Überwintern oder Aussetzen?

[Marodeur]

Hallo,

im Juli diesen Jahres, als es so heiß und trocken war, wurde in der Nachbarschaft ein Gartenteich durch einen Sandkasten ersetzt und meine Tochter (7) rettete dabei zwei Weinbergschnecken und zwei Gartenbänderschnecken vor dem sicheren Ende. Weil die ganzen Gewässer ausgetrocknet waren, habe ich mich breitschlagen lassen und ein Terrarium zweckentfremdet - seitdem haben die vier Kameraden bei uns in der Wohnung gewohnt. In der Zeit haben wir alle tatsächlich eine Menge über die Anatomie und das Verhalten von Schnecken gelernt - wer hätte das gedacht... Nachdem Töchterlein brav alle zwei Tage frisches Grün gesammelt hat und wir mit Wasserschale, Gemüse und Eierschalen hoffentlich nicht allzu viel falsch gemacht haben, werden die Schnecken mittlerweile schnell inaktiv und haften sich an der Terrariumwand oder ihrer Höhlenwand fest. Google sagt mir als Laien nun teilweise widersprüchliche Dinge zur Thematik Überwintern und auch die Suchfunktion hier im Forum hat nur begrenzt geholfen (was auch am Umfang liegt, den ich so nicht erwartet hätte ). Daher folgende Fragen an die Experten:

1. Ich würde die Schnecken durchaus wieder auswildern - feucht genug ist es. Aber die Winterpause scheint zeitmäßig schon zu laufen - von daher weiß ich nicht, ob es dafür schon zu spät ist. In diesem Zusammenhang - müssen sich Schnecken eigentlich "Winterspeck anfressen"? Durch den Aufenthalt in der Wohnung könnte ich mir vorstellen, dass die Notwendigkeit aus Sicht der Schnecken dafür noch nicht da war... Und wo würde ich die am besten aussetzen? Am Wasser oder lieber auf einer Wiese oder lieber in Laubhaufen verbuddeln?

2. Zweite Variante wäre der Verbleib im Terrarium. Da wäre dann die Frage - sollte das in den Keller? Sind Temperaturen knapp über Null oder Null auch wirklich in Ordnung? Soll ich sie dafür von der Scheibe abpflücken und unter Laub oder ähnlichem vergraben oder lässt man sie besser an der Glaswand? Luft kommt übrigens genug in das Terrarium - ich habe ein Brett mit einem großen Gaze-Bereich versehen und draufgelegt.

3. Falls Option 2 zu empfehlen ist - kann ich die Schnecken problemlos nach dem Winter wieder auswildern?

Vielen Dank für eine Antwort im Voraus. Es sind "nur" Schnecken, aber zu Schaden sollen sie ja trotzdem nicht kommen. Zumal sie von Frau und Tochter mittlerweile Namen verpasst bekommen haben .

Viele Grüße
Maro

PS: Hier noch ein Foto vom Terrarium. Großzügiges auslegen von Grünzeug ist aufgrund der Jahreszeit leider nicht mehr möglich...

[Rasplutin]

Ich weiss zwar nicht wo du wohnst und wie es da um diese Jahreszeit temperaturmässig aussieht - aber ich würde jetzt keine Schnecken mehr nach draussen setzen.

Weinbergschnecken können ohne Weiteres mal ein Jahr auf den Winterschlaf verzichten, das macht nichts. Ich würde dir noch nicht einmal raten, das Terrarium in den Keller zu stellen, sondern es da zu lassen, wo es jetzt steht.

Was du machen kannst, ist den Schnecken eine Schale mit Erde hinzustellen, 7cm (oder besser mehr) tief. Es ist gut möglich, dass sich die Weinbergschnecken darin eingraben (auch wenn sie im Zimmer stehen). Ihre innere Uhr ist verblüffend genau und Temperatur nur EIN Faktor der den Winterschlaf auslösen kann.

Übrigens: mit ungemahlenen Eierschalen können Weinberg- und Bänderschnecken wenig anfangen - wenn möglich, solltest du die Schalen zermörsern oder sonstwie pulverisieren.

[Skilltronic]

Hallo Marodeur,

ich würde es bei Tagestemperaturen von durchschnittlich 16° tatsächlich noch wagen, heimische Schnecken an einem geschützten, belaubten Ort "auzuwildern".
Solltest du das Risiko nicht eingehen wollen, kannst du sie an einem kühleren Ort überwintern.

Ich kann auf dem Photo nicht erkennen, welches Bodensubstrat sich in deinem Terrarium befindet - ist es aufgekalkt? Laub würde ich auch hier hinzufügen.

Grüße
Skill

[Marodeur]

Vielen Dank für die schnellen Antworten. Nach einigem Abwägen in der Familienkonferenz werden wir die Schnecken heute an einem geeigneten Ort wieder in die Natur entlassen - die kommenden Tage soll es noch warm bleiben und wie ich einigen Beiträgen entnommen habe, muss auch das Überwintern nicht zwangsläufig gut gehen.

Den Hinweis mit den Eierschalen habe ich umgesetzt - irgendwo in einem Beitrag war ein Kalkbrei beschrieben und der Versuch mit Eierschalenpulver, Fischfutter, Mehl und Zucker kam zumindest bei den Weinbergschnecken gut an...

Trotzdem hätte ich aufgrund des Inputs noch ein paar Fragen, damit ich beim nächsten Mal schlauer bin:

1. Beim Einrichten des Terrariums habe ich klassischen Terrariensand gekauft, weil ich Angst hatte, durch normale Gartenerde auch Schädlinge oder andere Kleintiere einzuschleppen, die sich bei Raumtemperatur vermehren und womöglich den Schnecken schaden. Extra Kalk habe ich nicht aufgebracht - dafür waren die Eierschalen vorgesehen - mache ich beim nächsten Mal. Mir ist aber natürlich aufgefallen, dass die Schnecken sehr selten über den Boden gleiten sondern sich vor allem am Kork, Ast oder der Glaswand aufhalten. Was wäre denn das beste Bodensubstrat für Schnecken?

2. Im Wenn sich die Schnecken irgendwo im Terrarium festpappen, sollte man sie dann überhaupt proaktiv abpflücken? Wir haben das immer so gehandhabt, dass wir ca. alle drei Tage die Schnecken abgesammelt haben und in einer flachen Schale mit Wasser besprüht haben. Daraufhin sind die immer sehr aktiv geworden und haben sich wild über das bereitgestellt Grünzeug hergemacht. Die Frage wäre halt - ist das überhaupt richtig? Was passiert, wenn man die Schnecken nicht anrührt? Im Terrarium gibt es ja keinen Regen, der die Schnecken "aufwecken" könnte...

3. Der Hinweis mit dem Laub ist auch gut - aber auch da stellt sich die Frage, ob man besser trockenes Laub nimmt oder besser frisches (feuchtes) Laub, welches aber potentiell verrottet oder Schädlinge beinhaltet...

Viele Grüße
Maro

[Rasplutin]

Das beste Indiz für sowohl einen geeigneten Ort als auch ob der Zeitpunkt noch OK ist wäre, wenn dort noch andere Schnecken sichtbar aktiv sind.

1. [...] Was wäre denn das beste Bodensubstrat für Schnecken?

Da muss nach der gehaltenen Schneckenart unterschieden werden; nach meinen Erfahrungen ist für Weinbergschnecken Walderde aus Laubwälden oder Erde aus dem Garten gut geeignet.
Die darin enthaltenen kleinen Lebewesen sind nicht störend, alles Größere lässt sich manuell aussortieren (z.B. Asseln, aber nur, weil diese sich stark vermehren können - oder Hundertfüsser, weil diese jüngere Schnecken belästigen).
Die Erde zu "sterilisieren" (durch Erhitzen) halte ich bei Weinbergschnecken für keine gute Idee.
Mit einem Sandsubstrat können Weinbergschnecken wenig anfangen, deshalb lieber Erde verwenden.

Weinbergschnecken kriechen eher selten auf dem Boden (oft nur zur Futtersuche oder zur Eiablage), sie versuchen instinktiv, sich vor Feinden zu schützen und kriechen gerne "nach oben". Im Wald ist das an Baumstämmen hoch, im Terrarium sind es die Glasscheiben.

2. Im Wenn sich die Schnecken irgendwo im Terrarium festpappen, sollte man sie dann überhaupt proaktiv abpflücken?

Alle 3 Tage erscheint mir viel zu oft, nach meiner Erfahrung hängen Weinbergschnecken gerne mal wochenlang an einer Stelle. Aber ich kann nur vermuten, dass sie es "gerne" machen.

3. [...] stellt sich die Frage, ob man besser trockenes Laub nimmt oder besser frisches (feuchtes) Laub

Ich empfehle luftgetrocknetes Laub, weil es sich für die laublose Zeit besser lagern lässt.
Gut sind Blätter, die sowohl gerne gefressen werden als auch Versteckmöglichkeit bieten, z.B. Ahornblätter.

[Schnexi]

Hallo zusammen!

Ich wollte nicht hinzufügen, dass ihr die Schnecken ruhig hängen lassen könnt. Meine Weinbergschnecken hängen oft eine Woche lang an ein und dem selben Fleck. Wenn ich mir Sorgen mache, sprühe ich sie maximal etwas an.

Das geht bei mir seit 3 Jahren gut so, also keine Angst.

Liebe Grüße Schnexi