Hallo ihr 'zwei'!
Sehr interessante Diskussion, die sich hier entwickelt hat. Da hier schon verschiedene Themen aufgetaucht sind, möchte ich zu dem ein oder anderen etwas sagen. Das ist vielleicht etwas OT, aber für den ein oder anderen vielleicht interessant.
Erstmal zum eigentlichen Thema: Ich habe meine Schnecken noch nie mit Fleisch gefüttert, stattdessen habe ich auf Gammarus gesetzt. Das hat für mich aber eher 'menschliche' Gründe. Schneckenterras sind warm und feucht, rohes Fleisch würde bestimmt schnell anfangen zu stinken und das gehört zu den Gerüchen die ich eben nicht so gerne mag... Allerdings wüsste ich auch nicht wieso man ihnen grundsätzlich kein Schwein geben sollte. A. fulica hat von Natur aus einen höheren Fettanteil als andere Schneckenarten. Im Prinzip ist es auch egal, denn ob ich der Schneck Schwein oder Rind gebe, es ist beides unnatürlich. Aber deswegen muss es nicht schlecht sein.
Wer sich für verschiedene Futtervarianten interessiert, kann diesen Artikel lesen:
http://scienceasia.org/1988.14.n1/v14_025_040.pdf Anja75 hat geschrieben:Weinbergschnecken und Riesenschnecken kann man nicht 1:1 vergleichen .
Sie sind relativ Standorttreu ( fulica ? Wo steht das ) ... Leider bringt ihnen in der Wildnis keiner Futter vorbei .
Dazu gibt es eine Untersuchung von A. fulica in Japan (
http://link.springer.com/article/10.100 ... 118#page-1). Man muss den Artikel nicht kaufen, es reicht den Abstract zu lesen. Man kam zu dem Ergebnis, dass ältere A. fulica Standorttreue aufweisen, während jüngere Tiere das nicht so deutlich zeigen. Insgesamt hängt das vom Alter und der Reproduktionsphase des Tieres ab. Jüngere Tiere nutzen also ihre juvenile Phase indem sie zersiedeln. Das kann zum Beispiel einen Überfülleffekt vorbeugen. Juvenile Schnecken nutzen also ihre die Phase in der sie sich noch nicht Fortpflanzen können für Zersiedlung.
Anja75 hat geschrieben:Auch die eingeschleppten in Florida , die nun verwildert zur Plage wurden , waren rattengross und auch sonst kein Vergleich zu unseren Terrarientieren.
Ich glaube, dass manch einer falsche Erwartungen hat. Es heißt nunmal 'Riesenschnecke', deshalb erwarten wir dass sie riesig sind. Aber wer definiert was groß und was klein ist? Wieso bezeichnen wir eine 10cm Schneck als kleinwüchsig? Mich würde wirklich interessieren, wie groß A. fulica in freier Wildbahn im durchschnitt wird. Ich weiß nicht wo der liegt, aber ich würde erwarten dass der nicht bei 15, 16 oder gar 17cm liegt, sondern solche Tiere sowohl in der Natur als auch in unseren Terrarien die Ausnahme sind.
Zur Entwicklung einer Population gibt es auch einige Ausarbeitungen. Das wurde so zusammengefasst:
Populations of A. fulica have often been observed to pass through three phases following establishment in a new area: (i) a phase of exponential increase, with the population typified by large, vigorous individuals; (ii) a stable phase of variable duration; and (iii) a phase of decline, with the population typified by small individuals.
Aus:
Achatina fulica Bowdich and Other Achatinidae as Pests in Tropical Agicrulture (Raut&Barker), S. 91
Das heißt, nur weil im moment rattengroße A. fulica auftauchen heißt das nicht dass es auch so bleibt...
Anja75 hat geschrieben:Wir kämpfen mit Wachstums Störungen , ganze Gelege sterben oder die Schnecken werden nicht alt oder sterben gar noch ganz klein .
Das ist richtig. Aber wer sagt uns dass es in der Natur nicht so ist? Genau deswegen haben fulica doch so viel Nachwuchs, weil sie meisten nicht überleben.
Dazu gibt es auch eine Arbeit von Sidelnikov&Stepanov (Sidelnikov, A. P., Stepanov, I. I. (2000): Influence of population density on growth and regenerative capacity of the snail Achatina fulica.). In dieser Arbei zeigte sich, dass die Wachstumsrate sinkt je höher die Populationsdichte ist.
Anja75 hat geschrieben:Ich mache mir so meine Gedanken , ob manche genetische Fehler oder auch die Grossen Unterschiede zu den wilden Verwandten im Eiweissmangel begründet sein könnten .
Proteinmangel verursacht keine Gendefekte. Eher umgekehrt.
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Ich finde es immer traurig, wenn eine 10cm fulica als 'kleinwüchsig' oder 'genschrott' bezeichnet wird.
Den Schnecken ist es doch vollkommen egal, wie groß sie sind oder wie sie aussehen.
Fusselnase hat geschrieben:Zum Kupfer: Kupfer ist in den Mengen, in denen es in anderem Tierfutter ist, NICHT schädlich. Fulica benötigen sogar eine gewisse Menge Kupfer, da sie dieses als Sauerstoffträger in ihrem Blut einbauen, ähnlich wie wir es mit dem Eisen in unserem Hämoglobin machen. Du brauchst also bei Katzenfutter und Co nicht auf den Kupfergehalt zu achten.
Ach ja,... Das mit dem Kupfer hält sich hartnäckig. Man darf nicht alles über einen Kamm scheren, elemantarer Kupfer hat vollkommen andere Eigenschaften als Kupfer in einer Molekülverbindung. Außerdem könnten sie auch mit Hilfe bestimmter Enzyme (den Metallothioneinen) selbst entgiften. Letztes Jahr habe ich mal einen Versuch gemacht und habe einige Schnecken einmal wöchentlich mit Kupfertabletten gefüttert. Es waren alles wildfarbene A. fulica, die ihr Wachstum zwischen 8 und 10cm eingestellt haben. Keine ist gestorben, ganz im Gegenteil! In kürzester Zeit bildeten alle wieder einen wunderschönen Wachstumsrand aus.
Schnecke am 23.03.2013:
Schnecke am 29.03.2013
Man sieht ja deutlich an dem verhornten Streifen wo das Wachstum vorher eingestellt wurde.