Sie hat schon ein ordentliches Stück Haus nachgebildet, auch wenn es noch sehr improvosiert aussieht. Hunger hat sie auch schon gehabt. Von dem Löwenzahn und den Haferflöckchen hat sie nichts gefuttert, aber dafür das Obi-Barcode-Etikett vom Deckel komplett abgenagt!!
Die Schnecke hat wirklich einen Schutzengel gehabt. Ich vermute, daß sie mir von dem Busch, an dem ich parkte, auf die Motorhaube gekrochen ist, gerade so, daß ich sie nicht sehen konnte beim Losfahren. Auf der Autobahn wurds ihr wohl zu windig, sie hat sich ins Häuschen verzogen, der Fuß hielt nicht mehr, sie flog volle Granate gegen meine Windschutzscheibe - dann hat sie entweder der Wischer runtergebügelt oder sie ist außen am Fensterrahmen nach unten gekrochen, verletzt sind die ja doch sehr willensstark... also ein Glück, dass sie nicht auf die Autobahn geflogen ist oder vom Wischer zerbröselt wurde...
Viele Grüße,
Roland
PS: Wer von BAP den Song "Müsli-Man" kennt, der weiß auch, wo es passiert ist...