Guten Morgen Karla
Also, zuerst finde ich es genauso fragwürdig Tiere aus der Natur zu entnehmen wie sie auszusetzen. Wenn es sich um verletzte Tiere handelt, okay, dann kann ich das noch verstehen.
Nehmen wir dann doch das Thema Schnecken (wo wir doch schonmal hier sind
) Gesunde Tiere einfach mitzunehmen und in ein Terrarium zu setzen finde ich persönlich überhaupt nicht okay. Man entnimmt sie ihrem natürlichen Lebensraum den man direkt vor der Haustür hat, wo man sie beobachten könnte.
Wenn man ein Tier vorübergehend aufnimmt und es pflegt (hilft über den Winter zu kommen, das Tier ist verletzt und man pflegt es gesund, Vogel aus dem Nest gefallen etc.) darf und soll man es sogar wieder aussetzen finde ich. Das gilt für alle Tiere.
Was man aber NICHT machen sollte ist Tiere die in "Gefagenschaft" geboren/geschlüpft sind einfach auszusetzen, und man sollte verletzte und gesund gepflegte Tiere nicht behalten.
Da ist eine Ausnahme wenn man bedrohte Tierarten gezielt züchtet um den Bestand draußen wieder zu vergrößern/zu stabilisieren. Das ist okay und unterstützt die Tiere bevor sie aussterben.
Aber Thema Schnecken: Es gibt sooo viele Schnecken draußen, manche Populationen sind schon jetzt überaus zahlreich und auch nicht bei uns gewünscht (siehe spanische Wegschnecke im Garten). Wenn jetzt jeder der beispielsweise Schnirkelschnecken hält die Gelege schlüpfen lässt und die Jungtiere einfach aussetzt (natürlich erst ab einer gewissen Größe) werden die Populationen nachher schnell zu groß da die natürliche Selektion entfällt. Die Jungtiere wachsen unter optimalen Bedingungen auf und kommen dann als fast adulte Tiere nach draußen. Die können sich sehr schnell vermehren und im schlimmsten Falle schnell zu zahlreich werden weil die Fressfeinde gar nicht mehr hinterher kommen und zu viele Jungtiere groß geworden sind die sich wieder verpaaren können. Normalerweise überlebt aus einem großen Gelege ja nur ein kleiner Teil der Jungtiere, daher ist die Nachkommenzahl ja auch so groß. Verluste sind quasi von der Natur so "eingeplant".
Man verfälscht durch das aussetzen die Natur bzw. das natürliche Gleichgewicht. Daher sollte man sowas grundlegend nicht machen. Genauso verhält es sich mit Arten die man aussetzt weil sie hier nicht heimisch sind. So kann man ruckzuck eine fremde Art einschleppen die zum Problem wird weil sie das Gleichgewicht komplett durcheinander bringt.
Gut, wir verändern die Natur ständig, alleine schon wenn wir im Garten/auf dem Balkon arbeiten. Ständig, da hast Du recht, absolut. Ich bin von Beruf Landschaftsgärtnerin, da sieht man viel
Natur verändert sich selbst auch immer, nur bleibt sie selbst immer irgendwie im Gleichgewicht. Wir verändern alles zu unserem Vorteil, häuftig zu Lasten der Natur. Das ist nun mal so. So sind wir Menschen.
Es macht aber meiner Meinung einen Unterschied ob man bewusst gegen die Natur arbeitet oder nicht. Wenn ich weiß dass ich mit ausgesetzten Tieren ein Gleichgewicht aus der Waage bringe und es trotzdem mache finde ich das verantwortungslos. Genauso wenn ich Tiere bewusst ihren Lebensraum nehme weil mir das nicht gefällt, Beispiel: Ich habe eine Hecke wo ich weiß dass dort seit Jahren eine Igelfamilie drunter wohnt, dort überwintert, ihre Jungen bekommt etc. Nun stört mich die Hecke aber weil sie zuviel Licht nimmt, und ich nehme sie einfach weg. Schon bin ich glücklich, Familie Igel aber muss umziehen. Sowas finde ich selbst fragwürdig. Dann doch lieber Kompromisse machen: Hecke heruntersetzen aber stehen lassen, Familie Igel darf bleiben. So gehts auch. Viele denken über sowas aber erst gar nicht nach. Das erlebe ich bei Kunden auch immer wieder.
Das ufert auch gerade etwas aus hier
Ich denke das Problem kann man nicht lösen. Jedes Tier hat Fans, und wenn man riguros verbieten würde Tiere aus der Natur zu entnehmen würde man es trotzdem tun. Weil wir Menschen nun mal gern hätten was wir wollen, und wir rechtfertigen es gern mit "den Tieren geht es ja bei mir besser". Nur woher wissen wir das?
Genauso wenig können wir verhindern dass man Tiere einfach aussetzt. Das IST verboten, machen trotzdem viele Menschen. Weil sie nicht erwischt werden, und weil sie denken "das mache ja nur ich, was kann denn schon passieren wenn EIN MENSCH das macht?". Nur, wenn ALLE so denken macht es jeder. Und dann wirds blöd.
Das muss tatsächlich jeder für sich selbst wissen was er vertreten und was er verantworten möchte. Vernunft ist gefragt. Jede Handlung hat Konsequenzen, und Tiere entnehmen und wieder aussetzen ist ein massiver Eingriff in die Natur. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, egal wie gut man es meint.
Achtung, harte Worte: Wenn in der Natur ein Tier verletzt ist stirbt es oft. Damit bietet es Nahrung für andere Lebewesen. Genauso verhält es sich mit Jungtieren. Das ist auch in Ordnung so. Das MUSS sogar so sein. Wenn man so ein verletztes Tier aufnimmt, gesund pflegt und in die Natur zurück entlässt greift man damit massiv in den Kreislauf ein. Der Tod gehört zum Leben dazu, ohne Tod gibt es kein Leben und umgekehrt. Der Tod ist für uns nur immer etwas schlimmes, etwas was man unbedigt vermeiden muss. Damit möchte ich jetzt nicht sagen "hört auf Euch um verletzte Tiere zu kümmern", um Gottes Willen! Ich würde das genauso machen. Man sollte immer nur wissen was man da tut.
Ich gebe zu, wenn ich jetzt im Frühling das alte Laub aus den Beeten bei den Kunden hole und mir kommen die Schnirkelschnecken entgegen werfe ich sie auch wieder zurück ins Beet
Aber ab und an zertritt man auch eine. Das kann man nicht immer vermeiden. Aber diese tote Schnecke bildet wieder Nahrung für andere Tiere.
Jetzt mann man wieder sagen "Du rechtfertigst doch genauso dass Du Tiere einfach zertrittst". Da muss man aufpassen. Erstens passiert sowas nicht mit Absicht, und zweitens möchte ich damit sagen dass selbst eine aus versehen zertretene Schnecke nicht sinnlos gestorben ist.
Oh mann, das artet ja richtig aus hier... aber ich muss sagen dass ich das ein sehr spannendes Thema finde!
Liebe Grüße
Kat
Wenn man den ganzen Irrsinn des Lebens einmal für sich modifiziert hat, geht's.