Schnecken wachsen nicht

[Trueffel]

Hoi zusammen

Seit einem halben Jahr bin ich stolze Besitzerin von 6 Lissachatine fulica. Anfangs sind die Schnecken schön gewachsen, mittlerweile stagniert das Gewicht bei 30-50 g. Ich wiege sie jede Woche, habe also einen guten Überblick.

Ein Anfängerfehler muss ich gestehen: Ich habe es zuerst versäumt, die Schildkrötenerde aufzukalken. Ansonsten sind die Parameter, wie hier im Forum beschrieben (Luftfeuchte, Temperatur, Einrichtung). Von einer Züchterin wurde mir Kokosfasererde empfohlen. Die ist im Moment leider vergriffen, werde ich später ausprobieren.
Das Terrarium ist 120 x 40 x 50 cm gross.

Zu fressen haben sie natürlich immer Sepiaschalen, dann abwechselnd Gurken, Fenchel, Rüebli, Süsskartoffel, Zucchini. Ich biete auch regelmässig Fischfutter und Rindshackfleisch an. Gefressen wurde das allerdings noch nie. Im Sommer kommt (unbehandeltes) Grünzeugs und Gemüse aus dem Garten dazu. Bohnenblätter waren bis jetzt ihre Lieblingsspeise .

Die Schnecken sind ansonsten vital. Sie kriechen fleissig herum und legen auch regelmässig Eier.

Nun, ist das Wachstum, bzw. Gewicht normal? Oder ist mir noch ein weiterer Anfängerfehler unterlaufen?

Liebs Grüessli vom Trüffel

[Fusselnase]

Moin,

wie groß und alt sind die Tiere jetzt?
Kannst du Bilder zeigen? Vorzugsweise von der Seite, so dass ihr ganzes Haus samt Wachstumskante zu sehen ist.

[HelenZer]

30-50g scheint recht wenig für eine Fulica. Meine sind jetzt ca ein Jahr alt und haben eine Gehäuselänge von 12-15 cm je nach Tier. Wiegen auch wie eine gute Packung Butter... gewogen habe ich sie zwar nicht, aber habe ein recht gutes Gefühl für Gewicht.

Ich schließe mich Fusselnase an, ein paar Fotos würden nicht schaden. Vielleicht sind es ja gar keine Fulica?

[Trueffel]

Merci für die Antworten

Die Schnecken sind 1,5 - 2 Jahre alt. Ich habe sie von 2 verschiedenen Anbietern, die ich über Inserate gefunden habe. Also nicht wirklich professionell. Eine Person hat ungewollte Nachzucht gerettet und weitervermittelt, die andere Person hatte selber ungewollte Babyschnecken.
Ich denke schon, dass es fulicas sind, da ich sie ja von 2 verschiedenen Personen habe. Ich lade heute oder morgen noch Bilder hoch.

Was gibt es ganz allgemein für Ursachen, die das Wachstum hemmen können?

[Georgia]

Hallo Trüffel,

leider sind gerade die Fulicas oft überzüchtet und der ungewollte Nachwuchs stammt aus Inzucht - heißt meist Geschwisterverpaarung über mehrere Generationen hinweg. Ich schreibe dies, weil deine Bezugsquellen sehr danach klingen, als wäre auch hier dies die Ursache. Ich verstehe gut, dass du diesen Schneckchen ein gutes Leben ermöglichen möchtest. Nur leider bringen sie vermutlich genetisch bedingte "Defekte" mit, die du durch gute Haltungsbedingungen leider nicht kompensieren kannst.
Wenn sie bereits so "alt" sund, sollten sie normalerweise längst ausgewachsen und entsprechend "schwer" sein. Neben dem Gewicht wäre auch die Häuschenlänge aufschlussreich, also wenn du Bilder machst, vielleicht direkt mit einem Lineal daneben?

Liebe Grüße
Georgia

[Fusselnase]

Ich finde die Inzuchttheorie schwierig. Inzucht alleine macht noch keine genetischen Schäden und diese Ursache sollte man meiner Meinung nach erst in Erwägung ziehen, wenn wirklich alles andere ausgeschlossen wurde.
Sonst versteift man sich zu schnell auf eine Ursache, die man nicht beheben kann und übersieht mögliche andere.

Es gibt sehr viele mögliche Faktoren, falsche Haltungsbedingungen, falsches Futter sind da ganz vorne mit dabei. Und gerade bei "Unfalljungschnecken" ist es oft so, dass die Tiere in zu großer Zahl auf zu engem Raum gehalten werden. Eine hohe Keimdichte, weil die Tiere im eigenen Kot und Schleim sitzen, führt sehr schnell zu Wachstumsproblemen. Auch gibt es Schneckenarten, die sich gegenseitig im Wachstum hemmen, wenn die Besatzdichte zu hoch ist. Wachstumsprobleme im Babyalter können ihre Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter haben. Ganz ohne genetische Disposition.

Als ich in die Schneckenhaltung einstieg, hieß es beispielsweise von den Fulica, dass die Albinoformen generell wegen "Inzucht" weniger groß würden als die Wildformen und dass die Wildformen in Gefangenschaft auch nicht mehr so groß würden wie in freier Wildbahn. Das hatte aber niemand meinen Schnecken gesagt. Während die gekaufte Elterngeneration farbvariantenübergreifend zwischen 10 und 12cm groß wurde, hatten die Kinder allesamt noch mit 12cm größere Wachstumsränder. Jede Farbform hat in der Enkelgeneration die 15cm geknackt.

[Gelbhalsmaus]

Soweit ich weiß, ist es nicht bestätigt, dass etwas passieren kann, wenn man zu oft Inzucht mit Schnecken betreibt.
Es gibt auch Umfragen zu Inzucht oder Threads zu diesen spannenden Thema, hier im Schneckenforum.

[Trueffel]

Klingen denn meine Haltungsbedingungen für euch stimmig? Ich habe schon einen Anfängerfehler gemacht, vielleicht mache ich sonst noch irgendetwas falsch und merke es nicht...

Bei einer Person wurden sie sicher nicht zu eng gehalten. Die Frau war nur ein bisschen zu spät mit Eier suchen und hat es nicht übers Herz gebracht, die schon geschlüpften einzufrieren. Das waren aber nicht so viele. Die Elterntiere waren auch nicht so gross.
Bei den geretteten kann ich es nicht sagen.
Inzucht kann ich nicht ausschliessen. Wobei sich hier ja nicht alle einig sind, ob es dadurch Deffekte gibt.

Hier die Bilder, mit Lineal. Die Wildfarbene ist die schwerste, die Rodatzi vom Gehäuse die grösste.
Die Wachstumsstreifen der Rodatzi sind vermutlich durch die zu saure Erde entstanden. Die Erde ist mittlerweile aufgekalkt.

Liebs Grüessli vom Trüffel

[HelenZer]

Die sehen für mich aus, als ob die Bedingungen lange Zeit ungünstig für sie waren. Die Streifen deuten auf starke Temperaturgefälle hin. Meine Schnecken haben leider auch 2 solche Furchen abbekommen da die Tempratur während und nach dem meinem Umzug im November unstabil war, seitdem sind sie ordentlich gewachsen.
Meine Schnecken stammen auch aus dritter oder vierter 'Inzuchtgeneration' und die Größten haben die 15 cm auch bereits erreicht. Ich glaube nicht, dass das ein großer Faktor bei Schnecken ist, da sie sich schließlich auch selbst befruchten können und der Nachwuchs aus Selbstbefruchtung genau so lebensfähig ist wie 'normaler'.

Bei welcher Temperatur hältst du sie denn?

Und... ich denke nicht, dass sie jetzt in dem Alter noch weiter wachsen, ungeachtet ihrer derzeitigen Bedingungen. Soweit ich weiß, ist der Wachstum bei ca 2 Jahren weitgehend abgeschlossen.

[Fusselnase]

Da schließe ich mich an: die sehen so aus, als wären die Bedingungen lange Zeit nicht gut gewesen. Ein unaufgekalkter Boden sorgt für frühzeitig verblassende Häuschen, solche Probleme, wie deine Schnecken gehabt zu haben scheinen, werden davon nicht verursacht. Besonders die vielen Bruchkanten bei der letzten Schnecke sind nicht normal.
Gewicht von 30g ist bei 8cm Länge etwas wenig, aber 50g wären im Bereich des Möglichen.
Zu deinen Haltungsbedingungen schreibst du leider kaum etwas, schwer zu sagen, was da nicht stimmt. Sind die Schnecken denn konstant aktiv oder ziehen sie sich viel zurück?

[Trueffel]

Hoi zusammen

Vielen Dank für die vielen Antworten. Hm, interessant dass es nicht am Kalk liegt. Im Oktober hatten sie während etwa 2 Wochen eine schwierige Zeit, aber jetzt sollten die Bedingungen eigentlich stimmen.
Ich beschreibe mal meine Haltungsbedingungen etwas genauer.

Futter: Sepiaschalen und Wasser immer zur Verfügung, sonst (auch immer verfügbar) verschiedene Gemüse/Früchte wie Gurke, Süsskartoffel, Zucchini, Fenchel, Rüebli, Apfel, Birne. Manchmal gibt es etwas aus dem Garten, vor 2 Wochen frischen Rucola. Etwa 1x in der Woche biete ich Hackfleisch an, das wurde bis jetzt noch nicht gefressen.

Einrichtung: Moos auf dem Boden, Äste, Rindenstücke, Plastikpflanzen. 1x in der Woche werden Eier gesucht und es wird neu eingerichtet.

Erde: Schildkrötenerde, seit etwa 1,5 Monat aufgekalkt.

Temperatur: Etwas über 20°, jetzt gerade sind es etwa 23°. Selten ist es in der Nacht unter 20°.

Luftfeuchtigkeit: Etwa 50%. Ich weiss, höher wäre besser. Ich weiss aber nicht, wie ich die Luftfeuchtigkeit noch höher bekomme... Tipps?
Vielleicht zeigt das Hygrometer auch verfälschte Werte an, es landete aus Versehen einmal im Wasser. Das Hygrometer im Zimmer zeigt immer eine etwa 5-10% höhere Luftfeuchtigkeit an. Wobei 60% ja auch noch etwas knapp sind.

Im Oktober hatten die Schnecken etwa 2 Wochen lang zu kalt . Ich war im Urlaub und konnte es erst danach besser heizen (eine Heizmatte hat nicht gereicht, jetzt sind es 2). In dieser Zeit hatten die Schnecken auch zu trocken. Jetzt liegt immer ein feuchtes Frottetuch über dem Terrarium, ausserdem befeuchte ich etwa 2x in der Woche das Moos.
In dieser schwierigen Phase im Oktober gingen 4 der 6 Schnecken in die Trockenruhe. Ich habe sie dann machen lassen und nicht mehr umgegraben, nach 3 Wochen sind sie wieder von selber aufgewacht.
Jetzt sind sie vital, sie fressen, legen Eier, fräsen auch manchmal tagsüber durch das Terrarium. Seit dem haben auch alle Schnecken ihr Haus vergrössert. Kann es immer noch am zu kalten Oktober liegen?

[max]

Also ich halte meine Fulicas am Tag viel wärmer - 26,5 bis 27 Grad. Ich weiss, das gerade fulicas als "einfache Einsteigerart" gehandelt wird, die nicht viel Anspüche hat. Aber dem ist nicht so. Ich habe meine fulis auch aus Unwissenheit früher zu kalt gehalten und meine erreichten eine ähnliche Grösse wie deine. Wenn du an Stromkosten sparen willst, dämme die Seiten deines Terras, durch die sowieso keiner schaut (meist hinten, oben, eine Seite) Hab ich auch grad gemacht und vorher/nachher gemessen - die Einsparung ist beachtlich (über 20€ im Jahr)
Wenn du aktuell kein (funktionierendes) Hygrometer hast, kann man auch gut den "Kopftest" machen. Stecke einfach mal selbst deinen Kopf in das gerade geöffnete Terra rein und atme auch mal tief ein. Es muss sich warm und tropisch anfühlen.

Wenn du (echte) Pflanzen im Terra hast, hält die Feuchtigkeit besser. Bei mir halten sich Bromelien und ein Drachenbaum schon sehr lange wacker, ohne dass er angefressen wird.

Ich habe, um die Luftfeuchtigkeit zu halten die Lüftungslöcher abgeklebt. Ich wirble früh und abends mit einer Pappe oder einem kleinen Ventilator kräftig die Luft durch (fächere dabei Aussenluft ins Terra rein) und schon ist frischer Sauerstoff im Terra. Danach sprüchen - Türen zu und gut.

Als sehr guten Sprüher hab ich letztens den Gloria Hobby flex gekauft. Der hat einen wiklich sehr feinen Sprühnebel (es wird also nicht klatschnass) und spüht in jeder Haltung, also auch seitlich oder über Kopf. So kann man sehr dosiert und platziert sprühen.
wenn ich mal 2 oder 3 Tage weg bin, kann ich meine Tiere sogar allein lassen. Sie haben dann einen Fogger, der 2 bis 3 mal am Tag frische Luft und Feuchtigkeit ins Terra bringt. Sie bekommen dann haltbares Futter - hat bisher immer geklappt.

[Trueffel]

Danke Max für deine Erklärungen.

Bei welcher Temperatur halten die anderen ihre Schnecken?

Und was benutzt ihr als Heizung? Lampen möchte ich nicht, 2 Wärmematten habe ich schon... Also bräuchte ich wohl leistungsstärkere Matten. Was könnt ihr mir empfehlen?
Und legt ihr die Matten unter das Terrarium? Ich habe sie auf Anraten der Vorbesitzer an den Seiten und nicht unten angebracht. Isoliert habe ich 2 Seiten mit Filz.

[Gelbhalsmaus]

Und legt ihr die Matten unter das Terrarium? Ich habe sie auf Anraten der Vorbesitzer an den Seiten und nicht unten angebracht.

Hallo Trueffel,
bitte platziere niemals die Heizmatte unter dem Terra, da sich Schnecken, wenn es zu warm wird, in der Erde vergraben. Wenn aber von dort die Hitze kommt, kann es für die Schnecken auch tödlich enden.

[Trueffel]

Hoi Gelbhalsmaus, das beruhigt mich ein bisschen, also habe ich die Heizmatten schon am richtigen Ort angebracht .

Wie viel Leistung/Grösse braucht denn eine Heizmatte, die mein Terrarium auf 26° - 27° heizen kann?