Bänderschnecke mit großem Loch im Haus

[Zysia]

Hallo liebe Leute vom Schnecken-Forum!
Ich habe mir hier einen Account gemacht, damit ich euch um Rat fragen kann. Und zwar habe ich vor wenigen Tagen eine verletzte (oder sagt man in diesem Fall eher "beschädigte"?) Schnecke gefunden. Ich vermute, dass es sich um eine Hain-Bänderschnecke handelt, aber ganz sicher bin ich nicht. Ich weiß leider nur wenig über Schnecken In ihrem Haus klafft jedenfalls ein ziemlich großes Loch (Foto 1), die Schnecke selbst scheint jedoch unverletzt zu sein.

Da ich mal einen Artikel darüber gelesen hatte, dass Schnecken mit beschädigten Häuschen dieses regenerieren können, wenn man sie sicher unterbringt und ihnen die richtigen Nährstoffe zuführt, hab ich sie mit nach Hause genommen. Ich habe eine Tupperdose zum provisorischen Terrarium umfunktioniert, mit Maulwurfserde und Laub befüllt und ein Stück Sepia hineingelegt. Zum Fressen habe ich der Schnecke Gurke, Möhre und Löwenzahn gegeben. Damit sie genug Luft bekommt, hab ich die Tupperdose mit einem Tuch abgedeckt und das Ganze mit einem Gummiband befestigt. Da diese Unterbringung aber etwas sehr McGyver-mäßig ist, hab ich heute ein Faunarium von Exo Terra bestellt, dass hoffentlich in den nächsten Tagen ankommt.

Mir ist aufgefallen, dass die Schnecke sich meistens, wenn ich nach ihr sehe, in ihr Haus zurückgezogen hat und dieses etwas merkwürdig auf der Seite liegt. Wenn ich sie und ihre Umgebung dann mit Wasser besprühe, kommt sie heraus und bewegt sich (Foto 2: Hier sieht man ihre Reaktion, nachdem ich sie morgens gerade frisch besprüht hatte). Ich besprühe sie etwa 2-3 mal am Tag mit einer Sprühflasche, die recht feinen Nebel erzeugt.

Ich hätte ein paar Fragen, die ich jetzt einfach mal der Reihe nach stelle und vielleicht finden sich ja hier ein paar nette Menschen, die so lieb sind, mir weiterzuhelfen, damit ich der Schnecke helfen kann

Frage 1: Es sieht für mich so aus, als schaue die Schnecke die meiste Zeit über nicht aus ihrer eigentlichen Öffnung heraus, sondern dem neuen Loch in ihrem Haus, also der beschädigten Stelle (Foto 3). Ist das irgendwie bedenklich?

Frage 2: Wie oft soll ich die Schnecke am Tag mit Wasser besprühen, damit sie nicht austrocknet? Soll ich die Schnecke selbst überhaupt besprühen oder nur ihre Umgebung? Bedeutet ihr Rückzugsverhalten möglicherweise, dass es ihr zu trocken ist? Ich hoffe ja, dass das Faunarium, das ich bestellt habe, die Feuchtigkeit etwas besser halten wird, als die jetzige Unterbringung. Gibt es vielleicht einen bestimmten Untergrund, außer Erde, den ich verwenden sollte, damit die Schnecke sich wohl fühlt?

Frage 3: Die Schnecke selbst scheint zwar unverletzt zu sein, aber ich mache mir trotzdem Sorgen, dass sie sich vielleicht irgendwie eine Infektion zuziehen könnte (sie ist ja jetzt in einer Wohnung, wo vielleicht fremde Keime lauern). Worauf muss ich achten, um das zu verhindern?

Frage 4: Ich habe der Schnecke ein Stück Sepia bereitgelegt, aber ich habe gelesen, dass Sepia evtl. zu hart sein könnte. Darum will ich ihr heute ein paar zerriebene Eierschalen ins Gehege streuen. Macht es einen Unterschied, ob die Eierschalen vorher gekocht wurden? Oder anders gefragt: Eignen sich die Schalen von ungekochten Eiern besser, um die Schnecke mit Kalk zu versorgen, als die von gekochten Eiern?

Frage 5: Es ist ja jetzt bereits Oktober und ich gehe davon aus, dass - auch wenn alles gut läuft - es eine Weile dauern wird, bis die Schnecke ihr Häuschen repariert hat. Darum stelle ich mich drauf ein, die Schnecke bei uns zu Hause überwintern zu lassen. Wie mache ich das am besten und worauf muss ich dabei achten? Was wäre ein besonders guter Stellplatz für das Schnecken-Faunarium? Woran erkenne ich, dass die Schnecke Winterruhe halten möchte?

Frage 6: Das klingt jetzt vielleicht etwas albern, aber sollte ich draußen nach einem Artgenossen suchen und zu meiner Schnecke dazu setzen, damit sie während ihres Aufenthalts bei mir nicht allein ist? Können Schnecken sich einsam fühlen oder Angst haben, wenn sie ohne Artgenossen sind?

Ich glaube, das waren erst mal alle Fragen, die ich habe. Ich wäre wirklich allen Schneckenfreunden hier im Forum für ihren Rat dankbar, denn ich möchte der armen Schnecke wirklich gerne helfen, wieder heil und gesund zu werden. Ich habe ihr auch schon einen Namen gegeben: "Mampfred" (weil ich finde, dass das Fressen bei Schnecken so richtig nach Mampfen aussieht ). Foto 4 ist noch ein Bonusfoto von Mampfred, weil ich finde, dass er/sie darauf besonders niedlich aussieht.

Vielen lieben Dank im Voraus!

Zysia

[Slimyfriends]

Moin, (wie du schon richtig meintest) ist das eine Cepaea nemoralis (siehe dunkle Gehäusemündung). Sie hat ein großes Loch im haus, aber wenn sie schon die letzten paar Tage überlebt hat, hat sie durchaus eine gute Chance Allerdings können Bänderschnecken leider nicht so gut und "verlässlich" reparieren wie Weinbergschnecken, nur dass du das im Hinterkopf behältst.

1) ja sie guckt "eine Öffnung zu früh" raus, bedenklich ist das erstmal nicht, aber sie kann es so nicht vernünftig schließen. Kannst du sie vorsichtig (mit nassen Händen) in die richtige Öffnung navigieren?

2) eigentlich gar nicht, der erste Schritt der Reparatur ist eine dünne Kalkschicht (die dann dicke wird) und kann sich dadurch abspülen. Das sie sich zurück zieht ist normal, sie muss sich ausruhen.
-> Setze sie auf nasses Küchentuch bis sie ein repariertes Häuschen hat Das ist hygienischer, kann die Membran nicht beschädigen, hält und gibt gut Feuchtigkeit
->die Dose kannst du gut mit Klarsichtfolie abdecken, so viel Sauerstoff baucht sie nicht

3) Das passt schon, Putzmittel7Seifenrückstände und alles chemische was sie einatmen könnte ist naklar doof

4) Ist die Sepiaschale gewässert? Ansonsten nochmal so 48 Stunden in Wasser einlegen (alle 12 Stunden austauschen) um das Salz zu entfernen. Koche die Schalen lieber ab um Keime abzutöten uuund die Eierschale muss wirklich klein zerrieben werden (Sandähnlich)

5) Bänderschnecken bauchen keine so strenge Winterruhe wie Weinbergschnecken. In 2 Wochen könnte schon eine gute Schicht da sein und das Schneckchen dann sicher überwintern... fürs erste ist das aber egal, stell sie einfach in Zimmertemperatur. Hell aber keine direkte Sonne, nicht in der Küche. Wie groß ist denn das Faunarium? Sie sollte erstmal noch nicht von irgendwo unterfallen können.

6) Eher nicht. Schneckis haben durchaus ein Sozialverhalten und sollen mit artgleicher Gesellschaft leben, aber in dieser Reperaturphase ist das nicht so wichtig.

Schön dass du dich um die kleine kümmerst!

[Zysia]

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort!

Ich werde notfalls versuchen, sie vorsichtig zur richtigen Öffnung zu navigieren. Im Augenblick ruht die Schnecke sehr viel, darum will ich sie nicht unbedingt stören. Gestern sah es zwischendurch auch mal so aus, als hätte sie ihren Fehler selbst bemerkt und sei auf dem Weg zum "richtigen Ausgang". Sie zog sich in Richtung ihrer Öffnung zurück, kam dann aber erst mal nicht heraus, sondern blieb in ihrem Häuschen. Ich beobachte weiter; vielleicht bekommt sie es ja auch selbst hin, sich wieder in die richtige Position zu bringen.

Das mit dem nassen Küchentuch habe ich gemacht. Der Tipp war wirklich sehr hilfreich!

Chemische Substanzen befinden sich keine in der Nähe ihrer Unterbringung. Die Schnecke steht bei uns im Schlafzimmer, im Regal. Ich denke, die Temperatur hier im Zimmer ist ganz gut und die Schnecke bekommt so kein direktes Sonnenlicht ab.

Die Sepiaschale habe ich inzwischen nochmal gewässert. Allerdings scheint die Schnecke daran ohnehin nicht sooo viel Interesse zu haben. Ich hab ihr gekochte Eierschalen kleingemörsert und mit Wasser einen Brei daraus gerührt. An dem war sie auch dran. Ein gutes Zeichen, hoffe ich.

Das Faunarium ist 30 x 19,5 x 20,5 cm groß. Morgen soll es endlich ankommen.

Nochmal vielen Dank für deine Antwort! Wenn es etwas Neues gibt, berichte ich wieder.

[Zysia]

Meiner Schnecke scheint es leider nicht so gut zu gehen. Ich bin mir nicht mal ganz sicher, ob sie noch lebt

Sie liegt seit einigen Tagen nur noch herum, auf ihrem Häuschen. Ihre Unterseite sieht stellenweise auch etwas trocken aus (dunkel verfärbt). Ich habe sie zwischendurch immer mal wieder befeuchtet, in den ersten paar Tagen hat sie das immer noch dazu gebracht, nach draußen zu kommen. Aber mittlerweile stelle ich gar keine Reaktion mehr fest.

Habe ich irgendwas falsch gemacht? Falls die Schnecke noch leben sollte - was kann ich noch tun, um ihr zu helfen?

[Rasplutin]

Oje, das sieht leider so aus, als würde die Schnecke nicht mehr leben.
Der Weichkörper ist schon dunkel verfärbt, das sieht nicht gut aus.

Ich fürchte, wenn du an ihr riechst, wirst du bald den eindeutigen Geruch von "toter Schnecke" wahrnehmen - falls der nicht jetzt schon zu erkennen ist.
Die Schnecke war sehr schwer verletzt, du hast nichts falsch gemacht - mach dir keine Vorwürfe!

[Zysia]

Danke
Es tut mir sehr leid um die arme Kleine. Ich hätte ihr so gern geholfen.
Im Moment nehme ich noch keinen Verwesungsgeruch wahr. Auch wenn sie vermutlich tot ist, werde ich noch einen Tag warten, bevor ich sie nach draußen bringe. Nur um sicher zu gehen.

Ich danke euch für die Hilfe. Vielleicht kann ich ja irgendwann mal einer anderen Schnecke erfolgreich helfen, die in Not ist. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, mir hier einen Account gemacht zu haben. Das Schnecken-Forum ist wirklich eine super Ressource, wenn man Rat braucht. Nochmals danke!

[Fuzzi]

Hi,
bei so einem großen Schaden ist es leider sehr oft so das sie erst weiter rumschnecken und man denkt sie packt es, und nach einigen Tagen dann leider doch
versterben da hast Du nichts falsch gemacht, man steckt nicht drinn, manche schaffen es und andere leider nicht ....wie oben schon beschrieben haben Bänders oft Probleme größere Schäden zu reparieren, allerdings ist immer eine Chance da das sie es hinkriegen, und die hast Du ihr gegeben, dafür danke.
Tote Schnecken riechen schlimm, Du wirst es also riechen wenn sie gestorben ist , aber man muss leider davon ausgehen so wie der Fuß ausschaut

[Zysia]

Das letzte Foto von Mampfred der Schnecke

Ich hab "ihn" heute Morgen an einem friedlichen Ort unter einen kleinen Pilz gelegt.

Einen Frage hätte ich jetzt aber doch noch:
mehrere von euch hatten ja schon erklärt, dass Bänderschnecken nicht so gut darin sind, ihre Gehäuse zu reparieren. Ich frage mich jetzt natürlich, wie wirkt sich das auf die Sterblichkeit aus?
Ist der Energieaufwand für die Schnecke so groß, dass sie sozusagen an Erschöpfung stirbt? Bis auf das große Loch schien sie ja unverletzt zu sein und schneckte anfangs noch munter umher.

So traurig es ist, würde mich schon auch interessieren, was am wahrscheinlichsten zum Tod des armen Schnecklings geführt hat. Falls jemand von euch eine Theorie hat und sie teilen mag, würde ich mich freuen.

Liebe Grüße

Zysia

[Rasplutin]

Es ist schwierig, verschiedene Hausschäden miteinander zu vergleichen - wir wissen nicht sicher, welche Details einer Verletzung über Sterben und Überleben entscheiden.

Hier ist eine grosse Weinbergschnecke, deren Weichkörper unverletzt aussah, die aber dennoch nach 5 Wochen überraschend gestorben ist:
Großes Loch im Haus zukleben? [Helix pomatia]
Aus der Ferne beurteilt schien ihre Verletzung weniger schwer als die deiner Bänderschnecke.

[Fuzzi]

Ja, es schwierig etwas bestimmtes dafür auszumachen was die Sterblichkeit oder 'Heilung begünstigt. Ich hatte schon Bänders mit recht großem Schaden wo ich selbst zweifelte ob sie es packt, und sie hatte es gepackt. Dann hatte ich welche wo der Schaden sehr gering erschien, und die sind dann doch gestorben...ich glaube das bei einigen ( für uns unsichtbar) Quetschungen oder Verletzungen der inneren Organe stattfand, deren Auswirkungen erst Tage später kommen. Hmm, vielleicht vergleichbar mit inneren Blutungen, oder Lungenquetschungen, Herzoedem o.ä. Denn es fand ja auf irgendweine Weise ein Trauma statt. Bei manchen mehr bei anderen weniger. So meine Theorie