spontane Haustiere

[JackundRose]

Hallo zusammen,

nachdem ich nun schon seit ca. 3 Monaten Schnecken halte und mich hier über alle möglichen Sachen als leiser Beobachter erkundigt habe, habe ich mich nun doch entschieden dem Schnecken-Club anzuschließen, ein bisschen von meinen Mitbewohnern erzählen und ggf. euch ein paar spezielle Fragen zu stellen.
Nun so viel dazu:
Ich habe mich wirklich sehr spontan dazu entschieden, dass ich wohl Schnecken als Haustiere haben werde. Die Entscheidung habe ich innerhalb Minuten gefällt, als ich in der Uni das zoologische Praktikum betreut habe. An dem Tag haben wir uns mit Mollusca - Gastropoda beschäftigt und haben uns speziell die Art Cornu aspersum (gefleckte Weinbergschnecke) angeschaut. Selbstverständlich gab es zur Bewegungsbeobachtung lebende Exemplare dieser Art, die am Ende des Unterrichtsteils keine Verwendung mehr fanden und somit entsorgt werden mussten. Letztendlich hat mich der Impuls gepackt 2 Schnecken einzupacken, um sie vor ihrem Schicksal zu retten. So kamen Jack und Rose zu mir nachhause, gerade so dem sinkenden Schiff entkommen.

Ich habe die Beiden in einer großen Fauna-Box, die ich mir von Freunden geliehen habe, einquartiert. Erde, Stücke von Moos, ein Kalkgestein, eine flache Wasserschale, Blätter, ein-paar Äste und eine Sepiaschale wurden zu ihrem neuen Zuhause und es schien denen recht gut zu gegen - jedenfalls viel besser, als sich ein Plastikeimer mit 6 weiteren Nachbarn zu teilen. Zwischendurch hatte ich etwas mit Schimmel zu kämpfen, da das Wasser, das ich in der Box versprüht habe, sich an den Ästen gesammelt hat.
Natürlich wurde alles ausgetauscht und durch neue Äste ersetzt, jedoch passiert es immer wieder und ich frage mich, was ich ändern könnte.
Eine weitere Beobachtung von mir war/ist, dass obwohl die Beiden recht viel Platz und Möglichkeit zum Austoben haben, sie doch recht oft an der Scheibe kleben. Ist es normal?

Recht schnell habe ich auch gemerkt, dass die Schneckis nachts sehr fleißig bei der Sache sind (woraus man ja eigentlich deuten könnte, dass sie sich wohlfühlen?) und es hat nicht lange gedauert, bis ich ein, dann das zweite und dann das 3tte Gelege (innerhalb von 2 Wochen) bei der wöchentlichen Putzarbeit gefunden habe. Selbstverständlich konnte ich sie nicht alle behalten, alles wurde artgerecht entsorgt. Leider, oder jetzt doch zum Glück, sind mir ein-paar Eier durch die Finger gegangen und nun habe ich einen 3-köpfigen und 6-äugigen Nachwuchs in einer kleinen Fauna-Box nebenan schleimen. Komischerweise ist jedes Ei jeweils aus dem unterschiedlichen Gelege entstanden, zumindest denke ichs so, da sich die 3 Babys größentechnisch doch recht unterscheiden, was sich ja dadurch erklären ließe, dass Zeitabstände zwischen den geschlüpften Babys sein müssten.

Jedenfalls freue ich mich sehr über den Nachwuchs, die sind toll zu beobachten und wachsen soo unglaublich schnell! Die Große ist schon fast nicht mehr durchsichtig und bekommt langsam das typische geflecke Muster auf ihrem Häuschen

Ebenfalls würde ich mich sehr über Tipps und Anregungen freuen und natürlich freue ich mich umso mehr, wenn euch die diesmal glückliche Geschichte von der "Titanic" gefällt!

Lg!

Ich hänge euch mal Fotos an:

Jack und Rose

[Rasplutin]

Schimmel gibt es manchmal bei neuer Erde und Einrichtung; es kann sein, dass sich das Probem mit der Zeit von alleine löst. Hilfreich ist eine gute Belüftung, bei stehender Luft ist das Risiko der Schimmelbildung grösser.

Falls die Schnecken von einer Schneckenfarm kommen, dann solltest du in der ersten Zeit regelmässig ihre Atemlöcher kontrollieren, ob da nicht kleine, weisse Milben umherkrabbeln... Cornu aspersum sind leider ein beliebter Host für Schneckenmilben. Die sind für die Schnecken zwar nicht lebensbedrohlich, mindern aber die Lebensqualität.

[Knusperzunge]

Zwischendurch hatte ich etwas mit Schimmel zu kämpfen, da das Wasser, das ich in der Box versprüht habe, sich an den Ästen gesammelt hat.
Natürlich wurde alles ausgetauscht und durch neue Äste ersetzt, jedoch passiert es immer wieder und ich frage mich, was ich ändern könnte.

Das Problem hatte ich auch schon. Bei mir hat es geholfen, die Holzeinrichtung regelmäßig rauszunehmen und mit heißem, am besten kochendem Wasser abzuspülen. Mittlerweile gibt es schon seit Wochen keinen Schimmel mehr am Holz, scheint also funktioniert zu haben

Eine weitere Beobachtung von mir war/ist, dass obwohl die Beiden recht viel Platz und Möglichkeit zum Austoben haben, sie doch recht oft an der Scheibe kleben. Ist es normal?

Manche Schnecken kleben einfach gern an der Scheibe, weshalb auch immer. Es könnte aber auch daran liegen, dass sie den Boden meiden, weil er zu sauer ist oder Bestandteile enthält, die den Schnecken schaden können. Was für Erde verwendest du denn?

[JackundRose]

Erstmal danke für die raschen Antworten!
Soweit ich weiß, kommen die Schnecken aus der Lebensmittelindustrie, ich kann mir also nicht wirklich vorstellen, dass sie von Milben befallen sind. Die Erde, die in der Box ist, ist nicht von Draußen. Ich habe einen terrarium-geeigneten Humus-Block zum Quellen in Wasser gekauft. Also würden die Milben auch nicht durch die Erde dazukommen können.
Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass die Erde sauer ist, da sie sich da ab und zu einbuddeln. Aber wenn es so wäre, wie könnte ichs überprüfen?

LG

[Knusperzunge]

Es gibt so PH-Wert-Teststreifen. Aber wenn du einen Humus-Block für Terrarien verwendest (Kokoshumus, nehm ich an?), dann kann ich dir auch so schon verraten, dass der Bodengrund zu sauer ist. Humusziegel werden von den meisten Schneckenhaltern verwendet, aber da sie von Natur aus einen sauren PH-Wert haben, muss der Bodengrund aufgekalkt werden. Denn die Säure greift sonst die aus Kalk bestehenden Schneckenhäuser an, was auf die Dauer natürlich nicht gut ist. Es kann gut sein, dass die Schnecken den Boden eher meiden, wenn sie wach sind, aber zum Schlafen dann doch runterkriechen, weil sie sich dafür eben einbuddeln wollen. Aber keine Sorge, von ein paar Tagen (oder auch Wochen) auf zu saurem Boden nehmen die Schnecken noch nicht sofort Schaden

Hier findest du alles übers Aufkalken.

[die_clauz]

Hallo JackundRose,

schön, dass du die Beiden von der sinkenden Titanic gerettet hast!
Auch die drei kleinen sind hübsch, jetzt fehlt dir ja nur noch ein Tarzan, um die Pärchen komplett zu haben Aber der schlüpft bestimmt schon bald^^

Zum Thema Kalk hat Knusperzunge dir ja schon einen Link geteilt. Ich würde dir empfehlen (aber ich warne dich vor, da scheiden sich die Geister), möglichst viel von draussen ins Terrarium zu bringen. Je ähnlicher dein kleines Biotop der "echten" Natur ist, umso mehr regelt sich alles von allein. Viele Bodenbewohner sind nützlich im Kampf gegen den Schimmel und sorgen für ein gutes Klima. Du kannst also ruhig Walderde (Erde von Maulwurshaufen ist auch beliebt), Laub (Buchenlaub z.B. ist super, wird von vielen Schneckenarten auch gefressen), Zweige von draussen usw benutzen. Üblicherweise schleppst du dir so schon ganz automatisch ein paar Springschwänze und Asseln ein. Und die arbeiten dann für dich Bezüglich der Äste im Terrarium habe ich die Erfahrung gemacht, dass frische (vom Baum) viel schneller schimmeln als Stöcke, die schon länger im Wald herumlagen. Frische, belaubte Äste sehen natürlich schöner aus, die Blätter werden zum Teil auch gefressen, aber die würde ich dann einfach herausnehmen und wechseln, wenn sie anfangen zu schimmeln.

Bezüglich der Schneckenmilben kann ich nicht viel sagen, da diese bei Europäern eher verbreitet zu sein scheinen und ich keine europäischen Schnecken halte. Aber soweit ich weiß, kannst du dir die nicht durch Einrichtungsgegenstände einschleppen (also kein Grund, die kleinen "steril" zuhalten), da diese Milben ausschließlich auf den Schnecken selbst sitzen und ohne diese nicht überleben. Aber natürlich kann es sein, wie Rasplutin schon geschrieben hatte, dass deine Schnecken sie unglücklicherwese schon von ihrer vorherigen Heimat welche mitgebracht haben.
Ich hab mal was aus Wikipedia rauskopiert, https://de.wikipedia.org/wiki/Schneckenzucht: "Probleme: Bei freilebenden Schnecken ist Parasitenbefall eher selten, in Massen gehalten kommt bei Zuchtschnecken insbesondere der Befall mit Ricardoella limacum, einer speziellen Art von Milben, häufig vor und kann sich bis zur Plage im Bestand ausweiten. Die Milben leben meist in der Atemhöhle der Schnecken, können sich jedoch auch in deren Körper bohren. Bei den Schnecken kommt es bei starkem Milbenbefall zu Appetitlosigkeit, Apathie und nach wenigen Wochen zum Tod. Da bei Zuchtschnecken Parasiten nicht behandelt werden, werden die Schädlinge mit verarbeitet. Für den Menschen ist dies jedoch nicht schädlich."
Sofern du aber auch nach mehrmaliger Kontrolle keine sehen kannst, wird sich das Thema wohl auch erledigt haben

Viel Spaß mit deinen neuen Haustieren und halte uns auf dem Laufenden

Viele liebe Grüße, Claudia