Einige grundsätzliche Fragen zu einheimischen Schnecken

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Einige grundsätzliche Fragen zu einheimischen Schnecken

Beitragvon Leksi Reginleif am 11.02.2017, 11:20

Hallo, ich schon wieder :lol:

Nachdem ich nun schon einige hilfreiche Antworten zu den potentiellen zukünftigen Mitbewohnern unter den Achatschnecken (Archachatina marginatum ovum) erhalten habe, möchte ich mich gerne noch mehr über unsere einheimischen Schnecken informieren.
Habe mir auch da schon ein Buch besorgt, aber einige Fragen bleiben ja immer offen.

Also ich weiß ja nicht wie andere ihre Kindheit verbracht haben, aber wir waren draußen - und wir haben Schnecken mit nach Hause gebracht :-D
Dort wurden sie dann in einem Behälter unter Klarsichtfolie mit Luftlöchern ein paar Tage oder Wochen gehalten und dann wieder nach draußen  gebracht. So einfach geht das heute natürlich nicht mehr, aber dennoch führt es mich zu einigen grundlegenden Überlegungen und Fragen.

Als erstes kommt mal mein "psychischer Knacks":
Ist es nicht irgendwie traurig, eine Schnecke, die sozusagen den "Geschmack der Freiheit" kennt, da raus zu pflücken und in eine Glaskasten zu setzen? Oder ist das einer Schnecke echt völlig egal, wenn sie plötzlich weniger Platz hat? Was sind eure Gedanken dazu?

Ich habe noch ein altes Terrarium mit 40x30x30cm. Für Achatschnecken natürlich unbrauchbar, aber laut Schneckenbeckenrechner wäre das z.b. für 3 Stück Cepaea geeignet - und die findet man ja eher häufig, oder?

Und soweit ich es verstanden habe, ist es ja durchaus erlaubt, Schnecken aus der Natur zu entnehmen (wenn sie nicht unter Schutz stehen).

Dazu gleich eine Frage zu den Weinbergschnecken:
Diese stehen bei uns ja unter Naturschutz, die Familie meines Mannes hat allerdings ein Haus in Südtirol, also offiziell Italien, und da sind im Garten extreeeeeem viele Schnecken (natürlich ganz normale Bänderschnecken, aber der Größe nach würde ich auch auf Weinbergschmecken tippen, bin aber nicht sicher), angenommen die stünden dort nicht unter Schutz (weiß das vielleicht sogar jemand?), dürfte man sie dann von dort mit nach Österreich nehmen oder nur dort halten?

Zum Terrarium:
Ist es da sinnvoller Erde, Äste, Moos usw. zu kaufen oder einfach von da zu nehmen, wo man die Schnecken holt? Im Buch steht man muss aufpassen dass man such keine Ameisen oder sonstiges einschleppt?
Regenwürmer werden empfholen. Die bei den Achatschnecken üblichen weißen Asseln fallen aber dann wohl wegen fehlender Tropenbedingungen eher weg, oder?

Wie ist das dann mit dem Nachwuchs?
Bei Achatschnecken muss man ja entweder Abnehmer finden oder, weil man sie natürlich nicht in unsere Fauna entlassen kann, die Gelege abtöten :(
Aber bei einheimischen Schnecken müsste das doch eigentlich gehen, oder? Immerhin wären die ja auch geboren worden, wenn man die Schnecken draußen gelassen hätte? Kann man also die Schneckenbabys wieder in den Kreislauf der Natur entlassen, z.b. einfach an der Stelle an der man die Elterntiere gefunden hat? Wenn ja, ab welchem Alter?

Und ist es theoretisch auch möglich, die aus der Natur entnommenen Schnecken nach einiger Zeit wieder "auszuwildern"? :?
Wenn ich z.b. merke, dass die Schneckenhaltung doch nichts für mich ist, oder mal verreise, oder einfach irgendwann gerne andere Schnecken im Becken hätte?

Sorry, wenn die Fragen vielleicht blöd sind, aber ich kenne mich eben überhaupt noch nicht aus und ich möchte einfach absolut sicher gehen, ob das was für mich ist, drum stelle ich lieber hundert bescheuerte Fragen, bevor ich mir Tiere ins Haus hole, mit denen ich dann vielleicht nicht zurecht komme (und bei Achatschnecken wäre das ziemlich ungünstig, drum kam mir der Gedanke mich vielleicht erst mal an einheimische ranzutasten) :oops:

Danke euch.
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Re: Einige grundsätzliche Fragen zu einheimischen Schnecken

Beitragvon Knusperzunge am 14.02.2017, 13:50

Hallo Leksi,

deine Fragen sind überhaupt nicht blöd. Im Gegenteil es ist doch sehr sinnvoll, wenn man sich vor der Anschaffung neuer Tiere so viele Gedanken macht, sich informiert und versucht, alle offenen Fragen loszuwerden. Ich selbst halte zwar keine einheimischen Schnecken, aber ich versuche mich mal an der Beantwortung deiner Fragen :)

Leksi Reginleif hat geschrieben:Als erstes kommt mal mein "psychischer Knacks":
Ist es nicht irgendwie traurig, eine Schnecke, die sozusagen den "Geschmack der Freiheit" kennt, da raus zu pflücken und in eine Glaskasten zu setzen? Oder ist das einer Schnecke echt völlig egal, wenn sie plötzlich weniger Platz hat? Was sind eure Gedanken dazu?

Ich finde nicht, dass du da einen Knacks hast. Ob man Schnecken aus der Freiheit entnehmen und in einem Terrarium halten möchte, ist keine einfache Entscheidung.
Die Frage ist natürlich immer, wieviel "Freiheit" eine Schnecke tatsächlich wahrnehmen kann, und welche Vor- und Nachteile das Leben im Terrarium im Vergleich zum Leben in Freiheit hat. Der Lebensraum der meisten Schnecken ist ja nicht gerade die unberührte Natur, sondern in den meisten Fällen städtische oder landwirtschaftliche Nutzfläche. Entsprechend sind die Tiere dort einer Vielzahl an Maschinen, trampelnden Füßen und Pestiziden ausgesetzt. Dazu kommen Fressfeinde, die Schnecken selbst an den idyllischsten Orten haben. All diese Gefahren gibt es im Terrarium natürlich nicht. Dafür sind die Bewegungsfläche und auch die Berührungspunkte mit verschiedenen Arten von Pflanzen, Bodengründen und anderen Schnecken eingeschränkter. Da es dazu keine gesetzlichen Vorgaben gibt, muss letzten Endes jeder für sich entscheiden, ob er Schnecken aus der "Natur" einsammeln und in ein Terrarium setzen möchte - außer natürlich bei geschützten Arten, bei denen das Entnehmen aus der Natur verboten ist.

Leksi Reginleif hat geschrieben:Ich habe noch ein altes Terrarium mit 40x30x30cm. Für Achatschnecken natürlich unbrauchbar, aber laut Schneckenbeckenrechner wäre das z.b. für 3 Stück Cepaea geeignet - und die findet man ja eher häufig, oder?

Und soweit ich es verstanden habe, ist es ja durchaus erlaubt, Schnecken aus der Natur zu entnehmen (wenn sie nicht unter Schutz stehen).

Das stimmt. Ich denke auch, dass die angegebene Größe für Cepaea geeignet wäre. Eventuell würde das auch für z.B. Cornu aspersum passen, aber mit den Bedürfnissen der heimischen Arten kenne ich mich leider nicht gut genug aus, als dass ich dir da verlässliche Tipps geben könnte.

Leksi Reginleif hat geschrieben:Dazu gleich eine Frage zu den Weinbergschnecken:
Diese stehen bei uns ja unter Naturschutz, die Familie meines Mannes hat allerdings ein Haus in Südtirol, also offiziell Italien, und da sind im Garten extreeeeeem viele Schnecken (natürlich ganz normale Bänderschnecken, aber der Größe nach würde ich auch auf Weinbergschmecken tippen, bin aber nicht sicher), angenommen die stünden dort nicht unter Schutz (weiß das vielleicht sogar jemand?), dürfte man sie dann von dort mit nach Österreich nehmen oder nur dort halten?

Also in Südtirol leben mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest zum Teil andere Schneckenarten als hier. Es gibt auch keine Bänderschnecken, die so groß wie Weinbergschnecken werden, insofern müsste es sich da schon um eine bestimmte Art handeln, die weder eine Helix pomatia (klassische Weinbergschnecke) noch eine Cepaea (Bänderschnecke) ist. Um zu bestimmen, welche Art von Schnecken du meinst (und ob diese unter Schutz steht), bräuchte man tatsächlich Bilder. Es gibt mehr Schneckenarten, als man anfangs denken könnte.

Wenn dir Helix pomatia gut gefallen, kannst du aber gerne ein Gesuch im Forum aufgeben oder mal in Kleinanzeigen im Internet suchen. Denn es ist rechtlich völlig unproblematisch, Weinbergschnecken aus Nachzuchten zu kaufen und zu verkaufen.

Leksi Reginleif hat geschrieben:Zum Terrarium:
Ist es da sinnvoller Erde, Äste, Moos usw. zu kaufen oder einfach von da zu nehmen, wo man die Schnecken holt? Im Buch steht man muss aufpassen dass man such keine Ameisen oder sonstiges einschleppt?
Regenwürmer werden empfholen. Die bei den Achatschnecken üblichen weißen Asseln fallen aber dann wohl wegen fehlender Tropenbedingungen eher weg, oder?

Die weißen Asseln brauchen an die 30°C, um sich zu vermehren, deshalb wären die wohl nicht sinnvoll für ein Terrarium mit heimischen Schnecken. Was immer problemlos geht, sind Springschwänze. Die musst du aber nicht extra kaufen, weil die mit der Zeit sowieso kommen :-D
Ich persönlich habe aktuell nur Springschwänze als Helferlein für den Boden. Asseln sind in Planung. Regenwürmer möchte ich nicht im Terrarium haben, weil ich mir sorgen mache, diese beim Umgraben zu verletzen. Prinzipiell kommt ein Terrarium auch ohne jedwede Helfer aus, dann muss man nur etwas häufiger den Bodengrund austauschen. Ich selbst musste im vergangenen Jahr, obwohl ich nur Springschwänze mit drin habe, nur ein einziges Mal den Bodengrund austauschen. Wie lange der gut bleibt, hängt nämlich abgesehen von den Helferlein noch von ein paar anderen Faktoren ab: Wie locker und feucht die Erde ist, welcher Bodengrund genau verwendet wird, usw.
Wenn du Schnecken von draußen nehmen möchtest, halte ich es für eine gute Idee, an derselben Stelle auch Erde und eventuell Äste, Moos und Laub mitzunehmen. Es sollte eben nicht gerade aus einem Ameisenhaufen sein und ich würde immer gründlich nachschauen, ob an den Sachen noch irgendwelche Krabbeltiere sitzen, bevor ich alles ins Terrarium tue. Und immer darauf achten, dass man die Sachen nicht in der Nähe vielbefahrener Straßen sammelt, damit sie nicht mit Abgasen belastet sind.

Leksi Reginleif hat geschrieben:Wie ist das dann mit dem Nachwuchs?
Bei Achatschnecken muss man ja entweder Abnehmer finden oder, weil man sie natürlich nicht in unsere Fauna entlassen kann, die Gelege abtöten :(
Aber bei einheimischen Schnecken müsste das doch eigentlich gehen, oder? Immerhin wären die ja auch geboren worden, wenn man die Schnecken draußen gelassen hätte? Kann man also die Schneckenbabys wieder in den Kreislauf der Natur entlassen, z.b. einfach an der Stelle an der man die Elterntiere gefunden hat? Wenn ja, ab welchem Alter?

Da muss ich dich leider enttäuschen - aussetzen solltest du den Nachwuchs auf keinen Fall. Es ist verboten Tiere, die in Gefangenschaft (Terrarium, Käfig) geboren wurden oder geschlüpft sind, auszusetzen. Dafür gibt es auch gute Gründe. Ich zitiere hier einfach mal aus einem anderen Thema:
Knusperzunge hat geschrieben:
Wassn hat geschrieben:Man sollte Tiere, die aus einer Terrarienhaltung kommen, bzw auch dort geboren worden sind, nicht aussetzen. In einem Terrarium herrscht ein anderes Microklima als in der Natur. Deine Schnecken zu Hause haben, ein auf ihr Terra abgestimmtes, Immunsysthem entwickelt. Wenn du sie nun aussetzt, tust du weder der Natur, noch den Schnecken einen Gefallen.

In Terrarienhaltung geschlüpfte Tiere bringen sowohl andere Keime als auch andere Resistenzen mit sich als ihre freilebenden Artgenossen. Wenn du nun diese Tiere in den Genpool in der Natur einbringst, kann das erheblichen Schaden anrichten - für die ausgesetzten Schnecken selbst, für die örtliche Schneckenpopulation als ganze und für andere Teile des Ökosystems, z.B. für diejenigen Tiere, die Schnecken fressen. Wie du dir vorstellen kannst, kann das schnell größere Kreise ziehen. Lies dir bitte die beiden letzten Posts von Wassn und die_clauz in diesem Thread durch, da wird das ganz gut erklärt: viewtopic.php?f=1&t=24874#p293110

Auch bei der Haltung heimischer Arten kommt man also nicht umher, regelmäßig nach Gelegen zu suchen und diese einzufrieren. Wenn das ein Problem für dich darstellt, würde ich dir leider von der Schneckenhaltung abraten. So wie ich persönlich z.B. bestimmte Reptilien nicht halten könnte, die mit lebenden Mäusen gefüttert werden müssen.

Leksi Reginleif hat geschrieben:Und ist es theoretisch auch möglich, die aus der Natur entnommenen Schnecken nach einiger Zeit wieder "auszuwildern"? :?
Wenn ich z.b. merke, dass die Schneckenhaltung doch nichts für mich ist, oder mal verreise, oder einfach irgendwann gerne andere Schnecken im Becken hätte?

Möglich ist das sicher, aber ich persönlich würde das eher nicht tun. Als Kind habe ich das zwar auch so gemacht: Draußen Schnecken gesammelt, ein paar Wochen lang in einem alten Terrarium gehalten und dann wieder rausgebracht. Aber mittlerweile denke ich, dass man den Tieren mit der wiederholten Umgewöhnung unnötigen Stress bereitet. Denn eine Anpassung von den Bedingungen draußen an die im Terrarium, und dann umgekehrt vom Terrarium nach draußen, verlangt den Tieren einiges ab. Besonders in der kälteren Jahreszeit, in der ein solches Hin-und-Her auch schnell mal zum Tod der Schnecken führen kann. Wenn ich mir nicht sicher wäre, ob die Schnecken mir gut genug gefallen, um mich auch nach ein paar Jahren noch um sie zu kümmern, würde ich mir lieber keine anschaffen. Oder gleich eine Art, von der ich restlos begeistert bin :)

Ich hoffe, dass ich dir damit schonmal ein wenig helfen konnte.
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Re: Einige grundsätzliche Fragen zu einheimischen Schnecken

Beitragvon Leksi Reginleif am 21.02.2017, 15:42

Danke dir, ja da hast du mir schon sehr weitergeholfen :-D

Zum Nachwuchs aussetzen noch eine Frage, weil du schreibst im Terrarium geschlüpfte Tiere - was wäre, wenn man bereits die Gelege rausbringt und sie draußen schlüpfen lässt?

Wenn man so oder so Gelege einfrieren muss, dann tendiere ich tatsächlich zu den Archachatina. Die finde ich wenigstens leichter :-D

Werde mich auf jeden Fall noch weiter informieren und mindestens bis zum Sommer warten, weil wir vielleicht umziehen und ich dann auch nicht weiß wie es platzmäßig aussieht.
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