von Trochoidea am 07.07.2011, 08:26
Jetzt noch was zum Thema Inzucht. Für alle Organismen ist Inzucht als solches eigentlich nicht gefährlich. Schlecht ist nur das bei Inzucht die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass schädliche oder tödliche rezessive Gene, die sonst nicht oder nur extrem selten reinerbig vorliegen, plötzlich mit einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit reinerbig sind.
Da die Anzahl von gemischterbigen Tieren durch Inzucht abnimmt, kommen solche Gene zum Tragen. Das hat aber auch Vorteile, da durch Ausselektion dann schädliche Gene aus der Population entfernt werden und positive Gene die Möglichkeit häufiger werden.
Die verallgemeinerte Aussage, dass Inzucht kein Problem ist, halte ich deshalb für Quatsch. Das ist von Art zu Art, besser von Population zu Population unterschiedlich. Meist findet Inzucht ja in kleinen Populationen statt. Die Schädlichkeit von Inzucht hängt mit Häufigkeit von schädlichen Genkopien in der Population zusammen. Sowas kann sich aber innerhalb einer Population auch ändern. Wenn z.B. eine Population einmal ein Inzuchtereignis erfolgreich überstanden hat, dann sollten alle späteren Inzuchtereignisse kein Problem mehr sein [grob verallgemeinert !!!].
Ich will auch unbedingt nochmal betonen, dass das alles nicht nur auf schädliche Gene zutrifft, sonder auch auf neutrale oder positive. Schneckenkönige entstehen z.B. nicht weil plötzlich ne Punktmutation an der entsprechenden Stellen im Genom auftritt, sondern weil das Gen über hunderte Generationen mitgeschleppt wird und dann plötzlich mal reinerbig vorliegt. Wenn ich also Schnecken zücht, so wie man das bei Hunden, Tauben, etc. tut, dann brauch ich Inzucht. Schon Darwin wusste: Zucht (z.B. von Albinos oder anderen Farbvarianten) funktioniert nur über Inzucht. Und jeder von uns betreibt diese Art von Zucht, indem er versucht von den schönsten, größten oder schnellwüchstigsten Tieren Nachwuchs zu haben.