Einsteigerfragen

[Gurkini]

Gurkini
 

Hallo zusammen, die Geschichte wie ich hier gelandet bin ist etwas verrückt. Es war Januar und ziemlich kalt, als mein kleiner Sohn in der Tiefgarage eine Schnecke fand. Der kleine Mann stellte sogleich fest, dass ihr ein Kalkdeckel fehlte. Dennoch fühlte sich das Haus bewohnt an. Zu sehen war kaum etwas. Im ersten Augenblick glaubte ich ein unbewohntes Haus in Händen zu halten. Das Gewicht liess jedoch etwas anderes ahnen. Mein kleiner Mann und meine Tochter wollten das Tier unbedingt in die Wohnung nehmen. Meine grosse meinte: "Der wird erfrieren und vertrocknen". Somit kam das kleine bräunliche hübsche Schneckenhaus in unsere Obhut. Trotz feuchtem Untergrund, Regensimulation mit Wasser Sprüher und Gurkenscheibe als Köder schien sich niemand zu zeigen. Erst am 2. Tag war da ein Fühler... Somit war er da. Er begann Gurkenscheiben und Zucchini zu futtern und bekam Duschen unter dem dünnsten Wasserstrahl. Er schien dies sichtlich zu geniessen. Er trank ab Hahn und räkelte sich unter der Dusche. Soweit so gut. Jetzt begann bei uns das Schneckenleben. Gurkini musste während unserem Skiurlaub zu Oma und Opa fahren. Ich hatte inzwischen gelesen dass er Kalk braucht. Die von den Grosseltern zerriebenen Eierschalen mundeten aber nicht. So dass ich nach meiner Rückkehr dank Infos aus dem Forum und mit Hilfe eines befreundeten Akatschneckenhalters zur Sepiaschale griff. Das schien zu munden. Der kleine Kriecher wuchs dann auch plötzlich sehr schnell. Sein Schneckenhaus vergrösserte sich zirka um das Doppelte in 2 Wochen. Von 1cm auf gute 2 cm. Mit Fuss misst Gurkini ausgestreckt ca. 4 cm. Dann kamen die ersten warmen Tage und eigentlich wollte ich ihn in die Natur zurückbringen. Sein schnelles Wachstum machte mich stutzig und auch sein dekoratives Häuschen schien mir unvertraut. Somit ab in's Internet. Bald musste ich vermuten, dass es sich bei unserem Fraund um eine Helix Aspersa handelt (gefleckte Weinbergschnecke). Ein Südländer! Nicht geeignet für Temperaturen unter 5°. Gurkini ist uns ans Herz gewachsen und niemals würden wir ihn gefärden wollen. Nun kommen die Fragen... Stimmt meine Zuordnung? Ist er wirklich ein kälteempfindliches Exemplar ohne Kalkdeckel? Wie weiter mit ihm? Wir wären gewillt ihn zu behalten aber nur in artgerechter Haltung. Kann man ihn mit einheimischen Weinbergschnecken kreuzen und den Nachwuchs dann als Winterfest entlassen? Kann man ihn auch in Schlafurlaub schicken wie das mein Kumpel mit seinen Akatschnecken während seiner Ferien immer tut? Was sind optimale Haltungsbedingungen? Braucht er jetzt noch einen Winternachschlaf? Wenn ja was soll ich dazu beachten? Uffff… der kleine Schleicher hat uns echt unerwartet überfallen. Bilder zur Bestimmung im Anhang. Danke für Eure Hilfe!

[die_clauz]

Hallo Gurkini,

herzlich willkommen hier im Schneckenforum!
Schön, dass ihr die verirrte Schnecke aufgenommen habt!
Nicht wundern, ich habe deinen Thread gerade in die Anfängerecke geschoben, dort passt er besser hin.
Im Anfängerbereich und über die Suchfunktion findest du sicher schon viele Antworten auf einige Fragen, ich versuche mal kurz auf die wichtigsten einzugehen
Es handelt sich bei eurem Findling um eine Cornu aspersum, Helix ist ein "alter" Name für diese Art. Daher ist sie nicht ganz so eng mit den uns bekannteren Weinbergschnecken verwandt und eine Kreuzung ist nicht möglich.
Eine Winterruhe wird sie nicht mehr brauchen.
In das Thema Aussetzen von Nachzuchten, die in Befangenheit geschlüpft sind, sollte man sich als Halter europäischer Arten (und das seid ihr ja nun ) tiefer einlesen.
Alles weitere dann morgen

Viele liebe Grüße, Claudia

[Gurkini]

Liebe Claudia, danke für deine ersten zwei für mich absolut wichtigen Hinweise. Für uns ist es jetzt wichtig herauszufinden ob wir dem kleinen Tier gerecht werden können. Bis vor seiner Ankunft war meine Devise - Kein Haustier - . Wir leben unweit vom Zoo und somit in regelmässiger Tiergesellschaft. Allfälligen Nachwuchs würden wir dort auch los doch das bringe ich bestimmt nicht übers Herz, auch wenn ich den Ameisenbär sehr nett finde und ihm einen Leckerbissen gönnen würde. Zudem müssten wir ja eine Partnerschnecke für Gurkini finden.
Ich gehe erstmal auf die Suche im Forum um zu erfahren was Gurkini so bräuchte. Für Tips und Hinweise bin ich sehr dankbar. Wir sind ja echt einfach über diese Schnecke gestolpert. Liebe Grüsse Chantal (Gurkini)

[Gurkini]

Wenn ich erstmal sein Terrarium passend ausstatten will benötige ich für Gurkini auch gekalkte Erde wie für Akatschnecken? Kann ich mich einfach an die Akatprofis hAlten? Alles identisch nur etwas kleiner?

[Eloise]

Ich würde Dir Terrarienerde (Zoofachhandel), gemischt mit Laub und kohlensaurem Kalk (aufkalken) empfehlen. Schau mal bei Europäische Arten. Da findest Du alle Themen.
Bitte Eines dringend: die Schnecke nicht duschen und nicht an oder unter den Wasserstrahl (auch wenn er nur klein ist) halten. Sie fürchtet zu ertrinken, reckt und streckt sich als Fluchtbewegung. Den Strahl sieht sie als Halm und will daran hoch. Sie genießt nicht, sie flieht und hat Todesangst.
Eher bitte ins Terrarium eine flache Wasserschale stellen (z. B. Plastikblumenuntersetzer, 1 cm Wasserstand), sie geht dann, wenn sie es will, baden.

[Gurkini]

Liebe Eloise, gestern haben wir eine neue Unterkunft eingerichtet. Er hatt ein flaches Wassergefäss bekommen. Interessiert ihn wenig. Er liebt aber sein Katzengras. Er ist darin stundenlang herumgekrochen und hat auch davon gekostet. Im Fachhandel fand man es sei nicht nötig aufzukalken und empfahl mir Erde aus dem Wald zu erhitzen, dann neu anzufeuchten. Hoffe das ist nicht ganz falsch. Laub können wir ja noch dazugeben. Moos scheint er nicht zu mögen. Sein Räkeln unter dem Wasser habe ich somit ganz falsch interpretiert. Dann lassen wir das in Zukunft. Zum Kalk er hat ein grosses Stück Sepiaschale. Da geht er auch ran. In letzter Zeit frisst er nur Gurken alle Früchte oder Blätter lässt er liegen nur das Katzengras hat er gekostet. Liebe Grüsse Chantal

[Gurkini]

Kann ich Gurkini mit gutem Gewissen alleine halten? Wenn nicht wo bekomme ich einen Artgenossen? Wie verhindert man, dass nach wenigen Wochen die Wohnung voller Schnecken ist? Gibt es die Möglichkeit Gurkini so zu paaren, dass eine winterfeste Art entsteht, welche man in die Freiheit entlassen kann? Es ist mir klar, dass man die Erde nach Eiern absuchen muss. Was, aber wenn man welche übersieht?

[die_clauz]

Liebe Chantal,

bezüglich des Bodengrunds zitiere ich mich einfach mal aus diesem Thread:

wenn du über die Suchfunktion Schlagworte wie zB Bodengrund, Blumenerde, Kokosbricks... usw eingibst, kannst du dir eine Menge (unterschiedliche ;) ) Meinungen Einholen. Es gibt nicht die eine richtige Lösung, aber sicher die passende für jeden. ;)
Ich habe zB hier vor einiger Zeitmal was dazu geschrieben, Diana hat in diesem Thread nochmal was zur Blumenerde geschrieben.
Meiner Meinung nach muss sich im Becken ein eigenes Mikroklima bilden, damit es auf dauer stabil bleibt, die "bösen" Keime nicht überhand nehmen und beispielsweise Schimmel keine Chance hat. Deshalb finde ich sterilen Bodengrund wie abgekochte oder gebackene Walderde ebenso kontraproduktiv wie reinen (wenn auch aufgekalkten) Kokoshumus. Die Mischung macht's ;)

Zur Einzelhaltung von Schnecken gab es schon so einige Diskussionen hier im Forum (bei Interesse kannst du auch da ja mal die Suchfunktion bemühen), allgemein wird sie nicht empfohlen (ich rate auch dringend davon ab), ganz einfach schon alleine deshalb, weil dadurch kein Vorteil für die Schnecke besteht - und bei der Haltung von Tieren geht es ja nicht um einen Kompromiss, sondern bestenfalls um das Optimum ;) Man nimmt ihr die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu Artgenossen, ihr Leben dürfte somit ziemlich langweilig sein, ebenso ergeht es wohl auf Dauer dem "Zuschauer" ausserhalb des Terrariums. Gerade das Beobachten der Interaktion der Schnecken macht Spaß. Das Frosten der Gelege und, falls übersehen, auch der Jungschnecken gehört dazu, es sei denn man hat einen Abnehmer zB in Form von schneckenfressenden Tieren.
Auch in Einzelhaltung kann es sein, dass Schnecken befruchtete Eier legen. Sei es aus gespeichertem Sperma einer Paarung in der Zeit vor ihrer "Gefangenschaft" (und das hält viele Monate!), als auch, wie bei ein paar Arten zu beobachten (ich weiß gerade nicht, ob Cornu aspersum auch dazu gehört..) per Selbstbefruchtung.
Das Aussetzen von Nachzuchten kommt schlichtweg nicht in Frage, egal ob ortsansässige oder ortsfremde Tiere. Was im Terrarium schlüpft, bleibt von der Aussenwelt weg. Auch, wenn es hier "nur" Schnecken sein mögen. Cornu aspersum kann sich mit Helix pomatia nicht verpaaren bzw keinen Nachwuchs zeugen. Die Idee, eine "winterharte" neue Art zu schaffen, die man dann aussetzen kann, darauf ist hier bislang noch keiner gekommen... Sorry, dass ich das so deutlich sagen muss, aber das geht garnicht!
Ob man Gurkini selbst nochmal aussetzen könnte, keine Ahnung.. Wenn man wüsste, dass es bei euch in der Gegend eine Cornu-Population gibt (es gibt nämlich durchaus relativ frostfeste), aus der er stammt, dann denke ich spricht nichts dagegen ihn an selber Stelle wieder freizulassen, er könnte ja aber auch zB aus einem südländischen Salat gefallen sein, das kann man nicht wissen... Dann wäre es eher schlecht und ihm wäre nicht geholfen. Da ist er bei dir weitaus besser aufgehoben ;)
Artgenossen für Gurkini kannst du zum Beispiel hier übers forum finden, im Marktplatzbereich findest du vielleicht ein Angebot, ansonsten kannst du ein Gesuch schreiben. Vielleicht hat ja jemand gerade Nachwuchs zur Abgabe oder, da es ja nicht direkt eilt, lässt ein Ei für dich schlüpfen.
Ich denke jedenfalls, dass Gurkini erstmal in guten Händen ist, du bist sehr bemüht dich zu informieren und alles richtig zu machen, auch wenn du so spontan und ungeplant auf die Schnecke gekommen bist :)

Viele liebe Grüße, Claudia

[Gurkini]

Liebe Claudia, inzwischen habe ich den Boden gewechselt. Bevor alles zu grauen beginnt. Ich hoffe ich habe mit Waldboden erhitzt, Kokoserde und Vogelsand einen guten Mix gefunden. Fühlt sich gut an und ist nicht mehr so pflotschig. Gurkini klebt jetzt nicht mehr am Deckel. Ich deute dies als gutes Zeichen. Im Fachhandel fand meine Tochter beim Stöbern einen Korkstamm ausgehölt. Den haben wir bearbeitet, so dass Gurkini einen Kriechtirm mit Eingang unten und Ausgang oben hat. Er hat den Stamm nach der ersten Nacht erobert und klebt jetzt meist innen an der Wand. Ich hoffe Kork ist in Ordnung. Nach ansässigen Kolonien sind wir fleissig am suchen, da ist nichts zu finden. Ev. Ist es noch zu. früh .Liebe Grüsse Chantal Danke für dieine Hilfe. Bis Bald