Cornu aspersum wo aussetzen? Viele Fragen!!!

[zanettaja]

Hallo,
meine Tochter hat im Hinterhof meiner Arbeitsstelle 8 oder 9 gefleckte Weinbergschnecken gefunden, die fast ausgetrocknet waren und dort auch keinen idealen Lebensraum hatten ( viele ausgetrocknete lagen auch herum) . Ich denke es sind gefleckte, da sie ca 4 cm groß sind. Von der Maserung her kann ich sie von der Helix pomatia kaum unterscheiden, habe nun aber gelesen, dass jede dieser Arten eine unterschiedliche Überwinterungsform hat.
Fakt ist: Wir kauften ein kleines Terrarium, statten es aus (= Terrarienerde/ Zweige/ Sepiaschalen) , pflegten zwei angeknabberte Schnecken gesund ( mit Pflaster über dem Panzer) und alle haben sich prächtig entwickelt und fühlen sich anscheinend sehr wohl.
Doch nun zu meinem Problem: Sie bekommen ununterbrochen Babys. Die Kleinen sind ja sehr süss und munter, aber ich kann ja unmöglich tausende von Schnecken einen sicheren und bequemen Lebensraum bieten....das Terrarium kann ich auch nicht jeden Tag untersuchen, weil die ganzen Zweige usw. ja entfernt werden müssten um ein Gelege zu entdecken. Frage ist: Wie entdeckt ihr das neue Gelege in einem Terrarium, ohne jeden Tag eine halbe Stunde darin herumzuwühlen?
Außerdem möchte ich nichts töten - noch nicht mal die Eier. Ich besitze auch keine Tiefkühltruhe oder so
Deswegen habe ich mir überlegt, die Schnecken jetzt wieder an einem Ort auszusetzen an dem sie nicht durch Gärtner zerschreddert werden oder von Chemikalien vergiftet werden, etc.
Wenn es Weinbergschnecken sind, können sie ja selbst die Vorsorge für ihre Überwinterung treffen - wenn es gefleckte sind, vertragen sie die winterlichen Temperaturen schlecht - so zumindest mein Wissenstand. Frage ist: Was mach ich jetzt mit ihnen? Ich möchte das sie ein nettes Leben haben, bin mir aber jetzt total unsicher, wo ich sie und die Babys artgerecht aussetzen kann - bzw. wie ich sie weiter im Terrarium halten soll, ohne eine Schneckenüberpopulation zu riskieren. Falls es gefleckte WBS sind, überleben sie doch hier nicht den Winter, oder? Wie macht ihr das mit der Bestimmung der Art, den Babys und der Überwinterung bzw. dem finden eines idealen Ortes zwecks Wiederüberführung in den natürlichen lebensraum?
Ich hänge ein paar schlechte Fotos an - kann die Terrarientür leider gerade nicht öffnen, weil eine dicke Schnecke sich da breit macht
Vielen Dank schon jetzt für alle Antworten

[FleckiFleck]

Hallo,

Ich sehe da tatsächlich Cornu aspersum!

Wenn Du bessere Bilder nachrreichst kann man sie noch besser bestimmen...
Ich denke aber schon dass sie Gefleckte WBS sind.

Flecki

[zanettaja]

Hallo, hier nochmal neue Fotos!

[zanettaja]

...wäre super wenn ihr mir Tipps geben könntet, wie ich mit den Tierchen idealerweise weiter verfahren soll. Die Babys wachsen mir sonst übers Terrarium

[Wassn]

Hi,

es scheinen auf den Fotos tatsächlich gefleckte Weinbergschnecken zu sein.
Diese Art ist auch in unseren Breitengraden teilweise schon domestiziert. Ich selbst habe in Frankfurt in einem Park auch schon welche gesehen.
Nun zu deinem Problem:
Schnecken sind nun einmal Tiere, die sich je nach Art, massenhaft vermehren. Wenn wir diese Tiere als Haustiere halten, dann übernehmen wir die Verantwortung für die Tiere selbst und deren Nachkommen. Dies bedeutet eine voraussichtliche und auch im Sinne des Tieres angebrachte Verhaltensweise.
Als Schneckenhalter kann man nicht alle Babys die schlüpfen aufziehen. Es sind einfach zu viele. Zumal im Terrarium geborene Tiere ein anderes Imunsysthem haben als freilebende. Also tut man mit einer Auswilderung den Kleinen auch keinen Gefallen. Ihr Körper kann mit den Keimen und Bakterien draussen, große Probleme haben und auch sie bringen Bakterien und Keime in die Natur, die dort eventuell nicht vorkommen. Also anders gesagt: es ist nicht erlaubt, im Terrarium aufgezogene Tiere auszusetzen.
Dies bedeutet: Entweder alle vermitteln oder frosten. Das klingt hart, ist aber letzten Endes im Sinne des Tieres. Man tut auch der Natur keinen Gefallen wenn man auf einmal hunderte Schnecken einfach aussetzt!
Ich muss gerade ein bisschen mit dem Kopf schütteln. Leider gehören manchmal zur Tierhaltung auch unangenehme Dinge, die man tun muss. Kann man aus welchen Gründen auch immer, dies nicht tun, dann ist es grob gesagt, nicht die richtige Tierart, die man sich da hält.
Kinder wollen immer gerne alles mit nach Hause nehmen, sammeln alles Getier auf. Ich selbst habe keine Kinder, arbeite aber seit 25 Jahren mit Kids. Egal ob Regenwurm oder Hund. Und da ist es an uns Erwachsenen, den Kids den Richtigen Umgang mit dem Tier zu vermitteln und zwar im Sinne des Tieres! Oft denkt man, man tut den Kids einen Gefallen, so ein Terrarium zum Beobachten und so.... aber eigentlich sollte das Tier die erste Geige spielen. Es kann an seiner Situation nichts ändern, kann nicht entscheiden wo es leben möchte, ist von unserem Handeln abhängig. Auch dass müssen Kinder lernen. Es geht nicht um das "Besitzen" sondern um das "Sorge tragen im Sinne des Tieres, mit allen Konsequenzen."
Sorry, ich hoffe meine Worte waren nicht zu hart. Aber leider kommen genau diese Situationen, wie du sie schilderst, immer wieder vor. Mir tun dann die Tiere einfach leid.
In der Schneckenhaltung kommt man um das abtöten von Eiern und evtl. sogar Babyschnecken nicht herum. Dies ist bei einer verantwortungsbewussten Haltung einfach notwendig. Schon jetzt werden massenhaft Tiere zu Schleuderpreisen im Internet verscherbelt, müssen teilweise elendig vor sich hinvegetieren. Es gilt in der Regel: so viele Schnecken schlüpfen lassen, wie man selbst behalten möchte oder ein paar mehr, die man vermitteln möchte.... nicht alle!
Und meine Bitte: Wenn man nicht die volle Verantwortung für ein Tier übernehmen möchte, mit allen Konsequenzen, dann bitte.... das Tier dort lassen wo es ist. Auch wenn es erst einmal nicht so dolle aussieht.

Ich hoffe, dass ein Weg für die Schnecken, in ihrem Sinne gefunden wird. Ich drücke ihnen die Daumen.

[zanettaja]

Hi Wassn,

ja, ich kann die Argumente gut verstehen.
Jetzt ist es aber zu spät, weil die Schnecken sind da und ich eine Lösung finden muss. Als ich die Verletzen mit nach Hause nahm, wollte ich ja nur was Gutes tun und hatte von Schnecken nicht den geringsten Schimmer - sprich : KEINE AHNUNG. Ich habe mich in das Thema erst eingelesen, als wir die Schnecken dann eingesammelt hatten und über die schnelle Fortpflanzung habe ich auch erst jetzt das entsprechende Wissen.
Da die Cornu ja hier schlecht überwintern kann, möchte ich sie ja auch lieber vermitteln. Weisst du oder jemand anders, wie man das anstellt? Ich möchte sie eigentlich nicht als weitere Verwendung für den Kochtopf zur Verfügung stellen, sondern jemanden finden, der mit dem frosten der Eier und der Eiersuche usw. kein Problem hat und bei dem sie als Haustiere leben können.

VG
Zanettaja

[Inch]

Hallo Zanettaja,
die Cornus sind mittlerweile gut angepasst und haben hier in Österreich den letzten -wirklich sehr kalten- Winter gut überstanden!
Wenn Du Eure Schnecken abgeben möchtest, könntest Du hier im Forum unter Angebote nach Interessenten suchen.
LG,
Inch

[Kosmo380]

Hi,

es scheinen auf den Fotos tatsächlich gefleckte Weinbergschnecken zu sein.
Diese Art ist auch in unseren Breitengraden teilweise schon domestiziert. Ich selbst habe in Frankfurt in einem Park auch schon welche gesehen.

Entschuldige dass ich den Uralten Thread wieder aufgreife.
Habe selber 2 Cornus aus einem KiGa gerettet, eine mit kaputten Häuschen. Jetzt ist die Frage wo ich sie am besten wieder auswildere. Am Ursprünglichen Platz kommt für mich nicht infrage, kleiner grünstreifen zwischen KiGa und Straße.
Jetzt überlege ich sie entweder ins Feld drei Strassen weiter zu setzen oder einen ganz neuen Platz zu suchen, gefühlt ist es überall für schnecken gefährlich.
Gerne natürlich dahin wo es schon andere Cornus gibt. Da ich bei Frankfurt wohne - wo hast du denn welche gesehen und wäre das geeignet wenn ich fragen darf?

Entschuldige die vielen (blöden?) Fragen, bin Schneckenlaie

[Nina 99]

Hallo Kosmo,

am besten suchst du dir eine Stelle, an der nicht gemäht wird und wenig Menschen sind. Zum Beispiel einen Waldrand. Ganz beschützen geht leider nicht.

[Kirsten]

Moin,

nun sag ich es mal ganz direkt. Ihr habt keine Ahnung was Cornus aspersum in anderen Ländern für Schäden anrichtet und wie weniger invasive Arten zurück gedrängt werden. Diese Art gehört nicht hierher und das ist gut so. Wollt Ihr wirklich zur Arion vulgaris-Plage noch eine weitere? Bitte, bitte nicht noch weiter verbreiten. Das machen die leider schon von alleine. Man nennt das im Übrigen Faunenverfälschung und das ist gesetzlich verboten, mit gutem Grund.

[Nina 99]

Bislang war hier in Deutschland nie die Rede davon, dass Cornus Schäden anrichten oder andere Arten verdrängen. Bei mir
"dominiert" die Pomatia weiterhin, obwohl es seit mehr als 5 Jahren auch Cornus gibt. Bänderschnecken und Weinbergschnecken teilen sich schon lange den Lebensraum, ohne einander zu verdrängen. Paaren kann sich die Cornu aspersum auch nur mit ihres Gleichen. Desweiteren ist die Cornu aspersum geschützt und aus diesem Grund sollte es auch nicht möglich sein darauf Einfluss zu nehmen, weil man gar keine Tiere der Natur entnehmen darf oder Nachzuchten aussetzen sollte. Dass Kosmo die Schnecken nicht wieder einfach in den Grünstreifen setzt ist doch verständlich. Und dass man verletzten Schnecken hilft ist auch nicht zu verübeln.

[Kirsten]

Moin Nina,

Cornu aspersum ist nirgendwo geschützt. Wie kommst Du da drauf? Du verwechselst das sicher mit Helix pomatia. Die ist geschützt und teilt sich den Lebensraum mit den Cepaea. Beide gehören hierher und leben in friedlicher Gemeinschaft. Weil es bei Dir Cornus gibt, heißt es noch lange nicht, dass sie hierher gehören. Eine Plage entsteht nicht über Nacht. Aber wenn man sie bemerkt, ist es längst zu spät.

Auch ich halte Cornus, habe sie vor dem Tod gerettet. Aber auf keinen Fall wird von denen irgend etwas, weder Schnecke, noch Ei, nach Draußen gelangen. Das ist wirklich immens wichtig.

[wolf]

Hallo allerseits,
noch mal ganz kurz: Cornu aspersum ist keine "mediterrane" Art (wie manchmal geschrieben wird), sondern ihr Verbreitungsgebiet ist "westeuropäisch-mediterran". Ich hatte schon mal irgendwo geschrieben, dass Cornu aspersum z.B. seit urlangen Zeiten in Großbritannien wohnt (sie war dort längst, bevor die Römer kamen..........). Dass sich Cornu aspersum inzwischen weiter östlich ausbreitet, ist bekannt.
Laut Bundesartenschutzverordnung (siehe https://www.gesetze-im-internet.de/bart ... 10005.html, "Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten") sind "einheimische Populationen" von Cornu aspersum (im Gesetz noch unter der alten Bezeichnung Helix aspersa) in Deutschland definitiv besonders geschützt. Im Einzelfall ist es natürlich oft schwer zu entscheiden, ob eine deutsche Population schon als "heimisch" gelten kann (z.B. in der Rhein-Region, wo sie schon sehr lange ist) oder ob es eher eine neumodische Population ist.
Herzliche Grüße: wolf

[Bolt]

Das ist ja interessant, ich wusste gar nicht dass auch die Cornus geschützt sind. Bei mir um die Ecke gibt es ja auch einen kleinen Grünstreifen mit Cornu Population, die leben dort scheinbar auch friedlich mit Cepaea und Helix Pomatia, die Cornus sind eher in der Unterzahl und ich freu mich immer wenn ich von denen welche sehe^^
Habe gerade auch mal gegoogelt wo sie so invasiv sind, scheinbar hat es die Art auf Citrusfrüchte abgesehen?

[Nina 99]

Hallo nochmal,

an sowas kann ich mich auch erinnern, wolf. Danke dir.
Ich würde es jetzt auch nicht als besonders sinnvoll ansehen, wenn jemand massenweise Cornus auswildert, aber invasiv wie es jetzt Fulicad wären, sind Cornus nicht und wie gesagt verdrängt bei mir keine Art eine andere. Sie fressen auch nicht wie die spanische Wegschnecke Unmengen an Futter weg.
Wenn Kosmo seine gesund gepflegten Cornus ein paar Ecken weiter auswildert, wird das nicht schaden.

@Bolt: Echt, an Zitrusfrüchte? Das ist ja untypisch für Schnecken.